Huhu Waldschratin,
daaaanke für Deine verständnisvollen Worte!
Dem Kind in mir Raum lassen für seine Wut und Traurigkeit und anderen Gefühle aus einer Perspektive von Außen, also so als Erwachsene, die den Raum gibt dafür, das ist eine gute Idee.
Meiner Mutter zu schreiben, wie es mir als Kind ging, das hat mir gestern auch schon so unendlich gut getan. Ich hatte immer Angst, dass ich es bereue, wenn ich das mache, aber es hat sich wirklich gut angefühlt.
Alice Miller schreibt in ihren Büchern, dass Menschen, die ihre Kinder misshandeln, das unter anderem deswegen tun, weil sie nur so weiter ihre Wut gegen ihre eigenen Eltern leugnen können und die Eltern weiter idealisieren können. Nur dann, wenn die Wut da hin kommt, wo sie hin gehört, nämlich zu den misshandelnden Eltern, dann muss man nicht mehr krank werden oder die Wut an anderen auslassen.
Sie sagt außerdem, wenn man sich selber liebt, dann kann man nicht seinen Peiniger lieben.
Ich habe irgendwo manchmal schon Mitgefühl mit meiner Mutter, weil ich weiß, dass sie leidet. Aber mehr Mitgefühl mit ihr zu haben, als mit mir selber, das wäre schon irgendwie krank und das möchte ich nicht mehr.
Kontakt zur Familie - ja oder nein?
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
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Hallo Freifrau!
Ich wollte nochmal etwas dazu schreiben, vielleicht ist das jetzt nicht so nett und einfühlsam, aber ich bin vermutlich auch ein Stück weiter. Ich habe ja Jahre keinen Kontakt mehr mit meiner Mutter und ich finde das so auch die optimale Lösung für mich. Was eben bei mir auch anders ist, dass ich mehr oder weniger verstoßen wurde und sich nie die Mühe gemacht wurde zu mir Kontakt aufzunehmen, geschweige etwas zu klären. Ich war immer das Schaf was zum Schafott trabte. Mich interessiert auch inzwischen zudem die Stellung des Vaters, weil der ja meine Mutter quasi immer geschützt hat und mich über die Klinge hat springen lassen.
Mit der Traurigkeit und Wut rauslassen liegt man sicher gut, da muß man allerdings auch erstmal den Zugang zu finden, sich trauen- auch das ist schwer.
Nun will ich noch etwas zitieren und sage mal vorweg, dass ich Alice Miller wenig schätze bzw. ihre Bücher.
Auch, dass es so ist, dass man den Peiniger nicht liebt, hat mindestens zwei Deutungen und weiß auch nicht wie Frau Miller das beschrieben hat, aber es ist so nicht korrekt. Ich werde sicher nie einen fremden Vergewaltiger lieben, aber ich werde immer meine Mutter lieben, denn wäre es nicht so, hätte ich auch kein Problem.
Die enge Mutter Kind Bindung und die zwangsläufige Abhängigkeit von Zuwendung etc. machen das aus. Irgendwo liebt mich meine Mutter auch, da bin ich mir ganz sicher, aber die Krankheit läßt es nicht zu das entsprechend zum Ausdruck bringen.
Da ich mich gerade mit der Borderline Thematik auseinandersetze, fällt mir vieles schon leichter, auch die Schuldgefühle weichen, das Falsch sein geht so langsam. Und Wut hatte ich sowieso irgendwie nicht so wirklich, dazu habe ich vielleicht ein so seltsames Wesen, dass ich als Kind meine Mutter in ihrem Handeln schon angezeifelt habe, also das mit IHR etwas nicht stimmt und habe zum Glück nicht alles auf mich bezogen. Dennoch ist es sehr Komplex.
Wut oder Borderline verstehen, mir geht es mit dem Verstehen besser... ist so meine Art, auch wenn es mich früher in Therapie maßlos gestört hatte, weil ich dachte meine Mutter nimmt zuviel Raum in der Therapie ein. Jetzt nimmt Borderline die Therapie ein was für mich ein wesentlicher Schritt und Unterschied ist, auch um meine Mutter da loszulassen.
Viele Grüße!
candle
Ich wollte nochmal etwas dazu schreiben, vielleicht ist das jetzt nicht so nett und einfühlsam, aber ich bin vermutlich auch ein Stück weiter. Ich habe ja Jahre keinen Kontakt mehr mit meiner Mutter und ich finde das so auch die optimale Lösung für mich. Was eben bei mir auch anders ist, dass ich mehr oder weniger verstoßen wurde und sich nie die Mühe gemacht wurde zu mir Kontakt aufzunehmen, geschweige etwas zu klären. Ich war immer das Schaf was zum Schafott trabte. Mich interessiert auch inzwischen zudem die Stellung des Vaters, weil der ja meine Mutter quasi immer geschützt hat und mich über die Klinge hat springen lassen.
Mit der Traurigkeit und Wut rauslassen liegt man sicher gut, da muß man allerdings auch erstmal den Zugang zu finden, sich trauen- auch das ist schwer.
Nun will ich noch etwas zitieren und sage mal vorweg, dass ich Alice Miller wenig schätze bzw. ihre Bücher.
Es ist eine etwas einfache Erklrärung, mir jedenfalls zu einfach, wenn man glaubt, dass die Mutter ihr Kind mißhandelt um sich selbst oder die Probleme verleugnet. Das ist zu einfach, es ist zu wenig. Es stimmt ja, aber es stimmt auch nicht, weil ich denke, dass es sehr unbewußt abläuft, dazu kommt dann die mangelnde Impulskontrolle und vieles mehr. Klar ist es logisch die Wut an die richtige Stelle zu bringen, aber wer kann das schon. Ich nicht! Es würde mir auch nichts bringen, weil ich ja auch etwas Einsicht erwarten würde, aber das ist völlig unmöglich. Es ist ja auch so, dass nicht immer alles was einem angetan wird, zwangsläufig traumatisch wirkt, dazu bedarf es auch viel mehr.Freifrau hat geschrieben:
Alice Miller schreibt in ihren Büchern, dass Menschen, die ihre Kinder misshandeln, das unter anderem deswegen tun, weil sie nur so weiter ihre Wut gegen ihre eigenen Eltern leugnen können und die Eltern weiter idealisieren können. Nur dann, wenn die Wut da hin kommt, wo sie hin gehört, nämlich zu den misshandelnden Eltern, dann muss man nicht mehr krank werden oder die Wut an anderen auslassen.
Sie sagt außerdem, wenn man sich selber liebt, dann kann man nicht seinen Peiniger lieben.
Ich habe irgendwo manchmal schon Mitgefühl mit meiner Mutter, weil ich weiß, dass sie leidet. Aber mehr Mitgefühl mit ihr zu haben, als mit mir selber, das wäre schon irgendwie krank und das möchte ich nicht mehr.
Auch, dass es so ist, dass man den Peiniger nicht liebt, hat mindestens zwei Deutungen und weiß auch nicht wie Frau Miller das beschrieben hat, aber es ist so nicht korrekt. Ich werde sicher nie einen fremden Vergewaltiger lieben, aber ich werde immer meine Mutter lieben, denn wäre es nicht so, hätte ich auch kein Problem.
Die enge Mutter Kind Bindung und die zwangsläufige Abhängigkeit von Zuwendung etc. machen das aus. Irgendwo liebt mich meine Mutter auch, da bin ich mir ganz sicher, aber die Krankheit läßt es nicht zu das entsprechend zum Ausdruck bringen.
Da ich mich gerade mit der Borderline Thematik auseinandersetze, fällt mir vieles schon leichter, auch die Schuldgefühle weichen, das Falsch sein geht so langsam. Und Wut hatte ich sowieso irgendwie nicht so wirklich, dazu habe ich vielleicht ein so seltsames Wesen, dass ich als Kind meine Mutter in ihrem Handeln schon angezeifelt habe, also das mit IHR etwas nicht stimmt und habe zum Glück nicht alles auf mich bezogen. Dennoch ist es sehr Komplex.
Wut oder Borderline verstehen, mir geht es mit dem Verstehen besser... ist so meine Art, auch wenn es mich früher in Therapie maßlos gestört hatte, weil ich dachte meine Mutter nimmt zuviel Raum in der Therapie ein. Jetzt nimmt Borderline die Therapie ein was für mich ein wesentlicher Schritt und Unterschied ist, auch um meine Mutter da loszulassen.
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
Hallo candle,
ich bestehe nicht auf "nett und einfühlsam", sondern möchte Eure Meinung hören.
Alice Miller zeigt in ihren Büchern auf, dass Menschen, die andere misshandeln immer als Kinder auch misshandelt wurden. Sie tun es, weil sie es nicht anders gelernt haben und eben weil sie nie ihre Aggressionen in Bezug auf das misshandelnde Elternteil erleben konnten. Ich kann das freilich nur kurz in Sätzen zusammenfassen, was sie ausführlicher erklärt und für mich persönlich ist das absolut stimmig. Um die Wut und Aggressionen gegen die Eltern zulassen zu können, dazu braucht es keine Einsicht seitens der Eltern und dazu braucht es noch nicht einmal die Eltern. Es geht um das erneute Durchleben und Wahrnehmen der Gefühle im richtigen Zusammenhang. Um das Bewusstwerden, dass man gelitten hat und dass es nicht in Ordnung war, dass man so behandelt wurde. Und glaube mir, da gibt es Aggression. Als Kind begräbt man sie nur und lässt sie nicht zu, weil das lebensgefährlich wäre. Wenn man so gequält wird, dann MUSS Aggression entstehen. Und solange man noch Entschuldigungen für die Eltern findet, läuft man Gefahr, dass die Aggressionen dann irgendwo anders raus müssen. Gegen sich selber, indem man krank wird oder eben andere. Selbstverständlich ist das immer ein langwieriger Prozess. Für mich gehört eben dazu, dass ich jetzt hinschaue, nichts mehr entschuldige oder meine Mutter schone und das tue, was für mich gerade das Beste ist.
Und was die Liebe betrifft - Alice Miller beschreibt auch die Gründe, warum Kinder behaupten, dass sie ihre Eltern lieben, obwohl sie sie misshandelt haben. Und das ist in Wahrheit keine Liebe. Es ist eine Mischung von Bindung an die Eltern durch Mitleid, erzeugte Schuldgefühle und weil man in Wahrheit noch immer etwas erhofft. Weil man noch immer hofft, dass die Mutter einen irgendwann liebt, dass sie einen irgendwann gut behandelt und eben - alles einsieht. Und diese Hoffnung verwechseln die Kinder dann mit Liebe.
Ich weiß nicht, was Du mit Deiner Mutter erlebt hast. Meine hat mich körperlich und seelisch gequält. Und jemand, der das mit mir macht, der liebt mich nicht, der sieht mich noch nicht einmal. Sowas ist keine Liebe. Diese Illussion habe ich aufgegeben. Ich spür auch heute, dass meine Mutter alles mögliche von mir will und zu brauchen meint. Und wenn Du sie fragen würdest, dann würde sie sicher zu Dir sagen, dass sie mich liebt. Aber das tut sie nicht. Sie will nur meine Liebe haben und sie will noch vieles andere von mir, was sie von ihren Eltern nicht bekommen hat. Das ist ihr natürlich nicht so bewusst.
Ich habe mich auch schon mit dem Vaterthema befasst. Früher habe ich meinen Vater ziemlich idealisiert. Heute weiß ich, dass er zugesehen hat, wie ich misshandelt wurde, weil er zu feige war, mir zu helfen. Sicher hab ich viele Erklärungen dafür, das ändert für mich aber nichts daran, dass er mich im Stich gelassen hat.
ich bestehe nicht auf "nett und einfühlsam", sondern möchte Eure Meinung hören.
Alice Miller zeigt in ihren Büchern auf, dass Menschen, die andere misshandeln immer als Kinder auch misshandelt wurden. Sie tun es, weil sie es nicht anders gelernt haben und eben weil sie nie ihre Aggressionen in Bezug auf das misshandelnde Elternteil erleben konnten. Ich kann das freilich nur kurz in Sätzen zusammenfassen, was sie ausführlicher erklärt und für mich persönlich ist das absolut stimmig. Um die Wut und Aggressionen gegen die Eltern zulassen zu können, dazu braucht es keine Einsicht seitens der Eltern und dazu braucht es noch nicht einmal die Eltern. Es geht um das erneute Durchleben und Wahrnehmen der Gefühle im richtigen Zusammenhang. Um das Bewusstwerden, dass man gelitten hat und dass es nicht in Ordnung war, dass man so behandelt wurde. Und glaube mir, da gibt es Aggression. Als Kind begräbt man sie nur und lässt sie nicht zu, weil das lebensgefährlich wäre. Wenn man so gequält wird, dann MUSS Aggression entstehen. Und solange man noch Entschuldigungen für die Eltern findet, läuft man Gefahr, dass die Aggressionen dann irgendwo anders raus müssen. Gegen sich selber, indem man krank wird oder eben andere. Selbstverständlich ist das immer ein langwieriger Prozess. Für mich gehört eben dazu, dass ich jetzt hinschaue, nichts mehr entschuldige oder meine Mutter schone und das tue, was für mich gerade das Beste ist.
Und was die Liebe betrifft - Alice Miller beschreibt auch die Gründe, warum Kinder behaupten, dass sie ihre Eltern lieben, obwohl sie sie misshandelt haben. Und das ist in Wahrheit keine Liebe. Es ist eine Mischung von Bindung an die Eltern durch Mitleid, erzeugte Schuldgefühle und weil man in Wahrheit noch immer etwas erhofft. Weil man noch immer hofft, dass die Mutter einen irgendwann liebt, dass sie einen irgendwann gut behandelt und eben - alles einsieht. Und diese Hoffnung verwechseln die Kinder dann mit Liebe.
Ich weiß nicht, was Du mit Deiner Mutter erlebt hast. Meine hat mich körperlich und seelisch gequält. Und jemand, der das mit mir macht, der liebt mich nicht, der sieht mich noch nicht einmal. Sowas ist keine Liebe. Diese Illussion habe ich aufgegeben. Ich spür auch heute, dass meine Mutter alles mögliche von mir will und zu brauchen meint. Und wenn Du sie fragen würdest, dann würde sie sicher zu Dir sagen, dass sie mich liebt. Aber das tut sie nicht. Sie will nur meine Liebe haben und sie will noch vieles andere von mir, was sie von ihren Eltern nicht bekommen hat. Das ist ihr natürlich nicht so bewusst.
Ich habe mich auch schon mit dem Vaterthema befasst. Früher habe ich meinen Vater ziemlich idealisiert. Heute weiß ich, dass er zugesehen hat, wie ich misshandelt wurde, weil er zu feige war, mir zu helfen. Sicher hab ich viele Erklärungen dafür, das ändert für mich aber nichts daran, dass er mich im Stich gelassen hat.
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
Hallo!
Also was bei mir absolut vorhanden ist und ich absolut schön finde, sind auch schöne Momente mit meiner Mutter. Die sind zwar sehr wenig, aber verdeutlichen auch ihr Leid irgendwo. Es war durchaus auch mal schön, wenn ich sie frei lachen sehen konnte.
In dem Punkt ist mir Frau Miller zu hart und zu extrem. Vielleicht hatte sie selber da ein Problem und diese Färbung ist in der Literatur eingeflossen. Für mich ist nicht der Ansatz meine Mutter zu hassen, sondern meinen Frieden mit den durch sie ausgelösten Vorfällen zu machen.
Hast du von ihr mal dieses Kapitel mit der Geburt gelesen? Grauenvoll!
Viele Grüße!
candle
Also was bei mir absolut vorhanden ist und ich absolut schön finde, sind auch schöne Momente mit meiner Mutter. Die sind zwar sehr wenig, aber verdeutlichen auch ihr Leid irgendwo. Es war durchaus auch mal schön, wenn ich sie frei lachen sehen konnte.
In dem Punkt ist mir Frau Miller zu hart und zu extrem. Vielleicht hatte sie selber da ein Problem und diese Färbung ist in der Literatur eingeflossen. Für mich ist nicht der Ansatz meine Mutter zu hassen, sondern meinen Frieden mit den durch sie ausgelösten Vorfällen zu machen.
Hast du von ihr mal dieses Kapitel mit der Geburt gelesen? Grauenvoll!
Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs!
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Ja, und das ist dann oft so ein Pseudofrieden. Und innen drinnen schwelt es noch weiter vor sich hin. Genau darüber schreibt Alice Miller. Und ich hab lange gedacht, ich hätte meiner Mutter verziehen und alles wäre gut. Aber ich war in dieser Zeit krank. Ich war nämlch nikotinsüchtig, hab zwei Schachteln am Tag gequalmt und war ständig depressiv. Bist Du nicht auch krank?
Hat Deine Mutter in den schönen Momenten auch mal Dich so richtig frei lachen sehen?
Ich hatte auch "schöne Momente" mit meiner Mutter. Momente, in denen ich alles weg drücken konnte. Aber das war nie von Dauer. In Wirklichkeit habe ich mich unterschwellig dann immer schnell wieder unwohl gefühlt. Eigentlich fand ich es nur schön, weil sie gerade mal nicht mies drauf bzw. aggressiv war. Das habe ich dann natürlich genossen. Für mich spricht das weniger für ihr Leiden, als für meines. Das war für mich auch selten, nicht nur für sie. Ich merke, dass Du mehr bei ihr bist, als bei Dir und genau darum geht es.
Ich hasse meine Mutter auch nicht ständig und ganz und gar. Das Fühlen der Ohnmacht und der Traurigkeit und der Wut aus Kindertagen, das bedeutet ja nicht, dass ich sie jetzt ewig hasse. Vielleicht spüre ich mal Riesenekel, Abscheu, Wut und auch Hass, vor allem gegen die Frau, die sie in meiner Kindheit war. Und das tut mir gut, gibt mir Energie. Aber ständig Hass für sie zu empfinden, da wäre ich noch zu gebunden, das wäre auch anstrengend. Ich kann sie dann auch immer wieder los lassen und ich wünsche ihr auch sehr, dass sie noch ein schönes Leben hat. Aber eben ohne mich.
Ich empfinde das auch nicht so, dass Alice Miller das so hart schreibt. Manchmal ergreift sie regelrecht Partei für die Eltern, weil die ja auch gelitten haben als Kind und muss dann immer wieder betonen, dass das trotzdem kein Grund ist, sie als unschuldig zu betrachten.
Ich habe die Bücher gelesen "Die Revolte des Körpers" und "Dein gerettetes Leben". Was meinst Du mit Kapitel mit der Geburt? Ich würde es dann auch lesen, um es selbst interpretieren zu können.
Viele Grüße
Freifrau
Hat Deine Mutter in den schönen Momenten auch mal Dich so richtig frei lachen sehen?
Ich hatte auch "schöne Momente" mit meiner Mutter. Momente, in denen ich alles weg drücken konnte. Aber das war nie von Dauer. In Wirklichkeit habe ich mich unterschwellig dann immer schnell wieder unwohl gefühlt. Eigentlich fand ich es nur schön, weil sie gerade mal nicht mies drauf bzw. aggressiv war. Das habe ich dann natürlich genossen. Für mich spricht das weniger für ihr Leiden, als für meines. Das war für mich auch selten, nicht nur für sie. Ich merke, dass Du mehr bei ihr bist, als bei Dir und genau darum geht es.
Ich hasse meine Mutter auch nicht ständig und ganz und gar. Das Fühlen der Ohnmacht und der Traurigkeit und der Wut aus Kindertagen, das bedeutet ja nicht, dass ich sie jetzt ewig hasse. Vielleicht spüre ich mal Riesenekel, Abscheu, Wut und auch Hass, vor allem gegen die Frau, die sie in meiner Kindheit war. Und das tut mir gut, gibt mir Energie. Aber ständig Hass für sie zu empfinden, da wäre ich noch zu gebunden, das wäre auch anstrengend. Ich kann sie dann auch immer wieder los lassen und ich wünsche ihr auch sehr, dass sie noch ein schönes Leben hat. Aber eben ohne mich.
Ich empfinde das auch nicht so, dass Alice Miller das so hart schreibt. Manchmal ergreift sie regelrecht Partei für die Eltern, weil die ja auch gelitten haben als Kind und muss dann immer wieder betonen, dass das trotzdem kein Grund ist, sie als unschuldig zu betrachten.
Ich habe die Bücher gelesen "Die Revolte des Körpers" und "Dein gerettetes Leben". Was meinst Du mit Kapitel mit der Geburt? Ich würde es dann auch lesen, um es selbst interpretieren zu können.
Viele Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
Hallo Freifrau!
Ich bin jetzt etwas überfordert mit dem was du schreibst und denke, dass unsere Charaktere da etwas auseinandergehen und es dann logischerweise etwas schwierig ist einen gemeinsamen nenner zu finden. Ich empfinde keinen Hass, nein, das kann ich wirklich nicht sagen. Wütend, naja, dann laufe ich spazieren und dann ist sie wieder weg.
Mein Problem war wohl stärker so, dass ich glaubte ihr helfen zu müssen und dass sie ohne mich quasi nicht mehr existent ist. Da mußte ich loslassen, auch in meiner Ehe. Seit dem hat sich da etwas entscheidendes bei mir gelegt. Ich kann das gar nicht näher beschreiben, weil es einfach passiert.
Ich trenne mich insofern von früher als das ich das nur mit meinem Kindheiterleben bearbeite. Als Erwachsene habe ich jetzt kein Bezug mehr zu meiner Mutter, was ja gut ist, damit ich freie Bahn habe für mich und das ist auch wichtig. In meiner ersten Therapie war meine Mutter immer präsent mit ihren Aktionen, die sie geleistet hat, die ich als erwachsene ja nicht hätte dulden und mitmachen müssen. Das fällt nun alles weg, es sind jetzt bei mir nur noch die Geister der Vergangenheit, die Traumatisierungen, die ich bearbeiten kann.
Ich weiß auch wie schlimm es war als ich ihr so eng verbunden war, als säße sie direkt in meinem Hirn. Ich konnte denken was sie denkt und fühlen was sie fühlt und glaubte so zu werden. Das ist raus aus meinem Kopf und wirklich eine Erleichterung.
Wut hilft mir nicht so sehr, aber weinen und betrauern und viel Selbstmitleid ist gerade heilsam.
candle
Ich bin jetzt etwas überfordert mit dem was du schreibst und denke, dass unsere Charaktere da etwas auseinandergehen und es dann logischerweise etwas schwierig ist einen gemeinsamen nenner zu finden. Ich empfinde keinen Hass, nein, das kann ich wirklich nicht sagen. Wütend, naja, dann laufe ich spazieren und dann ist sie wieder weg.
Mein Problem war wohl stärker so, dass ich glaubte ihr helfen zu müssen und dass sie ohne mich quasi nicht mehr existent ist. Da mußte ich loslassen, auch in meiner Ehe. Seit dem hat sich da etwas entscheidendes bei mir gelegt. Ich kann das gar nicht näher beschreiben, weil es einfach passiert.
Ich trenne mich insofern von früher als das ich das nur mit meinem Kindheiterleben bearbeite. Als Erwachsene habe ich jetzt kein Bezug mehr zu meiner Mutter, was ja gut ist, damit ich freie Bahn habe für mich und das ist auch wichtig. In meiner ersten Therapie war meine Mutter immer präsent mit ihren Aktionen, die sie geleistet hat, die ich als erwachsene ja nicht hätte dulden und mitmachen müssen. Das fällt nun alles weg, es sind jetzt bei mir nur noch die Geister der Vergangenheit, die Traumatisierungen, die ich bearbeiten kann.
Ich weiß auch wie schlimm es war als ich ihr so eng verbunden war, als säße sie direkt in meinem Hirn. Ich konnte denken was sie denkt und fühlen was sie fühlt und glaubte so zu werden. Das ist raus aus meinem Kopf und wirklich eine Erleichterung.
Wut hilft mir nicht so sehr, aber weinen und betrauern und viel Selbstmitleid ist gerade heilsam.
candle
Now I know how the bunny runs!
Hi candle,
es geht ja nicht nur um das Fühlen der Wut, sondern natürlich auch der Trauer, eben zum Zugang zu seinen Gefühlen. Wenn ich mich in meine Kindheit versetze, dann ist da auch erstmal mehr Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht. Und dann kommt eben das Hinwenden zu diesem Kind, das ich war, dem Hinspüren. Es ist auch heute so, dass ich mich selber so schlecht fühlen kann. Das möchte ich wieder lernen. Nicht im Außen sein, bei meiner Mutter.
Es geht ja auch irgendwie nicht um diese kranke, alte Frau, die sie heute ist. Es geht um das Introjekt, um die Mutter, die noch so in meinem Kopf ist. Die mir Schuldgefühle macht und das Gefühl gibt, wertlos zu sein. Diese inneren Stimmen, die mich manchmal noch so peinigen.
Ich denke eben, dass ich auch erst jetzt so richtig mir selber helfen und helfen lassen kann, wenn ich von meiner Mutter los lasse. Ich schaffe das nicht im Kontakt zu ihr, dazu ist sie zu einnehmend, zu krank und bedürftig. Das schadet mir dann wieder nur.
Liebe Grüße
Freifrau
es geht ja nicht nur um das Fühlen der Wut, sondern natürlich auch der Trauer, eben zum Zugang zu seinen Gefühlen. Wenn ich mich in meine Kindheit versetze, dann ist da auch erstmal mehr Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit und Ohnmacht. Und dann kommt eben das Hinwenden zu diesem Kind, das ich war, dem Hinspüren. Es ist auch heute so, dass ich mich selber so schlecht fühlen kann. Das möchte ich wieder lernen. Nicht im Außen sein, bei meiner Mutter.
Es geht ja auch irgendwie nicht um diese kranke, alte Frau, die sie heute ist. Es geht um das Introjekt, um die Mutter, die noch so in meinem Kopf ist. Die mir Schuldgefühle macht und das Gefühl gibt, wertlos zu sein. Diese inneren Stimmen, die mich manchmal noch so peinigen.
Ich denke eben, dass ich auch erst jetzt so richtig mir selber helfen und helfen lassen kann, wenn ich von meiner Mutter los lasse. Ich schaffe das nicht im Kontakt zu ihr, dazu ist sie zu einnehmend, zu krank und bedürftig. Das schadet mir dann wieder nur.
Liebe Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
Ja, das hast du für dich gemacht und es fühlte sich gut für dich an und das ist das wichtigste bei der Sache, sich gut mit den Entscheidungen zu fühlen, dann wird es leichter.
Für mich war es nebenher in dieser Phase noch übel, dass doch einige Menschen nicht verstehen und mir die Leviten gelesen haben, dass ich das tue, allerdings wußte auch keiner, dass eigentlich sie den Kontakt abbrach und das mehrmal und nicht nur zu mir. Da kamen halt die üblichen Sprüche Mutter und Vater zu ehren...
candle
Für mich war es nebenher in dieser Phase noch übel, dass doch einige Menschen nicht verstehen und mir die Leviten gelesen haben, dass ich das tue, allerdings wußte auch keiner, dass eigentlich sie den Kontakt abbrach und das mehrmal und nicht nur zu mir. Da kamen halt die üblichen Sprüche Mutter und Vater zu ehren...
candle
Now I know how the bunny runs!
Du candle, das ist lustig, weil genau das ist das Thema von "Die Revolte des Körpers". Alice Miller prangert da das 4. Gebot an, Du sollst Vater und Mutter ehren...
Das kann ich mir vorstellen, dass einige so reagieren. Ist ja auch lange genug in unsere Köpfe gehämmert worden. Genau daher kommen ja auch dann unter anderem die Schuldgefühle. Selbst wenn Du den Kontakt abgebrochen hättest, wäre das auch ok. Ich bin ganz froh, dass meine beste Freundin und mein Freund da hinter mir stehen. Als ich den Kontakt wieder aufgenommen habe, war mein Freund auch sehr skeptisch, weil er gemerkt hat, wie gut mir der Abbruch getan hat und wie schlecht es mir dann wieder ging. Es ist ihm wichtig, dass es mir gut geht und das finde ich sehr schön.
Das kann ich mir vorstellen, dass einige so reagieren. Ist ja auch lange genug in unsere Köpfe gehämmert worden. Genau daher kommen ja auch dann unter anderem die Schuldgefühle. Selbst wenn Du den Kontakt abgebrochen hättest, wäre das auch ok. Ich bin ganz froh, dass meine beste Freundin und mein Freund da hinter mir stehen. Als ich den Kontakt wieder aufgenommen habe, war mein Freund auch sehr skeptisch, weil er gemerkt hat, wie gut mir der Abbruch getan hat und wie schlecht es mir dann wieder ging. Es ist ihm wichtig, dass es mir gut geht und das finde ich sehr schön.
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)
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