Betreuung für Kind psychisch kranker Eltern

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Beitrag Mo., 14.03.2011, 08:23

An einer Stelle wollte ich gerne noch was nachtragen:
Gothika hat geschrieben: Wenn ich diesen Satz jetzt absichtlich böse auslegen würde:
Vor allem von dir hätte ich solche Worte nicht erwartet, gerade weil du mit deiner Tochter ähnliche Situationen kennst.
Bitte beachte den Konjunktiv. Es heißt nicht, dass ICH so denke. Die Aussage war quasi als "Advocatus Diaboli" gemeint. Ja, gerade weil ich eine ähnliche Situation kenne, weiß ich auch (leider) zu genau, wie manches einem ausgelegt werden kann, musste es oft am eigenem Leib erfahren.

Auch dass man - wenn man Pech hat - z.B. an Jugendamtshelfer gerät, welche der bloße Umstand, dass er Haushalt nicht reibungslos funktioniert und ein Elternteil in einer was-auch-immer-Therapie ist, eine Depression hat, bereits ausreicht um von "psychisch instabil" zu sprechen und mit "Kindesentzug" zu drohen. Das heißt ja nicht, dass ich dies genauso sehe oder gar befürworte, aber leider alles schon erlebt.

Im Übrigen, falls ich gemeint war, ich hinterfrage nicht deine Absichten, dir für das Kind Hilfe zu holen. Da stehe ich unumwunden dahinter. Mir ist nur unklar (gewesen), ob du zu dieser Beratungsstelle FÜR DICH ALS MUTTER möchtest oder "NUR" um dem Kind eine Unterstützungsmöglichkeit anzugedeihen (oder eine Mischung daraus).

Aufgrund der hohen Gefahr an Missverständnissen und gerade weil mir das Thema nahegeht, möchte ich mich jedoch jetzt aus der Diskussion zurückziehen.

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 14:18

Daffodil hat geschrieben: Also vielleicht setzt du an dem Punkt krank/gesund an. Weiß sie, dass ihr Vater krank ist und dass das auch eine schwere Erkrankung ist?

Ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich weiß auch nicht so recht, wie ich es ihr erklären soll. Dass er krank ist, erkennt sie sicherlich schon daran, dass er in der Klinik ist. Aber weshalb er dort ist, hat sie bestimmt noch nicht verstanden. Anfangs glaubte sie sogar, dass er wegen Rückenschmerzen im Krankenhaus ist. Ich muss sagen, dass mich ein derartiges Aufklärungsgespräch schon überfordert, da die Aussage, dass er psychisch krank ist, viele diffuse Ängste auslösen wird. Und sie weiß glaube ich nicht mal, was das heißt "psychisch krank". Da habe ich mir auch Hilfe und Tipps von der Therapeutin erhofft.
Wenn ja, dann könntest du ihr sagen, dass es für Kinder und Angehörige, also auch dich, von kranken Menschen (egal ob nun Krebs oder psychische Krankheit) schwer ist, weil man sich Sorgen macht und immer Rücksicht nehmen muss und oft auch verunsichert ist, und du dir gut vorstellen kannst, dass das bei ihr auch so ist, was auch völlig normal und in Ordnung ist. Und damit man mal alle Sorgen rauslassen kann, ohne sich überlegen zu müssen, was der andere denkt, gibt es dieses tolle Angebot, wo man alles sagen kann aber auch nicht muss. Und sag ihr, dass du es schön findest, dass sie sich auch dir immer anvertraut, aber dass du dir vorstellen kannst, dass sie dir auch nicht alles sagt, was sie auf dem Herzen hat, vielleicht weil sie Angst hat dich zu belasten oder zu verletzen. Dass das aber wiederum auch normal ist, und du das total verstehen kannst, es auch Sachen gibt, die du nicht mal deiner besten Freundin / Mutter / etc. erzählen würdest, und die dich aber trotzdem belasten.
Das hört sich auch sehr gut und brauchbar an. Ich versuche das zu beherzigen.
Danke dir.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 14:20

fairytale hat geschrieben: ... d_sim_b_27
Danke für den Tipp.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 14:36

Gothika hat geschrieben: Wenn ich diesen Satz jetzt absichtlich böse auslegen würde:
Bitte beachte den Konjunktiv. Es heißt nicht, dass ICH so denke. Die Aussage war quasi als "Advocatus Diaboli" gemeint. Ja, gerade weil ich eine ähnliche Situation kenne, weiß ich auch (leider) zu genau, wie manches einem ausgelegt werden kann, musste es oft am eigenem Leib erfahren.
Also, tut mir leid, das ist mir echt zu hoch. Einerseits gibst du an, mich zu verstehen und in einer ähnlichen Situation zu sein. Andererseits bringst du mir Meinungen näher, die genau das Gegenteil von deinem Standpunkt vertreten. Verzettel dich mal nicht. Ich persönlich blicke nämlich nicht ganz durch, welches deine Meinung und die hypothetische fremde Meinung ist. Warum spielst du überhaupt den Advocatus Diaboli", wenn du mir eigentlich zustimmst?
Weil andere so über mich denken könnten? Jugendamt, Therapeuten, usw.? So rein "es könnte aber jemand solch ein Bild gewinnen, wenn er es böse meinen würde". Also wenn ich so denken würde, dürfte ich mich ja nirgendwo um Hilfe bemühen, weil mir jeder ein Strick draus drehen könnte.
Auch dass man - wenn man Pech hat - z.B. an Jugendamtshelfer gerät, welche der bloße Umstand, dass er Haushalt nicht reibungslos funktioniert und ein Elternteil in einer was-auch-immer-Therapie ist, eine Depression hat, bereits ausreicht um von "psychisch instabil" zu sprechen und mit "Kindesentzug" zu drohen. Das heißt ja nicht, dass ich dies genauso sehe oder gar befürworte, aber leider alles schon erlebt.
Wir hatten schon oft mit dem Jugendamt zu tun, aber solche Erfahrungen haben wir noch nicht gemacht, vor allem nicht wenn man sich kooperativ zeigt.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Dunkle
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 22:40

Liebe Metro, hier noch einmal kurze Antworten :
metropolis hat geschrieben:Die durchtherapierte Gesellschaft - warum kommen solch kritische Gedanken von dir, der doch durch die Therapie so sehr geholfen wurde.
Warum nicht? Ich habe trotz meiner eigenen Therapie deswegen kein euphorisches Verhältnis zur Therapie. Dabei gilt für mich selbst trotzdem weiterhin ein uneingeschränktes JA zu meiner Therapie. Ich kann aber meine persönliche Geschichte von allgemeinen Beobachtungen trennen.

Und noch mal: Ich will Dich weder davon "abhalten", noch "warnen", noch sonstwas. Du übernimmst jetzt Verantwortung für das Kind und das ist gut so.
Ich wollte schlicht erklären, warum ich in meinem ersten Posting diese Haltung eingenommen habe. Und weil mir hier mehrmals entgegengehalten worden ist, warum ich so therapie-kritisch sei, wo ich doch selbst profitiert hätte: Der Unterschied zwischen meiner eigenen persönlichen Entscheidung FÜR eine Therapie gilt für mich. Dafür habe ich für mich die Verantwortung übernommen. Im Falle meines Kindes treffe ich die Entscheidung für einen kleinen Mensch, der in meiner Obhut ist. Und da ist für mich noch einmal eine "Schranke" mehr als bei mir selbst.

Und das ist jetzt total allgemein, NICHT AUF IRGENDJEMANDEN HIER PERSÖNLICH BEZOGEN:
Ich sehe sehr wohl, dass haufenweise Eltern, vielleicht besonders Mütter, einer gewissen Hysterie mit ihren Kindern unterliegen, die nicht nur Psychotherapeutische Beratungen/Therapien, sondern auch Erziehungsfragen, Betreuungsfragen, Ernährungsfragen, Lern- und Bildungsfragen und und und. Und das ist es, was MICH nachdenklich macht, dass das Kinderleben heute so ein wenig wie ein "kleines Erwachsenenleben" gestylt wird und Kinder dadurch tatsächlich immer mehr auszuhalten haben.

Dabei die Balance zu halten, das Kind in einer möglichst freien und natürlichen Atmosphäre aufwachsen zu lassen und doch achtzugeben, dass man es weder unter- noch überfordert, dass man bei großen eigenen Schwierigkeiten genau schaut, wie das Kind das verkraftet, das zu unterscheiden, was dann die Bedürfnisse sind und dann zu ENTSCHEIDEN, das ist wirklich schwer und dazu seien mir hier Überlegungen erlaubt (hoffe ich jedenfalls). Ich nehme mich da ganz und gar nicht raus, ich habe aufgrund meiner eigenen Situation selbst haufenweise Sorgen und Zweifel, wie meine Entscheidungen und meine Schwierigkeiten meine Tochter "treffen" und wie sie das (er)tragen mag oder eben nicht.

Aber das ist vielleicht alles auch schon wieder zu OT und darum verabschiede ich mich nun auch wieder und wünsche Dir und Deiner Tochter wirklich von Herzen alles Gute!

Gute Nacht wünscht Dunkle

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metropolis
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Beitrag Mo., 14.03.2011, 22:54

Nichts für ungut, Dunkle. Ich fühle mich nicht zurechtgewiesen oder kritisiert von deinem vorherigen Posting. Und ich weiß, dass du mir deine anfänglichen Beweggründe erklären wolltest.

Ich hingegen wollte jetzt eigentlich schon grundsätzlich über die Therapiekultur nachdenken/ diskutieren. Es wurden bei mir halt allgemeine Gedanken und Fragen angestoßen. Hörte sich für dich anscheinend anders an.
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Theodor Storm

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Elle
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Beitrag Di., 15.03.2011, 08:18

Ich finds eigentlich gut, dass ihr eurer Tochter das anbieten wollt, solange ihr sie zu nichts drängt.

Für mich ist das das Gegenteil von "beherrschbar machen/ wegmachen". Ich kann eher metros Befürchtung verstehen, dass die Tochter für ihre Probleme in einem belasteten Umfeld gerade nicht genug Raum bekommt, trotz aufmerksamer, problembewusster Eltern.

Man kann es als Versuch sehen, ist sicher auch nicht ganz einfach, einen guten, geeigneten Kindertherapeuten zu finden, der/die seinerseits das Kind nicht zum Problemfall "macht", sondern Raum gibt, den die Tochter nutzen kann, wenn sie will.

Du hast ja geschrieben, dass ihr mit ihr früher bei einer Beratung (?) wart und dabei rauskam, dass du dich in Therapie begeben hast und nicht die Tochter. Das klingt für mich alles vernünftig und nicht nach "Kind übertherapieren".

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Loppen
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Beitrag Di., 22.03.2011, 23:01

Hat sich in der Zwischenzeit etwas geöffnet?
„Du kannst auf dieser Welt nur leben, wenn du sie zu deiner Geliebten machst.“

Janosch

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metropolis
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Beitrag Mi., 23.03.2011, 12:58

Update:
Das Elterngespräch in der Beratungsstelle hat bereits stattgefunden. Die Familientherapeutin und Beraterin dort setzt anscheinend vorwiegend auf Arbeit mit den Eltern, damit es dem Kind dann besser geht. Das ist denke ich, sowieso immer ein guter Ansatz. Wir schauen also wie wir als Eltern unsere Tochter besser bei den ganzen Problemen begleiten können. Eventuel findet dann auch noch mal ein Gespräch mit dem Kind statt.

Ich habe dann auch schon ein Gespräch mit ihr über ihren Papa und die Klinik gesprochen. Und ich glaube, das hat ihr wirklich gut getan, zu sehen, dass das ein Thema ist, das nicht totgeschwiegen wird. Ich habe ihr nochmals explizit angeboten, mit all ihren Fragen zu mir zu kommen.

Mit dem Hort habe ich mich kurzgeschlossen. Die Erzieherin findet unsere Tochter in keinster Weise auffällig oder belastet, aber sie wird mir sofort bescheid sagen, falls sie sich verändert.

Über den Tod ihres Opas sprechen wir ebenfalls.

Also, wir bleiben dran.
Zuletzt geändert von metropolis am Mi., 23.03.2011, 20:36, insgesamt 1-mal geändert.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Beitrag Mi., 23.03.2011, 20:23

Freut mich, klingt sehr gut! Dran zu bleiben lohnt sich. Du machst das ausgezeichnet!
„Du kannst auf dieser Welt nur leben, wenn du sie zu deiner Geliebten machst.“

Janosch

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