Hallo liebe Community,
ich bin sehr ratlos und vielleicht finde ich hier ja jemanden mit ähnlichen Erfahrungen. Ich berichte einmal vor vorne:
Meine Partnerin ist vor 1,5 Jahren an einem lebensbedrohlichen Tumor erkrankt. Das war eine sehr schwere Zeit für uns. Lange habe ich gemerkt, dass sie das in sich hineinfrisst, nicht drüber sprechen und an sich ran lassen möchte. Nach guten Nachrichten vom Arzt, kam es zur plötzlichen Trennung. Für mich - zu dem Zeitpunkt absolut nicht nachvollziehbar, was passiert ist. Sie selber konnte nicht mehr beschreiben was in ihr vorgeht. Sie hat ein GEfühl der Leere und Teubheit gefühlt. Wir nähern uns seit einigen Monaten nun wieder an einander an und mittlerweile weiß ich: Sie hat ein Trauma erfahren, welches auch diagnostiziert wurde. Irgendwann kamen die Gefühle zurück, sie hat wieder zurück ins Leben gefunden und ich hatte auch das Gefühl sie wieder zu erkennen. Das habe ich lange Zeit nicht mehr. Beim Versuch sich wiederanzunähern, haben wir beide gemerkt, da ist noch ganz viel Liebe und Zuneigung. Es kam viel Zuneigung von ihr, ich konnte mich erst langsam wieder darauf einlassen, weil ich selbst durch die Trennung so verletzt war. Dann kamen vermehrt Situationen, wo auch mich wieder einen Schritt auf sie zugegangen bin. Bis zu einem gewissen Grad hat sie das auch angenommen, aber sie ging auch schnell wieder in eine Distanz rein. Der Versuch zu kommunizieren, schmerzt teilweise, weil sie selber ein Gefühl beschreibt von : Ich empfinde etwas für dich, ich vermisse dich, aber ich kann dir nicht geben, was du erwartest. Sie weiß nicht ob sie je wieder jemanden so nah an sich heran lassen kann. Was mich total verunsichert hat. Ich belese mich mittlerweile sehr viel zum Thema Trauma und fange an zu verstehen, dass sie immer noch in der Traumabewältigung steckt. Dass das nichts mit mir zu tun hat, sondern sie ein Problem hat Nähe und Vertrauen wieder zulassen zu können. Vor zwei Wochen kam dann hinzu, dass sie wieder zu einer Untersuchung musste, weil man an anderer Stelle etwas gesehen hat. Also eine Situation die ihr sehr viel Angst macht. Sie zurückwirft. Sie hat mich mit diesem Moment wieder zurückgewiesen und ich habe schnell gemerkt, dass ich mich auch selber zurückziehen muss, damit sie aus dieser Überforderung herauskommt. Seither haben wir keinen Kontakt. Ich habe hier zwischenzeitlich signalisiert, dass ich ihr allen Raum und Zeit gebe, aber sie zzieht sich immer noch zurück. Und ich bin restlos überfragt, wie ich mich weiter verhalten kann, ohne sie zu verlieren. Nächste Woche habe ich einen Termin bei einer Therapeutin. Ich hoffe sie kann mir weiterhelfen.
Hat jemand von euch Erfahrung mit einer ähnlichen Situation gemacht? Ich bin dankbar für jeden Austausch
LG Nina
Partnerin leidet unter PTBS
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Hallo!
Das ist wirklich ein schwieriges Thema.
Wie lange wart ihr denn zusammen?
LG candle
Das ist wirklich ein schwieriges Thema.
Dazu möchte ich sagen, dass du wirklich nichts tun kannst. Bleib wie du bist!Stratella89 hat geschrieben: ↑Fr., 10.06.2022, 10:42 wie ich mich weiter verhalten kann, ohne sie zu verlieren.
Wie lange wart ihr denn zusammen?
LG candle
Now I know how the bunny runs!
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Kann es sein dass die Medikamente die sie genommen hat sich so übel auf ihren psychischen Zustand ausgewirkt haben?
Immerhin ist sie nach wie vor mit einer Krankheit zu Gange an der sie potentiell sterben könnte. Da finde ich es nicht unnormal dass sie derzeit keine Kapazitäten hat sich mit der Beziehung zu dir zu beschäftigen.
Immerhin ist sie nach wie vor mit einer Krankheit zu Gange an der sie potentiell sterben könnte. Da finde ich es nicht unnormal dass sie derzeit keine Kapazitäten hat sich mit der Beziehung zu dir zu beschäftigen.
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Das ist schon eine ordentliche Zeit und kann es überhaupt nicht nachvollziehen, dass man plötzlich den Partner verläßt, gerade wohl dann nicht, wenn man "krank" ist. Da braucht man doch eher ein stabiles liebevolles Zuhause um "gesund" zu werden.
Vorher war sie nie "auffällig"?
LG candle
Now I know how the bunny runs!
Ich habe es öfters bei guten Freundinnen erlebt, die eine Krebsdiagnose (oder andere lebensbedrohliche oder -verändernde Diagnosen) hatten, dass sie praktisch über Nacht und sehr radikal ihre eigenen Bedürfnisse an oberste Stelle gesetzt hatten. Ich glaube das ist in so einer Situation fast "normal" dass man Bilanz zieht und sich auf die Dinge konzentriert die für eine selbst oberste Prio haben. Und manchmal gehört die Beziehung nicht zu den Top-Prioritäten. Das ist für jeden Menschen anders.
Ob sie jetzt wegen der PTBS auf Abstand gegangen ist, oder weil ihr durch die Diagnose gemerkt hat, dass ihr andere Dinge gerade wichtiger sind, das kann von außen keiner sagen.
Und ja, auch viele Jahre danach sind die Nachsorgen mit Dauerstress verbunden und wühlen manchmal alles wieder auf, gerade wenn die Ergebnisse uneindeutig sind. Das ist einfach so. Ein Zurück zum unbeschwerten "Vorher" (vor der Diagnose) wird es so wahrscheinlich nicht geben.
Aus dem was du schreibst klingt für mich schon eine gewisse Ungeduld und Unverständnis durch: Für ihr Bedürfnis nach Abstand, für die Tatsache dass sie "immer noch" in der Traumabewältigung steckt... Du kennst bestimmt die Maslowsche Bedürfnispyramide: Am allerwichtigsten sind das physiologische Überleben und die Sicherheitsbedürfnisse. Soziale Bedürfnisse/Beziehung/Dazugehören ist weiter oben und aus ihrer Sicht eventuell immer noch "Luxus" den sie sich grade nicht leisten kann.
Was du als nahestehender Mensch tun kannst:
- sei da soweit es für dich ok ist, aber mach dir auch bewusst, was deine eigenen Grenzen sind und kommuniziere diese Grenzen auch klar.
- bleib du selbst - fang nicht an, ihr "Problemlösebär" zu werden, indem du ihre Probleme zu deinen eigenen machst. Sie muss sich mit ihrem Trauma auseinandersetzen (wann und wie es für sie dran ist), das kannst du ihr nicht abnehmen.
- verschone sie mit Platitüden. Wenn sie Angst vor der nächsten Nachsorge hat, dann sollte diese Angst auch da sein dürfen. So Sprüche wie "das wird schon..." oder "da wird schon nichts sein" sind dann eher ein Schlag ins Gesicht. Sie hat schon einmal den Negativ-Jackpot gewonnen, aus ihrer Sicht ist es nicht ausgeschlossen, dass sich das wiederholt.
- akzeptiere ihre Grenzen und ihr Bedürfnis nach Abstand und Rückzug. Akzeptiere, dass du da im Moment nichts groß tun kannst. Akzeptiere, dass es nie wieder so wie vor der Diagnose sein wird.
Ob sie jetzt wegen der PTBS auf Abstand gegangen ist, oder weil ihr durch die Diagnose gemerkt hat, dass ihr andere Dinge gerade wichtiger sind, das kann von außen keiner sagen.
Und ja, auch viele Jahre danach sind die Nachsorgen mit Dauerstress verbunden und wühlen manchmal alles wieder auf, gerade wenn die Ergebnisse uneindeutig sind. Das ist einfach so. Ein Zurück zum unbeschwerten "Vorher" (vor der Diagnose) wird es so wahrscheinlich nicht geben.
Aus dem was du schreibst klingt für mich schon eine gewisse Ungeduld und Unverständnis durch: Für ihr Bedürfnis nach Abstand, für die Tatsache dass sie "immer noch" in der Traumabewältigung steckt... Du kennst bestimmt die Maslowsche Bedürfnispyramide: Am allerwichtigsten sind das physiologische Überleben und die Sicherheitsbedürfnisse. Soziale Bedürfnisse/Beziehung/Dazugehören ist weiter oben und aus ihrer Sicht eventuell immer noch "Luxus" den sie sich grade nicht leisten kann.
Was du als nahestehender Mensch tun kannst:
- sei da soweit es für dich ok ist, aber mach dir auch bewusst, was deine eigenen Grenzen sind und kommuniziere diese Grenzen auch klar.
- bleib du selbst - fang nicht an, ihr "Problemlösebär" zu werden, indem du ihre Probleme zu deinen eigenen machst. Sie muss sich mit ihrem Trauma auseinandersetzen (wann und wie es für sie dran ist), das kannst du ihr nicht abnehmen.
- verschone sie mit Platitüden. Wenn sie Angst vor der nächsten Nachsorge hat, dann sollte diese Angst auch da sein dürfen. So Sprüche wie "das wird schon..." oder "da wird schon nichts sein" sind dann eher ein Schlag ins Gesicht. Sie hat schon einmal den Negativ-Jackpot gewonnen, aus ihrer Sicht ist es nicht ausgeschlossen, dass sich das wiederholt.
- akzeptiere ihre Grenzen und ihr Bedürfnis nach Abstand und Rückzug. Akzeptiere, dass du da im Moment nichts groß tun kannst. Akzeptiere, dass es nie wieder so wie vor der Diagnose sein wird.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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