Wie steckt man Kritik der Kinder ein?

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gompert
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Wie steckt man Kritik der Kinder ein?

Beitrag Mo., 13.04.2009, 11:27

Es häufen sich in meiner Umgebung die verzweifelten Vorwürfe an Eltern, die für jede Kritik unverwundbar bleiben. Oder zu bleiben scheinen...

Ich rede nicht von Pubertierenden, sondern von FreundInnen über vierzig die schmerzende Narben mit sich tragen, nicht von traumatischen Geschehnissen, sondern von psychischen Mangelkrankheiten, Kälte und Lieblosigkeit in Musterfamilien. Es sind Ursachen die schwer nachzuweisen sind und manche Eltern brüsten sich mit dem Vielen was sie für ihr Kind getan haben sobald sie das Thema auch nur riechen. Oder schmeiβen selbst die ersten Vorwürfe. Angriff ist ja die beste Verteidigung.

Als Vater spüre ich Nachholbedürfnis. Die Fehler dieser Eltern kenne ich, aber was ich selbst falsch gemacht habe entgeht mir.

Mein Thera ist auch Familientherapeut. Als ich mit ihm eine bevorstehende Begegnung mit meiner Ältesten besprach und ihren schweren Charakter schilderte, unterbrach er mich: „Hör auf! Sie ist eine tolle Tochter! Du liebst sie uneingeschränkt und bedingungslos! Und damit basta, hörst du?!“

Ich glaube er hat Recht. Es ist eine gute Grundhaltung. Ich werde wohl mein Vermögen einzustecken trainieren müssen. Mein Kind ist mein Produkt. Wenn die Torte nicht schmeckt, sagt der Bäcker auch nicht die Torte hat’s getan. Ich möchte zuvorkommen dass meine Töchter mit 45 noch über meine Unzulänglichkeiten weinen. Die Frage lautet eigentlich: soll man Weisheit üben und abwarten oder das Gespräch suchen und mea culpa bezeugen?
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Beitrag Mo., 13.04.2009, 11:55

Hallo gompert,

Natürlich stecke ich nicht drin. Aber, was dein Therapeut sagte:
gompert hat geschrieben:„Hör auf! Sie ist eine tolle Tochter! Du liebst sie uneingeschränkt und bedingungslos! Und damit basta, hörst du?!“

gompert hat geschrieben:Als Vater spüre ich Nachholbedürfnis.
In welcher Weise? Was meinst du damit?

gompert hat geschrieben:Die Fehler dieser Eltern kenne ich, aber was ich selbst falsch gemacht habe entgeht mir.
Du hörst sie, wenigstens einige, wenn du hinhörst.
gompert hat geschrieben:Ich werde wohl mein Vermögen einzustecken trainieren müssen.
"Einstecken", hm? Besser vielleicht ernst nehmen und wahrnehmen. Ich schließe da etwas von mir. Das nicht so ganz sehen Wollen, hängt auch mit einer "lauernden" Traurigkeit zusammen, manches nicht wirklich gut gemacht zu haben. ABER, guck dir die GANZE Beziehung an, und wenn die gut ist, dann ist es, alles, gut. Dann kansst du sehr zufrieden sein.
gompert hat geschrieben:Mein Kind ist mein Produkt.
Jain. Es ist auch etwas sehr Eigenes.
gompert hat geschrieben:Ich möchte zuvorkommen dass meine Töchter mit 45 noch über meine Unzulänglichkeiten weinen.
Hm, das kannst du nicht quasi vorsorglich planmäßig verhindern.Vielleicht wird mein Kind auch mal über etwas weinen. Was ich ihm aber wünsche, ist, genügend Anlass für das sichere Gefühl zu haben, so wie er ist geliebt zu werden und geliebt worden zu sein. Trotz mancher Fehler von meiner Seite. Vielleicht kannst du mit dieser Sichtweise etwas anfangen.
gompert hat geschrieben:Die Frage lautet eigentlich: soll man Weisheit üben . . .?
Unbedingt!
gompert hat geschrieben:. . . oder das Gespräch suchen und mea culpa bezeugen?
Wenn ich fragen darf? In Bezug worauf? -
Im Allgemeinen, Schuld wird im Psycho-Kontext oft beiseite geschoben, grundsätzlich ausgeklammert oder weg verstanden etc. Ich meine, ein Schuldeingeständnis kann auch deutlich machen, wie wichtig der andere ist, wie nahe es einem geht.
gompert hat geschrieben:manche Eltern brüsten sich mit dem Vielen was sie für ihr Kind getan haben . . . .
Für ihr Kind im besten Bewußtsein wohl oder wahrscheinlich. Aber doch nicht dafür, dass sie später die Klappe halten.
gompert hat geschrieben:Oder schmeiβen selbst die ersten Vorwürfe. Angriff ist ja die beste Verteidigung.
Das heißt für mich, mundtot machen wollen. Den Mechanismus verstehe ich, finde ich trotzdem daneben. Es ist Ausdruck von Schwäche. Ich finde es gut, wenn Kinder starke Eltern haben.

Grüße
Anastasius

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gompert
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Beitrag Mo., 13.04.2009, 16:22

Hallo Anastasius,

Dankesehr für Deine Antwort. Mit Nachholbedürfnis meine ich die Notwendigkeit meine Fehler näher in Augenschau zu nehmen und zu versuchen nachzuempfinden wie meine Kinder mich eigentlich als Erzieher erlebt haben. Vielleicht sollte ich die Bereitheit üben zu erkennen dass ich nicht so ein toller Vater war wie ich mir immer eingebildet habe. Ich stelle fest wie der Werdegang vieler junger Menschen durch unterschwellige Faktoren genauso beeinträchtigt wird wie durch Dramen in der Familie.

Um mich herum sehe ich Erziehungsproblematik die noch im erwachsenen Alter ungelöst bleibt, wo Therapie keine Abhilfe brachte da die Eltern auf ihren Standpunkten verharren und immer dieselbe Platte auflegen. Und ich fürchte dass ich mich in diesem Spiegel wiedererkenne, da ich auch nur all zu oft eine oratio pro domo von mir gegeben habe. Ohne Widerrede zu dulden? Ich weiss es eigentlich nicht. Ahne da aber ein härteres Urteil als erhofft. Durch meine Therapie weiss ich dass mein Selbstbild total daneben war. Ich bin statt geduldig ungeduldig, statt ruhig unruhig und statt introvertiert extravertiert.

Leider sind wir noch nicht so weit dass ein Gedankenaustausch stattfindet. Aber es steht mir einiges bevor.

Schönen Gruβ vom Nordseestrand,
Gompert.
Staunend liest's der anbetroffne Chef......

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Beitrag Mo., 13.04.2009, 17:23

@ gompert,

was wünschst du dir denn? Wie von deinen Kindern gesehen zu werden?

Grüße
Anastasius

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Gärtnerin
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Beitrag Mo., 13.04.2009, 18:41

Hallo gompert,

ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, im nachhinein nach "Fehlern" zu suchen. Ich finde es gut, wenn du FÜR DICH an dir arbeitest, wenn du dein Selbstbild hinterfragst, um zu einer realistischeren Vorstellung von dir selber zu kommen. Aber das sollte nicht zu Schuldgefühlen führen. Denn ich gehe davon aus, dass du als Vater alles genau so gut gemacht hast wie du es zu jenem Zeitpunkt konntest!!! Eltern haben ja auch ihr eigenes Päckchen zu tragen, und keiner kann verlangen, dass sie in einer Therapie ihr Leben aufarbeiten, bevor sie Kinder in die Welt setzen dürfen. Gompert, du veränderst dich JETZT, und das ist mehr als viele Kinder je von ihren Eltern erwarten können. Wenn du selber immer mehr DU wirst, kannst du deinen Kindern als echtes Gegenüber Ansprechpartner sein, falls sie reden wollen. Sie um Verzeihung bitten, kann auch ein guter Schritt sein, aber bitte ohne vor lauter Schuldgefühl am Boden zu kriechen.

Ich hätte mir das vor 10 Jahren von meinen Eltern sehr gewünscht, als in meiner Therapie die Idealvorstellung, die ich bis dahin von meiner Familie gehabt hatte, zum ersten Mal Risse bekam. Ich hätte in dieser Zeit gerne mit ihnen über meine Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse gesprochen, aber es war nicht möglich. Sie haben mit keinem Wort nach meiner Therapie gefragt oder wie es mir ging, und ich fand von mir aus keinen Ansatz, das Thema anzusprechen. Es war uns einfach nicht möglich, die Beziehungskonstellation, die sich in 30 Jahren eingespielt hatte, auf eine andere Ebene zu bringen. Das war aber niemandes SCHULD, sondern ein beiderseitiges Unvermögen. Mir ging es in dieser Zeit dreckig, doch vor meinen Eltern hatte ich immer ein automatisches Lächeln auf meinem Gesicht. Ja, da war dieser ewige Zwang zum Funktionieren... um die heile Welt meiner Eltern nicht kaputtzumachen.

Die Welt meiner Eltern existiert heute noch. Meine Welt ist zerbrochen. Mein Ego (bzw. das, was ich dafür hielt) ist zerbrochen. Aber das war gut so, denn nur so konnte ich aus der engen Welt meiner Eltern ausbrechen und mir etwas Neues, Eigenes aufbauen. So konnte ich die Nabelschnur durchtrennen und mehr werden als ein "Produkt" meiner Eltern. Und ich muss mich nicht länger bemühen, meine Eltern aus ihrer Welt herauszureißen, sondern kann ihnen die Freiheit lassen, ihr Leben auf ihre Weise zu leben, ob sie damit glücklich sind oder nicht. Ich hoffe, dass auch deine Kinder eines Tages an diesen Punkt kommen.

Liebe Grüße,
die Gärtnerin
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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jennyfer
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Beitrag Mo., 13.04.2009, 20:15

Hallo gompert!
gompert hat geschrieben:Mit Nachholbedürfnis meine ich die Notwendigkeit meine Fehler näher in Augenschau zu nehmen und zu versuchen nachzuempfinden wie meine Kinder mich eigentlich als Erzieher erlebt haben.
Ich glaube das könnte "allgemein" schwer werden. Ich glaube das Kinder jeden Tag mit ihrem "Erzieher" anders empfinden. Was gestern punktgenau ihrem Bedürfniss entsprach, kann morgen völlig daneben und als ungerecht empfunden werden. Kein Vater der Welt, kann wie ein Chameleon hervorzaubern, was seine Kinder jede Minute sich als gesunde "Begegnung" wünschen/brauchen (auch Erziehungstechnisch brauchen).

Vllt hilft es dir zuvor zu erkennen, dass auch du in deinen Möglichkeiten der Guten und Besten Absichten gehandelt hast. Tag für Tag aufs Neue. Daher glaube ich wie auch dein Therapeut "stopp". (bedingungslos)

Ich würde mein Augenschein aufs "heute" legen. Dann kommen in deiner Veränderung (die jetzt kommen darf/kann) die "Aha`s" (die es braucht) ganz von alleine (Vergangenheit). Ich würde nicht unnötig "bohren" um dich selber "schlecht" (unausreichend) zu machen.

Stell dir mal vor (wenn du möchtest) einen Vater, der seine Tochter gerade mal nicht versteht, und etwas nicht "duldet". Ihr nebenher aber alles gibt, was er geben kann und möchte (mitgebrachte Freunde bewirten, sie immer wieder willkommen heißen...sie auf Händen tragen...usw). Wer kann entscheiden, was im nachhinein ein Kinderleben indirekt "verkorkst hat" bis ins Erwachsenenalter negativ geprägt hat? Macht es nicht ein Gesamtbild aus? Was du geben konntest, was eine Tochter dazugibt, und da gibt es doch auch noch eine Mutter, und äußerliche Einwirkungen...Ich mein, wer sagt, "WAS" für "Sie" an dir unzuläglich gewesen sein könnte? Warst es überhaupt du, oder vllt sogar eine deiner Töchter? Brauchte eine vllt mehr ihre Mutter, und du fühlst dich nur unzulänglich? Oder sind das schon konkrete Vorwürfe einer deiner Töchter?

Vielleicht sollte ich die Bereitheit üben zu erkennen dass ich nicht so ein toller Vater war wie ich mir immer eingebildet habe. Ich stelle fest wie der Werdegang vieler junger Menschen durch unterschwellige Faktoren genauso beeinträchtigt wird wie durch Dramen in der Familie.
Nicht nur ein Vater prägt seine Tochter. Du bist m.E. nach nicht dafür verantwortlich, nicht "jeden" Aspekt, nicht jede Sprache deiner Töchter verstanden zu haben. (auch wenn es sich jeder Mensch wünschen würde)


Ahne da aber ein härteres Urteil als erhofft.
Du solltest stolz sein, schreiben zu können "vllt war ich doch nicht der Beste Vater, der ich in mir vermutete". Denn genau darin liegt eine neue Zukunft für euch alle. Angst vor der erahnten "Härte" könnte dich jetzt eventuell noch blockieren.

Ich bin statt geduldig ungeduldig, statt ruhig unruhig und statt introvertiert extravertiert.
Glaubst du so "früher" auch schon gewesen zu sein? Ich glaube es wird auch gelegentlich gerne "vermischt" wie etwas "war" und etwas "heute" ist. Ich bin schneller mal ungeduldig, bei meinen twins. Doch ich war das nicht bei meinen großen Kindern.


Du weisst ja, was du nicht als Gedankenanregung brauchen kannst, einfach stehen lassen.

Liebe Grüße
jennyfer_
...

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jennyfer
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Beitrag Mo., 13.04.2009, 20:27

Nachtrag zu deinem threadtitel

Wie steckt man Kritik der Kinder ein?
Ich bekomme von meinen "großen" manches Mal Kritik. Ich bin stolz darauf, ihnen vermittelt zu können "geht nach außen, bevor ihr etwas ungewolltes nach innen schiebt". Ist oft sehr anstrengend, und nicht immer einfach. Doch ich fühle mich "besser" wenn ich ihnen zugestehen kann nicht immer "auf den einzelnen" eingehen zu können (wie sie es gerade brauchen würden). Dies verhindert ein festfahren meinerseits. Dies gibt ihnen Luft zum Atmen, auch wenn ich nicht immer ihrer Meinung sein muss. Doch ich nehme "es" an, wie es für sie bei ihnen ankommt. Wenn ich mir das alles als "schlechte Mutter" zu ordnen würde, hätte ich gar keine Zeit mehr für sie im jetzt da zu sein.

Ich würd sagen Kritik annehmen, eigene Sicht/Gefühle preisgeben, sehen was geschieht. Bei uns entsteht "immer" etwas "neues" aus solchen Situationen. Dies sehe ich als ein Geschenk.

So am Rande zur Threadfrage.

jennyfer_
...

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Beitrag Mo., 13.04.2009, 22:25

Gärtnerin hat geschrieben:Aber das sollte nicht zu Schuldgefühlen führen. Denn ich gehe davon aus, dass du als Vater alles genau so gut gemacht hast wie du es zu jenem Zeitpunkt konntest!!!
jennyfer hat geschrieben:Wer kann entscheiden, was im nachhinein ein Kinderleben indirekt "verkorkst hat" bis ins Erwachsenenalter negativ geprägt hat? . . . Ich mein, wer sagt, "WAS" für "Sie" an dir unzuläglich gewesen sein könnte?
Das ist jetzt nicht persönlich gemeint. Vielleicht ein wenig hart formuliert. Gewissermaßen als konturierter Gegenpol. Es scheint mir geradezu eine einen bestimmten psychischen Zweck erfüllende "Mode" zu sein. Nach Art einer undifferenzierten Generalabsolution . Ich würde Eltern, einschließlich meiner selbst, nicht so schnell aus der Verantwortung, d. h. damit zusammenhängender Schuldmöglichkeit entlassen. Ich für mich würde sagen, in manchen Punkten war ich auch schuldig. Die Psycho-These ist zwar gängig, dass jeder (i. d. R.) sein Bestes tut. Davon bin ich nicht überzeugt. Allerdings ist es auch nicht gut, in quasi umgekehrten Größenwahn zu verfallen und sich für alles und jedes schuldig zu fühlen. Ja und eines, das Hadern mit den Fehlern und Versäunmissen hilft nicht. Wichtig sind die Konsequenzen für die Zukunft, die man daraus zieht. Tja, soweit meine Ansicht.

Grüße
Anastasius

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Beitrag Di., 14.04.2009, 00:21

Ich stehe wohl zwischen den beiden Meinungen. Ich finde durchaus, das wichtigste was zählt, ist, dass man als Elternteil zu JEDEM ZEITPUNKT sein Bestes tut. Und das dem Kind auch vermittelt. Einfach nur zu glauben, man tut sein Bestes, aber dem Kind die Mündigkeit anzusprechen, es zu erkennen... sprich: Einfach zu bestimmen, was man glaubt, was das Beste sei und danach auf stur schalten... das ist NICHT das Beste.

Sorry, drücke mich gerade etwas wirr aus. Ich sag's mal so: Als Kind kann man seinen Eltern nur anerkennen, dass diese ihr zu jeweiligen Zeitpunkt Bestes gaben, wenn man das als Kind auch weiß und es irgendwie kommuniziert wird.

Fernerhin: Einfach auf STUR zu schalten, weil man ja eh wisse, was das Beste für das Kind sei... das ist es gerade nicht.

Noch ein Versuch es zu erklären: Die Reaktion der Kinder, ja, das ganze Elternleben über, ist ein ständiges Wechselspiel. Viele Signale. Viele Wechselwirkungen. Über Jahre hinweg Signale zu ignorieren ist meiner Meinung nach NICHT "das Beste zu geben". Dann hat man in seiner "eigenen kleinen Welt" gelebt, aber nicht real mit dem Kind gewechseltwirkt (schreckliches Wort, sorry).

Damit gibt es - wie Anastasius so schön sagt - keine Generalabsolution. Man kann eben nicht gleichzeitig "sein Bestes geben" UND "wegschauen".
Falls irgendwer verstanden hat, was ich sagen möchte. Anders formuliert könnte man vielleicht sagen:

Als Elternteil sein Bestes zu geben, heißt im Hier und Jetzt HINZUSCHAUEN, anzunehmen, zu erkennen und wechselzuwirken. Die Wechselwirkung kann auch nach hinten losgehen, wenn man Pech hat. Aber erst gar keine eingehen bzw. die naturgegebene beidseitige Wirkung zu ignorieren...? Wohl eher nicht.

Eine andere Formulierung wäre vielleicht: Bereit zu sein vom Kind zu lernen. Und das sind leider viele Erwachsene nicht. Sie sehen sich in der "erhabenen" Position, alles besser zu wissen, und nehmen deswegen ihre Kinder nicht ernst.

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jennyfer
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Beitrag Di., 14.04.2009, 07:22

Hallo Anastasius
Anastasius hat geschrieben: Es scheint mir geradezu eine einen bestimmten psychischen Zweck erfüllende "Mode" zu sein. Nach Art einer undifferenzierten Generalabsolution . Ich würde Eltern, einschließlich meiner selbst, nicht so schnell aus der Verantwortung, d. h. damit zusammenhängender Schuldmöglichkeit entlassen.



Da sind die Menschen sicherlich verschieden. Die Frage ist, wie jeder damit umgeht. Gesteht jemand ein, und ist bereit für Veränderung (was eine Schuldmöglichkeit für mich miteinbezieht) oder lässt er sich dramatisch niederfallen, und erstickt so die "neuen" Möglichkeiten im Keim.


Die Psycho-These ist zwar gängig, dass jeder (i. d. R.) sein Bestes tut. Davon bin ich nicht überzeugt. Allerdings ist es auch nicht gut, in quasi umgekehrten Größenwahn zu verfallen und sich für alles und jedes schuldig zu fühlen.
Auch da, glaube ich, sollte unterschieden werden zwischen sein Bestes bewusst tun, und dahin leben, in Entschuldigungen seiner selbst. (kann es gerade nicht anders formulieren) Wobei dazu auch eine eigene Auseinandersetzung mit sich selber notwendig wäre, um überhaupt erkennen zu können, das dahin gelebt wird - und somit nicht nur die Bedürfnisse eines Kindes übergangen werden können, sondern auch die eigenen. (momentan) Wie gesagt kann ich es gerade nicht gut formulieren, und möchte mich hier nicht verheddern.

Ja und eines, das Hadern mit den Fehlern und Versäunmissen hilft nicht.
Wichtig sind die Konsequenzen für die Zukunft, die man daraus zieht. Tja, soweit meine Ansicht.
Auch ganz meine Ansicht. Dies wollte ich rüberbringen. Sie zu erkennen (was sich in einer Auseinandersetzung ergibt) genügt meiner erachtens, um für ein gemeinsames Miteinander an sich für die Zukunft zu arbeiten.


Ich fand deine Worte überhaupt nicht hart formuliert.

Liebe Grüße

jennyfer_
...

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Gärtnerin
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Beitrag Di., 14.04.2009, 12:25

Nein, ich fand deine Worte auch nicht hart formuliert, Anastasius. Und ich stimme ihnen wenigstens teilweise zu. Vielleicht kamen auch meine Worte zu einseitig rüber. Im übrigens lassen sich ja Schuldgefühle sowieso nicht einfach so ausschalten und gehören zum therapeutischen Prozess dazu.

Was also machen mit den Fehlern der Vergangenheit? Rückgängig machen lassen sie sich nicht mehr. Vielleicht ist das Beste, offen einzugestehen: "Ja, ich habe Fehler gemacht." Das eröffnet zumindest die Möglichkeit zum ehrlichen Gespräch. Was die Kinder dann damit anfangen, ob sie die Ehrlichkeit zu schätzen wissen oder auf einer reinen Vorwurfschiene verharren, liegt leider nicht in deiner (bzw. Gomperts) elterlichen Hand. Leider gibt es keinen Anspruch auf Absolution.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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Beitrag Di., 14.04.2009, 13:53

@ Gärtnerin,
Gärtnerin hat geschrieben:Leider gibt es keinen Anspruch auf Absolution.
Genau!

Grüße
Anastasius

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Zwiebel
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Beitrag Di., 14.04.2009, 15:00

Gärtnerin hat geschrieben: Was also machen mit den Fehlern der Vergangenheit? Rückgängig machen lassen sie sich nicht mehr. Vielleicht ist das Beste, offen einzugestehen: "Ja, ich habe Fehler gemacht." Das eröffnet zumindest die Möglichkeit zum ehrlichen Gespräch. Was die Kinder dann damit anfangen, ob sie die Ehrlichkeit zu schätzen wissen oder auf einer reinen Vorwurfschiene verharren, liegt leider nicht in deiner (bzw. Gomperts) elterlichen Hand. Leider gibt es keinen Anspruch auf Absolution.
Sehr schön formuliert, Gärtnerin! Schließlich gibt es noch den alten Spruch: Nur wer nichts macht, macht auch keine Fehler. Nichts machen ist bei Kindern außerdem noch schlimmer als Fehler zu machen- ignorieren, mißachten, als Störfaktor für's eigene Leben sehen. Gompert, du hast das in deinem Eingangspost so formuliert: "...die schmerzende Narben mit sich tragen, nicht von traumatischen Geschehnissen, sondern von psychischen Mangelkrankheiten, Kälte und Lieblosigkeit in Musterfamilien."

Niemand kann immer alles richtig machen und Kinder sind mit zwei Jahren anders als mit 12 und entsprechend sollen Eltern reagieren. Das ist schwer! Eltern sind auch nur Menschen und haben gute oder eben mal schlechte Tage in denen die Reaktion anders läuft wie sonst. Bei allem Bemühen lässt sich das nicht verhindern. Mal zu nachgiebig, mal zu streng. Ob die Reaktion im nachhinein von den Eltern selbst als falsch eingeschätzt wird ist das für mich entscheidende. Fehler eingestehen, mit den Kindern reden und das auch wenn die "Kinder" schon 40 sind.

Gompert, welche Erinnerungen hast du denn an deine Eltern und was haben die rückblickend falsch gemacht? Hast du mit ihnen darüber geredet, war (wäre) es dir ein Bedürfnis? Vergiß bitte nicht dass Kinder vieles anders erleben als erwachsene. Ich erinnere mich außer an Fehler meiner Eltern auch an schöne Erlebnisse. Nicht viele weil negatives mehr hängenbleibt aber immerhin. Wird dir und deinen Kindern auch so gehen. Wie wäre es mit einem allgemeinen Gespräch über eure gemeinsame Zeit als Einstieg? Was befürchtest du als Konsequenz? Ich habe aus deinen Posts in all den Jahren nicht den Eindruck gewonnen dass du dir einen Heiligenschein aufgesetzt hast und wenn du kein so viel anderer Mensch im realen Leben bist hast du prima Töchter auf die du stolz sein kannst. Deren (mögliche) Kritik wird dir Klarheit verschaffen und dir wird es besser gehen!

Lieben Gruß

Zwiebel



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Elfchen
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Beitrag Di., 14.04.2009, 16:02

Lieber gompert

Nur schon alleine die Tatsache, dass Du Dich diesen Fragen stellst, macht Dich zu einem wundervollen Vater. Fehler machen wir Eltern alle; sich dies einzugestehen und nicht zu verbittern ist sehr wichtig. Und sehr, sehr schwierig.

Wir sind "nur" Menschen, wir Eltern, und ich denke, die Kinder zu lieben ist eigentlich etwas vom Wichtigsten.

glg!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Beitrag Di., 14.04.2009, 17:30

@ gompert,

weiß du, ich stelle mir gerade vor, ein Kind sagt: "Meine Eltern haben nichts wirklich falsch gemacht. Aber ich hatte nie (selten) das Gefühl, wirklich geliebt zu werden. Ein anders: "Mir fällt einiges ein, was meine Eltern falsch gemacht haben. Trotz allem hatte ich immer das Grundgefühl, von ihnen geliebt zu werden."

Viele Grüße
Anastasius

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