diverse Probleme: Trauer um Mutter, Konflikte mit Vater

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Polarlicht
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diverse Probleme: Trauer um Mutter, Konflikte mit Vater

Beitrag Do., 06.12.2007, 01:34

Hallo,

ich hoffe, das Thema passt in dieses Brett...

Die letzten 3 Jahre waren enorm hart. Meine Eltern haben sich getrennt, mein Opa ist erkrankt und verstorben, meine Mutter ist schwer erkrankt und verstorben, mein Vater macht mir das Leben schwer.

Das war die nur Kurzfassung und auch nur die wichtigsten Dinge. "Nebenbei" habe ich mich noch beruflich umorientiert, litt unter Mobbing und stehe jetzt mitten in der Endphase meines Studiums.

Im Moment belastet mich 3 Dinge am meisten:
- der Verlust meiner Mutter
- die Konflikte mit meinem Vater
- meine Prüfungen

Meine Mutter ist im Juni verstorben. Der Verlust ist wirklich hart für mich. Es ist wohl mit das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich habe mich alleine (mit meinem Partner) um sie gekümmert - keine Unterstützung von der Familie. Ich habe alles für sie getan, damit sie nicht leiden muss.
In den ersten Monaten stand ich unter Schock. Die Erinnerungen waren wie im Nebel. So langsam kommt die Trauer...

Die Konflikte mit meinem Vater sind eingefahren. Ich habe mehrmals versucht, mit ihm darüber zu reden. Er sieht keinen Fehler bei sich. Es liegt an der Kommunikation zwischen uns. Eigentlich wäre eine Mediation sinnvoll, aber ich bin skeptisch, ob sich da etwas ändern wird. Ich denke, es wäre sinnvoller, wenn ich meine Einstellung ihm gegenüber ändere (Erwartungen zurückschrauben, Distanz bewahren...). Mein Vater macht mir Vorwürfe und ich habe keine Kraft, ihm Grenzen zu setzen und durchzuhalten. Ich lasse es immer wieder zu, dass er mich kränkt.
Mich belasten die Telefonate sehr. Teilweise bin ich so angespannt, dass ich zittere. Auch danach brauche ich meist eine längere Zeit, um mich wieder zu erholen und zum Alltag zurückkehren zu können. Meist ist jedoch der Abend für mich gelaufen.

Meine Prüfungen sind eigentlich kein Problem... Eigentlich...
Die anderen Ereignisse belasten mich. Ich denke zwar nicht ständig daran, aber ich sitze vor meinen Büchern, folge den Wörtern und verstehe nichts. Die Texte sind gut zu lesen und ich habe normalerweise auch kein Problem mit dem Stoff. Dann ärgere ich mich über mich selbst - ich kann es besser... Ich lasse mich ganz leicht ablenken und brauche wieder lange, um mich für die Arbeit zu motivieren.
Selbst leichte Tätigkeiten (Wäsche machen o.ä.) fallen mir schwer. Dinge wie "Tagesplan mit Belohnungen" ziehen bei mir nicht...

Habe länger darüber nachgedacht, doch ich möchte keine Psychotherapie.

Ich bin auf der Suche nach anderen Verfahren, die mich unterstützen - nur was? Ich möchte Methoden erlernen, die mir das Leben wieder leichter machen.
Ich möchte mehr Selbstbewusstsein und bessere Bewältigungsstategien bei den Konflikten mit meinem Vater haben.
Ich möchte mich wieder besser konzentieren können und motivierter ans Lernen herangehen. Im richtigen Moment die anderen Dinge abschalten können, aber auch Platz für Trauer und Träume haben.

Wer hat eine Idee?

Gruß
Polarlicht

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Schlumpfi99
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Beitrag Do., 06.12.2007, 11:59

Hallo Polarlicht,

erstmal tut es mir sehr leid was Du gerade durchmachst. Besonders der Verlust Deiner Mutter muß sehr hart für Dich sein. Ich kann das gut nachvollziehen, weil es mir ähnlich ging.
Ich erzähl Dir nur kurz was bei mir passiert ist und wie ich Wege fand wieder aus meinen Tiefs herauszukommen.
Meine Mutter starb vor ca. 3 Jahren ganz unerwartet, was sehr sehr hart für mich war, weil ich sie für mich alles war. Ich konnte mir nicht vorstellen wieder ein normales Leben zu führen, ich war überwiegend nur teilnahmslos und hatte zu nichts Lust. Das denke ich aber ist normal und alles braucht seine Zeit.
Ich mußte kurz nach ihrem Tod auch noch eine Prüfung machen, wozu ich überhaupt keine Kraft hatte aber ich zog es durch.
Ich wollte damals auch keine Therapie machen sondern hab sehr viel gelesen und suchte immer einen Weg das besser zu verarbeiten zu können.
Dann hab ich mir mal so eine Hypnose-CD zugelegt, dachte halt nur zur Entspannung. Aber das hat mir so gut getan, die Stimme, die aufbauenden Worte, es war wie in einem Märchen in dem du dich befindest.
Jedenfalls hat mich das sehr aufgebaut, hatte wieder neuen Mut und es ging Stück für Stück aufwärts.
Auch bei anderen Problemen hilft mir das immer wieder, gerade weil mein Selbstbewußtsein nicht das beste ist, bringt mir das sehr viel.
Wenn ich mir diese CD anhörte, war das als wenn ein guter Freund zu mir spricht. Zu dieser Zeit hatte ich zwar Freunde aber irgendwie konnte keiner damit umgehn. Also mußte ich mir eben selber helfen.

Ich hatte wieder mehr Kraft und so kam eins zum anderen. Ging wieder meinen Interessen nach und es machte auch wieder Spaß.
Aber es dauert eben, also lass Dir Zeit und setzt dich selbst nicht unter Druck. Alles braucht eben seine Zeit.

Ich hoffe Dir ein bisschen geholfen zu haben.

Liebe Grüße
Schlumpfi

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Zwiebel
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Beitrag Do., 06.12.2007, 12:04

Hallo Polarlicht,

die Trauer um einen geliebten Menschen lässt sich nicht in ein Zeitschema pressen. So nach dem Motto "jetzt habe ich Zeit, jetzt trauere ich und dann lerne ich weiter" - das geht nicht. Wenn die Trauer kommt, lass sie zu sonst dauert die Verarbeitung nur länger. Da der Tod nun schon ein halbes Jahr her ist dürfte es sich eher um Heulattacken handeln, die beim Gedanken an die Mutter auftauchen? Sie ist Tod, es lässt sich nicht ändern und du hast einen Teil deines bisherigen Lebens verloren.

Die Lücke bleibt und wenn dir dein Vater Vorwürfe macht kann sie sich auch nicht schließen. Welche Art Vorwürfe macht er dir? Es gbt sicher Dinge die du ihm Vorwefen kannst. Machst du das oder schluckst du seine und gibst keine Widerworte? Solche Gespräche kenne ich, nach langen Auseinandersetzungen wird man müde, sich um immer die selben Themen zu bemühen. Du bist jung, kläre das jetzt mit ihm. Wehre dich! Du hast Mediation angesprochen und das ist eine sehr gute Idee. Dann ist eine neutrale Person dabei und vermittelt. Dann bist du nicht allein.

Du schreibst, du hattest keine Unterstützung in der Familie. Gibt es da noch mehr Personen die dir Schuldgefühle machen oder bist du der Sündenbock und keiner meldet sich damit er (sie) nichts abbekommt?

Dass du dich nicht auf Lernen Konzentrieren kannst liegt an deiner depressiven Stimmung. Um da raus zu kommen, wenigstens Zeitweise, gönn dir etwas Entspannung. Mach etwas, das dir gut tut. Abwechslung, Aktivität, besonders gut ist Sport.

Alles Gute!

Zwiebel



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Polarlicht
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Beitrag Do., 06.12.2007, 12:50

Hallo Schlumpfi,

ich kenne die Methode der Hypnose und stehe ihr - im Gegensatz zu vielen anderen Menschen - nicht skeptisch gegenüber.
Stimmt, vielleicht sollte ich das wirklich mal versuchen.


Hallo Zwiebel,

Trauer verläuft nicht nach Plan. Ich habe meine Mutter drei Jahre lang auf dem Weg ihrer Krankheit begleitet. Da ich mich um alles gekümmert habe und auch alles alleine machen wollte, nahm die organisatorischen Dinge eine große Rolle ein. Ich stand so unter Strom, dass die Gedanken nur in ruhigen Momenten eine Chance hatten. Ich habe lange Zeit nicht getrauert - es war so weit weg und trotzdem erst wie gestern. Heulattacken habe ich kaum. Selten ist mal ein Tag komplett dahin - dann bin ich richtig depressiv. Meist sitze ich nur abwesend vor meinen Büchern. Dann ist es mir zu ruhig und ich mache Musik an. Die Musik ist dann entsprechend nachdenklich und ich schweife noch weiter ab...
Ich denke, dass ich es immer noch nicht richtig realisiert habe.

Sicher gibt es Dinge, die ich meinem Vater vorwerfe - eine ganze Menge sogar. Das werfe ich ihm auch regelmäßig an den Kopf, was mir sehr viel Kraft kostet. Ich habe mich einen Tag nach dem Tod meiner Mutter mit ihm gestritten. Mir tropfte der Schweiß aus der Hand. Ich war am zittern. Doch ich wollte meine Wünsche und die Wünsche meiner Mutter umsetzen. Es ging um die Beerdigung. Ich habe alles alleine organisiert und er wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Pecht für ihn - er hat sich etwa einmal im Jahr bei ihr blicken lassen. Er hat sie einmal vor ihrem Tod besucht. Sie war schon sehr geschwächt. Trotzdem warf er mir vor, ich hätte nicht bescheid gesagt, dass es sooo ernst ist. Er sei kein Arzt und könne das nicht abschätzen. Mir hat auch kein Arzt etwas gesagt, doch ich habe einen normalen Menschenverstand und konnte die Situation sehr gut einschätzen.

Ich fühle mich von ihm unverstanden. Er versteht mich einfach nicht. Ich sende einen Beziehungsinhalt und er nimmt diese nur mit dem Sachohr auf. Er ist ein sozialer Analphabet.
Über die Kommentare meines Vaters rege ich mich regelmäßig auf.
Ich habe ihm erklärt, dass ich Weihnachten dieses Jahr nicht feiere. Seine Frage war nur "wieso nicht? - du willst doch nicht die ganzen Tage lang lernen...". Er versteht nicht, dass ich keine Lust und keine Kraft habe, mit ihm, seiner neuen Partnerin und ihrem Kind in meinem ehemaligen Elternhaus zu sitzen und fröhliche Weihnachten zu feiern.

Immer und immer wieder sagt er mir, dass ich ihm sooo wichtig bin. Wir hatten früher ein gutes Verhältnis. Das löst in mir schon beinahe Schuldgefühle aus, weil ich ja sooo böse bin und den Frieden boykottiere. Trotzdem fühle ich mich nicht ernst genommen. Er will dann aber Argumente (Sachohr), die ich ihm nicht bieten kann. Es sind Kleinigkeiten, die sich potenzieren, doch das versteht er nicht.

Ich war schon mal bei einer Psychologin. Auf meinen Wunsch hin, hat sie auch mit meinem Vater gesprochen. Sie hat ihm angeblich in seiner Ansicht unterstützt, dass ICH ein Problem mit IHM habe. Anschließend haben sie noch mehrmals und länger miteinander telefoniert. Davon wusste ich nichts und ich hätte es auch nie erlaubt. Angeblich hat sie nicht gesagt, aber "länger" telefonieren ohne etwas zu sagen? Hmm...

Meine Familie ist klein. Sie war schon immer klein, doch sie hat sich im Laufe der Zeit weiter reduziert. Alle sind an Krebs verstorben. Es gibt nur noch meinen Vater + Anhang und meinen Onkel + Anhang. Mein Onkel (der Bruder meines Vaters), ist der typische Mitläufer im Team meines Vaters. Ich bin aus deren Sicht im Moment die "Querschlägerin". Ich boykottiere den Frieden, werde ausfallend (naja, nicht wirklich) und bin "merkwürdig" geworden.

Dafür habe ich eine nette "Schwiegerfamilie". Mein Freund wird dafür von meinem Vater gemieden. Wahrscheinlich ist es eine Art Rachezug meines Vaters, weil ich seine neue Partnerin auch nicht sehen will. Früher kamen sie recht gut miteinander aus, jetzt wird er noch nicht mal mehr auf Nikolausgrüßen erwähnt und er soll mich nicht beim Treffen mit ihm begleiten.

Gruß
Polarlicht

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Polarlicht
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Beitrag Fr., 14.12.2007, 23:00

Habe eben mit einem Hypnotiseur telefoniert. Er könnte meine Probleme mittels Hypnose lösen. Nun weiß ich nicht, ob dies das richtige Verfahren für mich ist, denn es findet ja eigentlich keine Bearbeitung statt...
Hatte auch schon über eine Familienaufstellung nachgedacht.

Gestern Abend war ich schon die ganze Zeit traurig und... ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll... In dieser Nacht litt ich wieder unter einem Alptraum. Im Laufe des Tages ging es dann wieder.
Das Problem mit der Konzentration und Motivation bezüglich des Lernens habe ich immer noch. Heute war es aber seit langem mal wieder halbwegs akzeptabel.

Gruß
Polarlicht

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Beitrag Mi., 19.12.2007, 22:45

Heute kam von meinem Vater nur eine Karte zu Weihnachten - das übliche blabla auf der Vorderseite. Innen "wünscht...". Mehr nicht.

Bin enttäuscht und traurig.

Polarlicht

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Polarsternin
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Beitrag Mi., 09.01.2008, 19:44

hallo polarlicht,
ich kann dir ein sehr gutes buch empfehlen. das ist nicht dick und sehr, sehr einfühlsam geschrieben:

Verena Kast: Trauern

Dort findest du verschiedene Trauerphasen und Bewältigungstechniken. Auch die Theorie wird behandelt, was eine Trauer ist, wie sie entsteht, wie lange sie dauern kann, etc.
Ich hatte damals das Buch von meinem Hausarzt empfohlen bekommen. Vielleicht ist das was für dich.

Liebe Grüße, Polarsternin

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