Kontakt zu Eltern bei kPTBS
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Kontakt zu Eltern bei kPTBS
Hallo,
nachdem ich zunehmend unter massiven Schuldgefühlen leide würde ich mich freuen, eure Meinungen zu hören.
In den letzten Jahren belasten mich Erinnerungen an Ereignisse in meiner Kindheit. Sie kamen verstärkt auf, nachdem mein Mann und ich uns getrennt hatten. Davor kamen auch immer wieder in meinem Leben Gedanken dazu auf, die habe ich aber immer schnell zur Seite geschoben und verdrängt. Das geht nun aber nicht mehr. Im Herbst letzten Jahres erklärte mir mein Therapeut, dass es sich um eine kPTBS handle.
Ich hatte, bevor die Erinnerungen und Gedanken mich so einholten, regelmäßig Kontakt zu meinen Eltern. Die Beziehung zu meinem Vater war schon immer schwierig, ich hatte bis ins Erwachsenenalter Angst vor ihm. Er ist mir fremd, ich habe nie Nähe zu ihm gespürt.
Mit meiner Mutter hatte ich auf den ersten Blick keine Probleme. Unsere Beziehung ging aber nie in die Tiefe, es gab kaum bis keine Emotionen, ich hätte ihr z.B. nie anvertraut, wenn es mir schlecht ging, wenn ich Probleme hatte oder sie um Rat gefragt (außer bei sachlichen Dingen).
Als Kind/ Jugendliche musste ich viel Aggression/ Gewalt in verschiedenen Formen von meinem Vater ertragen. Meine Mutter hat mir nie geholfen, sie stand immer nur hinter meinem Vater, so ist es auch heute noch.
Nun sind meine Eltern 74 und 78 Jahre alt. Ich weiß, ich kann mein eigenes Leben leben und habe mir dies auch schwer erarbeitet seit der Trennung von meinem Mann. Aber ich bin nicht glücklich.
Den Kontakt zu meinen Eltern habe ich sehr reduziert. Zum einen durch meine Depression, zum anderen bin ich zu verletzt. Natürlich ist es nicht ausschließlich ihre Schuld, dass ich bis heute Probleme mit meinem Leben und meinem Dasein habe. Und krank bin. Eltern machen Fehler. Aber sie haben den Grundstein für mein Leben gelegt. Und sehen bis heute nicht ein, was sie mir als Kind angetan haben.
In letzter Zeit kommt mir vermehrt der Gedanke, dass ich den Kontakt zu ihnen wieder verstärken sollte. Obwohl es mir eigentlich zuwider ist und weh tut. Ich habe Schuldgefühle ihnen gegenüber. Und denke, dass ich mir nicht verzeihen könnte, wenn sie jetzt sterben würden, ohne dass ich die Beziehung wieder aufgebaut habe. Ich fühle mich irgendwie verpflichtet. Und ich habe Sehnsucht, ich bin traurig, keine intakte Herkunftsfamilie zu haben.
Andererseits kann ich ihnen nicht vergeben, wie sie mit mir umgegangen sind und dass sie es bis heute nicht sehen, wie sehr sie mich verletzt und allein gelassen haben. Ich sitze zwischen den Stühlen.
Wäre Vergebung denn überhaupt der richtige Weg? Würde es Erleichterung verschaffen, helfen, Frieden zu finden?
Konntet ihr euren Eltern (oder anderen) vergeben? Wenn ja, wie habt ihr es geschafft und hat es euch in irgendeiner Form geholfen?
Wie geht vergeben, wenn man so verletzt ist?
Sollte ich den Kontakt wieder verstärken? Würde mir das überhaupt gut tun? Oder ist es nur Verzweiflung, weil ich mich sehr einsam fühle?
Ich fühle mich hin und hergerissen.
nachdem ich zunehmend unter massiven Schuldgefühlen leide würde ich mich freuen, eure Meinungen zu hören.
In den letzten Jahren belasten mich Erinnerungen an Ereignisse in meiner Kindheit. Sie kamen verstärkt auf, nachdem mein Mann und ich uns getrennt hatten. Davor kamen auch immer wieder in meinem Leben Gedanken dazu auf, die habe ich aber immer schnell zur Seite geschoben und verdrängt. Das geht nun aber nicht mehr. Im Herbst letzten Jahres erklärte mir mein Therapeut, dass es sich um eine kPTBS handle.
Ich hatte, bevor die Erinnerungen und Gedanken mich so einholten, regelmäßig Kontakt zu meinen Eltern. Die Beziehung zu meinem Vater war schon immer schwierig, ich hatte bis ins Erwachsenenalter Angst vor ihm. Er ist mir fremd, ich habe nie Nähe zu ihm gespürt.
Mit meiner Mutter hatte ich auf den ersten Blick keine Probleme. Unsere Beziehung ging aber nie in die Tiefe, es gab kaum bis keine Emotionen, ich hätte ihr z.B. nie anvertraut, wenn es mir schlecht ging, wenn ich Probleme hatte oder sie um Rat gefragt (außer bei sachlichen Dingen).
Als Kind/ Jugendliche musste ich viel Aggression/ Gewalt in verschiedenen Formen von meinem Vater ertragen. Meine Mutter hat mir nie geholfen, sie stand immer nur hinter meinem Vater, so ist es auch heute noch.
Nun sind meine Eltern 74 und 78 Jahre alt. Ich weiß, ich kann mein eigenes Leben leben und habe mir dies auch schwer erarbeitet seit der Trennung von meinem Mann. Aber ich bin nicht glücklich.
Den Kontakt zu meinen Eltern habe ich sehr reduziert. Zum einen durch meine Depression, zum anderen bin ich zu verletzt. Natürlich ist es nicht ausschließlich ihre Schuld, dass ich bis heute Probleme mit meinem Leben und meinem Dasein habe. Und krank bin. Eltern machen Fehler. Aber sie haben den Grundstein für mein Leben gelegt. Und sehen bis heute nicht ein, was sie mir als Kind angetan haben.
In letzter Zeit kommt mir vermehrt der Gedanke, dass ich den Kontakt zu ihnen wieder verstärken sollte. Obwohl es mir eigentlich zuwider ist und weh tut. Ich habe Schuldgefühle ihnen gegenüber. Und denke, dass ich mir nicht verzeihen könnte, wenn sie jetzt sterben würden, ohne dass ich die Beziehung wieder aufgebaut habe. Ich fühle mich irgendwie verpflichtet. Und ich habe Sehnsucht, ich bin traurig, keine intakte Herkunftsfamilie zu haben.
Andererseits kann ich ihnen nicht vergeben, wie sie mit mir umgegangen sind und dass sie es bis heute nicht sehen, wie sehr sie mich verletzt und allein gelassen haben. Ich sitze zwischen den Stühlen.
Wäre Vergebung denn überhaupt der richtige Weg? Würde es Erleichterung verschaffen, helfen, Frieden zu finden?
Konntet ihr euren Eltern (oder anderen) vergeben? Wenn ja, wie habt ihr es geschafft und hat es euch in irgendeiner Form geholfen?
Wie geht vergeben, wenn man so verletzt ist?
Sollte ich den Kontakt wieder verstärken? Würde mir das überhaupt gut tun? Oder ist es nur Verzweiflung, weil ich mich sehr einsam fühle?
Ich fühle mich hin und hergerissen.
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Hallo Libellenflügel!
Ich habe mich immer wieder mal mit der gleichen Frage herumgeschlagen und kann das gut nachfühlen.
Hast du diese Thematik mit deinen Eltern in Therapie bearbeitet? DAS wäre für mich die ultimative Lösung bzw. war es. Einzelne Traumata verschwinden damit zwar nicht zwangsläufig, aber die Schuldgefühle gingen schon weg und auch die Zeit der Trennung spielt bei mir eine Rolle.
Viele Grüße
candle
Ich habe mich immer wieder mal mit der gleichen Frage herumgeschlagen und kann das gut nachfühlen.
Was sind das denn für Schuldgefühle oder anders gefragt, was schuldest du deinen Eltern?
Das würde mich auch interessieren. Leider kann ich mit Vergebung gar nichts anfangen und weiß nicht wie es gehen soll.Wäre Vergebung denn überhaupt der richtige Weg? Würde es Erleichterung verschaffen, helfen, Frieden zu finden?
Hast du diese Thematik mit deinen Eltern in Therapie bearbeitet? DAS wäre für mich die ultimative Lösung bzw. war es. Einzelne Traumata verschwinden damit zwar nicht zwangsläufig, aber die Schuldgefühle gingen schon weg und auch die Zeit der Trennung spielt bei mir eine Rolle.
Viele Grüße
candle
Now I know how the bunny runs!
Meine Mutter hat durch ihre psychischen Erkrankung einen wesentlichen Anteil daran, dass ich schwere Depressionen bekam, die mich über Jahre gequält haben.
Teilweise hatte ich kaum oder gar keinen Kontakt zu meinen Eltern.
Sie hat eine Traumatherapie gemacht und wir haben heute ein sehr gutes Verhältnis, auch weil ich einen deutlichen Schlussstrich gezogen habe.
Für mich selbst habe ich entschieden, nicht mehr an der Vergangenheit festzuhalten.
Was passiert ist, ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern. Zudem ist natürlich nicht alles was in meinem Leben schief gelaufen ist, die Schuld meiner Mutter. Ich habe ja auch eine Eigenverantwortung.
Wichtig für mich, ist die Gegenwart und in der ist unsere Beziehung unbelastet. Ich denke mich hätten die ständigen Vorwürfe wegen der Vergangenheit irgendwann kaputt gemacht und sie führen auch zu nichts.
Wenn es dir also ein Bedürfnis ist, den Kontakt zu intensivieren, z.B. weil es dich belastet wenn sie ohne/wenig Kontakt zu dir versterben könnten, dann ist das in Ordnung.
Genauso in Ordnung ist es Abstand zu halten, wenn es dabei nur um die Erfüllung gesellschaftlicher Konventionen geht und es dir eigentlich schadet.
Teilweise hatte ich kaum oder gar keinen Kontakt zu meinen Eltern.
Sie hat eine Traumatherapie gemacht und wir haben heute ein sehr gutes Verhältnis, auch weil ich einen deutlichen Schlussstrich gezogen habe.
Für mich selbst habe ich entschieden, nicht mehr an der Vergangenheit festzuhalten.
Was passiert ist, ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern. Zudem ist natürlich nicht alles was in meinem Leben schief gelaufen ist, die Schuld meiner Mutter. Ich habe ja auch eine Eigenverantwortung.
Wichtig für mich, ist die Gegenwart und in der ist unsere Beziehung unbelastet. Ich denke mich hätten die ständigen Vorwürfe wegen der Vergangenheit irgendwann kaputt gemacht und sie führen auch zu nichts.
Wenn es dir also ein Bedürfnis ist, den Kontakt zu intensivieren, z.B. weil es dich belastet wenn sie ohne/wenig Kontakt zu dir versterben könnten, dann ist das in Ordnung.
Genauso in Ordnung ist es Abstand zu halten, wenn es dabei nur um die Erfüllung gesellschaftlicher Konventionen geht und es dir eigentlich schadet.
After all this time ? Always.
Meine Situation ist eine andere als deine, weil meine Eltern im Gegensatz zu deinen in einem gewissen Rahmen Fehler eingeräumt haben und sich - so gut es ihnen möglich war - entschuldigt haben. Das hat letztendlich die Beziehung gerettet (wobei ich dazu sagen muss, dass ich auch so weiterhin genug zeitlichen und räumlichen Abstand von ihnen brauche). Ich weiß nicht, ob ich mit uneinsichtigen Eltern weiterhin Kontakt gehabt hätte. Vermutlich aber eher nicht, da ich auch nur eine Millisekunde vor dem kompletten Kontakt-Abbruch stand. Insofern kann ich verstehen, dass das eine wahnsinnig schwierige Entscheidung ist.
Ansonsten schließe ich mich kaja an, was die Eigenverantwortung, Gegenwart und gesellschaftliche Konventionen angeht.
Ansonsten schließe ich mich kaja an, was die Eigenverantwortung, Gegenwart und gesellschaftliche Konventionen angeht.
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Die Sehnsucht nach einer intakten Familie ist da und sie ist verständlich. Gleichzeitig: Beziehung ist reziprok. Das muss von beiden Seiten gewollt werden, es muss von beiden Seiten dran gearbeitet werden. Wenn da von deinen Eltern dauerhaft nichts kommt, weil sie nicht wollen oder auch weil sie nicht in der Lage dazu sind, dann kannst du dich abstrampeln so sehr du willst, es wird trotzdem keine halbwegs funktionierende Beziehung dabei rauskommen.Libellenflügel hat geschrieben: ↑Mi., 20.03.2024, 21:39 In letzter Zeit kommt mir vermehrt der Gedanke, dass ich den Kontakt zu ihnen wieder verstärken sollte. Obwohl es mir eigentlich zuwider ist und weh tut. Ich habe Schuldgefühle ihnen gegenüber. Und denke, dass ich mir nicht verzeihen könnte, wenn sie jetzt sterben würden, ohne dass ich die Beziehung wieder aufgebaut habe. Ich fühle mich irgendwie verpflichtet. Und ich habe Sehnsucht, ich bin traurig, keine intakte Herkunftsfamilie zu haben.
Der Gedanke, dass du das alleine in der Hand hast, ist auch ein sehr kindlicher, da stecken ja auch die kindlichen Allmachtsphantasien mit drin und das Gefühl dazu ist sicherlich auch alt. Wichtiger als sich in solchen Idealvorstellungen/Phantasien zu verlieren, fände ich, dass du dir überlegst,
Wichtiger als "Vergebung" finde ich, dass vom Gegenüber (egal ob Eltern oder wer auch immer) Signale kommen, dass sie - hier und heute - an mir und einer wechselseitig funktionierenden Beziehung mit mir Interesse haben und bereit sind, dafür auch etwas zu tun. Das ist für mich die Messlatte, ob da was geht oder nicht. Vergebung im Sinne von "Schwamm drüber" ist oft auch eine Methode, diejenigen, denen Unrecht angetan wurde, unter Druck zu setzen, dass sie sich doch mal bitte nicht so anstellen sollten.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Es braucht Zeit. Das geht nicht über Nacht. Meine nach wie vor bestehenden Probleme habe ich vor allem aufgrund meiner Herkunftsfamilie. In meinem Fall kann ich aber auch mit Gewissheit sagen, dass meine Eltern nicht bösartig waren, sie waren auf eine gewisse Art unfähig und überfordert.
Heute (meine Eltern sind Ü80) können wir - in einem gewissen Rahmen - darüber reden. Ohne Vorwürfe. Wir können uns gegenseitig fragen: Wie war das damals für dich? Manches geht aber auch nicht und wird nie gehen. Und auch das muss ich akzeptieren. Auch das gehört vielleicht dazu: Sich von der Idealvorstellung zu verabschieden und mit dem zu arbeiten, was möglich ist.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
― Anne Lamott
Für Vergebung braucht man aber nicht unbedingt den Kontakt verstärken. Das ist hauptsächlich ein innerer Prozeß, in dem man vor allem Wut und Trauer verarbeitet. Ich denke, das ist in der Therapie besser aufgehoben. Was hilft es dir, wenn du aus moralischen Bedenken heraus den Kontakt intensivierst, der dir bisher nicht gut getan hat? Damit würdest du dich doch nur unnötig quälen.
Bist du dir sicher, daß du eine Beziehung, die von Angst und Gleichgültigkeit geprägt war, wieder aufbauen möchtest? Was haben deine Eltern davon, wenn es dir damit nicht gut geht?Und denke, dass ich mir nicht verzeihen könnte, wenn sie jetzt sterben würden, ohne dass ich die Beziehung wieder aufgebaut habe.
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Vergebung kann man nicht erzwingen, das kann sich wenn dann im Laufe der Zeit einstellen.Libellenflügel hat geschrieben: ↑Mi., 20.03.2024, 21:39 Wäre Vergebung denn überhaupt der richtige Weg? Würde es Erleichterung verschaffen, helfen, Frieden zu finden?
Konntet ihr euren Eltern (oder anderen) vergeben? Wenn ja, wie habt ihr es geschafft und hat es euch in irgendeiner Form geholfen?
Ich verstehe deinen Wunsch nach Kontakt und vor allem den Wunsch nach "heiler Familie". Der Gedanke dass die Eltern doch noch einsehen wie falsch es lief, dass es da vor deren Tod noch eine Versöhnung gibt. Aber auch das kannst du nicht erzwingen. Und ganz ehrlich: Es ist unwahrscheinlich.
Viel viel wichtiger finde ich es, dass du an dir arbeitest, die Dinge für die aufarbeitest, Lösungen und Lebenswege findest.
Es gibt immer auch Abstufungen zwischen absolutem Kontaktabbruch und einem häufigen, nahen Kontakt.
Überleg, auch in der Therapie genau womit du dich wohl fühlst, was dir gut tut, womit du leben kannst.
Ich habe für mich die Lösung eines sehr sehr seltenen Kontakts zu meiner Mutter. Auch sie ist alt, ich mag tatsächlich nicht den kompletten Cut. Aber ich halte den Kontakt auf wenige Male pro Jahr beschränkt, nicht mehr als eine Stunde, niemals bei mir zuhause oder auch nur in meiner Stadt. Meine Mutter ist ein boshaftes, vorwurfsvolles Weib geblieben, das keine Gelegenheit versäumt mich runterzumachen. Die Hoffnung auf "Frieden" oder auch nur Austausch habe ich längst aufgegeben. Und das tut tatsächlich auch gut, es ist nämlich kein Kampf mehr.
Finde für dich einen Weg, der allerdings nicht schnelle Vergebung und häufiger Kontakt sein muss!
Meiner Meinung nach kann doch nicht so einfach pauschal vergeben, wenn nicht mal aktiv von den Eltern um Verzeihung gebeten wurde und eine Einsicht da ist.
Ich verstehe auch den Wunsch nach einer guten Familie, aber es gibt nur wenige und ich habe in vielen Therapiestunden irgendwann begriffen, dass das loslassen der Hoffnung befreit und stärkt einen neuen Weg zu gehen.
Ich habe nicht verziehen, wieso auch, das war sonst immer für die Täter ( im weitesten Sinne) eine Entschuldigung weiterzumachen.
Der Kontaktaabruch war schmerzhaft, aber irgendwann, wurde es besser und ich fühle mich freier.
Ich verstehe auch den Wunsch nach einer guten Familie, aber es gibt nur wenige und ich habe in vielen Therapiestunden irgendwann begriffen, dass das loslassen der Hoffnung befreit und stärkt einen neuen Weg zu gehen.
Ich habe nicht verziehen, wieso auch, das war sonst immer für die Täter ( im weitesten Sinne) eine Entschuldigung weiterzumachen.
Der Kontaktaabruch war schmerzhaft, aber irgendwann, wurde es besser und ich fühle mich freier.
never know better than the natives. Kofi Annan
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Ich danke euch, für eure Antworten und dass ihr eure Erfahrungen mit mir geteilt habt.
Ich kann einfach nicht in mir erfühlen, was denn nun überwiegt und das lässt mich mit diesem Gefühlschaos zurück. Ich kann so keinen Frieden finden.
Einerseits möchte ich einfach nur meine Ruhe haben. Wenn ich einen Anruf meiner Mutter auf dem Telefon sehe, geht alles in mir auf Alarm. Ich möchte nicht, dass sie irgendetwas über mich erfährt und sich aus meinem Leben raus hält. Ich ziehe eine Mauer hoch. Und es ärgert mich, dass sie mich mit ihrer Kontaktaufnahme aus dem Gleichgewicht bringt, denn in mir beginnt dann ein Kampf, der tagelang gehen kann: ich möchte nichts mit ihr zu tun haben, aber ich sollte. Weil es mir auch leid tut, ihr weh zu tun. Ich denke nämlich schon, dass sie mein Rückzug sehr verletzt. Irgendwo tief in mir besteht eben doch eine emotionale Bindung, eine Liebe zu ihr.
Zur Zeit kommunizieren wir nur über Sprachnachrichten. Bei den seltenen Treffen, normalerweise nur zu den üblichen Familienfeiern, verbringe ich die meiste Zeit mit anderen Familienmitgliedern oder auch nur meinen Kindern, die dabei sind. Über mich spreche ich nicht mit ihr.
Sie macht mir Vorwürfe, warum ich mich so wenig melde, dass man nichts von mir hört. Und immer dieses Essensthema. Sie zeigt ihre Zuneigung durchs Bekochen. Für mich sehr schwer, da ich jahrelang eine Essstörung hatte. Sie schaut mir immer noch auf den Teller. " Du hast ja kaum etwas gegessen, was soll ich denn noch für dich kochen, damit du was isst, hast du überhaupt etwas gegessen...."
Ja, ich grenze mich dann natürlich ab und zeige ihr, dass all das meine Entscheidungen sind. Aber innerlich beginne ich zu schwanken.
Mein Vater existiert für mich kaum. Er hatte die letzte Zeit öfter Krankenhausaufenthalte, aber das hat mich nicht interessiert. Da ist einfach null Bindung.
Und dann ist da aber der Gedanke, dass ich nicht verbittert werden möchte. Nicht wegen ihnen. Und wie ihr alle sagt, dass die Vergangenheit nicht zu ändern ist, die Gegenwart zählt und ich Eigenverantwortung habe. Das sehe ich genau so, bzw. meine Vernunft sieht das so. Aber ich kann die Gefühle trotzdem nicht abstellen.
Ich kann gut nachvollziehen und könnte mir das auch vorstellen, dass eine Vergebung möglich ist, wenn Eltern sich entschuldigen, oder wie bei dir, kaja, an sich arbeiten. Einem eben einen Schritt entgegen gehen.
Mit meinen Eltern kann ich nicht darüber sprechen. Sie verstehen es nicht. " Das war früher halt so", ist immer die Antwort. Oder es wird ins lächerliche gezogen.
Meine Depression wird unter den Teppich gekehrt. Das ist ein Tabuthema. Passt eben nicht in das Bild einer heilen Familie, nach außen hin.
Ich merke, dass da doch viel Wut in mir ist, wenn ich das hier so schreibe. Leider hat dieses Thema keinen Platz in meiner Therapie, da es mir die letzten Monate wegen anderer Themen sehr schlecht ging und sie nun auch dem Ende zugeht.
Vielleicht denke ich, dass ich meinen inneren Kampf abstellen könnte, wenn ich einlenke und mehr Kontakt habe.
Aber solange ich nicht vergeben kann, werden diese Treffen eben auch absolut nichts erfüllendes haben.
Mir geht es wie dir, Chrysokoll, den kompletten Cut könnte ich auch nicht ertragen, auch wenn die Begegnungen verletzend sind. Aber es hört sich so an, als ob du gelernt hast, damit gut umzugehen.
Ich kann einfach nicht in mir erfühlen, was denn nun überwiegt und das lässt mich mit diesem Gefühlschaos zurück. Ich kann so keinen Frieden finden.
Einerseits möchte ich einfach nur meine Ruhe haben. Wenn ich einen Anruf meiner Mutter auf dem Telefon sehe, geht alles in mir auf Alarm. Ich möchte nicht, dass sie irgendetwas über mich erfährt und sich aus meinem Leben raus hält. Ich ziehe eine Mauer hoch. Und es ärgert mich, dass sie mich mit ihrer Kontaktaufnahme aus dem Gleichgewicht bringt, denn in mir beginnt dann ein Kampf, der tagelang gehen kann: ich möchte nichts mit ihr zu tun haben, aber ich sollte. Weil es mir auch leid tut, ihr weh zu tun. Ich denke nämlich schon, dass sie mein Rückzug sehr verletzt. Irgendwo tief in mir besteht eben doch eine emotionale Bindung, eine Liebe zu ihr.
Zur Zeit kommunizieren wir nur über Sprachnachrichten. Bei den seltenen Treffen, normalerweise nur zu den üblichen Familienfeiern, verbringe ich die meiste Zeit mit anderen Familienmitgliedern oder auch nur meinen Kindern, die dabei sind. Über mich spreche ich nicht mit ihr.
Sie macht mir Vorwürfe, warum ich mich so wenig melde, dass man nichts von mir hört. Und immer dieses Essensthema. Sie zeigt ihre Zuneigung durchs Bekochen. Für mich sehr schwer, da ich jahrelang eine Essstörung hatte. Sie schaut mir immer noch auf den Teller. " Du hast ja kaum etwas gegessen, was soll ich denn noch für dich kochen, damit du was isst, hast du überhaupt etwas gegessen...."
Ja, ich grenze mich dann natürlich ab und zeige ihr, dass all das meine Entscheidungen sind. Aber innerlich beginne ich zu schwanken.
Mein Vater existiert für mich kaum. Er hatte die letzte Zeit öfter Krankenhausaufenthalte, aber das hat mich nicht interessiert. Da ist einfach null Bindung.
Und dann ist da aber der Gedanke, dass ich nicht verbittert werden möchte. Nicht wegen ihnen. Und wie ihr alle sagt, dass die Vergangenheit nicht zu ändern ist, die Gegenwart zählt und ich Eigenverantwortung habe. Das sehe ich genau so, bzw. meine Vernunft sieht das so. Aber ich kann die Gefühle trotzdem nicht abstellen.
Ich kann gut nachvollziehen und könnte mir das auch vorstellen, dass eine Vergebung möglich ist, wenn Eltern sich entschuldigen, oder wie bei dir, kaja, an sich arbeiten. Einem eben einen Schritt entgegen gehen.
Mit meinen Eltern kann ich nicht darüber sprechen. Sie verstehen es nicht. " Das war früher halt so", ist immer die Antwort. Oder es wird ins lächerliche gezogen.
Meine Depression wird unter den Teppich gekehrt. Das ist ein Tabuthema. Passt eben nicht in das Bild einer heilen Familie, nach außen hin.
Ich merke, dass da doch viel Wut in mir ist, wenn ich das hier so schreibe. Leider hat dieses Thema keinen Platz in meiner Therapie, da es mir die letzten Monate wegen anderer Themen sehr schlecht ging und sie nun auch dem Ende zugeht.
Vielleicht denke ich, dass ich meinen inneren Kampf abstellen könnte, wenn ich einlenke und mehr Kontakt habe.
Aber solange ich nicht vergeben kann, werden diese Treffen eben auch absolut nichts erfüllendes haben.
Mir geht es wie dir, Chrysokoll, den kompletten Cut könnte ich auch nicht ertragen, auch wenn die Begegnungen verletzend sind. Aber es hört sich so an, als ob du gelernt hast, damit gut umzugehen.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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@candle
Eine gute Frage, was schulde ich meinen Eltern?
Ich bin eigentlich das wandelnde Schuldgefühl. Ich fühle mich für alles verantwortlich.
Bei meinen Eltern ist das schon das traditionelle Denken, dass ich als Tochter meine Eltern versorgen müsste und mich um sie kümmern sollte.
Und auch wenn ich als Kind in einer von Angst geprägten, gefühllosen Atmosphäre aufgewachsen bin, haben meine Eltern doch so manches ermöglicht, ihren Möglichkeiten entsprechend. Urlaube, Musikunterricht, materielle Dinge eben, trotz wenig Geld.
Aber natürlich kann das nicht emotionale Nähe, Sicherheit und ganz viele andere fehlende Dinge ersetzen.
Und ich denke, dass es auch eine Rolle spielt, dass meine Geschwister intensiveren Kontakt zu meinen Eltern haben, sich nicht so "anstellen" wie ich. Ich bin eben die Außenseiterin.
Eine gute Frage, was schulde ich meinen Eltern?
Ich bin eigentlich das wandelnde Schuldgefühl. Ich fühle mich für alles verantwortlich.
Bei meinen Eltern ist das schon das traditionelle Denken, dass ich als Tochter meine Eltern versorgen müsste und mich um sie kümmern sollte.
Und auch wenn ich als Kind in einer von Angst geprägten, gefühllosen Atmosphäre aufgewachsen bin, haben meine Eltern doch so manches ermöglicht, ihren Möglichkeiten entsprechend. Urlaube, Musikunterricht, materielle Dinge eben, trotz wenig Geld.
Aber natürlich kann das nicht emotionale Nähe, Sicherheit und ganz viele andere fehlende Dinge ersetzen.
Und ich denke, dass es auch eine Rolle spielt, dass meine Geschwister intensiveren Kontakt zu meinen Eltern haben, sich nicht so "anstellen" wie ich. Ich bin eben die Außenseiterin.
Das kenne ich. Ich bin als zukünftiger Versorger meiner Eltern gemahnt worden. Ich fand das immer schrecklich.Libellenflügel hat geschrieben: ↑Do., 21.03.2024, 21:16 Ich bin eigentlich das wandelnde Schuldgefühl. Ich fühle mich für alles verantwortlich.
Bei meinen Eltern ist das schon das traditionelle Denken, dass ich als Tochter meine Eltern versorgen müsste und mich um sie kümmern sollte.
Zum Glück ist das zumindest weg, weil ich eben keinen Kontakt mehr habe.
candle
Now I know how the bunny runs!
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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@candle
Und du konntest die Schuldgefühle wirklich abstellen dadurch?
Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann ohne zu sein....
Und du konntest die Schuldgefühle wirklich abstellen dadurch?
Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwann ohne zu sein....
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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- Beiträge: 133
@lisbeth
Dass wir so wenig Kontakt haben, geht schon von meiner Seite aus.
Meine Mutter hätte eben am liebsten, dass alles wie früher ist. Bevor ich krank wurde und Dinge erkannt und hinterfragt habe.
Meiner Mutter würde ich auch nicht unbedingt Bösartigkeit unterstellen. Aber sie hat mich damals allein gelassen und würde auch heute nicht zu mir stehen.
Bei meinem Vater bin ich mir da nicht so sicher.
Ich glaube, ich brauche noch viel Zeit, um zu akzeptieren.
Dass wir so wenig Kontakt haben, geht schon von meiner Seite aus.
Meine Mutter hätte eben am liebsten, dass alles wie früher ist. Bevor ich krank wurde und Dinge erkannt und hinterfragt habe.
Meiner Mutter würde ich auch nicht unbedingt Bösartigkeit unterstellen. Aber sie hat mich damals allein gelassen und würde auch heute nicht zu mir stehen.
Bei meinem Vater bin ich mir da nicht so sicher.
Ich glaube, ich brauche noch viel Zeit, um zu akzeptieren.
Naja, ich habe den Kontakt nicht abgebrochen, das waren meine Eltern. Doch das hat mir das Gefühl nicht genommen.
Nun habe ich noch Geschwister und mich damit beruhigt.
Und dann kommt dazu, dass ich keine Kinder habe und selbst merke, dass man allein gut zurecht kommt.
candle
Nun habe ich noch Geschwister und mich damit beruhigt.
Und dann kommt dazu, dass ich keine Kinder habe und selbst merke, dass man allein gut zurecht kommt.
candle
Now I know how the bunny runs!
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Libellenflügel hat geschrieben: ↑Mi., 20.03.2024, 21:39
Als Kind/ Jugendliche musste ich viel Aggression/ Gewalt in verschiedenen Formen von meinem Vater ertragen. Meine Mutter hat mir nie geholfen, sie stand immer nur hinter meinem Vater, so ist es auch heute noch.
In letzter Zeit kommt mir vermehrt der Gedanke, dass ich den Kontakt zu ihnen wieder verstärken sollte. Obwohl es mir eigentlich zuwider ist und weh tut. Ich habe Schuldgefühle ihnen gegenüber. Und denke, dass ich mir nicht verzeihen könnte, wenn sie jetzt sterben würden, ohne dass ich die Beziehung wieder aufgebaut habe. Ich fühle mich irgendwie verpflichtet. Und ich habe Sehnsucht, ich bin traurig, keine intakte Herkunftsfamilie zu haben.
Andererseits kann ich ihnen nicht vergeben, wie sie mit mir umgegangen sind und dass sie es bis heute nicht sehen, wie sehr sie mich verletzt und allein gelassen haben. Ich sitze zwischen den Stühlen.
Wäre Vergebung denn überhaupt der richtige Weg? Würde es Erleichterung verschaffen, helfen, Frieden zu finden?
Konntet ihr euren Eltern (oder anderen) vergeben? Wenn ja, wie habt ihr es geschafft und hat es euch in irgendeiner Form geholfen?
Vergebung kann man sowieso nicht per Knopfdruck oder Willensentscheidung Typ "ich sollte" herstellen. Von daher ist überhaupt erst mal fraglich ob du eine authentische Vergebung überhaupt zustandebekommst so so wie es dir jetzt gerade geht. Und ich meine damit eine authentische Vergebung, nicht ein selbstverletzendes ich tu so als hätte da nie was stattgefunden und lasse mich einfach weiter zum Fußabstreifer machen und erleide das klaglos in der Hoffnung dass sie mich dann ENDLICH lieb haben.
Ich denke mal wenn du an Vergebung arbeiten willst wäre es der erste Schritt an deiner Erwartungshaltung an die beiden Leutchen kategorisch herunterzufahren. Nämlich bis du anerkennen und verinnerlichen kannst dass du von DIESEN Menschen das was jedes Kind von Eltern ersehnt einfach nicht haben kannst weil sie dazu nicht fähig sind. Ich denke bevor du an Vergebung denken kannst ist eine Menge Trauerarbeit über das was nicht war und nie sein wird und innere Distanz nötig.
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