Belastende Beziehung zur Mutter
Belastende Beziehung zur Mutter
Hallo,
ich glaube, ich habe immer noch keine vollständige Unabhängigkeit von meiner Mutter, obwohl sie schon 82 ist und ich bald 51. Etwas peinlich, wenn man da immer noch nicht richtig erwachsen und unabhängig ist.
Zu einer Beziehung gehören ja immer zwei, und wenn eine Beziehung belastend ist, dann gibt es auch Probleme auf beiden Seiten.
Also das Problem auf der Seite meiner Mutter ist: sie ist sehr verletzlich und braucht es, dass man sie liebt. Wenn ich sie nicht regelmäßig besuchen würde, würde sie denken, dass ich sie nicht liebe, und in der Folge, dass sie keine gute Mutter wäre. Das wäre beides schlimm für sie (versagt zu haben und nicht geliebt zu werden). Wenn andere Leute merken würden, dass eins oder mehrere ihrer Kinder sie nicht besuchen, wäre das auch schlimm für sie, denn was andere denken, geht ihr über alles. Sie kritisiert außerdem oft, hat feste Vorstellungen, wie Dinge sein müssen, weiß alles besser, merkt aber nicht, wenn sie dabei übergriffig wird und andere verletzt oder sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Sie kann recht verletzend sein, merkt da die Grenzen nicht. Sagt man selber etwas kritisches zu ihr, ist sie gleich sehr verletzt, und das ist auch ehrlich. Sie ist dann wirklich tieftraurig. Sie neigt zu Depressionen.
Trotz dieser eher schwierigen Eigenschaften ist sie auf der anderen Seite auch sehr aufopferungsfähig, hatte sicher kein so leichtes Leben und zeigt Liebe auf ihre Weise. Ich glaube, dass sie mich aufrichtig liebt, trotz der Schwierigkeiten. Sie will es gut machen, aber ihre Schwierigkeiten stehen ihr im Weg.
Das Problem auf meiner Seite ist, dass ich mich nicht traue, zu sagen, was ich möchte. Ich habe im Lauf der Jahre den Kontakt immer weiter reduziert, letztes Jahr auf einen Besuch im Monat. Das war aber schwierig für mich, kostete mich jedes Mal Überwindung, und ich fühlte mich jedes Mal schlecht, wenn ich ihr gesagt hatte, dass ich seltener kommen will. Wenn mir der Termin für den Besuch mal nicht geschickt ist, traue ich mich nicht, ihr abzusagen. Ich habe immer Angst vor ihrer Reaktion, zum einen dass sie fragen wird, warum ich nicht kommen will, zum anderen dass sie traurig sein wird. Ich halte es nicht aus, sie traurig zu machen, weil ihre Gefühle mich überfluten, selbst dann, wenn sie sie noch nicht mal richtig zeigt oder ausdrückt, es reicht, wenn ich mir denken kann, wie sie empfinden wird (aus der Erfahrung heraus oder aus Kommentaren von ihr). Es ist nämlich gar nicht so, dass sie einem das reindrückt (sie redet wenig über Gefühle), aber man merkt es eben. Oder es kommt ein Kommentar Wochen später, wo man dann merkt, was sie gedacht, aber vorher nicht ausgesprochen hat.
Bei vielen Dingen im Leben orientiere ich mich daran, was sie davon halten würde. Wenn ich etwas tue, von dem ich weiß, dass es ihr nicht gefallen würde, dann mache ich es heimlich. Dadurch kann ich inzwischen über ca. 90% der Dinge in meinem Leben nicht mit ihr reden, weil sie gar nichts davon weiß. Wenn ich ihr etwas davon erzählen würde, würde sie gleich mit einem negativen Kommentar oder einer Kritik kommen, und damit kann ich dann nicht umgehen, weil ich innerlich nicht frei genug bin und auch nicht weiß, wie man mit sowas umgeht, was man da sagen kann. Manchmal habe ich auch einfach eine unbestimmte Angst. Generell kann ich keine Konflikte lösen, deshalb vermeide ich sie.
Das alles (und noch ein paar Probleme mehr) führt dazu, dass die Beziehung zu meiner Mutter mich belastet, und ich mich oft zu jedem Besuch überwinden muss. Es ist meistens nur Pflichtgefühl, was mich hinfahren lässt, nicht weil ich gern dort bin. Manchmal habe ich schon gedacht, es wäre gut, sie würde sterben, um mich dann gleich schlecht zu fühlen, weil man sowas nicht denken darf. Was ist, wenn sie wirklich stirbt, dann würde ich mich wohl ziemlich schlecht fühlen, weil ich ihr das gewünscht habe. Ich will solche Gedanken nicht haben.
Mich würde interessieren: kennt jemand ähnliche Probleme und hat sie erfolgreich überwunden?
Hilft nur: machen, was ich möchte, und Reaktionen und Gefühle aushalten? Gibt es einen Kompromiss?
Oder ist es auch normal, dass der Kontakt zu alten Eltern manchmal eben eine Pflichtübung ist? Ich hab immer das Gefühl, andere Leute kümmern sich um ihre Eltern, weil sie sie gern haben, und ich habe meine Mutter zwar auch gern, aber doch nicht so, dass ich gern bei ihr bin...
Ich habe ja noch Glück sozusagen, dass ich ca. eine Stunde Fahrzeit entfernt wohne und daher für die tägliche Pflege, wenn sie sie mal brauchen wird, nicht zur Verfügung stehe. Sie hat noch andere Töchter, die in ihrer Nähe wohnen.
Ich kann bzw. will gerade keine Therapie machen, weil ich erst letztes Jahr meine letzte beendet habe. Da war meine Mutter aber nur einmal kurz Thema. Die Therapeutin (VT) zeigte nicht so viel Interesse daran, und mir waren selber die Probleme zu der Zeit noch nicht so bewusst, und ich hatte andere Baustellen. Vielleicht helfen aber auch Denkanstöße ohne Therapie.
ich glaube, ich habe immer noch keine vollständige Unabhängigkeit von meiner Mutter, obwohl sie schon 82 ist und ich bald 51. Etwas peinlich, wenn man da immer noch nicht richtig erwachsen und unabhängig ist.
Zu einer Beziehung gehören ja immer zwei, und wenn eine Beziehung belastend ist, dann gibt es auch Probleme auf beiden Seiten.
Also das Problem auf der Seite meiner Mutter ist: sie ist sehr verletzlich und braucht es, dass man sie liebt. Wenn ich sie nicht regelmäßig besuchen würde, würde sie denken, dass ich sie nicht liebe, und in der Folge, dass sie keine gute Mutter wäre. Das wäre beides schlimm für sie (versagt zu haben und nicht geliebt zu werden). Wenn andere Leute merken würden, dass eins oder mehrere ihrer Kinder sie nicht besuchen, wäre das auch schlimm für sie, denn was andere denken, geht ihr über alles. Sie kritisiert außerdem oft, hat feste Vorstellungen, wie Dinge sein müssen, weiß alles besser, merkt aber nicht, wenn sie dabei übergriffig wird und andere verletzt oder sich in Dinge einmischt, die sie nichts angehen. Sie kann recht verletzend sein, merkt da die Grenzen nicht. Sagt man selber etwas kritisches zu ihr, ist sie gleich sehr verletzt, und das ist auch ehrlich. Sie ist dann wirklich tieftraurig. Sie neigt zu Depressionen.
Trotz dieser eher schwierigen Eigenschaften ist sie auf der anderen Seite auch sehr aufopferungsfähig, hatte sicher kein so leichtes Leben und zeigt Liebe auf ihre Weise. Ich glaube, dass sie mich aufrichtig liebt, trotz der Schwierigkeiten. Sie will es gut machen, aber ihre Schwierigkeiten stehen ihr im Weg.
Das Problem auf meiner Seite ist, dass ich mich nicht traue, zu sagen, was ich möchte. Ich habe im Lauf der Jahre den Kontakt immer weiter reduziert, letztes Jahr auf einen Besuch im Monat. Das war aber schwierig für mich, kostete mich jedes Mal Überwindung, und ich fühlte mich jedes Mal schlecht, wenn ich ihr gesagt hatte, dass ich seltener kommen will. Wenn mir der Termin für den Besuch mal nicht geschickt ist, traue ich mich nicht, ihr abzusagen. Ich habe immer Angst vor ihrer Reaktion, zum einen dass sie fragen wird, warum ich nicht kommen will, zum anderen dass sie traurig sein wird. Ich halte es nicht aus, sie traurig zu machen, weil ihre Gefühle mich überfluten, selbst dann, wenn sie sie noch nicht mal richtig zeigt oder ausdrückt, es reicht, wenn ich mir denken kann, wie sie empfinden wird (aus der Erfahrung heraus oder aus Kommentaren von ihr). Es ist nämlich gar nicht so, dass sie einem das reindrückt (sie redet wenig über Gefühle), aber man merkt es eben. Oder es kommt ein Kommentar Wochen später, wo man dann merkt, was sie gedacht, aber vorher nicht ausgesprochen hat.
Bei vielen Dingen im Leben orientiere ich mich daran, was sie davon halten würde. Wenn ich etwas tue, von dem ich weiß, dass es ihr nicht gefallen würde, dann mache ich es heimlich. Dadurch kann ich inzwischen über ca. 90% der Dinge in meinem Leben nicht mit ihr reden, weil sie gar nichts davon weiß. Wenn ich ihr etwas davon erzählen würde, würde sie gleich mit einem negativen Kommentar oder einer Kritik kommen, und damit kann ich dann nicht umgehen, weil ich innerlich nicht frei genug bin und auch nicht weiß, wie man mit sowas umgeht, was man da sagen kann. Manchmal habe ich auch einfach eine unbestimmte Angst. Generell kann ich keine Konflikte lösen, deshalb vermeide ich sie.
Das alles (und noch ein paar Probleme mehr) führt dazu, dass die Beziehung zu meiner Mutter mich belastet, und ich mich oft zu jedem Besuch überwinden muss. Es ist meistens nur Pflichtgefühl, was mich hinfahren lässt, nicht weil ich gern dort bin. Manchmal habe ich schon gedacht, es wäre gut, sie würde sterben, um mich dann gleich schlecht zu fühlen, weil man sowas nicht denken darf. Was ist, wenn sie wirklich stirbt, dann würde ich mich wohl ziemlich schlecht fühlen, weil ich ihr das gewünscht habe. Ich will solche Gedanken nicht haben.
Mich würde interessieren: kennt jemand ähnliche Probleme und hat sie erfolgreich überwunden?
Hilft nur: machen, was ich möchte, und Reaktionen und Gefühle aushalten? Gibt es einen Kompromiss?
Oder ist es auch normal, dass der Kontakt zu alten Eltern manchmal eben eine Pflichtübung ist? Ich hab immer das Gefühl, andere Leute kümmern sich um ihre Eltern, weil sie sie gern haben, und ich habe meine Mutter zwar auch gern, aber doch nicht so, dass ich gern bei ihr bin...
Ich habe ja noch Glück sozusagen, dass ich ca. eine Stunde Fahrzeit entfernt wohne und daher für die tägliche Pflege, wenn sie sie mal brauchen wird, nicht zur Verfügung stehe. Sie hat noch andere Töchter, die in ihrer Nähe wohnen.
Ich kann bzw. will gerade keine Therapie machen, weil ich erst letztes Jahr meine letzte beendet habe. Da war meine Mutter aber nur einmal kurz Thema. Die Therapeutin (VT) zeigte nicht so viel Interesse daran, und mir waren selber die Probleme zu der Zeit noch nicht so bewusst, und ich hatte andere Baustellen. Vielleicht helfen aber auch Denkanstöße ohne Therapie.
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Tut mir verdammt Leid... das möchte ich zuerst sagen! Bei mir ging letztlich nur der Kontaktabbruch, nachdem ich das mit dem Abgrenzen nicht hingekriegt habe. Sollte dir das Abgrenzen gelingen, d.h., dass du dich nicht mehr für die Gefühle deiner Mutter verantwortlich fühlst, dann könnte es vielleicht klappen. Meine Mutter war zudem auch sehr übergriffig, wenn deine das auch ist, musst du sehen, was für dich geht. Schäme dich nicht, dass du dich noch nicht unabhängig fühlst - deine Mutter hat dafür gesorgt, dass du auf diese Weise bei ihr bleibst. Heißt aber auch, dass nur du da jetzt was tun musst - auch Dinge, die nicht in der Komfortzone liegen. Fakt ist, du bist die Hauptperson, für die du Verantwortung trägst - du musst gucken, wie es dir mit dem Kontakt mit deiner Mutter gut gehen kann. Alles andere wäre halt eh unehrlich, wenn du nicht gern bei ihr bist. Wenn sie mit dem Gerede von anderen nicht klarkommt, ist das ihr Problem.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Ich bin ja aber auch rein faktisch dafür verantwortlich, wenn ich etwas tue, wo ich genau weiß, dass es ihr dadurch schlecht geht (Ursache -> Wirkung). Ich kann auch verstehen, wenn sie sich wünscht, dass ich so oft wie möglich komme. Das wünschen sich wahrscheinlich die meisten Eltern, nehme ich an. (oder?)Philosophia hat geschrieben: ↑So., 01.01.2023, 20:35d.h., dass du dich nicht mehr für die Gefühle deiner Mutter verantwortlich fühlst
Wie oft fahren andere Kinder zu ihren Eltern im Durchschnitt? Ich weiß gar nicht, was da normal ist.
Vermutlich ist sie auch nicht so gern allein, wobei ich finde, dass sie noch vergleichsweise viele Kontakte hat durch ihre Enkel (Kinder meiner Geschwister, ich selbst habe keine) und ein paar Freundinnen.
Es ist auch noch ein wenig mehr als nur sich verantwortlich zu fühlen, ich kann ihre Gefühle dann wirklich sehr stark fühlen als wären es meine.
Mir würde es reichen, alle zwei Monate zu ihr zu fahren. Aber nachdem ich letztes Jahr erst das Intervall von drei auf vier Wochen verlängert habe, wäre es schon hart, dieses Jahr nochmal zu verlängern, oder gar zu verdoppeln. Da hätte ich wohl Drama zu Hause, 1000 Fragen und Unverständnis.
Vielleicht wäre eine andere Möglichkeit, dass wir, wenn ich bei ihr bin, eine meiner Schwestern besuchen. Dort ist es meistens ganz nett, und die Zeit geht schneller vorbei. Ich muss mal überlegen, ob das machbar wäre. Theoretisch hätte ich gerne auch mehr Kontakt zu der anderen Schwester, aber mit ihr ist es immer ein bisschen schwierig (sie hat selbst einen schwierigen Charakter, und meine Mutter mag ihren Mann nicht und kann da auch oft nicht die Klappe halten, worauf er dann auch wieder empfindlich reagiert). Ach ja, Familie, immer wieder ein Quell der Freude.
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Das ist genau das Problem. Du bist schon so konstituiert, dich zurückzunehmen, weil du weißt, was sie fühlt. Das ist aber nicht deine Aufgabe! Es ist faktisch ihr Problem, wenn es ihr seelisch schlecht geht, wenn du etwas Gutes für dich tust, was sich für sie aber schlecht anfühlt, weil sie so abhängig von dir ist. Ihr seid in Wahrheit einfach nur miteinander verstrickt. Das ist nicht gesund. Wenn du etwas tust, was du für dich brauchst und sie darauf nicht klarkommt, dann hat deine Mutter ein ernsthaftes Problem - was sie aber auf dich überträgt: Du sollst dich für deine Bedürfnisse schlecht fühlen, damit du wieder ihre erfüllst.Chiana hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 11:30Ich bin ja aber auch rein faktisch dafür verantwortlich, wenn ich etwas tue, wo ich genau weiß, dass es ihr dadurch schlecht geht (Ursache -> Wirkung).Philosophia hat geschrieben: ↑So., 01.01.2023, 20:35d.h., dass du dich nicht mehr für die Gefühle deiner Mutter verantwortlich fühlst
Es ist ja nicht so, dass du willst, dass es ihr schlecht geht - aber es muss auch mal passieren dürfen, vor allem, wenn du für dich sorgst und das Unmut bei deiner Mutter auslöst.
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Das muss sie aushalten. Und du musst dir das nicht anhören, weil es nicht dein Problem ist. Wenn sie dann eigeschnappt ist, verrät sie dadurch nur, dass es ihr egal ist, was du brauchst, sondern es sich nur um sie dreht.Chiana hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 11:30 Mir würde es reichen, alle zwei Monate zu ihr zu fahren. Aber nachdem ich letztes Jahr erst das Intervall von drei auf vier Wochen verlängert habe, wäre es schon hart, dieses Jahr nochmal zu verlängern, oder gar zu verdoppeln. Da hätte ich wohl Drama zu Hause, 1000 Fragen und Unverständnis.
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Ja... schlimm... ungesund... Konstitution bzw. Instrumentalisierung. Umso wichtiger wäre eine größere Distanz (muss nicht gleich Kontaktabbruch sein). Du willst doch nicht für immer ihr nur verlängerter Arm sein, oder?
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Das ist unerheblich - Hauptsache, es fühlt sich für beide Parteien richtig und gesund an. Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse. Solche Treffen sollten auf Gegenseitigkeit beruhen.
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Genau so!Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 11:38 Das muss sie aushalten. Und du musst dir das nicht anhören, weil es nicht dein Problem ist. Wenn sie dann eigeschnappt ist, verrät sie dadurch nur, dass es ihr egal ist
Meine wichtigste Erkenntnis war und ist: Dann ist sie halt mal eingeschnappt.
Sie schnappt auch wieder aus. Niemand stirbt wenn sie mal beleidigt ist, auch die Mutter nicht.
Mütter sind meist durchaus ein Stück lernfähig, die wissen schon mit wem sie was machen können und mit wem nicht.
Es war ein weiter Weg, aber ich bin auch mehrmals - nach Vorwarnung - bei meiner Mutter aufgestanden und gegangen. Dann war es über viele Monate viel besser.
Ich bin sogar einmal bei einem Besuch bei ihr im Krankenhaus aufgestanden und gegangen. Vorab hat sie ununterbrochen an mir herumgenörgelt und mich verspottet. Ich sagte ihr klar "Mama, wenn du nicht aufhörst gehe ich". Sie hörte nicht auf und ich ging. Beim nächsten Besuch und die folgenden Monate war sie sehr vorsichtig und nahm sich zusammen. Das hält nie auf Dauer, ist aber in Kombination mit sehr seltenen Besuchen MEINE Strategie die für mich passt
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Das klingt richtig gut, chrysokoll, vor allem, weil du dir so selbst treu bleibst!
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danke Philosophia! Es war wie gesagt ein weiter Weg, aber es geht mir so viel besser damit.
Und es ist eine ganz banale Erkenntnis, eigentlich: Niemand stirbt wenn mal jemand eingeschnappt ist.
Seit ich für mich klar habe dass es auch bei meiner Mutter Grenzen gibt, dass ich aufstehe und gehe kann ich mich auch bei anderen besser abgrenzen und STOPP sagen. Und die Erkenntnis war auch: Nein, weder fällt meine Mutter tot um und ich bin schuld noch legt sie immer noch eins drauf. Im Gegenteil. Auch Mutter verstehen solche Grenzen. Und wenn nicht kann man immer noch weiter reduzieren oder eben den Kontakt abbrechen
Und es ist eine ganz banale Erkenntnis, eigentlich: Niemand stirbt wenn mal jemand eingeschnappt ist.
Seit ich für mich klar habe dass es auch bei meiner Mutter Grenzen gibt, dass ich aufstehe und gehe kann ich mich auch bei anderen besser abgrenzen und STOPP sagen. Und die Erkenntnis war auch: Nein, weder fällt meine Mutter tot um und ich bin schuld noch legt sie immer noch eins drauf. Im Gegenteil. Auch Mutter verstehen solche Grenzen. Und wenn nicht kann man immer noch weiter reduzieren oder eben den Kontakt abbrechen
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Naja, wünschen kann man sich ja viel. Aber man hat keinen Anspruch drauf, dass diese Wünsche in Erfüllung gehen.
Deine Mutter ist erwachsen. Sie ist für ihr Leben und auch ihr Glück selbst verantwortlich. Wenn sie ständig jemand um sich braucht, dann muss sie selbst schauen, wie sie sich das organisiert. Das ist sicher nicht die Verantwortung der "Kinder" (ich schreib das deswegen bewusst in Anführungszeichen, weil Du zwar die Tochter bist, und das auch immer bleiben wirst, aber Du bist kein Kind mehr!) ständig parat zu stehen.
Und es gibt auch keine Regel, wie oft erwachsene Töchter ihr Mütter besuchen müssen.
Kognitiv kann meine Mutter das erfassen. Sie erinnerte sich neulich daran, dass ihr mal jemand gesagt hat, als ich weggezogen bin, dass sie mich verlieren wird (durch die Entfernung). Sie hatte ihr geantwortet, dass einem die Kinder nicht gehören. Aber emotional erfasst sie es überhaupt nicht. Schon die Tatsache, dass sie sich nach Jahren an dieses Gespräch erinnert hat, nachdem ich meinen Heimfahrrhythmus von drei auf vier Wochen verlängert habe, zeigt, dass es sie beschäftigt und sie tatsächlich Angst hat, mich zu verlieren.
Sie sagte auch mal in irgendeinem anderen Zusammenhang einen Satz, der mit "und dann interessieren sich die Kinder nicht mehr für einen" endete. Den Anfang habe ich vergessen.
Für mich ist es ein Zwiespalt. Mir tut es leid, wenn meine Mutter traurig ist. Aber Besuche sind einfach anstrengend, wenn sie so häufig sind. Also was mache ich, tue ich mir weh oder tue ich ihr weh, das ist die Auswahl, und einen anderen Weg gibt es anscheinend nicht.
Aber ich hab grade überlegt, dass es das nicht allein ist, das mit dem leid tun. Ich erwähnte ja schon diese unbestimmte Angst. Ich vermute, dass die noch daher kommt, dass sie in meiner Kindheit ziemlich heftig wütend werden konnte, wenn etwas nicht so lief, wie es sollte. Heute ist das nicht mehr so, aber die Spuren davon sind wohl noch irgendwo in mir drin. Ich bin generell darauf geeicht, alle Leute zufrieden zu stellen. Daran arbeite ich bereits, für mehr "mir egal-Gefühl" oder "lebt damit-Gefühl".
Ich habe schon versucht, ihr zu erklären, dass ich die Zeit für mich selbst brauche, und es für mich Stress ist, zu ihr zu fahren. Sie sagt dann "aber du hast doch keinen Stress bei mir".
Es ist aber eben doch Stress, ich muss eine Stunde hinfahren und eine zurück, und der ganze Tag ist weg, den ich sonst zur Erholung oder für meine eigenen Angelegenheiten hätte nutzen können. Ich habe eine Diagnose, die habe ich meiner Mutter auch gesagt, aber das versteht sie in ihrem Alter nicht mehr. In einer vorgegebenen Zeit schaffe ich nur einen Bruchteil von dem, was andere in der Zeit schaffen. Viele Leute würden sagen, dass ich die meiste Zeit faulenze, aber ich brauche das. Ich muss viel allein sein und viel Ruhe haben, meine Sachen machen, und brauche für alles viel Zeit. Meine Mutter hat immer viel gearbeitet, hatte nie Probleme, alles zu erledigen. Wo sie mit 82 ein ganzes Haus mit Garten in Schuss hält (und zwar nahezu perfekt), habe ich Mühe mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung und bin immer am Rande eines Burnout. Das versteht sie nicht, dass man so unterschiedlich sein kann.
Also ich sehe ein, dass ich ihr etwas zumuten muss, wenn ich etwas für mich selbst tun will. Vielleicht vergrößere ich die Abstände weiterhin schrittweise immer ein bisschen mehr.
Wann und wie ich den nächsten Schritt hinkriege, weiß ich aber noch nicht.
Wenn's einen Trick gäbe, wie man Gefühle abblockt, wäre das nicht schlecht, aber das muss man sich wohl erarbeiten.
Sie sagte auch mal in irgendeinem anderen Zusammenhang einen Satz, der mit "und dann interessieren sich die Kinder nicht mehr für einen" endete. Den Anfang habe ich vergessen.
Für mich ist es ein Zwiespalt. Mir tut es leid, wenn meine Mutter traurig ist. Aber Besuche sind einfach anstrengend, wenn sie so häufig sind. Also was mache ich, tue ich mir weh oder tue ich ihr weh, das ist die Auswahl, und einen anderen Weg gibt es anscheinend nicht.
Aber ich hab grade überlegt, dass es das nicht allein ist, das mit dem leid tun. Ich erwähnte ja schon diese unbestimmte Angst. Ich vermute, dass die noch daher kommt, dass sie in meiner Kindheit ziemlich heftig wütend werden konnte, wenn etwas nicht so lief, wie es sollte. Heute ist das nicht mehr so, aber die Spuren davon sind wohl noch irgendwo in mir drin. Ich bin generell darauf geeicht, alle Leute zufrieden zu stellen. Daran arbeite ich bereits, für mehr "mir egal-Gefühl" oder "lebt damit-Gefühl".
Ich habe schon versucht, ihr zu erklären, dass ich die Zeit für mich selbst brauche, und es für mich Stress ist, zu ihr zu fahren. Sie sagt dann "aber du hast doch keinen Stress bei mir".
Es ist aber eben doch Stress, ich muss eine Stunde hinfahren und eine zurück, und der ganze Tag ist weg, den ich sonst zur Erholung oder für meine eigenen Angelegenheiten hätte nutzen können. Ich habe eine Diagnose, die habe ich meiner Mutter auch gesagt, aber das versteht sie in ihrem Alter nicht mehr. In einer vorgegebenen Zeit schaffe ich nur einen Bruchteil von dem, was andere in der Zeit schaffen. Viele Leute würden sagen, dass ich die meiste Zeit faulenze, aber ich brauche das. Ich muss viel allein sein und viel Ruhe haben, meine Sachen machen, und brauche für alles viel Zeit. Meine Mutter hat immer viel gearbeitet, hatte nie Probleme, alles zu erledigen. Wo sie mit 82 ein ganzes Haus mit Garten in Schuss hält (und zwar nahezu perfekt), habe ich Mühe mit einer Zwei-Zimmer-Wohnung und bin immer am Rande eines Burnout. Das versteht sie nicht, dass man so unterschiedlich sein kann.
Also ich sehe ein, dass ich ihr etwas zumuten muss, wenn ich etwas für mich selbst tun will. Vielleicht vergrößere ich die Abstände weiterhin schrittweise immer ein bisschen mehr.
Wann und wie ich den nächsten Schritt hinkriege, weiß ich aber noch nicht.
Wenn's einen Trick gäbe, wie man Gefühle abblockt, wäre das nicht schlecht, aber das muss man sich wohl erarbeiten.
Das kommt mir sehr bekannt vor. Bei mir war es allerdings mein Vater, der emotional höchst bedürftig war und sehr geklammert hat (hohe Verletzlichkeit/Kränkbarkeit inklusive). Hinzu kam noch, daß ich Einzelkind bin, also alles an mir hängen blieb.
Ich hatte auch jahrelang Schuldgefühle, weil mich die Besuche so belastet haben. Allein schon der Gedanke, daß es mir in seiner Gegenwart nicht gut geht, war ganz böse.
Du schützt, auf Kosten deiner Gesundheit und deiner Authentizität, deine Mutter vor den Folgen ihres Verhaltens. Sie nutzt dein Verantwortungsbewußtsein aus, damit sie sich nicht mit sich selbst und ihren inneren Abgründen auseinandersetzen muß. Es ist viel einfacher anderen die Schuld zuzuschieben, als sich mit den eigenen Ängsten und Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen.
Mir hat geholfen mich mit der Geschichte meines Vaters zu beschäftigen, um besser verstehen zu können, warum er sich so verhält. Seine Kindheit war wirklich schwierig und die Entbehrungen haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Die Linderung dieser Wunden hat er in der Beziehung zu mir gefunden. Ich war als Kind von ihm abhängig und dachte ich müßte ihn "retten".
Mit 52 Jahren die Mutter alle vier Wochen zu besuchen, finde ich sehr viel. Ich bin nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten zu meinen Eltern gefahren. Das hat meinem Vater natürlich nicht gefallen. Er wollte immer mit mir in Urlaub fahren bzw. sollte ich mehrere Tage dableiben - undenkbar für mich.
Letztlich ging es irgendwann nur noch um "er" oder "ich". Ich war psychisch so angeschlagen, daß ich nur ganz begrenzt in der Lage war, seine Gegenwart auszuhalten. Ich hatte keine Kraft mehr für mehr. Die Besuche habe ich versucht ganz oberflächlich zu gestalten, um keine Angriffsfläche zu bieten.
Und was auch ganz wichtig ist, sich auf keinen Fall rechtfertigen. Ich habe meist nur sowas gesagt wie " das ist mir zu viel" ohne das näher auszuführen. Das Risiko Unmut zu erregen, habe ich bewußt in Kauf genommen.
Mittlerweile ist mein Vater verstorben und ich fühle mich durch seinen Tod von einer schweren Bürde befreit.
Ich hatte auch jahrelang Schuldgefühle, weil mich die Besuche so belastet haben. Allein schon der Gedanke, daß es mir in seiner Gegenwart nicht gut geht, war ganz böse.
Du schützt, auf Kosten deiner Gesundheit und deiner Authentizität, deine Mutter vor den Folgen ihres Verhaltens. Sie nutzt dein Verantwortungsbewußtsein aus, damit sie sich nicht mit sich selbst und ihren inneren Abgründen auseinandersetzen muß. Es ist viel einfacher anderen die Schuld zuzuschieben, als sich mit den eigenen Ängsten und Unzulänglichkeiten auseinanderzusetzen.
Mir hat geholfen mich mit der Geschichte meines Vaters zu beschäftigen, um besser verstehen zu können, warum er sich so verhält. Seine Kindheit war wirklich schwierig und die Entbehrungen haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Die Linderung dieser Wunden hat er in der Beziehung zu mir gefunden. Ich war als Kind von ihm abhängig und dachte ich müßte ihn "retten".
Mit 52 Jahren die Mutter alle vier Wochen zu besuchen, finde ich sehr viel. Ich bin nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten zu meinen Eltern gefahren. Das hat meinem Vater natürlich nicht gefallen. Er wollte immer mit mir in Urlaub fahren bzw. sollte ich mehrere Tage dableiben - undenkbar für mich.
Letztlich ging es irgendwann nur noch um "er" oder "ich". Ich war psychisch so angeschlagen, daß ich nur ganz begrenzt in der Lage war, seine Gegenwart auszuhalten. Ich hatte keine Kraft mehr für mehr. Die Besuche habe ich versucht ganz oberflächlich zu gestalten, um keine Angriffsfläche zu bieten.
Und was auch ganz wichtig ist, sich auf keinen Fall rechtfertigen. Ich habe meist nur sowas gesagt wie " das ist mir zu viel" ohne das näher auszuführen. Das Risiko Unmut zu erregen, habe ich bewußt in Kauf genommen.
Mittlerweile ist mein Vater verstorben und ich fühle mich durch seinen Tod von einer schweren Bürde befreit.
Gefühle nicht abblocken. D a s funktioniert nicht. Sie kommen immer wieder oder suchen sich eine andere Plattform (körperliche bevorzugt). So lange, bis du sie dir "anschaust". Was will mir dieses Gefühl mit-teilen?
Nein Sagen Lernen. Erst sagt man mit Angst "Nein!" Es wird allerdings von Mal zu Mal leichter. Hilfreich ist es dabei, in einen Dialog mit seinem schlechten Gewissen zu treten. "Sprich" mit deinem schlechten Gewissen. Deiner inneren Anklägerin. Deiner inneren Richterin. Was sagen sie dir? Wovor schützen sie dich? Vlt wissen sie noch nicht, dass du dich als erwachsene Frau selber schützen kannst. Schick sie in den Ruhestand, sie haben ihn sich verdient. So viele Jahre lang, 51, haben sie ihren Job gut gemacht. Es ist jetzt genug.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling
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