Familie und Beziehung

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Leo42
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Familie und Beziehung

Beitrag Fr., 14.08.2015, 11:14

Ich bin mit meiner Frau schon fast 10 Jahre zusammen. Sie kommt ursprünglich aus Südamerika und wir haben uns in Österreich kennen gelernt als sie fürs Studium hier war. Sie ist geblieben, wir haben geheiratet und sie hat nach ihrem Abschluss angefangen hier zu arbeiten.

Im letzten Jahr haben sich einige Probleme zugespitzt für die wir keine Lösung finden. Sie hat letzten Sommer alleine ihre Familie besucht und ist länger als ursprünglich vereinbart dort geblieben, in Summe fast 3 Monate. Angeblich hat ihre Familie Unterstützung bei der Wohnungssuche gebraucht, ich glaube aber es hat ihr einfach mehr Spaß gemacht dort zu bleiben. Dafür hat sie auch einen mit mir (und meiner Familie) geplanten Urlaub abgesagt. Als ich sie nach ihrer Rückkehr damit konfrontiert habe, hat sie sich nicht für ihr Verhalten entschuldigt sondern gemeint, dass sie eben helfen muss wenn ihre Familie sie braucht. Sie wirft mir auch vor, dass ich ihre Situation nicht verstehe weil ich ja in der gleichen Stadt wie meine Eltern lebe und sie jederzeit besuchen kann. Sie telefoniert fast täglich mit ihrer Familie, manchmal mehrere Stunden. Ich möchte diesen Kontakt ja nicht unterbinden, würde mir aber wünschen mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Wenn wir ein Mal pro Jahr für 2-3 Wochen gemeinsam ihre Familie besuchen verbringen wir die ganze Zeit mit ihren Eltern, was mir eigentlich zu langweilig ist. Wenn ich sie darauf anspreche sagt mir meine Frau, dass das die einzigen Wochen im Jahr sind wo sie wirklich glücklich sein kann weil sie alle Menschen um sich hat die für sie wichtig sind (ihre Familie und mich). Es ist auch nicht so, dass sie von ihrer Familie unter Druck gesetzt wird mehr Zeit mit ihnen zu verbringen. Es ist tatsächlich ihre freie Entscheidung.

In den letzten 2 Jahren haben wir immer wieder darüber geredet eine Wohnung oder ein Haus zu kaufen, was aber letztlich immer daran gescheitert ist, dass die Angebote für sie nicht gut genug waren. Mein Eindruck ist, dass sie sich nicht festlegen möchte mit mir hier zu bleiben und deshalb auch ihr Geld nicht in eine gemeinsame Wohnung investieren möchte. Sie schlägt vor in ihre Heimatstadt zu ziehen, was für mich aber keine Option ist.

Es ergeben sich in letzter Zeit auch viele kleine Konflikte. Dinge wie Hausarbeit, Geld, sogar die Frage ob ein Fenster jetzt offen oder geschlossen sein soll lösen Streitereien aus die einen ganzen Tag lang dauern können. Meine Frau beklagt sich über meine Lieblosigkeit ihr gegenüber und hat vermutlich Recht damit. Ich kann nach einem Streit aber leider nicht gleich wieder zur Tagesordnung übergehen und brauche etwas Zeit bevor ich sie wieder umarmen kann.

Ich liebe meine Frau und denke, dass sie ein toller Mensch ist. Gleichzeitig fühle ich, dass ich mich nicht mehr wirklich auf sie verlassen kann und frage mich ob ich tatsächlich mein Leben mit jemand verbringen sollte der mir gegenüber nicht loyal ist und am liebsten die Hälfte des Jahres woanders sein würde.

Die Fragen die mich bewegen sind:
- Wieviel Freiraum soll ich meiner Frau geben? Es stört mich, dass sie 1-3 Monate im Jahr nicht bei mir ist - aber immerhin hat sie ja für mich auch ihr Land und ihre Familie verlassen. Bin ich nur egoistisch wenn mir das zu viel ist?

- Ich hätte gerne Kinder, befürchte aber noch schlimmere Konflikte wenn wir welche bekommen. Gleichzeitig hätten wir dann vielleicht aber auch ein "gemeinsames Projekt", das vielleicht auch unserer Beziehung hilft.

- Ich finde seit einem Jahr keine Lösung und habe auch schon versucht meine Frau zu einer Paartherapie zu bewegen. Sie hält davon nicht viel, soll ich sie dazu drängen oder bringt Druck hier ohnehin nichts?

- Gibt es in dieser Situation noch eine gemeinsame Zukunft für uns oder müssen wir akzeptieren, dass die Beziehung gescheitert ist?

Danke fürs Lesen bis hierhin. Ich bin ziemlich ratlos und würde mich über Meinungen und Ratschläge freuen.
Viele Grüße,
Leo

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Nico
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 11:37

Mir scheint ihr kommt da in eine entscheidende Phase eures ( gemeinsamen) Lebens.
Und daher tun sich jetzt auch die unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründe bei euch beiden auf, die bisher eher wenig Rolle gespielt haben dürften.
Ich glaube hier können nur ganz offene und ehrliche Gespräche zu befriedigenden Ergebnissen führen, für eine gemeinsame Zukunft braucht es von euch beiden viel Ehrlichkeit, Toleranz und guten Willen, faule Kompromisse und Halbwahrheiten verlängern bloß das Leiden und führen zu nichts.
Ich fürchte es zieht deine Frau zu sehr in ihre Heimat.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 12:06

ein Kind als "Projekt" (auch wenn es in Anführungszeichen steht), um eine Beziehung zu retten oder ihr frischen Wind zu verleihen, wäre ein großer Fehler.

Ein Kind als i-Tüpfelchen auf eine gute Beziehung: super!

Aber 1. rettet ein Kind niemals eine Beziehung, denn ein Kind lköst ja nicht die Konflikte, die unterschwellig bleiben,
und
2. braucht ein Kind liebevolle Eltern, denn auf die ist es angewiesen.
Ein Kind zu zeugen, um die Beziehung zu retten, wäre Missbrauch, überfordert ein Kind heillos und rettet keine Beziehung.
Finger weg von solchen Gedanken!!

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Nico
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 12:19

Nun ich glaube viel mehr, dass das " Projekt Kind" ein nicht unwesentlicher Mitauslöser der derzeitigen Problemstellungen ist.
Sie wird ja auch langsam an Kinder denken nehme ich an und ihr wird auch wichtig sein in welchem Kulturkreis diese Kinder aufwachsen, sie selbst wird auch wissen, dass ihr vor allem in der schwierigen Phase der Jung - Mutterschaft der Rückhalt IHRER Famikie besonders fehlen wird.
Ich glaube nicht zuletzt wegen des " Projektes Kind" wird sie jetzt zum ( Um-) denken anfangen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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leuchtturm
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 13:22

Nico hat geschrieben: Ich glaube nicht zuletzt wegen des " Projektes Kind" wird sie jetzt zum ( Um-) denken anfangen.
gut möglich, Nico. Umso gründlicher sollte die Entscheidung für eine Familiengründung überlegt werden!


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Leo42
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 13:46

Danke für die Antworten!
Ich denke auch, dass Nico ins Schwarze getroffen hat. Die Diskussion wo und wie unsere Kinder aufwachsen würden haben wir schon geführt, ohne aber zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen zu sein. Der Vorschlag meiner Frau ist "einige Jahre" in ihrer Heimat zu verbringen, damit unser(e) Kind(er) auch ihre Kultur kennen lernt. Ich befürchte aber, dass ich sie sobald wir einmal dort sind nie wieder dazu bewegen kann das Land wieder zu verlassen.

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BillieJane
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 14:06

Hallo Leo. Wie hast du dir das konkret so vorgestellt mit deiner Frau und ihre Familie in Südamerika was Besuche und Telefonate etc. angeht? Was glaubst du sollte für deine Frau ausreichend sein?

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Ephraim
Forums-Insider
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Beitrag Fr., 14.08.2015, 19:51

Leo42 hat geschrieben: frage mich ob ich tatsächlich mein Leben mit jemand verbringen sollte der mir gegenüber nicht loyal ist und am liebsten die Hälfte des Jahres woanders sein würde.

- Wieviel Freiraum soll ich meiner Frau geben? Es stört mich, dass sie 1-3 Monate im Jahr nicht bei mir ist
Leo
Ohne die Erfahrung einer 10jährigen Beziehung, ich finde die Begrifflichkeiten etwas merkwürdig.

Wenn deine Frau hin- und hergerissen ist zwischen zwei Parteien die ihr wichtig sind, sie dabei notgedrungen wählen muß, würde sie sich, hypothetisch, gegen dich entscheiden, wäre das in deinem Verständnis illoyal.

Das klingt danach, als wäre sie verpflichtet bei dir zu bleiben.


Wie gesagt, ich weiß nicht aus persönlicher Erfahrung, wie es so nach 10 Jahren abläuft, aber das du ihr diese Zeit "gibst" wär mir zu gewährend, so als hättest du etwas zu verteilen.
Beiderseitige Einigung oder Zurechtkommen hört sich, wenn auch wider Willen, anders an.

Will da nichts großes draus stricken, vielleicht hast du eine Tendenz zum (übermäßigem) bestimmen .
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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