Ich hoffe, der Titel wird nicht als bloßen Aufmacher verstanden, denn er bringt mein Betrübnis genau auf den Punkt. Ich bin 55, männlich, und - wie der Titel es schon mal vermuten lässt- habe mich schon seit der Pubertät mit den Folgen einer zwanghaften Sexualität geplagt. Nach dem Scheitern meiner vorletzten Beziehung suchte ich wieder Trost bei einer Prostituierten, die wider erwartet nicht nur mir die übliche Dienstleistung bot, sondern mich danach auch auf meine wohl offenkundige Niedergeschlagenhgeit ansprach. Am Ende des darauffolgenden, ausführlichen Gesprächs, schlug sie vor, mir eine Freundin von ihr vorzustellen, die sie bei ihrem anderen (absolut milieufernen) Job kennengelernt hatte. Sie hat, wie gesagt, von vornherein klar gestellt, dass diese Freundin überhaupt nichts mit Prostitution zu tun hat, dass sie geschieden und Mutter eines Kindes ist und dass sie schließlich gerne einen festen Partner haben möchte. Darüber hinaus bat sie mich, die genauen Umstände unserer Bekannschaft zu verheimlichen, was ich dahingehend interpretierte, dass die Freundin überhaupt nichts von diesem zweiten Job ihrer Kollegin wußte.
Wir haben uns dann alle drei zum Essen verabredet und nach ca. 2 Wochen waren die Freundin und ich ein Paar. Ich habe mich allmählich in sie verliebt. Für mich war es zum ersten Mal eine nicht zwanghafte Verliebtheit, was sicherlich am hingebungsvollen, behutsamen und irgendwie anspruchslosen Wesen meiner Partnerin lag. Unsere Sexualität war intensiv aber ausgeglichen und ebenfalls überhaupt nicht zwanghaft. Nach wenigen Wochen hatten wir schon konkrete Pläne, zusammen zu ziehen. Ich habe mich zunehmend um ihr Kind und dessen Schulleistungen gekümmert, was meine Freundin bis dahin aufgrund fehlender Deutschkenntnisse und unpassender Arbeitszeiten mehr schlecht als recht tat.
Doch die seltsame Idylle währte nur so lange, bis wir uns - einzeln und miteinander - Klarheit über deren eigentlichen Entstehung verschafften. Diese konnte ich nicht lange verheimlichen und habe es ihr erzählt. Ihre Reaktion war mehr als bedenklich. Sie teilte mir mit, dass sie schon längst wüßte, was ihre Freundin so treibt und dass es letztendlich "ihre Sache" sei, solange sie sonst in Ordnung ist. Zum anderen aber war sie völlig eifersüchtig und sie kann bis heute den Vedacht nicht ganz los werden, dass ihre Freundin und ich uns weiterhin treffen. Durch diese Reaktion hat sich meine Freundin von ihrer anderen Seite gezeigt. Da wurde das anspruchslose Wesen irgendwie zu einem gleichgültigen, ja amoralischen Wesen. Diese Gleichgültigkeit meiner Freundin gegenüber der Prostitution als Beschäftigung ihrer Bekannten rief auch die Umstände in Erinnerung, die sie nach Deutschland geführt haben: Zwar keine Prositution im engsten Sinne des Wortes, doch sie wurde auf mittlerweile klassische Art und Weise von einem alten Mann hierher geholt, ohne dass es irgendwelche Gefühle im Spiel waren, und nahm dafür eine langjährige Trennung von ihrem damals 2 Jahre alten Kind in Kauf.
Dass ich als als ehemaliger Klient einer Prostituierten moralische Bedenken bezüglich meiner jetzigen Partnerin melde, hat weder mit Zynismus noch mit logischer Inkonsequenz zu tun, sondern es ist ein Zeichen meiner ganzen Zerrissenheit. Mein Erwachsenenleben ist in erheblichem Maße durch Sexsucht und die daraus enstandenen Schuldgefühle geprägt. In der Beziehung von der ich berichte, sah ich die Möglichkeit (schon wg. meines Alters sind es nun nicht mehr so viele), aus diesem Teufelskreis auszubrechen, zu dem zweifellos der selbszerstörische Umgang mit Prostituierten gehört.
Ich frage mich nun, ob eine solche Beziehung von vornherein zum Scheitern verurteilt war, und ob es mit der formalen Logik des Ganzen vielleicht doch etwas nicht in Ordnung ist, sozusagen als würde jemand hoffen, über das Essen in einem Steakhaus zum Vegetarier zu werden.
Ich würde mich über eure Kommentare freuen.
Sackgasse? Partnerin über Prostituierte kennengelernt
- Werbung
-
- Forums-Gruftie
- , 48
- Beiträge: 520
Hallo Concise.
ich verstehe den letzten Satz im Zusammenhang zu deinen vorherigen Schilderungen nicht.
Was bedeutet Essen-Steakhaus-Vegetarier?
Heißt es, dein sexueller Drang ist auf Grund deiner Vorgeschichte zu groß für eine monogame Beziehung?
ich verstehe den letzten Satz im Zusammenhang zu deinen vorherigen Schilderungen nicht.
Was bedeutet Essen-Steakhaus-Vegetarier?
Heißt es, dein sexueller Drang ist auf Grund deiner Vorgeschichte zu groß für eine monogame Beziehung?
Hallo BillieJane, erstmal danke für deine Frage. Es tut mir leid, dass ich mich so undeutlich ausgedrückt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass nur eine monogame, ausgeglichene Beziehung mich vom Leid der Sexsucht befreien kann (ich hoffe, es klingt nicht übermäßig pathetisch bzw. selbstmitleidig). Die Frage ist bloß, ob eine Partnerin, die mir auf dem einfachsten Weg von einer Prostituierten vermittelt wurde zu deren Tätigkeit sie sich gar keine Gedanken macht und diese sogar irgendwie akzeptiert, mir helfen kann, aus diesem Teufelskreis auszubrechen.
-
- Forums-Gruftie
- , 48
- Beiträge: 520
Hallo Concise.
Sexsucht ist eine Sucht. Es ist eine Störung, eine Erkrankung. Wie bei allen Süchten kann ein Partner/ eine Partnerin nichts zur Heilung beitragen.
Süchte brauchen professionelle Behandlung eventuell Psychiatrisch und auf jeden Fall Therapeutisch.
Das kann kein Partner/ Partnerin leisten.
Meinem Eindruck nach, vermischt du deine Sucht mit den Wesenszügen, Lebensumstände deiner Partnerin.
Mit Vermischen meine ich, dass du einerseits deine Partnerin durch deine moralische Inkongruenz abwertest, und gleichzeitig du diese moralischen Maßstäbe an sie dazu nutzt, um in Frage zu stellen, ob sie dir unter diesen Umständen noch bei deiner Sucht hilfreich sein kann.
Ich würde dazu tendieren deine Partnerin und die Umstände eures Kennenlernens getrennt von deiner Sucht zu betrachten.
Deine Partnerin kann schließlich nichts für deine Sucht. Diese liegt allein in deiner Verantwortung.
Liebe Grüße,
BillieJane
Sexsucht ist eine Sucht. Es ist eine Störung, eine Erkrankung. Wie bei allen Süchten kann ein Partner/ eine Partnerin nichts zur Heilung beitragen.
Süchte brauchen professionelle Behandlung eventuell Psychiatrisch und auf jeden Fall Therapeutisch.
Das kann kein Partner/ Partnerin leisten.
Meinem Eindruck nach, vermischt du deine Sucht mit den Wesenszügen, Lebensumstände deiner Partnerin.
Mit Vermischen meine ich, dass du einerseits deine Partnerin durch deine moralische Inkongruenz abwertest, und gleichzeitig du diese moralischen Maßstäbe an sie dazu nutzt, um in Frage zu stellen, ob sie dir unter diesen Umständen noch bei deiner Sucht hilfreich sein kann.
Ich würde dazu tendieren deine Partnerin und die Umstände eures Kennenlernens getrennt von deiner Sucht zu betrachten.
Deine Partnerin kann schließlich nichts für deine Sucht. Diese liegt allein in deiner Verantwortung.
Liebe Grüße,
BillieJane
- Werbung
-
- Forums-Gruftie
- , 48
- Beiträge: 520
Hallo Concise,
ich möchte dir noch einen Hinweis zu deinem Wunsch durch "eine monogame und ausgeglichene Beziehung" aus der Sexsucht befreit zu werden.
Du sagst, deine zwanghafte Sexualität besteht seit der Pubertät. Dafür muss es Ursachen geben. Da diese Sucht und die darunterliegenden Ursachen so lange bestehen, kann eine gute Beziehung diese nicht heilen.
Eine Beziehung und deren Möglichkeiten stoßen an ihre Grenzen. Zumal Beziehungen auch störanfällig und deren Verlauf auch nicht berechenbar ist.
Der andere Grund ist, dass eine Sucht ein Mittel ist, etwas emotionales zu betäuben. Dieses Emotionale was durch Sucht betäubt werden muss, ist ja keine kleine Schürfwunde, sondern ein seelischer Schmerz welcher viel tiefer liegt. Eine Bezihung, wenn sie gut läuft kann ablenken oder kleiner Schürfwunden heilen lassen. Aber bei tieferen seelischen Schmerzen, welche durch Süchte betäubt werden, kommen Beziehung nicht ran.
Grundsätzlich die Hoffnung der Besserung oder gar Heilung aus einem Suchtverhalten auf eine Bezihung zu übertragen funktioniert meiner Meinung nach bei näherer Betrachtung nicht.
Liebe Grüße,
BillieJane
ich möchte dir noch einen Hinweis zu deinem Wunsch durch "eine monogame und ausgeglichene Beziehung" aus der Sexsucht befreit zu werden.
Du sagst, deine zwanghafte Sexualität besteht seit der Pubertät. Dafür muss es Ursachen geben. Da diese Sucht und die darunterliegenden Ursachen so lange bestehen, kann eine gute Beziehung diese nicht heilen.
Eine Beziehung und deren Möglichkeiten stoßen an ihre Grenzen. Zumal Beziehungen auch störanfällig und deren Verlauf auch nicht berechenbar ist.
Der andere Grund ist, dass eine Sucht ein Mittel ist, etwas emotionales zu betäuben. Dieses Emotionale was durch Sucht betäubt werden muss, ist ja keine kleine Schürfwunde, sondern ein seelischer Schmerz welcher viel tiefer liegt. Eine Bezihung, wenn sie gut läuft kann ablenken oder kleiner Schürfwunden heilen lassen. Aber bei tieferen seelischen Schmerzen, welche durch Süchte betäubt werden, kommen Beziehung nicht ran.
Grundsätzlich die Hoffnung der Besserung oder gar Heilung aus einem Suchtverhalten auf eine Bezihung zu übertragen funktioniert meiner Meinung nach bei näherer Betrachtung nicht.
Liebe Grüße,
BillieJane
Liebe BillieJane,
so schlüssig und erhellend deine Ausführungen sind (und das ohne jeden Sarkasmus) möchte ich klar stellen, dass ich mit dem obigen Bericht gerade diese Beziehung thematisieren wollte. Über meine Therapiebedürftigkeit besteht für mich keinen Zweifel, du weißt jedoch sicherlich auch, wie schwierig es ist, einen Platz bei einem geeigneten Therapeuten zu finden.
Noch was: das mit der moralischen Inkongruenz meinerseits klingt arg nach Vorwurf von dir, wobei ich selbst diese Inkongruenz eingeräumt habe, ja ich habe sie als Zerrissenheit bezeichnent. Dasselbe gilt für meine Äusserungen über meine Freundin. Ich denke, ich habe lediglich versucht darüber zu reflektieren, dass ich sie ambivalent wahrnehme.
OK, ich will mich eigentlich nicht verteidigen; bin eher dankbar für jede Antwort und für jeden Kommentar.
LG
so schlüssig und erhellend deine Ausführungen sind (und das ohne jeden Sarkasmus) möchte ich klar stellen, dass ich mit dem obigen Bericht gerade diese Beziehung thematisieren wollte. Über meine Therapiebedürftigkeit besteht für mich keinen Zweifel, du weißt jedoch sicherlich auch, wie schwierig es ist, einen Platz bei einem geeigneten Therapeuten zu finden.
Noch was: das mit der moralischen Inkongruenz meinerseits klingt arg nach Vorwurf von dir, wobei ich selbst diese Inkongruenz eingeräumt habe, ja ich habe sie als Zerrissenheit bezeichnent. Dasselbe gilt für meine Äusserungen über meine Freundin. Ich denke, ich habe lediglich versucht darüber zu reflektieren, dass ich sie ambivalent wahrnehme.
OK, ich will mich eigentlich nicht verteidigen; bin eher dankbar für jede Antwort und für jeden Kommentar.
LG
-
- Forums-Gruftie
- , 48
- Beiträge: 520
Hallo Concise,
ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Ich habe dir lediglich eine andere Sicht von Außen auf deine Situation angeboten.
Vielleicht kommen ja noch ein paar Beiträge zu deinem Thema.
Liebe Grüße,
BillieJane
ich wollte dir keine Vorwürfe machen. Ich habe dir lediglich eine andere Sicht von Außen auf deine Situation angeboten.
Vielleicht kommen ja noch ein paar Beiträge zu deinem Thema.
Liebe Grüße,
BillieJane
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 16 Antworten
- 2768 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Clouds
-
- 70 Antworten
- 7384 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von *AufdemWeg*
-
- 6 Antworten
- 611 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Hamna
-
- 25 Antworten
- 7474 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von bergerda