Plötzliche Kontaktaufnahme des Erzeugers

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Marzipanschnute
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Plötzliche Kontaktaufnahme des Erzeugers

Beitrag Fr., 07.06.2013, 16:46

Hallo,

eigentlich will ich mich gar nicht mit dem Thema beschäftigen, weil gerade was anderes für mich ansteht, aber ich werde die Gedanken einfach nicht los.
Und vielleicht hilft es ja schon, das alles einfach einmal aufzuschreiben und somit los zu werden. Und vielleicht hilft es ja auch mal andere Sichtweisen kennen zu lernen oder andere Geschichten zu hören.

Mein Erzeuger meldete sich gestern bei meiner Mutter und fragte nach mir. Nach einer Kontaktaufnahme, ob das für mich okay sei, er würde gerne mal mit mir sprechen.
Nach dieser Eröffnung blieb mir erst einmal die Luft weg.

Der letzte Kontakt (bei dem wir miteinander gesprochen haben ist) ist ungefähr 5 1/2 Jahre her, davor bestand aber auch kaum Kontakt, eigentlich keiner, da kam er dann auch auf einmal an und wollte eine Aussprache, beim Jugendamt, unterstützt. Das war kurz vor Weihnachten, da gab es so ein furchtbares Gespräch mit einer Mitarbeiterin vom Jugendamt, das ungefähr nichts gebracht hat. Einmal für eine halbe Stunde reden (oder schweigen, ich schwieg und versuchte krampfhaft mich nicht zu übergeben, nicht zu heulen, hatte auch nichts zu sagen, war überfordert, total).

Und jetzt wieder diese Frage. Man könnte sich ja mal treffen und in Ruhe über alles reden.

Ich weiß es nicht.

Unser Verhältnis war nie so richtig existent, auch nicht als meine Eltern noch zusammen waren. Er hat mir nie gezeigt, dass er mich liebt, nie. Ich kann nicht eine Situation benennen, in dem ich dachte, dass mein Vater mich auch nur ansatzweise mag, stolz auf mich ist, so etwas.
Manchmal hat er mich geschlagen. Wenn ihm irgendetwas nicht passte, ich nicht so wollte wie er. Ich kann mich auch noch diffus an das Gefühl erinnern, dass ich nie mit ihm alleine sein wollte, das machte mir Angst und bereitete mir Unwohlsein. Da muss ich so 3-4 Jahre alt gewesen sein. Aus Erzählungen weiß ich auch, dass es immer ein riesiges Theater gab, wenn er mich von meinen Großeltern abholte (die mochten ihn übrigens nicht und machten daraus nie einen Hehl, ich hatte damals oft das Gefühl, ich müsste mich entscheiden, zwischen den Großeltern, die immerhin oft für mich da waren und ihm, der ja doch mein Vater war, hätte sein sollen, keine Ahnung. Meine Mutter war ja auch früher oft im Krankenhaus, wegen diverser Sachen, manchmal auch wochenlang, da blieb ich oft bei ihnen, mein Bruder hingegen blieb zu Hause, mit dem kam er besser klar, die beiden waren eine Einheit, da kam keiner zwischen. Und ich war immer das fünfte Rad am Weg)
Aber meistens ignorierte er mich.
Was ich tat, war unwichtig und egal.

Eigentlich dachte ich auch, ich wäre damit fertig. Ich meine, natürlich, das hinterlässt kein gutes Gefühl. Und ich habe mich oft gefragt, was ich denn verdammt noch mal falsch gemacht habe, dass ich so behandelt wurde. Was muss ich denn getan haben?

Mein Therapeut fragte mal nach meinem Vater und ich bürstete ihn ziemlich ab und gab ihm zu verstehen, dass das kein Thema für mich ist. Jetzt ist es eins...

Ich schwanke gerade zwischen: Ich will den nicht sehen. Ich bin so verletzt und warum sollte ich mich dem noch mal ausliefern? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er mich einfach nur so sehen will. Irgendetwas verspricht er sich davon, das macht er nicht einfach so.
Und gleichzeitig sehe ich auch die Chance vielleicht ein paar Antworten zu kriegen.
Und, nach einem Gerichtsurteil zahlt er mir ja auch jeden Monat Unterhalt. Irgendwie fühle ich mich also verpflichtet.

Ich hab bestimmt die Hälfte an wichtigen Details ausgelassen, die liefere ich gerne nach, aber im Moment ist mein Kopf einfach nur Matsche.

War jemand schon mal in so einer Situation? Oder wie würdet ihr euch verhalten? Das beschäftigt mich einfach gerade so.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 3983

Beitrag Fr., 07.06.2013, 17:00

Liebe Marzipanschnute

So wie Du über Deinen Vater und dem letzten Jugendamt-Termin mit ihm erzählst, tippe ich eher darauf, dass er nicht mehr zahlen will, weil Du schon 19 bist. Wahrscheinlich will er da Druck machen, damit Du z. B. voll arbeiten gehst, keine lange Ausbildung machst o. ä. damit er nicht mehr so lange zahlen muss. Das kenn ich nämlich von den Eltern meines Pflegesohnes, die machen da auch immer Druck. Von Liebe keine Spur. Es geht meistens um das schnöde Geld. Ich würde jedenfalls damit rechnen, dass es darum geht und nicht auf einmal die große Liebe ausgebrochen ist. Das würde dann nämlich schon vorher anders laufen.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Tröte
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Beiträge: 2913

Beitrag Fr., 07.06.2013, 17:25

hallo marzipanschnute,
mir ist vor kurzem dasselbe passiert. mein vater, zu dem ich das letzte mal vor über 20 jahren kontakt hatte, hat mich über eine bekannte (bei facebook) kontaktiert.
zum einen fand ich das schon sehr merkwürdig, dass er mich nicht selbst kontaktiert, sondern ich mich bei ihm melden soll (die bekannte hat mir seine emailadresse gegeben) und dann kommt völlig aus dem off so eine meldung.
ich habe mit meiner thera darüber egsprochen und sie meinte, dass nicht damit zu rechnen ist, dass er sich nun für mich interessiert und "alles gut" wäre und ich mir überlegen möchte, ob ich kontakt aufnehmen (mit dem risiko, adss es wieder "terz" gibt) möchte oder nicht reagiere (mit der chance in ruhe weiterzuleben und keine neue baustelle zu eröffnen). ich hab mich adnn für letzteres entschieden und kann damit gut leben. davon ab, wenn ich ihm als person wirklich wichtig wäre, würde er himmel und hölle in bewegung setzen, um den kontakt zu mir zu suchen, da aber seit rund zwei monaten der see sehr still ruht, denke ich, dass das dann wohl auch nicht so wichtig ist und somit sich nichts an seinem desinteresse geändert hat (warum auch?)

dir eine gute entscheidungsfindung.

viele grüße
tröte
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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