Mutter - Muttertag - Schuldgefühle

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Wandelröschen
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Mutter - Muttertag - Schuldgefühle

Beitrag So., 12.05.2013, 11:27

Hm, Mutter, schwieriges Thema.

Eben habe ich Zeitung gelesen. Heute ist Muttertag. Eine ganze Seite mit kurzen Berichten, was diverse Leute, sowohl prominente als auch Leute wie du und ich, von ihrer Mutter mitbekommen haben, Lebensweisheiten, Einstellungen, Sprühe, wo sie immer mal wieder in schwierigen Lagen dran denken, die hilfreich sind … .

Und dann liefen die Tränen, konnte das nicht fertig lesen, musste aufhören.
Bei mir? Gibt’s sowas nicht. Versuche mich, an was Positives mit ihr zu erinnern. Da kommt nichts. Etliche Bilder zwar (oh je, schnell Karton wieder zu machen), aber nichts Positives.
Nein, sie war mir nie eine Mutter. Muss ich auch mal sagen dürfen. Sie war höchstens eine Frau mit Kind! Das ist ein Unterschied. Ich ruf sie nicht an, heute schon gar nicht. Obwohl ich genau weiß, dass sie darauf wartet und es erwartet. Bin ihre einzige Tochter. Bin ich halt in ihren Augen eine böse Tochter. Sie wird mir wieder (wenn auch subtil) Vorwürfe machen.
Ich lasse sie im Stich, darf ich das? Sie hat mich doch auch im Stich gelassen/verlassen, als ich sie am nötigsten brauchte, als Mutter.
Auge um Auge, Zahn um Zahn? Wie du mir, so ich dir?
Bin ich ja nichts besser.
„Du sollst deine Eltern ehren“
Oh je, diese moralische Last, ist alles so schwer, drückt auf mich. Kann ich mich davon jemals befreien?
So ein Tag wie dieser führt das alles so vor die Augen. Streichen wir den einfach! Augen zu und weg. Weglaufen. Obwohl ich mich dem stellen müsste. Ist ja sonst jedes Jahr wieder so, immer mal wieder, auch zwischen drin.

Und dann schreit´s in mir: „Ich will auch eine Mama!!!“

Damit bin ich bestimmt nicht allein. Wie geht ihr damit um. Mit der Zerrissenheit zwischen den unerfüllten Bedürfnissen, mit den aktuellen Bedürfnissen, mit den Ansprüchen von außen (Mutter), mit der Moral?
Werde ich jemals einen passenden Weg/Umgang damit für mich finden?
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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leuchtturm
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Beitrag So., 12.05.2013, 11:43

Ohne zu wissen, was genau bei dir vorgefallen ist (oder eben auch nicht), behaupte ich mal:
fast jede Frau kennt Probleme mit ihrer Mutter.
Und kaum eine Mutter wird es ihren Kindern je recht machen können. Irgendwelche Defizite wird es immer geben.
Mütter sind Menschen. Mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten, die andere Menschen auch haben.
Niur wird bei Müttern immer ein extrem hoher Maßstab angelegt. Dass allgemeine Mutterbild ist immer noch: aufopfernd, immer liebevoll, sehr geduldig, verzeihend, gütig.....
Ein immesner Druck, der da besteht. Unmöglich, dieses Bild zu erfüllen.

Vielleicht kannst du aus dieser Sichtweise ein wenig Abstand zu deiner Mutter gewinnen.

Eure gemeinsame intensive Zeit, als du klein warst, kann man nicht wiederholen und nachträglich verbessern.
Du kannst aber versuchen, wenn du magst und wenn dir ein Dialog wichtig ist, mit ihr ins Gespräch zu kommen.
Falls das nicht möglich ist, weil ihr beide zu sehr emotional involviert seid, könntest du versuchen, deine Kindheit als abgehakt zu betrachten und dir anderswo zu holen, was du an "Mütterlichkeit" damals vermisst hast, sprich: Liebe, Zuwendung, Beachtung.
Das alles kannst auch du selbst dir geben.

Von "Auge um Auge, Zahn um Zahn" halte ich persönlich rein gar nichts. Weil es, so wie man es landläufig versteht, nichts als Rachegefühle ausleben lässt. Das aber ist schlecht für die Seele und für eine konstruktive Zukunft.
Du könntest dich aber in Ruhe von deiner Mutter distanzieren, wenn dir das am besten tut. Das gelingt am besten, wenn du auch tatsächlich eine innere freundliche Distanz erlangst, nicht mit schlechtem Gewissen oder Hassgefühlen.

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Jugendstil
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Beitrag So., 12.05.2013, 11:51

Den Tag musst du nicht besonders beachten nur weil er hochgepusht wird.

Aber, wenn möglich, das Gespräch suchen - nicht heute, irgendwann - Verständnis dafür finden, dass auch Mütter nur fehlerhafte Menschen sind, oft selbst schon mit belasteter Vergangenheit, die in aller Regel aber versuchen, ihr Bestes an die Kinder zu geben - und wenn ihnen das misslingt, die Welt nicht mehr verstehen.

Wenn es euch beiden gelingen könnte, einige alte Dinge auszuräumen soweit es geht - das wäre schon viel.


Beitrag gekürzt.
Zuletzt geändert von Jugendstil am So., 12.05.2013, 12:24, insgesamt 3-mal geändert.

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RTRV
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Beitrag So., 12.05.2013, 11:55

Ich rufe heute auch zum ersten Mal seit Jahren meine Mutter nicht zum Muttertag an. Ich habe kein schlechtes Gewissen, denn die Defizite die meine Mutter in unserer Beziehung hatte kann man nicht mit rosaroter Brille und irgendwelchen falschen Weltanschauungsgeschichten abschmettern und gut reden.

Ein immenser Druck herrscht überall und zu jeder Zeit. Ich muss mich diesem Druck als Mutter nicht beugen und kann trotzdem meine Kinder lieben.
Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut wird,
ist es noch nicht das Ende.
Oscar Wilde



http://ich-oder-so.webnode.at/

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leuchtturm
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:07

kann trotzdem meine Kinder lieben.
sehr viele Mütter lieben ihre Kinder. Nicht alle können es so zeigen. Nicht bei allen Kindern kommt es als Liebe an.


Jenny Doe
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:10

@ Wandelröschen: Ich kann dich sooooo gut verstehen! Was war das ein Kampf für mich zwischen einerseits eine Mutter haben zu wollen, einmal von ihr die Wort zu hören "ich liebe Dich" und anderseits das Bedürfnis, mit der Frau, die mich geschlagen hat, die mich emotional missbraucht hat, nichts mehr zu tun haben zu wollen. Ich war hin- und hergerissen, brach den Kontakt zu ihr ab und stand dann dennoch wieder bei ihr vor der Türe. Wenn ich den Kontakt abbrach schrie alles in mir nach einer Mutter und ich verspürte Schuldgefühle. Nahm ich den Kontakt wieder zu ihr auf, zerbrach ich innerlich ebenso an ihren Vorwürfen und Schuldzuweisungen, an ihrer Kälte und an so vielem mehr. Es war eine schlimme Zeit und es ist traurig sagen zu müssen, dass erst ihr Tod meine Befreiung war.

Anderseits stimme ich leuchtturm zu. Ich lese gerne Beiträge, Fragestellungen und Probleme von Müttern und Väter mit ihren Kindern. Es ist uthopisch zu erwarten, dass Eltern keine Fehler machen. Eltern sind selber auch nur Menschen und machen genauo Fehler, wie man selber auch. Wenn ich so die Beiträge lese, ... die meisten Eltern wollen alles richtig machen und machen dabei so viel falsch. Oft aus Unsicherheit, aus mangelnder Erfahrung, aufgrund eigener Probleme und so vieles mehr. Und da denke ich wie leuchtturm, dass von Eltern oft zu viel erwartet wird.

Ich finde das Problem nicht einfach, aber ich denke, dass es darauf ankommt, warum man den Kontakt abgebrochen hat, ob man ihn nur abgebrochen hat, weil die Eltern einen, aus dem Bedürfnis heraus, alles richtig machen zu wollen, das Kind beschützen zu wollen, ... Fehler gemacht haben oder ob man den Kontakt abgebrochen hat, weil man von den Eltern misshandelt oder missbraucht wurde.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Wandelröschen
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:14

leuchtturm hat geschrieben: Eure gemeinsame intensive Zeit, als du klein warst, kann man nicht wiederholen
Das hat es nie gegeben, war die erste Zeit nicht zu Hause sondern im Heim. Bis ich nach Hause geholt wurde. Zu Hause? Was ist das? Zu Hause? Zu Hause ist woanders!
War immer auf der Suche. Sie hätten mich besser im Heim gelassen.

Auch sie war Täter, will aber von allem nichts Wissen, leugnet, streitet ab. Gespräche in diese Richtung unmöglich, schon versucht. Trotzdem soll ich eine gute Tochter für sie sein, mich jetzt gefälligst um sie kümmern, wo sie mich doch braucht. Sie ist ja alt. Gute Töchter machen so etwas. Moralischer Druck. Sie kann hervorragend manipulieren.
Ich kann nicht, ich will nicht, ich kann nicht.
Da stellen sich in mir alle Nackenhaare. Und ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, den Ansprüchen von außen zu genügen.
Das ist mit Sicherheit auch falsch. Es zerreißt mich, hab halt noch keine passende Lösungsstrategie für mich gefunden.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Jugendstil
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:18

die Defizite die meine Mutter in unserer Beziehung hatte kann man nicht mit rosaroter Brille und die Defizite die meine Mutter in unserer Beziehung hatte kann man nicht mit rosaroter Brille und irgendwelchen falschen Weltanschauungsgeschichten abschmettern und gut reden.
Falls sich das auf meinen Beitrag, der direkt oben drüber steht, bezieht: das hatte ich keineswegs vor. Ob aber eine andere "Weltanschauungsgeschichte" falsch ist, unterliegt wohl sehr subjektiven Kriterien.

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Juline
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:20

Ich finde deinen Beitrag schön Wandelröschen, weil er alles anspricht, das auch mich bewegt.

Ich kenne die von dir beschrieben Schuldgefühle nur zu gut. Ich weiß, dass auch meine Mutter erwartungsvoll vorm Telefon sitzt und zumindest einen kurzen Anruf erwartet. Ich weiß auch, wenn ich das tun würde, mir anhören zu dürfen, was für ein schlechtes Kind ich bin und wie furchtbar für sie dieser Muttertag ist.

Schon die ganzen Wochen vorher zuckte ich beim Radiohören oder Fernsehen zusammen, wenn ich die Muttertagswerbungen hörte. Wo man "seinem wichtigsten und wertvollsten Menschen - der Mama, sagen darf, wie dankbar man ihr ist!" "Der beste Mensch der Welt..." Auch ich stelle mir die Frage, wofür soll ich ihr danken?

Zur "Vergebung"
Ich weiß nicht, ob ich jemals meiner Mutter vergeben möchte. Sie selbst sieht sich auch nur als Opfer ihrer Kinder. Ich denke, dass "Vergebung" falsch wäre. Aber Akzeptanz halte ich für einen guten Weg. Es irgendwann zu akzeptieren. Voraussetzung dafür ist aber m.E. die Wut zuvor wirklich rausgelassen zu haben, sonst frisst sie einen auf.

Zu den Schuldgefühlen:
Mein Weg ist tatsächlich mich abzugrenzen. Was ich mir sehr aus meiner Therapie mitnehmen konnte: "Ich bin das Kind. Sie die Mutter." Meine Mutter ist nicht mein Kind, für die ich sorgen muss und wofür ich mich verantwortlich und schuldig fühlen muss." "Ich war das Kind, ich war ihre Verantwortung." Jetzt ist es meine Verantwortung für mein Leben geworden, aber nicht für die Mutter.

Ein Projekt, das ich noch vorhabe, ist eines Tages mit meiner Mutter am Tisch zu sitzen und mir ihre Kindheit und ihr Verhältnis zu ihrer Mutter erzählen zu lassen. Ich weiß/ahne, dass sie selbst als Kind viel vermisst hat. Ich würde ihr gerne zuhören und ich habe die leise Hoffnung, dass sie in ihrem eigenen Spüren als Kind, irgendwie begreift, warum sie so als Mutter geworden ist und wie man sich eben als Kind dabei fühlt. Ich denke, dass das für sie gut wäre und aber auch für mich... um besser zu verstehen, warum ich so eine Mutter hatte.

Ich gratuliere meiner Mutter heute ganz bestimmt nicht. Was soll ich sagen: "Danke, dass du meine Mama bist!" so verlogen kann ich nicht sein...

Ich wünsche dir, dass du dich heute von deinen Schuldgefühlen mal probemäßig für heute verabschiedest. Und dir vielleicht selbst heute zum Muttertag eine gute Mutter bist und richtig gut für dich sorgst und darauf hörst, was du gerade brauchst, damit es dir heute gut geht. (Buch, Badezimmer-Wellness, Malen, auch bewusstes Weinen und sich trösten, gutes Essen, ... was auch immer )

LG Juline
Zuletzt geändert von Juline am So., 12.05.2013, 12:34, insgesamt 1-mal geändert.

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Jugendstil
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:21

Vergebung so wie es meist verstanden wird - also Schwamm drüber - ist ja auch nicht nötig, Akzeptanz ist vielleicht das bessere Wort.


luciabava
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Beitrag So., 12.05.2013, 12:49

Danke euch besonders Wandelröschen und Juline für eure Worte, sie sprechen mir aus der Seele. Auch mir geht es seit Tagen sehr schlecht, seit Monaten zieht sich das Thema "Mutter" durch meine Therapie und nun schwebt auch noch der Muttertag über mir - es ZERREISST mich innerlich zwischen Schuldgefühlen und Wut über meine emotional missbrauchende Mutter.

Mir ist es in den letzten Jahren, Monaten und Wochen nach und nach wie Schuppen von den Augen gefallen, als mir klar wurde, wie ich als Kind unter ihr gelitten habe. Es ist vor allem so schwierig für mich, weil sie mir all das unter dem Deckmantel der Liebe zu mir angetan hat. "Liebe" bedeutete aber dabei für mich, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, während ich selbst dabei klein, einsam und alleingelassen blieb.

Es ist heute noch sehr, sehr schwierig für mich, ihr Grenzen zu setzen. Aber ich KANN und ich WILL keine Zugeständnisse mehr machen, wenn das auf meine Kosten geht.
Ich erlebe mich dabei sehr zerrissen: Freitag war ich noch zuhause (mein Vater hatte Geburtstag) und habe ihr als brave Tochter Blümchen mitgebracht, heute sehe ich sie vor mir, wie sie (er-)wartend vor dem Telefon sitzt, das personifizierte Opfer, das unter den undankbaren Töchtern zu leiden hat, und ich werde nur noch wütend über ihre fortdauernden Manipulationsversuche.

Ich wünsche uns allen weiterhin viel Kraft, viel Unabhängigkeit - und vielleicht steht ja am Ende auch Frieden, mit uns, der Vergangenheit und unseren Müttern

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* LinDa *
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Beitrag So., 12.05.2013, 13:00

Danke Omi,
du warst immer für mich da, meine wahre Mutter, meine Freundin, hast mich immer fühlen lassen, dass ich richtig bin. So lange du warst.
Deshalb habe ich wohl nie so einen Schuldgefühlkomplex (zur Frau die mich geboren hat) entwickeln müssen. Danke Omi für deine Kraft und Hilfe immer wenn ich sie brauchte. Du fehlst mir.
lg

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leuchtturm
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Beitrag So., 12.05.2013, 13:14

@Wandelröschen:
wenn deine Erfahrungen dermaßen traurig sind, warum lässt du dich dann unter Druck setzen von dem, was eine "gute" Tochter tun "soll"?
Du hast offenbar eine Mutter gehabt, die für dich eher keine war (aus welchen Gründen auch immer), warum fühlst du dich dennoch als Tochter?
Irgendwas in dir scheint sich angesprochen zu fühlen von dem, was "man" erwartet.
Vielleicht würde es dir Ruhe geben, dem nachzuspüren und herauszufinden, warum diese fremden Erwartungen sich überhaupt tangieren.
Ist es die nachträgliche Sehnsucht nach einer glücklichen Kindheit?
Ist es, dass du noch heute etwas vermisst, in deinem heutigen Leben?
Hast du eigentlich selbst Kinder? Falls ja: wie begehen sie den heutigen Tag?

Und vielleicht kannst du dir selbst geben, was dir damals verwehrt wurde. Ich wünsche es dir.

@LinDa: sehr schöner Beitrag!!!

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Wandelröschen
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Beitrag So., 12.05.2013, 13:39

Juline, für deinen Beitrag hätte ich dir gerne bestimmt 5mal gedankt, wenn es möglich gewesen wäre. Er spricht mich total an. Und auch in deinem, Luciabava, finde ich mich total wieder.
Aber auch danke für die anderen, ist überall was wichtiges dabei.

„Vergebung“
Das ist für mich auch ein heikles Wort. Mit Vergebung assoziiere ich sofort Kirche, teils auch religiösen Wahn, Indoktrination, oder wie Jugendstil schreibt „Schwamm drüber“, „vergiss es“ -> nicht so schlimm, stell dich nicht so an … .
Besser wäre statt dem Wort „ver-geben“ wohl „ab-geben“, loslassen. Ja, das wäre passender für mich. Mir nicht mehr wichtig sein, loslassen. Wird noch ein langer Weg dahinzukommen.

Wenn ich höre, „vergib ihr doch, dann geht es dir besser“, dann fühlt sich das wieder so an wie ein moralisches Überstülpen von außen, und wenn ich es nicht kann, wird mir indirekt die Schuld angetragen an dem schlechten Verhältnis zu meiner Mutter. Ich darf nicht wütend sein, darf meiner Mutter gegenüber keine negativen Gefühle haben, denn Mütter haben doch per se einen Persilschein. Und wenn sie wohl doch missbräuchlich waren, dann wird das gleich wieder relativiert mit „sie hatten wohl auch viel schlimmes erlebt, konnten nicht anders, haben ihr Kind aber wohl trotzdem geliebt“. Sie werden entlastet und unsereiner im Regen stehen gelassen.
Nein, „vergeben“ werde ich nicht, das ist das falsche Wort.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag So., 12.05.2013, 13:53

leuchtturm hat geschrieben: warum lässt du dich dann unter Druck setzen von dem, was eine "gute" Tochter tun "soll"?
Das ist eine gute Frage. Da muss ich wirklich mal nachspüren.
Den Erwartungen andere entsprechen? Denn wenn ich es nicht tat, drohten negative Konsequenzen.
Angst vor Strafe?
Widerspruch zwecklos.
Nur wenn ich die Bedürfnisse anderer (vor allem meiner Mutter) erspürte – und erfüllte – war ich gut, wurde positiv wahrgenommen. Negativ wahrgenommen zu werden, war für mich auch noch irgendwie positiv. Extrem schlimm war das „nicht wahrgenommen werden“, Luft zu sein, ignoriert zu werden.
leuchtturm hat geschrieben: warum fühlst du dich dennoch als Tochter?
Hm, braucht nicht jeder irgendein zu Hause, wo er sein darf wie er ist, wo er um seinetwegen geliebt wird? Sehnsucht nach Bindung, nach Zugehörigkeit, einen Platz, Wurzeln, … .
Wenn nicht als Tochter, als was dann?
Gruß
Wandelröschen

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