Therapie zeigt Wirkung -ABER unreflektierte Mutter

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Butterblümchen89
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Therapie zeigt Wirkung -ABER unreflektierte Mutter

Beitrag So., 20.01.2013, 18:47

Hallo,

ich bin seit ca. einem halben Jahr in der Therapie. Meine Kindheit war der Horror. Ich fühlte mich immer unverstanden, dumm, lästig und störend.
In ihren Augen sind Kinder Menschen (?) denen ALLES erst beigebracht werden muss. Beispiele wären die richtige Denkweise (ob die Lösung die gleiche ist wie ihre ist egal, der Weg der dort hin führt muss identisch mit ihrem sein, sonst ist es falsch), richtiges fühlen ("das ist kein Grund zu weinen", "dir kann nicht kalt sein, es ist warm"). Zusammengefasst ist ihre Wahrheit DIE Wahrheit von allem. Unsere kann nicht richtig sein (betrifft wieder alle Lebensbereiche von Wissenfragen, sowie Gefühlsfragen), da wir nur Kinder sind bzw. mittlerweile einfach jünger und unerfahrener sind als sie.
Meine Mutter ist eine Verdrängungskünstlerin, hat ihre Kindheit sowie zwei gescheiterte Ehen noch gar nicht verarbeitet und glaubt nicht an eine Therapie. Sie ist sehr unreflektiert und jedes Gespräch mit ihr eskaliert in einem trotzigen Verhalten ihrerseits. Sie fühlt sich IMMER angegriffen und rennt wütend mit dem Satz "JA ICH WEIß, ICH HABE ALLES FALSCH GEMACHT" raus.

Nun lerne ich gerade in meiner Therapie meine Gefühle während Gesprächen wahrzunehmen und im besten Fall auszusprechen. Tja da gibt es eine ganze Menge an Gefühlen, da ich mich zu 90% der Zeit mit ihr einfach passend mache. Ich kenne es ja nicht anders, denn ich wollte /will ja akzeptiert werden. Ich kann ihr doch nicht einfach alle meine negativen Gefühle an den Kopf knallen. Das endet eh nur in totalem Unverständnis ihrerseits weil sie meine Gefühle ja 1. als falsch ansieht und es 2. total egoistisch und böse ist Dinge auszusprechen die jemanden Verletzen.

Es ist so schwierig selber an meinem Verhalten zu ihr zu arbeiten, weil sie einfach so ist wie sie ist..
Ach es ist so kompliziert :(
Kennt jemand das Problem nicht auch zufällig und hat eine Lösung? Ich wäre so dankbar etwas Licht in mein Kopfchaos zu bekommen.

Meine Schwester hat noch dazu zwei Kinder und noch mehr Probleme ihr klar zu machen, dass sie nicht will, dass Sie mit ihren Kindern genauso umgeht (nicht auf sie eingehen, kein Selbstbewusstsein vermitteln etc.)! Denn ALLES was sie anders macht als unsere Mutter bezieht sie auf sich und was sie alles falsch gemacht hat..

Vielen dank bis hierhin schon mal fürs lesen und mitfühlen.
  • "Regel 32: Genieße die kleinen Dinge im Leben."
I feel therefore I am!

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leuchtturm
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 20.01.2013, 19:00

klingt ziemlich wie meine Mutter.

Und obwohl ich etliche Jahre älter bin als du, habe ich auch immer wieder Probleme mit ihr.
Allerdings wohne ich schon ewig nicht mehr im selben Ort wie meine Eltern, und ich habe gelernt, mich halbwegs abzugrenzen. Heißt: ich nehme Telephonate nicht immer an, und ich sage ihr auch ganz ruhig, was ich denke, wenn ich mich manipuliert fühle. Das weise ich dann ganz stark von mir und lasse mich nicht drauf ein.
Fazit: wir werden unsere Mütter nicht ändern können. Wir können nur unseren Umgang mit ihnen ändern. Also die alten Mechanismen durchbrechen, nicht mehr mitmachen, eigene Entscheidungen fällen und dazu stehen. Kurz: nicht mehr drauf angewiesen sein, sie so haben zu wollen, wie wir es möchten. Uns nciht mehr danach zu strecken, ihr alles recht zu machen. Kurz: erwachsen werden und ein eigenes Leben führen.
Ich weiß, dass meine Mutter mich liebt.
Sie ist nur völlig anders als ich, und mittlerweile "darf" sie das auch sein. Ich bin es ja auch.

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Traurige Seele
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag So., 20.01.2013, 19:06

Hallo,

das habe ich mit meiner Therapeutin auch besprochen. Und sie meinte meine Mutter sowie meine Großmutter wäre so in ihrem Muster eingefahren, dass sie das schon selber nicht mehr merken. Diese Leute wäre auch kaum therapierbar. Besonders wenn sie selbst nicht einsehen dass sie ein Problem haben.

So nun die Lösung meiner Therapeutin. Ich soll eine gesunde Distanz wahren um nicht immer wieder verletzt zu werden. Und meinen Kindern soll ich das Gefühl geben dass sie so wie sie sind richtig sind. Und das Oma da sagen kann was sie will und sie sich da nicht angegriffen fühlen. Ich soll zu meinen Kindern sagen "Die Oma ist halt so" und fertig. Und ich soll es genau so sehen, die zwei Damen bei denen ich aufgewachsen bin sind halt so wie sie sind und die kann ich nicht ändern. Nur ich selber soll mir sagen so wie ich bin bin ich in Ordnung und ich soll meinen Weg gehen ohne immer wieder zu versuchen Liebe zu bekommen, weil ich immer noch enttäuschter werde wenn mir das wieder nicht gelingt. Ich handhabe das seit 3 Monaten so dass ich nur ganz wenig und sehr flüchtigen Kontakt habe, einerseits ist es schwer aber andererseits tut es mir auch gut (auch wenn es dann heißt ich bin selbstsüchtig und schau nicht nach den beiden Damen).

Ich weiß es ist nicht eicht aber vielleicht wäre das auch ein wichtiger Schritt für Dich, weil ändern wirst Du Deine Mutter leider nicht mehr können. Es ist hart ich weiß, auch mir fällt es immer noch sehr sehr schwer das so zu sehen.

LG TS
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dolphin1
sporadischer Gast
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Beiträge: 25

Beitrag Mo., 21.01.2013, 11:05

Hallo Butterblümchen89,

dieses Problem, was du mit deiner Mutter beschreibst, konnte ich mit beiden Elternteilen erfahren. Ich wurde als Kind dermaßen verbogen und in meiner Persönlichkeit gestutzt, dass aus meinem gesamten Leben ein einziges Chaos aus Beziehungsunfähigkeit, Hypersexualität und Verdrängung enstanden war. Da mich mein Elternhaus durch Einschüchterung und Gewalt quasi in die Hände meines Missbrauchers gedrängt hatte, war das Thema "Suche nach Schuldigen" natürlich noch etwas heikler. (Meine Eltern wissen bis heute noch nicht, dass ich von Geburt an von einem Nachbarn und indirekt auch von seiner Mutter sexuell missbraucht worden war.)
Worum es aber geht, ist, dass ich ebenfalls während meiner großen Aufarbeitung krampfhaft versucht habe, meinen Eltern Verständnis abzufordern, dafür, dass ich so anders geworden war, als sie selbst erhofft hatten. Jeder Versuch, ihnen auch nur ansatzweise nahezubringen, dass Vieles nicht richtig gelaufen ist in meiner Kindheit, wurde sofort als Angriff aufgefasst oder als Herabstufung all ihrer Mühen. Und tatsächlich ist es so, dass Eltern glauben, alles richtig gemacht zu haben. Sie sehen dich als Erwachsenen und denken: "Sie ist doch groß geworden, da kann nichts verkehrt gewesen sein!"
Nun aber zum eigengtlichen Problem. Da du es auf diesem Wege nicht schaffen wirst, mit deiner Mutter klaren Tisch zu machen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder du findest dich damit ab oder ihr müsst euch gemeinschaftlich helfen lassen (Familientherapie etc.)
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: wenn man einmal aus der elterlichen Abhängigkeit und der Suche nach den Schuldigen heraus ist, wird man einfach stärker. Man erarbeitet sich so viel leichter ein gehöriges Maß an Resignation. Wenn man weiß, dass die eigene Mutter einem nichts zutraut oder jeden deiner Schritte für falsch hält, dann sollte man einfach abwinken und damit keine Angriffsfläche bieten. Sobald man diskutiert, steht man nachher wieder wie das kleine Mädchen da, weil man es nicht geschafft hat, seine eigene Wut und die Erniedigung beizubringen.
Mittlerweile weiß ich fast reflexartig, wann meine Eltern wie reagieren, und ich lasse sie ganz erhaben ins Leere laufen. Nur so werden sie merken, dass du dein eigenes Leben führst. Ob das den Umgang miteinander verbessert, kann ich von meiner Seite aus bejahen, jedoch nicht verallgemeinern.

Der zweite Weg, sehr viel schwerer aber nachhaltiger, ist eine Familientherapie (Verhaltenstherapie). Mit ihr kann man eingefahrene Verhaltensweisen aufdecken und abstellen. Voraussetzung ist allerdings der Mut, sich solch einer emotionalen Hürde zu stellen. Und alle Beteiligten (Mutter und du, vielleicht noch die Schwester) müssten Interesse daran haben. Daran scheitert es eben meistens, oder an der eigenen Feigheit, wie in meinem Fall.

Ich wünsche dir viel Kraft. Und mach deine Beziehung zu Mama nicht zu sehr von ihr abhängig.

Dolphin1

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montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4600

Beitrag Mo., 21.01.2013, 15:38

Die Antwort ist einfach und doch schwer:
Du machst Therapie für dich, nicht für deine Mutter. Deine Therapie soll dir helfen, etwas zu ändern, nicht deiner Mutter. Du brauchst sie nicht, um etwas zu ändern.
amor fati

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