Hallo liebe Forumsmitglieder,
ich habe bereits einiges zu diesem Thema gelesen, auch in diesem Forum. Leider darf ich als Neuling noch keine Links verschicken. Aber der Titel des Threads innerhalb des Forums ist: "Psychische Probleme - darf man auf Eltern wütend sein?"
Da das ja schon ne Weile her ist und auch schon archiviert ist, möchte ich dazu einen neuen Thread aufmachen. Ich hoffe, das ist ok.
Ich möchte kurz auf meine Lebensgeschichte eingehen: Meine Mutter ist nicht bösartig oder so, es ist eher so, dass sie sich in meiner Kindheit einige Dinge geleistet hat, die mich noch heute belasten.
Konkret hat sie sich immer sehr leicht (und tut es noch heute) über Kleinigkeiten aufgeregt, und rumgeschrien. Zum Beispiel wenn ich vergessen habe, ein Fenster zu schließen. Als ich so ca. 5 Jahre alt war, habe ich dann geweint. Wenn ich wegen anderen Sachen geweint habe, hat sie mich getröstet, aber wenn es mit ihr zu tun hatte, hat sie mich dann noch deswegen angeschrien, weil ich geweint habe. Dann ist sie aus dem Zimmer rausgegangen, ich hab natürlich im Anschluss drüber nachgedacht und es nicht verstanden und habe dann letztendlich diese Disharmonie nicht ausgehalten. Daraufhin bin ich zu ihr gegangen und habe gefragt, ob wir wieder lieb zueinander sein können. Das einzige was sie sagte war: „ich war immer lieb“. Was ja so überhaupt nicht stimmt. Das war wie ein Schlag ins Gesicht und hat glaube ich mein Grundvertrauen sehr stark angegriffen. Ich habe mich nur hilflos und abhängig gefühlt.
Ein anderer wichtiger Punkt, den ich wichtig finde für die kindliche Entwicklung, hat auch gefehlt. Mir wurde wenig Selbstvertrauen anerzogen, wo ich folgende Dinge dazuzähle, die gefehlt haben:
- ich wurde fast nie gelobt
- vor Herausforderungen stellen z. B. allein einkaufen gehen usw.
Ich wurde auch verwöhnt. Ich bekam alles Spielzeug, was ich wollte. Das hat es insgesamt schwer gemacht, mich gegen meine Mutter zu stellen.
Mein Vater war da auch nicht gerade ne große Hilfe. Ihm sind die Schwierigkeiten ihres Charakters voll bewusst, aber er hat sich Zeitlebens darauf beschränkt, sich fast immer solche Sachen gefallen zu lassen, auf seine Kosten sozusagen. Also man sieht ihm das schon an, wie er sich klein macht und ne zittrige Stimme bekommt, wenn sie einen ihrer Wutausbrüche hat. Ein Stück weit hat er mich auch darin erzogen, das über mich ergehen zu lassen. Allerdings muss ich ihm zugestehen, dass ich ihm zu wenig Rückmeldung gegeben habe. Ich mache auf andere immer den Eindruck, mit all solchen Dingen umgehen zu können, eine stoische Ruhe zu haben sozusagen. Aber in Wirklichkeit ist es eher ein Verleugnen von Gefühlen. Ich habe meiner Mutter fast nie meine Wut gezeigt. Genauso habe ich Probleme, Gefühle wie Liebe gegenüber anderen Menschen zu zeigen. Aus Angst, mich dann verletzlich zu machen. Dass dann jemand auf mir herumtrampeln kann, ohne mich zu wehren.
Ich war auch schon in Verhaltenstherapie deswegen. Wobei es sich hierbei eher um die Behandlung der Sozialen Phobie (es immer anderen Leuten immer recht machen wollen, keine eigene Meinung vertreten, bzw. dass ich mich immer selbst vor anderen Leuten schützen muss) handelte. Dort habe ich etwas über die Ursachen erfahren und wie ich lerne, dass es gar nicht schlimm ist, sich in peinliche Situationen zu begeben. Das war schon hilfreich, allerdings nagt immer noch an mir, dass ich meine Wut gegenüber meiner Mutter runterschlucke und irgendwie zu einem Teil immer noch der liebe Junge bin, als den mich alle gesehen habe.
Das beschäftigt mich alles sehr. Was in dem angegebenen Link angesprochen wurde, hat mich sehr angesprochen. Im Wesentlichen heißt es da, dass erst die Wut zugelassen werden muss, bevor man verzeihen kann. Ich glaube, dass würde bei mir sehr viel innerlich heilen, wenn ich loslassen könnte und meiner Mutter meine Wut ohne Hemmungen zeigen könnte. Was ich gern wissen möchte:
- welche Therapieform haltet ihr für am geeignetsten, um meine Wut zulassen zu können? In der Verhaltenstherapie, die ich gemacht habe, wurde zu wenig auf die Ursachen meiner Sozialen Phobie eingegangen und wie ich mit Gefühlen praktisch umgehen kann
- kennt ihr Übungen, die ich machen kann? Also, was ich mir ja schon überlegt habe, solche Konfrontationsszenen zuhause mal vor dem Spiegel vorzuspielen. Das dann sozusagen schonmal so eine Art Trainingseffekt eintritt. Also für weitere Ideen wäre ich sehr dankbar
Danke und Euch alles Gute
Senseo
Wut zulassen gegenüber Mutter
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Hi,
ich denke das kann man schwer erzwingen. Du bist einfach noch nicht so weit. Wenn Du Wut zulassen könntest, wärst DU sehr weit. So weit Dich vielleicht auch mit Deiner Mutter auszusöhnen. Je nachdem wie schlecht es Dir geht wäre es aber wohl hilfreich erst mal selbst gesund zu werden, um dann auch stark genug zu sein, wenn Deine Mutter auf Deine Wut reagiert wie damals.
Verstehen lernt man am besten mit ANalyse. Verhalten kann man am besten mit Verhaltensterhapie ändern.
ich denke das kann man schwer erzwingen. Du bist einfach noch nicht so weit. Wenn Du Wut zulassen könntest, wärst DU sehr weit. So weit Dich vielleicht auch mit Deiner Mutter auszusöhnen. Je nachdem wie schlecht es Dir geht wäre es aber wohl hilfreich erst mal selbst gesund zu werden, um dann auch stark genug zu sein, wenn Deine Mutter auf Deine Wut reagiert wie damals.
Verstehen lernt man am besten mit ANalyse. Verhalten kann man am besten mit Verhaltensterhapie ändern.
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Ich würde eher zu einer tiefenpsychologischen Therapie raten. Analyse ist eher für Leute die das im Rahmen der Übertragung auf den Therapeuten und die Therapie für sich klären wollen. Das kann für bestimmte Menschen sinnvoll sein, ich würde aber nicht unbedingt mit der Giesskanne alle Leute die ihr Inneres erforschen wollen damit "beglücken". Ausserdem musst du dazu erst mal für einen längeren Zeitraum 3 Therapiestunden die Woche einplanen können, was die meisten berufstätigen Leute wohl eher nicht können.
Mal eine Frage: Wie ist denn derzeit dein Verhältnis zu ihr?
Mal eine Frage: Wie ist denn derzeit dein Verhältnis zu ihr?
hallo, vielen dank für die schnellen Antworten. Sorry, das es mit meinen Antworten immer etwas länger dauert. Zum einen muss ich immer etwas darüber nachdenken und zum anderen bin ich rund um die Uhr mit meiner Abschlussarbeit beschäftigt.
Das erste:
Ich glaube, das verstehe ich nicht. Meines Erachtens kann man doch bei Angsterkrankungen nie darauf warten, bis es einem gut geht und dann handeln. Das würde doch dann das ganze Leben dauern. Also das heißt, ich muss mich doch früher oder später dem Ganzen stellen, ähnlich wie in der Verhaltenstherapie, wenn ich mich auf der Straße der Sozialen Phobie stelle und Leute nach der Uhrzeit frage. Vielleicht verstehe ich es auch nur einfach falsch, was du mit "bereit sein" meinst, vielleicht verwechsle ich das "mühelos handeln". Und wie ist man denn bereit? Ich kann mir das leider gar nicht vorstellen, wie das in einer Therapie außerhalb einer Verhaltenstherapie abläuft.
Naja, bis vor einem Jahr habe ich so eine Art Rolle gespielt, nämlich die des lieben Sohnes und habe auch noch zuhause gewohnt. Es hat sich viel darum gedreht, was sie denkt und habe auch mein Handeln nach dieser Prämisse ausgerichtet. Ich habe:
- fast nie eine abweichende Meinung geäußert; freies und unabhängiges Denken fehlte mir oft
- bin abends kaum weggegangen teilweise auch wegen der neugierigen Fragen von ihr, das nervt einfach, aber ich hätte ihr nicht sagen können, dass das nervt- weil sie dafür kein Verständnis hätte und vielleicht weinen würde- ich bin da sehr auf Schuldgefühle geicht
- klärende Kommunikation ist auch sehr schwer mit ihr, wegen fehlender Selbstsicherheit ihrerseits (Verwendung von Wörtern wie "man" statt "ich", "immer" statt "manchmal"
- in mir drinnen hat es immer gebrodelt und hatte immer ein schlechtes Gewissen deswegen, wenn sie mich gedrückt hat oder ähnliches, weil sie hat mich ja sehr lieb, was das ganze noch schwerer macht
- wenn ich sie jeden Tag sehe, ist es so, als würde ich mich anpassen und meine eigenen Bedürfnisse zurückstellen
Seit einigen Monaten lebe ich nun in einer anderen Stadt. Die räumliche Distanz ist sehr wichtig. Und es ist mir auch über die Zeit gelungen, am Telefon meine eigene Meinung zu äußern. Wegen ihrer Vorwürfe ("du hast das und dies nicht erzählt") und dass sie immer das letzte Wort hat. Beide Male hatte ich mich so gut wie lange nicht gefühlt. Das heißt, ich war viel selbstsicherer im Umgang mit anderen. Leider war von ihrer Seite keinerlei Einsicht zu erkennen, d.h. einige Tage später hat sie so getan als wäre nichts. Sie selbst ruft halt alle drei Tage an und will wissen wie es geht.
Den nächsten Monat werde ich wieder zurückkommen in meine Heimatstadt, mein Ziel ist, dort wieder eine WG zu suchen. Sie wird sicherlich wollen, dass ich zuhause wohne. Ich bin dabei, mich innerlich auf die Konfrontation mit ihr vorzubereiten, da diesmal nicht der Grund des Ausziehens beim Studium sondern der eigene Wunsch nach Selbstbestimmtheit zu suchen ist.
Für mich ist es auch klar, dass ich nicht einfach verzeihen kann, sondern erst die Wut und andere Gefühle zulassen muss, bevor das Verzeihen erfolgen kann. Ich denke, das ist auch unheimlich wichtig, um die Mutterbindung ein ganzes Stück zu lösen.
Ich kann auch die Vergangenheit nicht einfach loslassen, denn die Erfahrungen in der Kindheit prägen den Erwachsenen. Es ist ja auch so, dass ich im Umgang mit anderen Menschen Probleme habe, selbstsicher zu handeln, Soziale Phobie halt. Würde ich jetzt sofort selbstsicher handeln, dann wäre es wie, als würde ich, die gemachten Erfahrungen der Kindheit verdrängen, denn es ist wie als wäre eine kleine Stimme in mir, die mir sagt, ich dürfe nicht selbstsicher sein.
Das erste:
Du bist einfach noch nicht so weit. Wenn Du Wut zulassen könntest, wärst DU sehr weit. So weit Dich vielleicht auch mit Deiner Mutter auszusöhnen. Je nachdem wie schlecht es Dir geht wäre es aber wohl hilfreich erst mal selbst gesund zu werden, um dann auch stark genug zu sein, wenn Deine Mutter auf Deine Wut reagiert wie damals.
Ich glaube, das verstehe ich nicht. Meines Erachtens kann man doch bei Angsterkrankungen nie darauf warten, bis es einem gut geht und dann handeln. Das würde doch dann das ganze Leben dauern. Also das heißt, ich muss mich doch früher oder später dem Ganzen stellen, ähnlich wie in der Verhaltenstherapie, wenn ich mich auf der Straße der Sozialen Phobie stelle und Leute nach der Uhrzeit frage. Vielleicht verstehe ich es auch nur einfach falsch, was du mit "bereit sein" meinst, vielleicht verwechsle ich das "mühelos handeln". Und wie ist man denn bereit? Ich kann mir das leider gar nicht vorstellen, wie das in einer Therapie außerhalb einer Verhaltenstherapie abläuft.
.Mal eine Frage: Wie ist denn derzeit dein Verhältnis zu ihr?
Naja, bis vor einem Jahr habe ich so eine Art Rolle gespielt, nämlich die des lieben Sohnes und habe auch noch zuhause gewohnt. Es hat sich viel darum gedreht, was sie denkt und habe auch mein Handeln nach dieser Prämisse ausgerichtet. Ich habe:
- fast nie eine abweichende Meinung geäußert; freies und unabhängiges Denken fehlte mir oft
- bin abends kaum weggegangen teilweise auch wegen der neugierigen Fragen von ihr, das nervt einfach, aber ich hätte ihr nicht sagen können, dass das nervt- weil sie dafür kein Verständnis hätte und vielleicht weinen würde- ich bin da sehr auf Schuldgefühle geicht
- klärende Kommunikation ist auch sehr schwer mit ihr, wegen fehlender Selbstsicherheit ihrerseits (Verwendung von Wörtern wie "man" statt "ich", "immer" statt "manchmal"
- in mir drinnen hat es immer gebrodelt und hatte immer ein schlechtes Gewissen deswegen, wenn sie mich gedrückt hat oder ähnliches, weil sie hat mich ja sehr lieb, was das ganze noch schwerer macht
- wenn ich sie jeden Tag sehe, ist es so, als würde ich mich anpassen und meine eigenen Bedürfnisse zurückstellen
Seit einigen Monaten lebe ich nun in einer anderen Stadt. Die räumliche Distanz ist sehr wichtig. Und es ist mir auch über die Zeit gelungen, am Telefon meine eigene Meinung zu äußern. Wegen ihrer Vorwürfe ("du hast das und dies nicht erzählt") und dass sie immer das letzte Wort hat. Beide Male hatte ich mich so gut wie lange nicht gefühlt. Das heißt, ich war viel selbstsicherer im Umgang mit anderen. Leider war von ihrer Seite keinerlei Einsicht zu erkennen, d.h. einige Tage später hat sie so getan als wäre nichts. Sie selbst ruft halt alle drei Tage an und will wissen wie es geht.
Den nächsten Monat werde ich wieder zurückkommen in meine Heimatstadt, mein Ziel ist, dort wieder eine WG zu suchen. Sie wird sicherlich wollen, dass ich zuhause wohne. Ich bin dabei, mich innerlich auf die Konfrontation mit ihr vorzubereiten, da diesmal nicht der Grund des Ausziehens beim Studium sondern der eigene Wunsch nach Selbstbestimmtheit zu suchen ist.
Für mich ist es auch klar, dass ich nicht einfach verzeihen kann, sondern erst die Wut und andere Gefühle zulassen muss, bevor das Verzeihen erfolgen kann. Ich denke, das ist auch unheimlich wichtig, um die Mutterbindung ein ganzes Stück zu lösen.
Ich kann auch die Vergangenheit nicht einfach loslassen, denn die Erfahrungen in der Kindheit prägen den Erwachsenen. Es ist ja auch so, dass ich im Umgang mit anderen Menschen Probleme habe, selbstsicher zu handeln, Soziale Phobie halt. Würde ich jetzt sofort selbstsicher handeln, dann wäre es wie, als würde ich, die gemachten Erfahrungen der Kindheit verdrängen, denn es ist wie als wäre eine kleine Stimme in mir, die mir sagt, ich dürfe nicht selbstsicher sein.
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Senseo hat geschrieben: Den nächsten Monat werde ich wieder zurückkommen in meine Heimatstadt, mein Ziel ist, dort wieder eine WG zu suchen. Sie wird sicherlich wollen, dass ich zuhause wohne. .
Da würde ich jetzt schon mal anfangen vorzubauen, zB indem du diese Telefongespräche auf ein kurzes Telefonate alle paar Wochen reduzierst. Daß du jedes Mal wenn sie will mit ihr telefonierst ist ein Zeichen für sie daß du nach wie vor hüpfst wenn sie Mäh sagt.
Ich habe seit 10 Jahren keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter und das hat mir gut getan.
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