Hallo an alle.
Ich bin neu hier im Forum und habe mir schon einige Beiträge angeschaut und gelesen. Ich finde das Forum hier sehr sinnvoll und ansprechend gestaltet.
Ich habe (noch) keinen Beitrag gefunden, der sich allgemein mit dem Thema Streit und dem Meiden von Auseinandersetzungen auseinandersetzt gefunden. Ich hoffe, ich poste hier nicht doppelt.
Bei mir ist es so, dass ich große Probleme habe, mich in Konflikten zu verhalten. Ich meine nicht, mich in Konflikten richtig zu verhalten, sondern sich überhaupt zu verhalten. Bei Auseinandersetzungen ist mein Kopf oft wie leer und ich bin nicht in der Lage, kontrovers und konstruktiv zu streiten. Ich bin dann nur betroffen und sehe aus "wie ein geprügelter Hund". Handelt es sich jedoch um fachliche Diskussionen oder "Streit", habe ich keine Probleme. Da kann ich mich meistens gut einbringen. Nur nicht in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen. Dort meide ich solche Situationen und wenn ich als Dritter einem Streit beiwohne, ist mir das sehr unangenehm und ich habe den Drang mich da herauszuhalten.
Kennt ihr dieses Phänomen auch? Ist das mangelndes oder nicht vorhandenes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl? Oder Feigheit?
Über Anmerkungen, Tipps, Schilderungen ähnlicher oder komplett anderer Situationen würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Iwein
Angst vor Streit/Auseinandersetzungen
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Hi Iwein,
Das Gefühl kenne ich sehr gut, ich beschreibe es immer als mein Harmoniebedürfnis. Mir war es auch immer total unangenehm, einen Streit mitzuerleben. Etwas vorgeworfen zu bekommen, war der Horror, selbst wenn es konstruktiv war, habe ich es als tiefen persönlichen Angriff gewertet und konnte darauf nicht reagieren. Dann habe ich mich auch immer weg geduckt wie ein geprügelter Hund.
Ich denke, das hat nichts mit Feigheit zu tun, vllt. schon eher mit deinem Selbstwertgefühl, oder der Angst davor, was Andere über dich denken wenn du eingreifst oder dich "wehrst". Das Schlimme ist, wenn man alles schluckt geht es einem danach auch nicht besser. Ich weiß selbst nicht genau warum ich mich so verhalten habe, hoffe aber das zukünftig in einer Therapie ergründen zu können.
Da ich immer noch Probleme damit habe, kann ich dir leider keinen Lösungsweg aufzeigen, sondern dir nur sagen, dass man sich weiterentwickeln kann.
Mir hat es ungemein geholfen, dass ich 1 Jahr lang in einer Situation war, in der ich Konflikten ausgesetzt war, die ich nicht umgehen konnte. Habe als Vetretungslehrer in einer Schule gearbeitet, da musste ich mich Konflikten stellen. Wenn sie unter Schülern passierten, war ich sogar dafür verantwortlich sie zu lösen. Das war zwar ein schmerzliches Jahr, hat mir aber auch sehr sehr viel eingebracht.
Das Gefühl kenne ich sehr gut, ich beschreibe es immer als mein Harmoniebedürfnis. Mir war es auch immer total unangenehm, einen Streit mitzuerleben. Etwas vorgeworfen zu bekommen, war der Horror, selbst wenn es konstruktiv war, habe ich es als tiefen persönlichen Angriff gewertet und konnte darauf nicht reagieren. Dann habe ich mich auch immer weg geduckt wie ein geprügelter Hund.
Ich denke, das hat nichts mit Feigheit zu tun, vllt. schon eher mit deinem Selbstwertgefühl, oder der Angst davor, was Andere über dich denken wenn du eingreifst oder dich "wehrst". Das Schlimme ist, wenn man alles schluckt geht es einem danach auch nicht besser. Ich weiß selbst nicht genau warum ich mich so verhalten habe, hoffe aber das zukünftig in einer Therapie ergründen zu können.
Da ich immer noch Probleme damit habe, kann ich dir leider keinen Lösungsweg aufzeigen, sondern dir nur sagen, dass man sich weiterentwickeln kann.
Mir hat es ungemein geholfen, dass ich 1 Jahr lang in einer Situation war, in der ich Konflikten ausgesetzt war, die ich nicht umgehen konnte. Habe als Vetretungslehrer in einer Schule gearbeitet, da musste ich mich Konflikten stellen. Wenn sie unter Schülern passierten, war ich sogar dafür verantwortlich sie zu lösen. Das war zwar ein schmerzliches Jahr, hat mir aber auch sehr sehr viel eingebracht.
« Tout le malheur des hommes vient de l'espérance. »
Camus
“Oh hi, how are you holding up ? Because i'm a potato.”
Hey!
Vielleicht brauchst du auch erst mal Abstand zum Streitthema um deine Gedanken zu sortieren?
So geht es mir zumindest immer. Wenn gerade ein Streit auftaucht (selbst wenn er noch gar nicht so emotionalisiert ist - bin ich es meistens schon ), kann ich nicht konstruktiv streiten. Ich brauch dann immer erst mal eine Auszeit zum Nachdenken und wieder runterkommen. Während eines gerade aufkommenden Streits kann mein Kopf irgendwie nicht richtig denken und findet keine Worte.
Also so richtig emotionalisierten Streit mag ich auch nicht. Also wenn man sich richtig anschreit und jeder nur auf seinem Standpunkt beharrt und es zu keine Lösung kommt. Das breche ich irgendwann ab, wenn ich sehe, dass es zu nichts führt. Ich fühle mich danach auch erst mal schlecht. Und nach einiger Zeit muss ich die Sache einfach klären in einer sachlichen Diskussion ohne Streit. Also ich mag es nicht, wenn das Streitthema so ungelöst im Raum hängt und ich mag es auch nicht mich zu streiten. Aber ich mag es danach sachlich darüber zu reden und Lösungen zu finden.Iwein hat geschrieben:Kennt ihr dieses Phänomen auch? Ist das mangelndes oder nicht vorhandenes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl? Oder Feigheit?
Vielleicht brauchst du auch erst mal Abstand zum Streitthema um deine Gedanken zu sortieren?
So geht es mir zumindest immer. Wenn gerade ein Streit auftaucht (selbst wenn er noch gar nicht so emotionalisiert ist - bin ich es meistens schon ), kann ich nicht konstruktiv streiten. Ich brauch dann immer erst mal eine Auszeit zum Nachdenken und wieder runterkommen. Während eines gerade aufkommenden Streits kann mein Kopf irgendwie nicht richtig denken und findet keine Worte.
Hallo Iwen,
interessant das was du dein "Problem" nennst, versuche ich mir gerade anzueignen.
Also nicht zu streiten, mich nicht provozieren zu lassen, mich nicht in einen Streit hineinziehen lassen.
interessant das was du dein "Problem" nennst, versuche ich mir gerade anzueignen.
Also nicht zu streiten, mich nicht provozieren zu lassen, mich nicht in einen Streit hineinziehen lassen.
Ja wunderbar, warum sollte man sich den als Dritter in einen Streit hineinziehen lassen und sich nicht einfach heraushalten? Alles andere ist doch pure Energieverschwendung.als Dritter einem Streit beiwohne, ist mir das sehr unangenehm und ich habe den Drang mich da herauszuhalten.
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Hallo Chuwawa, MissX und Phönixia.
Viele Dank für eure Antworten.
@Chuwawa
Ich habe mir mein Verhalten auch oft mit einem Harmoniebedürfnis erklärt, von dem ich annehme, dass ich es habe. Ich hoffe, ich habe das =)
Welche Form von Therapie möchtest du denn machen? Von Freunden habe ich schon mehrmals gesagt bekommen, ich hätte ein geringes Selbstvertrauen (wenn es nicht fachlicher/beruflicher Natur ist) und geringes Selbstwertgefühl. Ich habe dazu auch schon einige Bücher gelesen, die einem "Tipps" geben sollen, sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen. Naja - eher mäßiger Erfolg würde ich sagen :-/
Ich denke, eine Spur Feigheit ist schon dabei, da ich praktisch sofort innerlich zusammenzucke und dicht mache, wenn eine Situation eintritt, die in Richtung Streit geht. Auch wenn ich von einem Streitpartner angesprochen werde - in der Hoffnung, den Streit durch Small-Talk zu beenden - bemerke ich die dahinter stehende Intention oft nicht. Vielleicht ist das mangelnde Empathie?
Wie genau hat es dir geholfen, als Vertretungslehrer die Rolle eines Streitschlichters einzunehmen?
Danke für deine Antwort =)
@MissX
Soweit kommt es bei mir meistens nicht, dass ich den Wunsch nach Klärungsbedarf entwickle bzw. dass ich einen Streit abbreche, weil es zu keinem Ziel führt und sich tot läuft. Ich streite meistens erst gar nicht, sondern blockiere schon innerlich, wenn ein Streit ausbricht. Ich kann kaum etwas sagen, außer einige gestammelte Wort (klingt etwas dramatischer als es ist) und bin dann tief betroffen - nicht persönlich verletzt - und ziehe mich in eine Art inneres chneckenhaus zurück, in der Hoffnung, der Streit hört auf. Das Problem ist, dass das den Streitpartner oft noch wütender macht, wenn ich nichts sage. Ich habe in mir den starken Drang, etwas zu äußern, aber im selben Maße gelingt es mir nicht, die Worte über die Lippen zu bringen. Sie scheinen von ihrer konkreten Form in eine absolut ungreifbare und verschwommene Form überzugehen.
Auch dir eine Dankeschön für deine Antwort =)
@Phönixia
Mich zu provozieren ist schon recht schwer. Aber in einem Streit nicht aktiv dabei zu sein, ist auch durchaus unangenehm - finde ich. Ich wäre gerne in solchen Situationen weniger phlegmatisch bzw. letharg.
Die Position als Dritter in einem Streit meine ich nicht, als Streitpartner, sondern eher als ausgleichendes Moment. Als Vermittler sozusagen. Ich übernehme gerne "diplomatische Aufgaben" und denke, ich kann solche auch ganz gut lösen. Solange es sich jedenfalls um eine sachliche Diskussion handelt oder ich die beteiligten Personen nicht allzu sehr persönlich kenne. Umso emotionaler und persönlich näherstehend aber eine solche Situation ist, umso weniger kann ich in dieser Situation aktiv werden.
Danke auch dir für deine Antwort =)
Euch allen noch einen schönen 2. Advent.
Iwein
Viele Dank für eure Antworten.
@Chuwawa
Ich habe mir mein Verhalten auch oft mit einem Harmoniebedürfnis erklärt, von dem ich annehme, dass ich es habe. Ich hoffe, ich habe das =)
Welche Form von Therapie möchtest du denn machen? Von Freunden habe ich schon mehrmals gesagt bekommen, ich hätte ein geringes Selbstvertrauen (wenn es nicht fachlicher/beruflicher Natur ist) und geringes Selbstwertgefühl. Ich habe dazu auch schon einige Bücher gelesen, die einem "Tipps" geben sollen, sich selbst Wertschätzung entgegenzubringen. Naja - eher mäßiger Erfolg würde ich sagen :-/
Ich denke, eine Spur Feigheit ist schon dabei, da ich praktisch sofort innerlich zusammenzucke und dicht mache, wenn eine Situation eintritt, die in Richtung Streit geht. Auch wenn ich von einem Streitpartner angesprochen werde - in der Hoffnung, den Streit durch Small-Talk zu beenden - bemerke ich die dahinter stehende Intention oft nicht. Vielleicht ist das mangelnde Empathie?
Wie genau hat es dir geholfen, als Vertretungslehrer die Rolle eines Streitschlichters einzunehmen?
Danke für deine Antwort =)
@MissX
Soweit kommt es bei mir meistens nicht, dass ich den Wunsch nach Klärungsbedarf entwickle bzw. dass ich einen Streit abbreche, weil es zu keinem Ziel führt und sich tot läuft. Ich streite meistens erst gar nicht, sondern blockiere schon innerlich, wenn ein Streit ausbricht. Ich kann kaum etwas sagen, außer einige gestammelte Wort (klingt etwas dramatischer als es ist) und bin dann tief betroffen - nicht persönlich verletzt - und ziehe mich in eine Art inneres chneckenhaus zurück, in der Hoffnung, der Streit hört auf. Das Problem ist, dass das den Streitpartner oft noch wütender macht, wenn ich nichts sage. Ich habe in mir den starken Drang, etwas zu äußern, aber im selben Maße gelingt es mir nicht, die Worte über die Lippen zu bringen. Sie scheinen von ihrer konkreten Form in eine absolut ungreifbare und verschwommene Form überzugehen.
Auch dir eine Dankeschön für deine Antwort =)
@Phönixia
Mich zu provozieren ist schon recht schwer. Aber in einem Streit nicht aktiv dabei zu sein, ist auch durchaus unangenehm - finde ich. Ich wäre gerne in solchen Situationen weniger phlegmatisch bzw. letharg.
Die Position als Dritter in einem Streit meine ich nicht, als Streitpartner, sondern eher als ausgleichendes Moment. Als Vermittler sozusagen. Ich übernehme gerne "diplomatische Aufgaben" und denke, ich kann solche auch ganz gut lösen. Solange es sich jedenfalls um eine sachliche Diskussion handelt oder ich die beteiligten Personen nicht allzu sehr persönlich kenne. Umso emotionaler und persönlich näherstehend aber eine solche Situation ist, umso weniger kann ich in dieser Situation aktiv werden.
Danke auch dir für deine Antwort =)
Euch allen noch einen schönen 2. Advent.
Iwein
Mir hat dieses nicht Reagieren können mal jemand als einen Schockzustand erklärt, ähnlich wie bei Tieren.
Dahinter steckte zumindest bei mir die Angst mich eh nicht zur Wehr setzen zu können.
Mir hat es sehr geholfen, mich anschließend noch mal mit der Sitaution auseinander zu setzen und in einem ruhigeren Rahmen die Streitpunkte zu klären, in dem darrauf geachtet wird, daß die jeweilige Person ausprechen darf, und der jeweils andere sich erst nach einer Bedenkzeit äußern durfte.
Nachdem ich daran gesehen habe, daß ich mich in einem solchen Rahmen sehr wohl mit der jeweiligen Thematik auseinander setzen kann, habe ich dann versucht darrauf zu achten, diesen Rahmen in Disskussionen zu halten, in dem ich meinen Gesprächspartner immer wieder ermahnt habe, mich aussprechen zu lassen, bzw. mich wörtlich zu nehmen, weil oft, ja dann auch etwas anderes in das Gesagte hineininterpretiert wurde.
Das ist nicht ganz einfach, oft kann ich das auch nicht spontan, aber ich merke immer wieder, daß es mir hilft, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch ein klärendes Gespräch anzustreben. Eben weil es dann oft eher in diesem Rahmen gehalten werden kann, aber auch, weil ich dann für mich einfach auch schon mehr Argumente in petto habe, bzw. mich besser auf evtl Reaktionen des anderen einstellen kann. Das gibt mir dann mehr Sicherheit, und nimmt das Gefühl sich nicht zum Ausdruck gebracht haben zu können.
Dahinter steckte zumindest bei mir die Angst mich eh nicht zur Wehr setzen zu können.
Mir hat es sehr geholfen, mich anschließend noch mal mit der Sitaution auseinander zu setzen und in einem ruhigeren Rahmen die Streitpunkte zu klären, in dem darrauf geachtet wird, daß die jeweilige Person ausprechen darf, und der jeweils andere sich erst nach einer Bedenkzeit äußern durfte.
Nachdem ich daran gesehen habe, daß ich mich in einem solchen Rahmen sehr wohl mit der jeweiligen Thematik auseinander setzen kann, habe ich dann versucht darrauf zu achten, diesen Rahmen in Disskussionen zu halten, in dem ich meinen Gesprächspartner immer wieder ermahnt habe, mich aussprechen zu lassen, bzw. mich wörtlich zu nehmen, weil oft, ja dann auch etwas anderes in das Gesagte hineininterpretiert wurde.
Das ist nicht ganz einfach, oft kann ich das auch nicht spontan, aber ich merke immer wieder, daß es mir hilft, zu einem späteren Zeitpunkt doch noch ein klärendes Gespräch anzustreben. Eben weil es dann oft eher in diesem Rahmen gehalten werden kann, aber auch, weil ich dann für mich einfach auch schon mehr Argumente in petto habe, bzw. mich besser auf evtl Reaktionen des anderen einstellen kann. Das gibt mir dann mehr Sicherheit, und nimmt das Gefühl sich nicht zum Ausdruck gebracht haben zu können.
Hey Iwein!
Ein Sache verstehe ich nicht so ganz. Du hast geschrieben:
Ein Sache verstehe ich nicht so ganz. Du hast geschrieben:
gleichzeitig schreibst du das hier:Iwein hat geschrieben:Soweit kommt es bei mir meistens nicht, dass ich den Wunsch nach Klärungsbedarf entwickle
Du hast also nicht den Wunsch etwas zu klären, gleichzeitig möchtest du aber etwas sagen. Was würdest du denn dann sagen wollen, wenn du gar nichts klären oder dich gar nicht erklären möchtest?Iwein hat geschrieben:Ich habe in mir den starken Drang, etwas zu äußern, aber im selben Maße gelingt es mir nicht, die Worte über die Lippen zu bringen.
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