'Gesundes' Mutter-Tochter-Verhältnis?

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B-Moll
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'Gesundes' Mutter-Tochter-Verhältnis?

Beitrag Mo., 11.07.2011, 20:18

Hallo Leute,

ich würde mich über ein paar Gedanken dazu freuen.
Seit einiger Zeit fühle ich eine krasse Ambivalenz in meiner Gefühlswelt meiner Mutter gegenüber. Oberflächlich gesehen haben wir kein schlechtes, aber auch kein besonders inniges Verhältnis: Nie Streit, wenige, kurze Kontakte (wohnen in der selben Stadt-sehen uns oder telefonieren vlt. alle 6-8 Wochen einmal), beim Treffen flüchtige Umarmung, oberflächliche Gespräche. Meine Mutter flüchtet sich sofort in irgendwelche Beschäftigungen und weicht Gesprächen eher aus. Bei Telefonaten ist sie super kurz angebunden.

Ein Teil in mir denkt (hofft?), sie war und ist doch eigentlich recht liebevoll (gerade wenn ich sie im Umgang mit den Kindern meiner Schwester sehe-dann frage ich mich: War sie zu mir vielleicht doch auch so leib???), der andere Teil in mir hat jedoch immer wieder Zweifel, fühlt(e) sich einfach immer ungeliebt/nicht beachtet/nicht wahrgenommen. Dieser Teil sieht z.B. auch, wie sich meine Mutter um meine Schwester kümmert (fast tägllich) und vergleicht....

In meiner letzten Therapiestunde deutete ich diesen Konflikt an, sprach über meine große innere Leere, wenn ich an meine Mutter denke, dass da kaum Gefühle für sie sind. Sie ist einfach nicht "spürbar" für mich, auch, weil es keine Erinnerungen an irgendwelche Gespräche mit ihr gab oder gibt (was ich immer am meisten vermisst habe). Ich betrauere auch sehr, dass ich mich nicht erinnern kann, dass sie in meiner Kindheit jemals mit mir gespielt oder mir was vorgelesen hat.

Es fiel mir sehr schwer, das in der Therapiestunde auszudrücken. Ich glaube, ich bleibe in meiner Therapie irgendwie meistens im Erwachsenen-Ich, komme auch kaum mal an Gefühle heran. Als ich davon sprach, hatte ich das Gefühl, diese Gefühle dürften eigentlich nicht sein, sie gehören sich nicht für eine erwachsene Frau in meinem Alter. Aber ich dachte, meine Thera könnte mir vielleicht helfen, da klarer zu sehen.

Meine Thera meinte daraufhin sinngemäß: Seien Sie froh, dass sie kein engeres Verhältnis haben, sonst hätten Sie kein eigenständiges Leben haben können und steckten in einer Abhängigkeit.
Ich war irgendwie irritiert und fragte sie dann bloß: kann es denn keinen Mittelweg geben zwischen Abhängigkeit und dem Gefühl, sich geliebt zu fühlen/in einer liebevollen inneren Verbindung zu seiner Mutter zu stehen?

Ist mein Wunsch nach anderen Gefühlen kindlich/unrealistisch....? Wahrscheinlich entspringt aus diesen (gefühlten) Defiziten mein riesiger Wunsch nach einer starken (weibl.) Leitfigur im Leben.

Wie sieht für euch erwachsene Frauen eine "gesunde Mutter-Tochter-Beziehung" aus.

Freue mich über gedankliche Anregungen. Liebe Grüße von B-Moll.

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 12.07.2011, 06:14

Hi B-Moll,
B-Moll hat geschrieben:Wie sieht für euch erwachsene Frauen eine "gesunde Mutter-Tochter-Beziehung" aus.
naja, auf jeden Fall nicht so sporadisch, wie bei Dir.... etwas mehr darf es ruhig sein, finde ich.

Phasenweise sehe ich meine Mutter sehr oft (zu oft) und dann wiederum mal weniger, aber einen Abstand wie bei Dir kenne ich nicht.
Diese intensiven Gespräche mag ich auch nicht unbedingt führen, brauch ich auch heute nicht mehr, früher (als ich so ca. 20 - 25 war) war das vielleicht anders. Heute ists eher so, dass ich ihr bewusst nicht alles erzähle oder mit ihr intensiviere, da sie ja nicht mehr die Jüngste ist und sich vielleicht dann mehr Gedanken macht als ich. Auch mag ich nicht unbedingt, dass sie dann ewig Fragen stellt oder ich gleich einen Rat bzw. ihre Meinung aufs Auge gedrückt bekomme. Das Zuhören, das ist das, was man halt manchmal braucht... aber das können nicht alle Mütter

Jetzt am WE waren wir z. B. bei meinen Eltern und haben Forelle gegrillt, meine Schwägerin hat geangelt, wir haben sie zusammen fertig gemacht - sprich Wurzelwerk und Gewürze rein und in Alufolie und bei meinen Eltern haben wir dann gemütlich beieinander gesessen,war schön und sie haben sich sehr gefreut.

Es gibt sicher viele Sachen/Dinge, die einen stören, aber ich habe im letzten Jahr festgestellt, dass sich einiges ändert und einiges, was ich an meiner Mutter nicht so schön fand, der Tatsache entspricht, da ich nun selbst in der Situation bin (Oma sein). Im Laufe des Lebens denkt man doch mehrfach um und relativiert sich selbst.

Fakt ist, in ein und der selben STadt wohnen und nur einen sporadischen Kontakt zu haben, wie Du ihn beschreibst, ist eindeutig zu wenig - meine MEinung.
B-Moll hat geschrieben:Seien Sie froh, dass sie kein engeres Verhältnis haben, sonst hätten Sie kein eigenständiges Leben haben können und steckten in einer Abhängigkeit.
naja, das finde ich nun total überzogen und eigentlich falsch. Man ist nicht in einer Abhängigkeit, wenn man einen innigeren Kontakt zur eigenen Mutter hat.... Da fällt mir nur ein, dass Deine Thera entweder selbst mit der Mutter Probleme hat oder auch selbst keine Mutter ist....

Eine Mutter ist dem grunde nach lebenslang wichtig - in vernünftigen, liebevollen Maßen....

Hast Du Deine Mutter bezüglich des sporadischen Kontaktes mal angesprochen und auch gefragt, warum sie solche Unterschiede zwischen Deiner Schwester und Dir macht? Bestimmt oder?
Lebst Du so sehr anders als Deine SChwester, dass Deine Mutter das nicht akzeptieren kann?

Lg Käthe
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geronimos secret
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Beitrag Di., 12.07.2011, 06:28

Seien Sie froh, dass sie kein engeres Verhältnis haben, sonst hätten Sie kein eigenständiges Leben haben können und steckten in einer Abhängigkeit.
Ich finde die Äußerung deiner Therapeutin nicht adäquat.
Es ist doch völlig normal, dass du unter deiner gefühlskalten und distanzierten Mutter leidest. Was soll das für eine konstruktive Hilfe sein? damit dreht deine Therapeutin die Pathogenität völlig um, in dem sie nun eine liebevolle, enge Mutter-Kind Beziehung als krankmachend bezeichnet. Ziemlich schräg.
Ich selbst telefoniere täglich mit meiner Mutter und wir haben regelmäßig tiefe und persönliche Gespräche. Ich fühle mich von meiner Mutter unterstützt und geliebt. Trotzdem lebe ich mein eigenes Leben. So ein Quatsch!
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Anna Lüttisch
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Beitrag Di., 12.07.2011, 06:45

B-Moll hat geschrieben:Wie sieht für euch erwachsene Frauen eine "gesunde Mutter-Tochter-Beziehung" aus.

Erst einmal denke ich,dass kein Kind ohne seelische Verletzungen durch die Kindheit kommt und normalerweise haben wir auch entsprechende Veranlagungen um damit fertigzuwerden.

Meine Kinder hatten mit Sicherheit auch Schwierigkeiten durch meine eigenen Probleme,trotzdem habe/hatte ich ein gutes Verhaeltnis zu ihnen.Das heisst nicht,dass wir staendig zusammenhocken.Letztendlich habe ich sie zu selbststaendigen Menschen erzogen,damit sie auf eigenen Fuessen stehen.

Wir treffen uns in sporadischen Abstaenden (alle drei sind berufstaetig und haben einen Haushalt,zwei haben Kinder) und zwischendurch telefonieren wir - manchmal sehr ausgiebig.

Wichtig finde ich,dass im Falle eines akuten Bedarf's (Gespraeche,Trost,etc.) ich fuer meine Kinder erreichbar bin und das ist bei uns der Fall.

Sicher spielt auch die persoenliche Erwartung eine Rolle - manche treffen sich halt oft und andere weniger,das sagt aber nichts ueber die Intensitaet der Beziehung aus,sondern eher wie lebendig das Leben des anderen ist.

Ich schliesse mich da @Tante Kaethe an: Alles in vernuenftigen und liebevollen Massen ...
Lieber den Keller voller Ratten,als die Verwandschaft auf dem Sofa!

Arschlöcher leben im Gefängnis ihrer eigenen Gedanken. Es gibt wirklich keinen Grund, sie auch noch in meinen leben zu lassen.

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 12.07.2011, 06:54

Anna Lüttisch hat geschrieben:Sicher spielt auch die persoenliche Erwartung eine Rolle - manche treffen sich halt oft und andere weniger,das sagt aber nichts ueber die Intensitaet der Beziehung aus,sondern eher wie lebendig das Leben des anderen ist.
Sehr schön formuliert

@Anna Lüttisch, Deine Fusszeile ist ja putzig

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Anna Lüttisch
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Beitrag Di., 12.07.2011, 07:12

Deine Fusszeile ist ja putzig




Da gehoeren meine Kinder aber nicht zu!
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Arschlöcher leben im Gefängnis ihrer eigenen Gedanken. Es gibt wirklich keinen Grund, sie auch noch in meinen leben zu lassen.

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 12.07.2011, 07:35

Anna Lüttisch hat geschrieben:Da gehoeren meine Kinder aber nicht zu!
Hätte ich jetzt auch nicht so angenommen
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B-Moll
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Beitrag Di., 12.07.2011, 08:53

Herzlichen Dank für eure Antworten.
Ich hatte schon Angst, dass ich keine Antworten bekommen werde, zumal ja hier auch viele gar keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern haben.
Tante Käthe hat geschrieben: Man ist nicht in einer Abhängigkeit, wenn man einen innigeren Kontakt zur eigenen Mutter hat.... Da fällt mir nur ein, dass Deine Thera entweder selbst mit der Mutter Probleme hat oder auch selbst keine Mutter ist....
Ja, du hast recht, meine Thera hatte das früher mal knapp angedeutet, dass sie eine anstrengende (dominante?) Mutter hat. Da kann es sicher sein, dass sie deshalb diese Einstellung hat. Aber da sie auch selbst fast erwachsene Kinder hat....ich kann mir nicht vorstellen, dass sie diese Haltung dann dort auch lebt.
Tante Käthe hat geschrieben: Hast Du Deine Mutter bezüglich des sporadischen Kontaktes mal angesprochen und auch gefragt, warum sie solche Unterschiede zwischen Deiner Schwester und Dir macht? Bestimmt oder?
Lebst Du so sehr anders als Deine SChwester, dass Deine Mutter das nicht akzeptieren kann?

Ich glaube, diese Frage berührt mein Grundproblem. In meiner Familie wurde/wird nie irgendwas verbal geklärt. ALLES wird verdrängt/verleugnet/durrch Aktivitäten übertüncht.
Ich habe es nicht gelernt, und kann es bis heute nicht, unbequeme Fragen zu stellen. Ich habe vor sowas eine riesen Angst. Es ist für mich fast unvorstellbar. Ich glaube, meine Mutter lebt einerseits an meiner jüngeren Schwester ihren Pragmatismus aus (nicht nachdenken müssen über die krassen Probleme in der Familie-stattdessen lieber putzen/kochen etc.) und andererseits ist dieses Kind ihr vlt. näher da es vom jetzigen Ehemann ist.
Bei mir gab es diese Kluft zum Stiefvater, der mich mies behandelte. Vielleicht spielen da Schuldgefühle bei meiner Mutter eine große Rolle, die sie durch Nicht-Kontakt nicht hochkommen lassen muss.

Ich hatte auch das Gefühl, dass ich zu wenig Kontakt mit meiner Mutter habe. Dein feedback hilft mir da sehr. Danke. LG. B-Moll

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 12.07.2011, 09:20

B-Moll hat geschrieben: Meine Thera meinte daraufhin sinngemäß: Seien Sie froh, dass sie kein engeres Verhältnis haben, sonst hätten Sie kein eigenständiges Leben haben können und steckten in einer Abhängigkeit..

Das ist ein totaler Blödsinn und auch total weltfremd finde ich. Hat sie das wirklich so gesagt?

Selbstverständlich kann man ein enges Verhältnis zu Angehörigen haben OHNE daß das eine ungesunde Abhängikeit bedeutet oder einen in der eigenständigen Lebensführung einschränkt. Und ein Minimum von emotionaler Abhängikeit zu engen Angehörigen ist normal im menschlichen Leben. Sonst würde doch auch kein Mensch trauern wenn ein Angehöriger stirbt, oder? Oder stecken diese Leute, alle in einer total ungesunden Abhängigkeit und haben kein eigenes Leben? Nach der Logik wäre es auch psychisch äusserst bedenklich alt gewordene Eltern zu pflegen.

Kann es sein daß diese Frau selbst ein ungelöstes Mutterproblem hat und nun ihre Verdrängungsstrategien auf dich projiziert?

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B-Moll
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Beitrag Di., 12.07.2011, 09:34

Ja, bei mir ist es wirklich genau so angekommen. Vielleicht hat sie es fast wörtlich so gesagt.
Ich schätze sie sonst (bei anderen Themen) sehr differenziert ein, aber wahrscheinlich macht sie beim Mutter-Thema wirklich selbst ein bißchen dicht. Sie sagte vor einiger Zeit mal, dass sie ihre Mutter nie lange ertragen könne, weil sie sehr anstrengend sei.

Meine Mutter ist aber nicht anstrengend in DEM Sinne, sie ist einfach nur abwesend/nicht erreichbar. Dort spüre ich Defizite, aber wahrscheinlich kann ich in meiner Therapie über dieses Thema nicht wirklich reden. Denn irgendwie bekomme ich Antworten in dem Sinne, dass ich als Erwachsene das ja nun auch nicht mehr brauche....und das hilft mir nicht so richtig weiter. Ja, mein Erwachsenen-Ich braucht das auch nicht, aber tief in mir drin muss es doch auch eine Ursache geben für meine chronische Depression. Ich weiß einfach nicht weiter.

Ich frage mich seit langem, warum ich die Ablösung von meiner Thera nicht schaffe, aber vlt. liegt genau in der Mutterproblematik auch eine Teilantwort.

LG, B-Moll

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 12.07.2011, 10:45

B-Moll hat geschrieben:
Meine Mutter ist aber nicht anstrengend in DEM Sinne, sie ist einfach nur abwesend/nicht erreichbar. l
Du schreibst auch daß du dich an so gut wie nichts aus deiner Kindheit erinnern kannst was mit deiner Mutter zu tun hat. Kann es sein daß du da Dinge verdrängst und "vergessen" hast die nicht schön waren im Zusammenhang mit deiner Mutter?

B-Moll hat geschrieben:Ein Teil in mir denkt (hofft?), sie war und ist doch eigentlich recht liebevoll (gerade wenn ich sie im Umgang mit den Kindern meiner Schwester sehe-dann frage ich mich: War sie zu mir vielleicht doch auch so leib???)
Das sind Enkel, das ist was anderes wie Kinder. Mein Grossvater war zu mir immer super nett und liebevoll. Meinen Vater hat er verprügelt und als Familienvater war er wohl ein einigermassener Versager (traumatisierter Kriegsheimkehrer) Von daher ist wie sie die Enkel behandelt absolut nicht aussagekräftig wie es dir mit ihr ging. Und die Schwester, naja, sie ist immerhin die Mutter der geliebten Enkel wenn sie so auf diese steht ist es naheliegend daß sie mehr Kontakt zu ihr hat als zu dir. Du bist schliesslich "weniger interessant" für sie.

B-Moll hat geschrieben:Ja, bei mir ist es wirklich genau so angekommen. Vielleicht hat sie es fast wörtlich so gesagt.
Ich schätze sie sonst (bei anderen Themen) sehr differenziert ein, aber wahrscheinlich macht sie beim Mutter-Thema wirklich selbst ein bißchen dicht. Sie sagte vor einiger Zeit mal, dass sie ihre Mutter nie lange ertragen könne, weil sie sehr anstrengend sei.
Ich frage mich seit langem, warum ich die Ablösung von meiner Thera nicht schaffe, aber vlt. liegt genau in der Mutterproblematik auch eine Teilantwort.

Hm, dann wäre es evtl sinnvoll dir jemand anders zu suchen um die Mutterproblematik näher anzuschauen. Das scheint ja durchaus ein zentrales Problem für dich zu sein.

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Tante Käthe
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Beitrag Di., 12.07.2011, 12:21

B-Moll hat geschrieben:In meiner Familie wurde/wird nie irgendwas verbal geklärt. ALLES wird verdrängt/verleugnet/durrch Aktivitäten übertüncht.
Ich habe es nicht gelernt, und kann es bis heute nicht, unbequeme Fragen zu stellen.
Das scheint heutzutage nicht selten zu sein, obwohl, wo Fragen, wenn nicht in der eigenen engsten Familie, sprich Mutter, Vater etc.... traurig.
B-Moll hat geschrieben:Ich habe vor sowas eine riesen Angst. Es ist für mich fast unvorstellbar.
Kann ich mir gut vorstellen, bist Du ja so über Jahrzehnte gewachsen. Aber vielleicht bringst Du diese Kraft auf, aus diesem Bann einfach einmal auszubrechen, Deine Mutter ganz gezielt anzusprechen etc., Du hast doch quasi nichts zu verlieren. Distanziertheit herrscht eh schon vor und vielleicht geht es ja Deiner Mutter in der Tat ähnlich und sie weiß auch nicht, wie sie anfangen soll.... Deshalb vielleicht auch eine Art Verdrängungstaktik...

Na und vielleicht hilft es Dir sogar in Deiner Gefühlswelt, wenn Du es angesprochen hast....
Manchmal kann man über soetwas auch gut am Telefon reden, besser als wenn man sich gegenüber steht...und, man kann notfalls einfach abbrechen...
B-Moll hat geschrieben:Bei mir gab es diese Kluft zum Stiefvater, der mich mies behandelte. Vielleicht spielen da Schuldgefühle bei meiner Mutter eine große Rolle, die sie durch Nicht-Kontakt nicht hochkommen lassen muss.
Das könnte fast auf der Hand liegen....
münchnerkindl hat geschrieben:
B-Moll schrieb:
Ein Teil in mir denkt (hofft?), sie war und ist doch eigentlich recht liebevoll (gerade wenn ich sie im Umgang mit den Kindern meiner Schwester sehe-dann frage ich mich: War sie zu mir vielleicht doch auch so leib???)


Das sind Enkel, das ist was anderes wie Kinder. Mein Grossvater war zu mir immer super nett und liebevoll.
Richtig ist, dass es die ENkel sind und anders als die eigenen Kinder und genau da liegt der Grund (ich sprech da aus Erfahrung). Auf Enkel stellt man sich anders ein, sie sind nicht täglich (meist) da und man nimmt sich die Zeit und dann wenn diese um ist, gehen sie zurück zu ihren Eltern, die die wesentlichere Aufgabe haben. Auch bewegen sich Enkel bei den Großeltern meist anders als bei den Eltern, da ist der Unterschied zwischen Eltern und Großeltern maßgeblich.
Insbesondere Großväter habenwohl eine besondere Rolle. Sie sind meist diejenigen, die Quatsch machen, ein besonderes Ohr haben aber keine Verpflichtungen weiterhin haben. Das fängt bei den Kleinsten beim Windeln, Füttern etc. an und geht dann weiter. Daher himmeln Enkel meist ihre Großväter an, was ich persönlich sehr sehr putzig finde und mich auch enorm freut.
Der Umgang mit den Enkeln ist einfach anders als mit den eigenen Kindern. Die eigenen Kinder werden im Alltag behütet und erzogen, die Enkel werden manchmal behütet, aber kaum von den Großeltern erzogen

Grüssle Käthe
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B-Moll
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Beitrag Mi., 13.07.2011, 08:27

münchnerkindl hat geschrieben: Du schreibst auch daß du dich an so gut wie nichts aus deiner Kindheit erinnern kannst was mit deiner Mutter zu tun hat. Kann es sein daß du da Dinge verdrängst und "vergessen" hast die nicht schön waren im Zusammenhang mit deiner Mutter?
Also an einige unschöne Dinge erinnere ich mich schon, aber mir fehlen halt die schönen Erinnerungen.
Darüber bin ich sehr traurig. Ich meine, es wird ja sicherlich auch glückliche Momente gegeben haben, warum kann ich mich einfach nicht erinnern?

Warum ist da bloß Schwere und Leere in mir (seit Jahren)? Ich möchte mich gern auch an unbeschwerte Momente erinnern können. Kann es sein, dass diese völlig verdrängt worden sind durch schlechte Erfahrungen (permanentes Angegriffenwerden vom Stiefvater, sex. Übergriffe, Wegschauen und Verleugnung dessen durch die Mutter)
münchnerkindl hat geschrieben:Hm, dann wäre es evtl sinnvoll dir jemand anders zu suchen um die Mutterproblematik näher anzuschauen. Das scheint ja durchaus ein zentrales Problem für dich zu sein.
Puh, ich weiß nicht. Wenn ich mutiger wäre, könnte ich sie ja mit der These von euch (danke, Geronimus Secret!) , dass sie die Pathogenität mit ihrer Einstellung vollkommen umdreht, konfrontieren. Aber ich gehe eben (leider) wie auch meine Mutter meistens allen konfrontativen Gesprächen aus dem Weg. Ich bin so ein Angsthase....

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Beitrag Mi., 13.07.2011, 08:47

Tante Käthe hat geschrieben: Aber vielleicht bringst Du diese Kraft auf, aus diesem Bann einfach einmal auszubrechen, Deine Mutter ganz gezielt anzusprechen etc., Du hast doch quasi nichts zu verlieren.
Liebe Tante Käthe, soeben hat meine Mutter sich für heute Nachmittag zu einem Kurzbesuch bei mir angemeldet. Mal sehen, ob ich deinen Rat umsetzen kann und meine Mutter mal ansprechen kann, allerdings kommt noch ein anderer Verwandter mit, insofern weiß ich nicht, ob die Situation das hergibt. Oje, ich merke schon, wie ich wieder innerlich den Rückzieher mache und froh bin, mich in geschäftiges Tischdecken/Kaffeekochen usw. (wie meine Mutter!!!) flüchten zu können.

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Tante Käthe
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Beitrag Mi., 13.07.2011, 20:56

Hi B-Moll,
B-Moll hat geschrieben:Oje, ich merke schon, wie ich wieder innerlich den Rückzieher
Vielleicht nennt man es lieber Aufgeregtheit. Es wäre auch nicht weiter schlimm, wenn Du sie nicht ansprechen konntest, zumal ihr nicht allein wart.

Dann gibt es einen weiteren Versuch...., wenn Du kannst.
B-Moll hat geschrieben:aber mir fehlen halt die schönen Erinnerungen.
Manchmal sind die schönen Erinnerungen auch noch in Erinnerung, weil man lange danach darüber geredet hat oder dieses auch, nachdem man selbst erwachsen war, nochmals aufwärmte.... vielleicht fehlt das ja auch.

- Wäre übrigens ein guter Ansatz, die Mutter mal zu fragen, was man so Lustiges/Schönes in der Kindheit erlebt hat, weil man so kaum Erinnerungen hat - quasi die Möglichkeit eines Einstieges in solch ein Gespräch....

Die Erinnerungen sind bestimmt da, aber vielleicht im Verborgenen...
B-Moll hat geschrieben:Kann es sein, dass diese völlig verdrängt worden sind durch schlechte Erfahrungen (permanentes Angegriffenwerden vom Stiefvater, sex. Übergriffe, Wegschauen und Verleugnung dessen durch die Mutter)
Bestimmt ist das möglich, ist ja auch schlimm, was Dir widerfahren ist...

Ich wünsche Dir jedenfalls, dass Du einen angenehmen Nachmittag mit Deinen Kaffeegästen hattest. Kannst ja mal berichten, wie es war.

Grüssle Käthe
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