Sehnsucht nach einer 'Mutter'-Figur

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Juna
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Sehnsucht nach einer 'Mutter'-Figur

Beitrag Mi., 11.05.2011, 20:21

Hallo!

Mich beschäftigt zur Zeit eine bestimmte Sache und ich weiß nicht, wie ich das einordnen soll. Ich frage mich, ob die meisten anderen Menschen auch so empfinden oder nicht.
Manchmal bzw. mal mehr und mal weniger häufig, besonders wenn es mir schlecht geht, wünsche ich mir sozusagen einen Menschen, der alle Eigenschaften einer "Mutter" hat. Das bedeutet für mich:
- jmd. der zuhört und wertfreie Kommentare macht
- jmd. der mich einfach so ohne (sexuelle) Hintergedanken in den Arm nimmt
- jmd. bei dem ich nicht stark sein muss und mich fallen lassen kann
- jmd. der mich genauso akzeptiert, wie ich bin
- jmd. der mir Mut macht usw. usw. usw.
Also vielleicht versteht ihr, was ich mit "Mutter" meine.
Ich beschäftigte mich damit, weil ich zur Zeit in einer glücklichen Beziehung lebe und mir mein Freund schon viel von dem gegebn kann, was ich oben aufgezählt habe. Nur eben nicht in dem Ausmaß indem ich mir das eigentlich wünschen würde - das fällt mir immer wieder auf. Aber ich weiß auch, dass dieses Ausmaß, das ich mir wünsche, leider vollkommen übertrieben ist. Kein Mensch der Welt, kann wohl dieses Ausmaß, was ich mir wünsche, erfüllen.
Das wäre ja auch nicht so schlimm, wenn ich das alles dauerhaft verdrängen könnte. Aber manchmal (vor allem wenn es mir nicht so gut geht), habe ich so eine extreme Sehnsucht nach so einer Art "Mutter", das es wirklich schlimm ist, weil es eben schon innerlich wehtut. Und dann kann ich es nicht mehr verdrängen. Durch diese Sehnsucht geht es mir dann noch schlechter, ich ziehe mich in mich selbst zurück und das ist dann ja auch eine Belastung für die Beziehung, weil ich dann total abweisend wirke.
Also meine Frage ist: Hat jeder Mensch sozusagen eine kleine Mini-Sehnsucht nach einer "Mutter" bzw. nach einem Mutterersatz und bei mir ist es nur stärker ausgeprägt
ODER
hat man als erwachsener Mensch normalerweise überhaupt nicht diese Sehnsucht?
Wie ist das bei euch?

Viele Grüße
Juna

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Kennt diese Sehnsucht jeder in irgendeiner Form?" auf obige präzisiert.)

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schmetterling.1983
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Beitrag Mi., 11.05.2011, 21:56

Juna hat geschrieben:Wie ist das bei euch?
Liebe Juna,
ich kenne das Gefühl was du beschreibst sehr gut, was nicht bedeuten soll, dass es normal oder unnormal wäre. Ich schätze es entstand aus der misslungenen Kommunikation zwischen meiner Mutter und mir. Noch immer sind wir uns wenig nahe, Verständnis oder Vertrauen fehl am Platz, auch wenn wir nicht Verfeindet sind oder einander aus dem Weg gehen ist das Verhältnis eher distanziert und von Alltagserzählungen geprägt, die ich eigentlich für wenig bedeutsam halte. Die Beziehung gibt leider nicht genug her, ich sehe auch wenig potenzial es mit ihr noch so zu gestalten wie ich es gefühlt bräuchte.Da spielt angst vor neuen Verletzungen auch eine große Rolle bei mir. Denn selbst in scheinbar unverfänglichen Gesprächen kommen hacken die mich noch Wochenlang später beschäftigen, sie spürt es nicht und ich traue mich nciht es offen anzusprechen, sagt doch meine Verletzlichkeit noch mehr über mich aus um es zu verschlimmern.
Dabei kommt mir meine Sehnsucht auch maßlos vor. Aber Sie sit da. Meine Therapeutin kann (frag mich nicht wie) dieses Bedürfnis in gewissen Bereichen abdecken und ich schaffe es auch mittlerweile teilweise und in Phasen zu integrieren, mich selbst zu "bemuttern", bzw so mit mir umzugehen, dass das Gefüh nicht erst entsteht.
Eine allgemeine Antwort kann wahrscheinlich keiner auf die Frage geben. Aber ich kann mir vorstellen, dass bei jedem eine Restsehnsucht bleibt gehalten, beschützt, bestärkt, ..zu sein, weil es einfach wohl tut.
LG
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Thread-EröffnerIn
Juna
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Beiträge: 27

Beitrag Do., 12.05.2011, 22:58

Schmetterling, danke, dass du etwas dazu geschrieben hast.
schmetterling.1983 hat geschrieben: Ich schätze es entstand aus der misslungenen Kommunikation zwischen meiner Mutter und mir.
Ich hab' mich auch schon gefragt, warum das bei mir so ist. Ich bin eigentlich in so einer "Bilderbuch"-Familie groß geworden. Wir hatten immer ziemlich viel Geld und dadurch hatten wir auch Haus, Garten, Hund usw. Meine Mutter war Zuhause und hat sich um die Kinder gekümmert und mein Vater ging arbeiten. Meine Mutter hat mich als Kind schon in den Arm genommen, mir abends Geschichten vorgelesen usw. Deshalb weiß ich auch gar nicht so richtig, warum ich jetzt noch eine Mutter vermisse.
Ok, als ich älter wurde (so mit 10 oder 11), fing es das an, dass ich mich immer mehr mit meiner Mutter gestritten hab'. Letztendlich war es ein Machtkampf: Meine Mutter wollte nie nachgeben und immer ihren Willen durchsetzen. ich wollte aber auch nicht mehr einfach das machen, was sie mir sagt. Ich wollte Kompromisse usw. Naja, wahrscheinlich sind diese Machtkämpfe im Teenageralter auch nicht so ungewöhnlich. Aber diese "Kämpfe" wurden immer schlimmer. Als ich so 15 oder 16 war, waren sie am schlimmsten. Aber das ging noch so bis ich 18/19 war. Meine Mutter und ich haben uns entweder gestritten oder gar nicht miteinander geredet. Wir haben uns gegeseitig verbal ziemlich verletzt, so dass irgendwann einfach überhaupt kein offener Umgang miteinander mehr möglich war. Meine Mutter hat auch nie mal ein klärendes Gespräch im ruhigen Ton gesucht. Alles wurde im Streit "besprochen". Nichts wurde mal richtig geklärt. Deshalb gab es auch ständig Gründe zum Streiten. Das hat dazu geführt, dass ich mich vollkommen zurückgezogen hab' und ich mich vollkommen abgekapselt hab'. Einfach weil ich diesen "Kriegszustand" mit meiner Mutter nicht mehr ausgehalten hab'. Damals war mir gar nicht so bewusst, wie sehr mich das belastet hat. Aber ich merke heute immer noch, dass das Spuren hinterlassen hat. Diese Jahre in denen ich mit meiner Mutter in diesem krassen Kriegszustand gelebt hatte aus dem ich nicht flüchten konnte. Heute denke ich, dass meine Mutter mit der Situation überfordert war und wohl einfach nicht anders reagierten konnte, weil sie kein besonders starker Mensch ist - eher schwach und sensibel.
Aber ich weiß nicht, ob das wirklich der Grund ist, dass ich mir heute immer noch einen Mutterersatz wünsche. Ich meine sooo schlimm, war es jetzt ja auch nicht.
Ich habe später festgestellt, dass ich das Gefühl "Geborgenheit" nie gefühlt habe (oder als kleines Kind vielleicht mal gefühlt, aber dann wieder vergessen oder so). Mir kam dieses Gefühl aber irgendwie gar nicht bekannt vor. Das habe ich erst durch meinen Freund kennen gelernt. Und jetzt wird mir irgendwie bewusst, was mir die ganze Zeit gefehlt hat: Dieses Gefühl geliebt und akzeptiert zu werden.
Mmh, ich weiß nicht, vielleicht wäre es doch besser gewesen, mir wäre das nie bewusst geworden. Vorher hab' ich eher einfach in so einer Art inneren "Kältestarre" gelebt und ich war irgendwie betäubt. Es ging mir zwar da auch nicht besonders gut bzw. eher zeitweise sehr schlecht. Aber irgendwie hatte ich mich in diesem Zustand eingerichtet und hab' gedacht, es ist halt so.
Jetzt weiß ich ja was ich suche ("Muttersatz") und bin deshalb irgendwie innerlich total unruhig und so. Das Ganze raubt mir gerade irgendwie ziemlich viel Energie. Ich habe auch Zeitweise überlegt mich von meinem Freund zu trennen obwohl ich ihn über alles liebe. Aber dieses ständige Gefühlschaos macht mich gerade echt fertig.
Vielleicht fällt ja jemanden noch irgendwas dazu ein, zu dem was ich geschrieben habe. Würde mich zumindest freuen.

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Tristezza
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Beiträge: 2268

Beitrag So., 15.05.2011, 09:33

Hallo Juna,

ich fände es schade, wenn du dich von deinem Freund trennst, wenn er dir doch viel gibt und du ihn liebst!
Wenn dich diese Sehnsucht nach einer Mutterfigur dauerhaft belastet, könntest du versuchen, diese in einer Psychotherapie zu bearbeiten. Dabei könntest du, wie Schmetterling schon geschrieben hat, auch teilweise etwas von dem bekommen, wonach du dich sehnst, und vielleicht lernen, wie du mit diesem Bedürfnis im Alltag umgehen kannst. Allerdings wird sich mit Sicherheit eine Abhängigkeit von der Therapeutin entwickeln, die zeitweise auch belastend für die Beziehung zu deinem Freund werden kann. Doch die Beziehung zu ihm scheint ja durch deine Bedürfnisse ohnehin schon belastet. Hast du mit ihm schon mal darüber gesprochen?

Lg, Tristezza

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hungryheart
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Beitrag Fr., 20.05.2011, 16:27

hallo juna,
diese sehnsucht kenne ich auch.
tristezza hat dir ja -sinnvollerweise- schon eine therapie vorgeschlagen, deshalb von mir nur noch eine ergänzende idee:
was mir wirklich sehr geholfen hat, waren zwei ältere, mütterliche freundinnen, die mir in mein leben "schneiten"

beide habe ich durch zufall kennen gelernt.

aber man kann vielleicht auch gezielt nach so einer älteren, mütterlichen freundin suchen? z.b. indem du irgendein hobby, oder eine aktivität aufnimmst, bei der du passende frauen vermutest?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Sisyphos
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Beiträge: 110

Beitrag Mi., 25.05.2011, 20:51

wäre es nicht besser, sich davon lösen zu können? Gerate ich damit nicht in eine Rolle, die ich längst hätte verlassen sollen?

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jennyfer
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Beiträge: 1025

Beitrag Mi., 25.05.2011, 21:45

Hallo Juna,

Mein erster Gedanke war auch, dass deine Mutter nicht stark genug für einen Teenager war. Doch dann las ich, dass du das selber vermutest. Bei Gegenwind, wie mir scheint, war sie am Ende mit `trotzdem`Geborgenheit geben können, zuhören können, akzeptieren können, dass du als heranwachsende einen eigenen Kopf hast, und den auch dringend für deine Weiterentwicklung gebraucht hast. Verständnis hätte dir sicher helfen können, doch nicht zu verwechseln mit in allem kleinbei geben. Einfach da sein, als Mutter.

Ich erinnere mich an zwei alte threads, vllt magst du dich da mal durchlesen.

viewtopic.php?f=20&t=11816&hilit=sehnsucht+nach+mutterliebe

http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... f=4&t=4315


Liebe Grüße
jennyfer
...

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