Kaum Hilfe annehmen können

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lilly111
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 46
Beiträge: 938

Kaum Hilfe annehmen können

Beitrag Mo., 25.04.2011, 21:03

Mich beschäftigt das Thema aktuell und ich bin im Zweifel wie ich mich richtig verhalten soll.

Es geht um einen guten Freund. Ich kenne ihn seit vielen Jahren als einen introvertierten Menschen. Es spricht nur sehr sporadisch über seine Probleme, aber wenn dann bricht es förmlich aus ihm heraus. Anschließend macht er wieder zu. Ich sitze dann da, mache mir Gedanken um sein Problem, überlege wie ich praktisch oder auch einfach nur mit Dasein und Zuhören helfen kann, und komme nicht mehr an ihn ran. Er meint wieder alle Probleme alleine lösen zu müssen und dass ihm eh keiner helfen kann. Da spielt auch eine große Portion Stolz mit eine Rolle.

Vor ein paar Tagen ist in seiner Familie ein schlimmes Unglück passiert. Wir haben heute miteinander gesprochen, er steht völlig neben sich. Ich weiß jetzt schon (aus Erfahrung), dass er die nächsten Tage wieder jedes Hilfsangebot meinerseits (reden können oder auch praktische Dinge) ablehnen wird. Der Stolz ist größer als das Bedürfnis aufgefangen zu werden.

In einer solchen Situation bin ich jedesmal im Zwiespalt wie ich es richtig mache. Sein (bspw.) 'nein, brauchst nicht vorbeikommen, ich komme schon klar' einfach ignorieren und trotzdem hinfahren oder das Nein respektieren? Trotz des Wissens, dass er jemanden braucht, der ihn in den Arm nimmt und tröstet.

Mir ist schon klar, dass es DIE richtige Antwort hier sowieso nicht geben kann, weil niemand ihn kennt. Aber mich interessieren verschiedene Sichtweisen und das warum dahinter.

Danke schonmal.
Lilly
... as stubborn as a mule.

Werbung

Benutzeravatar

Wolke91
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 20
Beiträge: 3

Beitrag Di., 26.04.2011, 00:19

Guten Abend / Morgen,

also ich habe zwar nicht sonderlich viel Ahnung, aber ich glaube ich kenn das Verhalten von deinem "Freund". Ich bin da ziemlich ähnlich. Zu mind. kommt mir das, was du beschrieben hast, mir bekannt vor.
Deshalb würde ich sage, wenn er zu dir sagt "Nein, brauchst nicht kommen...", dass du schon zu ihm gehen solltest. Natürlich kann ich auch völlig falsch liegen, jeder Mensch ist anders... aber ich sage das auch öfters und wünsche mir dann, dass die Person doch kommt. Der Unterschied liegt dennoch darin, dass ich mit der Person zusammen war. Und ich mir auch irgendwo - blöderweise - zu stolz war zu sagen "JA,bitte komm vorbei" und gleichzeitig mir gewünscht habe, dass man auch mal von allein daran denkt vorbei zu kommen, ohne dass man ewig hinterher rennen muss. Gerade wenn man Schwierigkeiten damit hat, offen über seine Probleme zu reden, ist es doch noch schwerer um Hilfe oder beistand zu fragen.
Also ich würde aus meinem Bauchgefühl hersagen, dass du vllt in einer solchen Situation einfach zu ihm gehen solltest. Und wenn du dann merkst, dass das auf Dauer nichts bringt, machst du es beim nächsten mal halt doch anders.
Und das er immer sagt, dass ihm eh keiner helfen kann.. ich glaub, dass er das vllt. teilweise nicht wirklich so meint. Ich denke schon, dass er sich über jede Hilfe freut. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass er selbst auch total verzweifelt ist. Und da er selbst vllt meint zu wissen, dass es "keine" Lösung gibt, sagt er direkt, dass ihm eh keiner helfen kann... kein besonders toller und lieber Zug von ihm, zumal man damit seine bemühten Mitmenschen auch verletzen kann. Aber ich denke nicht, dass er damit jemd. verletzen will oder es gar mit Absicht sagt... ich kenn das...

Naja.. soweit dann einfach mal spontan von mir.

Liebe Grüße

Benutzeravatar

Bina
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 190

Beitrag Di., 26.04.2011, 00:34

Hallo Lilly111,

ich kenne so ein Muster wie du es von deinem Freund schilderst auch von mir. Allerdings bin ich entgegen Wolke91 dann eher der Typ, der es sich zwar schon irgendwo wünscht, nicht alleine zu sein, aufgefangen zu werden, etc. aber da ist gleichzeitig eine unbändige Angst, vom anderen mit all meinen Gefühlen und Schwächen gesehen zu werden...also bin ich lieber für mich alleine in solchen Momenten (oder telephoniere mit jemandem...da kann ich jeder Zeit auflegen, wenn es mir zuviel wird). Ich habe unheimliche Angst, vor anderen gefühle zu zeigen bzw. die Kontrolle zu verlieren, was ja schon auch in gewisserweise einfach ein Stolz ist. Was tatsächlich in deinem Freund in solchen Momenten vorgeht, könntet ihr ja vielleicht einmal in einem ruhigen Gespräch unter 4 Augen klären, wenn nicht gerade eine akute Situation da ist. Oder erzähle ihm von den Antworten hier. Vielleicht kann er dir ja einen Tip geben, in welche Richtung seine Gefühlswelt am ehesten tendiert?

Lieben Gruß und gute Besserung an deinen Freund

Bina


Waldschratin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4199

Beitrag Di., 26.04.2011, 06:10

Hallo Lilly111,
der Meinung von @Bina schließ ich mich an!
Red mit ihm und erklär ihm deine Not!Er ist schließlich erwachsen und auch dein Freund - und somit hat das ne Gegenseitigkeit.

Ich habe übrigens so ne Freundin - stolz bis zum Anschlag! Die geht lieber mit wehenden Fahnen unter,als mal zuzugeben,daß sie jemanden braucht!
Da sie starke Borderliner-Züge hat,ist das öfter mal Thema zwischen uns.Und ich lege da gaaaaanz großen Wert drauf,daß sie weiß,daß ich sie ernst nehme und ihre Worte für bare Münze,weil sie ja erwachsen ist (sie wird 70 dieses Jahr und nein,Borderline "verliert" sich nicht immer mit so um die 40 von alleine...),aber daß sie genauso deutlich von mir wieder und wieder hört,ich bin da,ich bin ansprechbar,ich bin gerne für sie da und sie ist mir wirklich willkommen.Ich bin da auch grundehrlich mit ihr und sag ihr auch,wenn es mir mal zu viel wird oder ich denke,daß sie grad Spielchen mit mir treibt.

Damit fahren wir nun schon so um die 20 Jahre in unserer Freundschaft ganz gut miteinander...

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lilly111
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 46
Beiträge: 938

Beitrag Di., 26.04.2011, 09:01

Ganz lieben Dank euch dreien!
Ich hatte gehofft, dass jemand das Verhalten meines Freundes aus eigenem Erleben kennt und mir ein wenig näher bringen kann. Selbst habe ich keine Probleme Hilfe anzunehmen bzw. direkt danach zu fragen. Von daher versuche ich "aussenstehend" zu erkennen, was nun richtig ist in einer solchen Situation.

Bina, du bringst einen wichtigen Aspekt mit rein.
Bina hat geschrieben:...aber da ist gleichzeitig eine unbändige Angst, vom anderen mit all meinen Gefühlen und Schwächen gesehen zu werden.
Gestern gab es reichlich Emotionen, einfach weil er so dermassen unter Druck stand und da brach es mal wieder aus ihm raus. Dementsprechend ist er heute wieder auf Rückzug, möchte gestern vermutlich am liebsten ungeschehen machen und sich verkriechen, weil er es als Schwäche empfindet.

Wenn ich heute sein Nein ignoriere und trotzdem hinfahre, mit ihm rede, wir gemeinsam nachdenken wie es die nächsten Tage weitergeht, dann empfinde ich das auch als Grenzverletzung. Dass ich in seinen Bereich eindringe, obwohl er es nicht möchte, ich ihn noch mehr verletzte. Was ich natürlich nicht will. Aber öfter war es in vergleichbaren Situationen auch so, dass er dann ohne Punkt und Komma geredet hat (obwohl er eigentlich ein ruhiger, besonnener Mensch ist), er froh war sich aussprechen zu können.
Wolke91 hat geschrieben:Und das er immer sagt, dass ihm eh keiner helfen kann.. ich glaub, dass er das vllt. teilweise nicht wirklich so meint.[...]Aber ich denke nicht, dass er damit jemd. verletzen will oder es gar mit Absicht sagt...
Ich fühle mich da nicht wirklich verletzt oder bin auch nicht beleidigt, weil ich weiss, dass es ein Abwehrmechanismus ist. Aber es tut schon weh, zu sehen wie er leidet. Ich könnte ein bisschen helfen und bin dazu verdonnert tatenlos zuzusehen. Jedenfalls, wenn ich sein Nein respektiere.
Bina hat geschrieben:Was tatsächlich in deinem Freund in solchen Momenten vorgeht, könntet ihr ja vielleicht einmal in einem ruhigen Gespräch unter 4 Augen klären, wenn nicht gerade eine akute Situation da ist.
Das ist sicher eine gute Idee, aber in nicht akuten Situationen sind seine Gefühle gut verschlossen und darüber reden geht gleich gar nicht. Er ist ein sehr empfindsamer Mensch, der schon oft verletzt wurde und das vllt nie richtig aufgearbeitet hat. Der Stolz tut sein Übriges dazu.
Waldschratin hat geschrieben:...aber daß sie genauso deutlich von mir wieder und wieder hört,ich bin da,ich bin ansprechbar,ich bin gerne für sie da und sie ist mir wirklich willkommen.
Ja! Das versuche ich auch zu vermitteln. Ihm diese Sicherheit zu geben, es gibt tatsächlich einen Menschen, der auch für ihn da ist. Nicht er muss nur ständig für andere da sein, sondern umgekehrt ist jemand auch gern für ihn da.

Lilly
... as stubborn as a mule.

Benutzeravatar

Bina
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 190

Beitrag Di., 26.04.2011, 10:32

Hallo Lilly111,
Lilly111 hat geschrieben:Gestern gab es reichlich Emotionen, einfach weil er so dermassen unter Druck stand und da brach es mal wieder aus ihm raus. Dementsprechend ist er heute wieder auf Rückzug, möchte gestern vermutlich am liebsten ungeschehen machen und sich verkriechen, weil er es als Schwäche empfindet.

Wenn ich heute sein Nein ignoriere und trotzdem hinfahre, mit ihm rede, wir gemeinsam nachdenken wie es die nächsten Tage weitergeht, dann empfinde ich das auch als Grenzverletzung. Dass ich in seinen Bereich eindringe, obwohl er es nicht möchte, ich ihn noch mehr verletzte. Was ich natürlich nicht will. Aber öfter war es in vergleichbaren Situationen auch so, dass er dann ohne Punkt und Komma geredet hat (obwohl er eigentlich ein ruhiger, besonnener Mensch ist), er froh war sich aussprechen zu können.
Vielleicht kannst du ihm näher kommen, wenn du ihm sagst, was es in dir für Gefühle auslöst...also dass du ihn auch oder gerade in Situationen liebst, in denen er seine Gefühle (seien sie Traurigkeit, Wut, Fröhlichkeit, Freude, etc.) zeigt. Dass du dich ihm dann noch weiter verbunden fühlst und die Zeit für dich eigentlich viel wertvoller ist als die Zeit, in der er seine starre Maske auf hat. Vielleicht könnte sowas die Angst, sich mit seinen Gefühlen zu zeigen, etwas mildern.
Darf ich fragen, was in seiner Familie passiert ist so in groben Zügen? Vielleicht fällt anderen ja noch konkreteres ein, wie man ihm in speziell dieser Situation begegnen könnte?
Ich hatte bei mir vor kurzem den Fall, dass mein Opa verstorben war (an und für sich absolut absehbar und durch seine Krankheit für uns alle inklusive ihm eine Erlösung). Mir kamen bis heute nie Tränen, ich schob das alles ganz gut weg von mir, wollte nicht trauern, hatte eine irre Angst vor der Beerdigung, weil es einen oftmals ja auch einfach mitzieht, wenn alle anderen dastehen und weinen. Ich war bei der Beerdigung und hatte es geschafft, meine Fassade wunderbar aufrecht zu erhalten...Preis war, dass ich kaum mehr etwas von der Beerdigung weiß (laut Therapeutin bei Verdrängung eine ganz normale Sache). Ich kann mich noch erinnern, dass zu einem Zeitpunkt die Schwester meines Opas mit ihrem Mann neben mir standen und beide bitterlich weinten, ich sie in den Arm nahm und tröstete, irgendwo auf mich stolz war, dass meine Maske hielt und auf der anderen Seite fassungslos über mich selbst war, dass ich so einen Stolz hatte, nicht einfach meine Gefühle zeigen und zulassen zu können...und sie dafür bewunderte, dass sie das beide konnten...auch der Mann der Schwester! Wieso hat unsereins da so eine Angst vor und ich fand gar nichts dabei, dass sie weinten. Ich fand es von außen nur nachvollziehbar und menschlich...aber warum erlaube ich es mir selbst nicht?

Vielleicht kannst du mit den Gedanken noch was anfangen und für dich und deinen Freund etwas daraus ziehen oder verstehen, was in deinem Freund vorgeht. Ich wünsche euch beiden viel Kraft und dass es bald wieder schönere Zeiten für euch gibt.

Lieben Gruß

Bina

Benutzeravatar

Wolke91
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 20
Beiträge: 3

Beitrag Di., 26.04.2011, 10:43

Hallo nochmal,

also.. zu Bina nochmal.^^
Mir geht es genauso. Ich habe auch Probleme zu meinen Gefühlen zu stehen, mich anderen zu öffnen oder gar Schwächen zu zeigen oder vor anderen zu weinen. Deshalb fällt es doch einen schwer zu sagen " Nein, bitte bleib... " oder " Ja, komm zu mir" ...
ich denke dann wird es auch allg. ein Problem werden, wenn man die Person darauf ansprechen will...
wenn mit mir jemd. darüber reden wollen würde, würde ich wahrscheinlich ebenfalls ablocken, keine ehrlichen und offenen Antworten geben und vllt. sogar herumzicken oder der gleichen...
es ist verdammt schwierig mit jemd. über seine Probleme zu reden - über sich selbst zu reden, wenn es einem selbst belastet und man merkt es belastet den anderen doch auch.. aber man kommt einfach nicht an die Person heran... Doch gleichzeitig ist es für die andere - für die verschlossene Person - ebenfalls sehr schwer...
ganz oft sitze ich da und denke mir / sage zu mir selbst "Bitte, bitte sag doch einfach etwas liebes oder sag was du gerade denkst, bitte sie zu bleiben, halte sie zurück" aber ich tue es nicht.. meistens kommt dann doch nur Schrott bei herum...

naja.. ich weiß nicht genau, wie dein Freund ist, Lilly111...
aber ich denke, dass er sich wahrscheinlich nicht wirklich auf ein Gespräch einlassen würde.
Und wenn dann würde ich es auf keinen Fall in einer angespannten Situation machen. Nutze dafür lieber eine schöne Situation.
Weil dann ist die andere Person noch nicht so verspannt und vllt. offener...
ich würde die Sache auf jeden Fall langsam angehen. Er muss dir schon vollauf vertrauen können, um mit dir über IHN zu sprechen.
Lilly111 hat geschrieben: Wenn ich heute sein Nein ignoriere und trotzdem hinfahre, mit ihm rede, wir gemeinsam nachdenken wie es die nächsten Tage weitergeht, dann empfinde ich das auch als Grenzverletzung. Dass ich in seinen Bereich eindringe, obwohl er es nicht möchte, ich ihn noch mehr verletzte. Was ich natürlich nicht will. Aber öfter war es in vergleichbaren Situationen auch so, dass er dann ohne Punkt und Komma geredet hat (obwohl er eigentlich ein ruhiger, besonnener Mensch ist), er froh war sich aussprechen zu können.
Natürlich kann es sein, dass er sich dadurch verletzt, gestört fühlt... aber ich kann es mir auch anders vorstellen. Eben das er das Gegenteil meint. DAS er gerne dich da haben möchte, nur einfach nicht dazu stehen kann... Ich würde es einfach mal versuchen. Du musst ja nicht zu ihm hinfahren und mit ihm über alles reden und so. Das würde ich dir nicht raten. Du kannst aber einfach hinfahren, um da zu sein. Vllt möchte er ja auch nur nicht, dass du kommst, weil er Angst hat über Situationen, gewisse Dinge zu reden... aber du könntest ja auch ohne Erwartungen hingehen und mit ihm etwas machen oder dich einfach nur dazu setzen oder ihr könntet gemeinsam etwas kochen oder oder oder...

ich wünsche euch ganz viel glück

LG

Benutzeravatar

Wolke91
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 20
Beiträge: 3

Beitrag Di., 26.04.2011, 10:52

Bina hat geschrieben: Vielleicht kannst du ihm näher kommen, wenn du ihm sagst, was es in dir für Gefühle auslöst...also dass du ihn auch oder gerade in Situationen liebst, in denen er seine Gefühle (seien sie Traurigkeit, Wut, Fröhlichkeit, Freude, etc.) zeigt. Dass du dich ihm dann noch weiter verbunden fühlst und die Zeit für dich eigentlich viel wertvoller ist als die Zeit, in der er seine starre Maske auf hat. Vielleicht könnte sowas die Angst, sich mit seinen Gefühlen zu zeigen, etwas mildern.
Ich denke, das ist auch eine gute Idee. Andernfalls ist es bei mir auch oft so, dass wenn ich mal anfange zu weinen und meine Freundin mich dann in den Arm genommen hat, empfand ich das meist als eher unangenehm. Ich glaub, ich schämte mich zum Teil... ich fand es immer doof, wenn ich mal aus mir heraus kam. Wenn ich die Fassade nicht aufrecht erhalten konnte... und somit war ich auch etwas sauer über mich.. nur warum? Wie Bine auch schon gesagt hat... eig. ist es doch nur menschlich! Und ich weiß auch nicht warum ich mich mit solchen Themen so schwer tue. Aber vllt hilft es ihm trotzdem, wenn du ihn genau das sagst, was Bine oben vorgeschlagen hatte. Aber dann würde ich doch vllt nicht eine Situation nehmen, in der er sich gerade dir gegenüber öffnet.. sondern vllt. ein paar Tage später oder in einer mehr oder weniger neutralen Situation.

Auch nochmal alles gute von mir..

Benutzeravatar

Marisol
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 38
Beiträge: 28

Beitrag Di., 26.04.2011, 11:03

Hallo Lilly,

ich bin auch seit über 20 Jahren mit so jemandem befreundet.
Du stehst daneben, weißt genau, er braucht Hilfe und will sie aber nicht annehmen.
Tja, aus meiner Erfahrung kann ich dir nur sagen, dass ich ihm dann immer klargemacht, wie ich es sehe, nämlich, dass er meiner Meinung Hilfe braucht. Ich sie ihm aber weder aufzwingen will noch kann noch werde.
Habe ihm nur deutlich gemacht, dass ich jederzeit - Tag und Nacht - für ihn da bin, wenn er möchte.
Alles andere ist seine Entscheidung. Mehr kann und will ich dann auch nicht tun.

Alles Liebe

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lilly111
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 46
Beiträge: 938

Beitrag Di., 26.04.2011, 20:00

Es gibt schöne Neuigkeiten.
Wir sind uns heute in die Arme gefallen - vor Freude und Erleichterung.

Seine Tochter hatte einen Unfall und einen Glassplitter ins Auge bekommen.
Erste Diagnose des Arztes: das wird nichts mehr mit dem Auge.
Zweite Diagnose, bereits nach der OP: wir müssen abwarten und können noch nichts sagen.
Wer wäre da nicht verzweifelt?
Heute haben sie der Kleinen den Verband abgenommen und den Sehtest gemacht. Und sie sieht alles mit dem operierten Auge. Der Arzt war selbst überrascht. Es gibt noch glückliche Fügungen. Offenbar war die Verletzung doch nicht so gravierend wie zunächst von allen befürchtet. Ich habe mitgelitten und bin jetzt einfach nur glücklich.

Dementsprechend war der Rückzug heute kein Thema. Die übergroße Freude wollte und konnte er dann doch nicht zurückhalten.
Bina hat geschrieben:Vielleicht kannst du ihm näher kommen, wenn du ihm sagst, was es in dir für Gefühle auslöst...also dass du ihn auch oder gerade in Situationen liebst, in denen er seine Gefühle (seien sie Traurigkeit, Wut, Fröhlichkeit, Freude, etc.) zeigt. Dass du dich ihm dann noch weiter verbunden fühlst und die Zeit für dich eigentlich viel wertvoller ist als die Zeit, in der er seine starre Maske auf hat. Vielleicht könnte sowas die Angst, sich mit seinen Gefühlen zu zeigen, etwas mildern.
Das hast du gut auf den Punkt gebracht. Ich fühle mich ihm tatsächlich näher, wenn er so hin und wieder ein paar Emotionen zeigt. So wie eben in den letzten Tagen. Aber ich glaube, er weiß das auch. Und vllt fühlt er umgekehrt genauso. Wobei es, so meine Vermutung, für ihn einen Unterschied macht, ob er bpsw. Vatergefühle zeigt oder Emotionen, die sein ureigenes Ich betreffen. Da spielt wohl auch die Angst vor (zu viel) Nähe mit rein. Emotionale Bindungen jedweder Art bergen ja potientiell immer die Gefahr in sich auch mal weh zu tun. Das kann man vermeiden, wenn man versucht eine gewisse Distanz zu halten. So meine These.

@Bina
Ich finde spannend was du über die Beerdigung schreibst. Ich kann aus umgekehrter Perspektive berichten. Als vor einem Jahr ein guter Freund verstorben ist, war ich die einzigste, die bei der Beerdigung geweint hat. Ich kam mir reichlich blöd vor, ganz ehrlich. Weil andere ihm ja eigentlich näher gestanden haben, ich nur eine langjährige Freundin, aber keine Verwandte oder gar Lebensgefährtin war. Die anderen hatten sich so wunderbar im Griff (in meinen Augen) und nur ich konnte mich beim besten Willen nicht beherrschen. Irgendwie war mir allerdings auch egal, was die anderen dachten.
Wieso hat unsereins da so eine Angst vor und ich fand gar nichts dabei, dass sie weinten. Ich fand es von außen nur nachvollziehbar und menschlich...aber warum erlaube ich es mir selbst nicht?
Vllt weil du dir auch in einer solchen Situation zu viele Gedanken darüber machst, was andere denken? Nur eine Vermutung. In der Kapelle habe ich ja auch noch meine Fassung bewahrt, gehört sich schließlich so, aber als die Urne in die Erde gelassen wurde, war's vorbei damit.
Wolke91 hat geschrieben:Doch gleichzeitig ist es für die andere - für die verschlossene Person - ebenfalls sehr schwer...
Magst du versuchen zu erklären, was oder warum so schwer daran ist? Mal davon abgesehen, dass sich die aktuelle Situation so wunderbar in Wohlgefallen aufgelöst hat, hat mein Freund schon grundsätzlich ein Problem damit. Was ich nie so richtig verstanden habe, leider. Warum ist es so schwer zu sagen: 'du, mir geht es nicht gut, könntest du bitte dies oder jenes für mich tun?' Versuchen hellzusehen kann auch anstrengend sein. Ist es die unterschwellige Angst vor Ablehnung, vor einem möglichen Nein? Oder niemanden zur Last fallen zu wollen? Obwohl man doch eigentlich ganz tief drinnen genau weiß, dass man wirklichen Freunden nicht zur Last fällt.
Er muss dir schon vollauf vertrauen können, um mit dir über IHN zu sprechen.
Wahre Worte.
Dafür muss man erstmal lernen, dass es auch tragfähige Freundschaften gibt ohne einen besonderen Nutzen, einfach um der Freundschaft willen. Das braucht Zeit, viel Zeit.

@Marisol
Ja. Das daneben stehen und nur zusehen fällt mir manchmal schwer. Manchmal führt es sogar zum zeitweiligen Rückzug meinerseits. Weil ich es nicht mit ansehen kann, wie er unter welchem Problem auch immer leidet, aber zu stolz oder was auch immer ist, darüber zu reden und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Irgendeine Lösung gibt es schließlich immer. Und zwei Köpfe haben mehr Ideen als einer.

Danke euch allen nochmal für die lieben Wünsche.
(Was jetzt nicht als Schlußwort gemeint war. Wir können gern weiter diskutieren, auch wenn's akut gerade nicht mehr brennt.)

Lilly
... as stubborn as a mule.

Benutzeravatar

Bina
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 190

Beitrag Di., 26.04.2011, 20:20

Lilly111 hat geschrieben:(Was jetzt nicht als Schlußwort gemeint war. Wir können gern weiter diskutieren, auch wenn's akut gerade nicht mehr brennt.)
Wäre das dann nicht jetzt eine weniger akute Situation, wo man über genau das alles mal sprechen könnte und er vielleicht vor lauter Glück sogar noch Zugang zu seinen Gefühlen hat und evtl. andere noch wesentlich näher an sich ran lässt als sonst?

Halte uns mal auf dem Laufenden, wie es bei euch weitergeht. Da ich wie gesagt ein ähnliches Problem habe, wie er, fände ich es echt interessant, wie es bei euch nun weitergeht.

Lieben Gruß und toitoitoi

Bina

Benutzeravatar

Marisol
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 38
Beiträge: 28

Beitrag Di., 26.04.2011, 20:23

Lilly, ich weiß genau, wie schwer das mit dem daneben stehen ist und dem Wissen darum.
Ich werde jetzt mal pathetisch: ich kenne meinen Freund seit Studienzeiten. Und egal, was immer behauptet wird, es gibt auch wahre Freundschaften zwischen Männern und Frauen.
Wir hatten Zeiten der "oberflächlichen Freundschaft", Zeiten der "wir gehen zusammen durch dick und dünn".
Ich bin sehr extrovertiert, mein Freund das Gegenteil. Ich spreche Probleme an, er schweigt darüber. Ich weiß (oder glaube zu wissen), er braucht Hilfe, er braucht (oder meint, sie nicht zu brauchen) keine Hilfe.
Früher hat mich das zur Verzweiflung gebracht und wir haben auch oft darüber gesprochen (wo er sich wieder mehr Sorgen um mich machte, weil ich mir um ihn Sorgen machte, etc.).
Heute - und ich sehe das als sehr festes Fundament unserer Freundschaft an - wissen wir um das Denken des Anderen. Will heißen, ich äußere meine Besorgnis, er nimmt sie zur Kenntnis und weiß darum. Und weiß auch, wenn er es möchte und braucht, bin ich immer für ihn da... Uneingeschränkt! Mehr kann ich nicht tun und mehr will er auch nicht. Und wenn es (für ihn) sein "muss", nutzt er es dann auch. So funktionert es gut.
Vielleicht für eure Zukunft...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lilly111
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 46
Beiträge: 938

Beitrag Di., 26.04.2011, 21:26

Bina hat geschrieben:Wäre das dann nicht jetzt eine weniger akute Situation, wo man über genau das alles mal sprechen könnte und er vielleicht vor lauter Glück sogar noch Zugang zu seinen Gefühlen hat und evtl. andere noch wesentlich näher an sich ran lässt als sonst?
Du denkst praktisch.
Ich bin mir noch nicht so sicher, werde wohl erstmal abwarten.
Mir liegt sehr viel an dieser Freundschaft und ich weiß um seine Empfindlichkeiten. Da möchte ich jetzt kein Porzellan zerschlagen. Ich hätte Angst, dass er das als Ausnutzen der günstigen Gelegenheit empfindet und sich gleich wieder verschließt. Vorerst geniesse ich die Emotionen einfach.

@Marisol
Ihr habt eine gute Basis in eurer Freundschaft gefunden.
Ich wollte noch mehr dazu schreiben, muss aber erstmal meine Gedanken sortieren....

Lilly
... as stubborn as a mule.


partybiest1977
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 35
Beiträge: 2

Beitrag Mi., 26.09.2012, 15:31

Hallo ich habe ein grosses Problem von anderen Hilfe anzunehmen,und das führt leider immer zum Ärger,ich musste immer in meinen ganzen Leben alleine mit alles zurecht kommen,und Hilfe brauchte ich leider nie erwarten,denn wenn ich versucht habe nach Hilfe zu bitten war keiner da für mich und meine Kids jetzt nun habe ich seit 2 Jahren einen Freund und der regt sich ständig auf wenn ich alles alleine meistere und keine Hilfe annehme,er hat schon mehrfach gedroht das macht die Beziehung und das umfeld kaputt,ich kann ihm aber nicht immer und ständig um dies und das bitten denn er arbeitet im 3 schichtsystem und er macht schon denn Eindruck das es alles zuviel ist mit dem Stress der Arge und denn kids und brauch doch auch mal ruhe,und normalerweise ist es ja meine Aufgabe mich um kids und Haushalt zu kümmern so wurde es mir beigebracht wer kinder haben will muss da durch,ich selber bin im Heim gross geworden und ich musste schnell lernen selbstständigkeit zu lernen und meine Ex-Partner waren nur am saufen und am schlagen und im Elternhaus war auch nur Alkohl das thema so musste ich immer von kleinauf los und schluck holen und denn haushalt machen,das ist leider hängengeblieben,und desshalb trau ich mich nicht auf leute oder meinen freund um hilfe zu bitten habe Angst auf die Antwort jetzt nicht oder null bock..Was kann ich noch tun ich kann auch nicht über probleme sprechen versuche immer alles alleine zuklären und das führt auch zum Streit weil ich dann mich verkrieche und nicht reden kann bis mein freund mir droht er dreht bald ab..

Hinweis Admin: im Forum bitte zwecks bestmöglicher Lesbarkeit für alle UserInnen in Normalschrift schreiben. Siehe Netiquette (Benutzungsregeln). Danke!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag