Probleme mit meinen Eltern

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mary-chantal
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Probleme mit meinen Eltern

Beitrag Mo., 15.11.2010, 11:19

Hallo ihr,

ich fürchte, das wird jetzt recht wirr. Habe einige(!) Probleme mit meinen Eltern, weiß gar nicht genau wo ich posten soll.
Zuerst lasst mich sagen, dass meine Eltern sich schon immer gern von allen abgegrenzt haben. Sie kamen von einer großen Stadt aufs Dorf und haben sich nie integriert. Demzufolge habe ich dort keine wirklichen Freunde und hab mich schon immer schwergetan, mich anzupassen (sie waren ja immer "besser" als die dummen Dorfbewohner). Ich habe viele Probleme, bei denen ich jetzt erkenne, dass ich die Verhaltensweisen "abgeschaut" habe. ZB gehe ich unangenehmen Situationen immer aus dem Weg, wenn es geht, rufe einfach nicht mehr an,usw. Deswegen (denke ich) habe ich wenig Freundschaften, die über lange Zeit gehen. Meine Mutter macht bei gewissen Dingen einfach völlig dicht, wenn es um sie persönlich geht, und wird extrem aggressiv (verbal). Sie hat einige nicht aufgearbeitete Probleme aus ihrer eigenen Kindheit und seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr mit ihren Eltern. Es durfte aber nie darüber gesprochen werden. Es gibt so einige Probleme bei uns. (Wahrgenommene) Schwäche zeigen ist verpönt, zB wenn ich nicht arbeite(Nebenjob) weil ich krank bin heißt es du Weichei, so eine kleine Erkältung hält doch jeder aus. Auf der anderen Seite ist sie gelegentlich total liebevoll. Über Gefühle generell wird nicht gesprochen, wann immer ich oder eine meine Schwestern Liebeskummer hatte beispielsweise, hieß es "dann wars wohl nicht der richtige,vergiss ihn halt!" Generell wird keine Art von "Versagen" akzeptiert und Leistung wenig honoriert. Beispielsweise mein Studium: überdurchschnittliche Noten, 3x Ausland, Praktikum, Regelstudienzeit und ich spreche 6 Sprachen. Es heißt nur "hätte ja besser sein können, die Noten sind nicht gut genug, du hast zu lang gebraucht". Ich bin jetzt fast fertig und sie vermitteln mir ich wäre ein Versager. Ich persönlich weiß, dass ich zu den Hochqualifizierten zähle. Ist aber schwer, sich das immer wieder klar zu machen. Meine Eltern akzeptieren mich nicht als Erwachsenen. Natürlich ist es dafür nicht vorteilhaft, dass ich noch studiere und auf ihre finanzielle Unterstützung angewiesen bin. Aber sie werden mich so lange nicht akzeptieren, wie ich nicht alles genau so mache, wie SIE es wollen. Ja und jetzt kommen wir zu meinem Hauptproblem. Mein Vater. Oberflächlich ist es bei ihm einfacher, mit ihm klarzukommen, als mit meiner Mutter. Aber ich habe inzwischen gemerkt, dass er bei mir (nur bei mir?) gewisse körperliche/verbale Grenzen überschritten hat. Wenn auch nicht "schlimm" und auch nicht oft. Aber mir ist es extrem unangenehm, ihn zu umarmen uä. Weiß nicht was da genau dahinter ist. Weiß auch nicht, ob meine Erinnerungen "echt" sind. Habe jetzt aber hier gelesen,dass auch "leichter Missbrauch" als Missbrauch zählt. Auf jeden Fall kann ich sex. Erregung nur durch das Gefühl von Erniedrigung erfahren. Und das ist auch nicht normal,oder?

Ich habe einen wunder-, wundervollen Freund, der mir bereits immens geholfen hat, v.a. mit meiner Mutter besser klarzukommen.Ich vertraue ihm grenzenlos. Aber über das mit meinem Vater kann ich mit ihm nicht sprechen. Habs einmal angedeutet, aber nur allgemein, und dann gebeten, mich nicht mehr drauf anzusprechen,woran er sich auch gehalten hat (ist jetzt ca.1 Jahr her). Ich möchte eine Therapie machen, allerdings hat es mich sehr entmutigt, als ich bei einigen Therapeuten angerufen habe (was schon schwer war) und alle ca. 6 Monate Wartezeit hatten- und ich ziehe vermutlich sowieso in ca. 4 Monaten um. Ich habe auch Angst, dass der Thera. mir sagt, dass ich sämtlichen Kontakt zu meinen Eltern abbrechen muss. Alles was ich möchte, ist eine "perfekte", harmonische Familie. (Auch im weiteren Familienkreis- meine Eltern haben nie Wert auf Kontakt zu anderen Verwandten gelegt- ich möchte das aber.Ich möchte jemand sein, dem das wichtig ist.) Ich sehe Bilder von anderen Familien und obwohl mir klar ist,dass nicht alles so super ist wie es aussieht, überkommt mich ein "Neid"-Gefühl.

Also, jetzt Frage: Werde ich allen Kontakt zu meinen Eltern abbrechen müssen? Gehts mir nach/während der Therapie evtl schlechter als vorher? und wie finde ich einen Therapieplatz ohne jahrelange Wartezeiten?Bringt das überhaupt was, wenn nur ich die Therapie mache und meine Eltern total kritikresistent sind?

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Ich hab so viele Probleme...ua SMB?" auf obige präzisiert (zumal vermutlich niemand weiss, was "SMB" sein soll. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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Hildegard
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Beitrag Mo., 15.11.2010, 17:35

Hallo Mary-Chantal!

Ob Du den richtigen Therapeuten findest und was Dir die Therapie letzlich bringen wird, darüber kann ich Dir natürlich auch nichts sagen - meine Glaskugel ist im Moment etwas beschlagen..

Nein, aber mal im Ernst. Das wirst Du für Dich selber herausfinden müssen.

Den Kontakt zu Deinen Eltern mußt Du nicht abbrechen, wenn Du das nicht möchtest. Aber vielleicht könntest Du Dich einfach mal ein bisser rar machen. Wie lange wird Dein Studium denn noch dauern? Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, das zu finanzieren. Finanzielle Unabhängigkeit von Deinen Eltern würde Dir sicher gut tun.

Wenn Du Lust hast, Deine Verwandtschaft näher kennen zu lernen, musst Du dafür nicht die Erlaubnis Deiner Eltern einholen. Bald ist Weihnachten - schreib doch einfach mal ne nette Weihnachtskarte und warte ab, wie die Resonanz ist. Vielleicht ergibt sich daraus ja ein besserer Kontakt und vielleicht kann der ein oder andere Dir sogar dabei helfen, Deine Eltern irgendwann besser zu verstehen.

Liebe Grüße, Hildegard

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mary-chantal
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Beitrag Fr., 19.11.2010, 19:27

Danke für deinen Beitrag!

Habe überall gelesen, dass man nach Missbrauchsfällen (wobei ich ja gar nicht weiß, ob es das ist...) den Kontakt mit den Eltern ganz abbrechen muss.

studium dauert zum Glück (vermutlich) nicht mehr lange. im arbeite zwar selbst auch aber dann würde es sehr sehr sehr knapp werden nur mit diesem geld.

Ja und das weiß ich schon dass das keiner vorhersagen kann ob die Therapie was bringt
Aber ich dachte, evtl gibts ja "Präzedenzfälle" oder so.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.11.2010, 19:54

mary-chantal hat geschrieben:
Also, jetzt Frage: Werde ich allen Kontakt zu meinen Eltern abbrechen müssen? Gehts mir nach/während der Therapie evtl schlechter als vorher? und wie finde ich einen Therapieplatz ohne jahrelange Wartezeiten?Bringt das überhaupt was, wenn nur ich die Therapie mache und meine Eltern total kritikresistent sind?

Hm, also ich würde sagen nicht unbedingt. Es langt doch ihn auf ein für dich erträgliches Mass zu reduzieren.

Du bist erwachsen. Was deine Eltern denken ist nicht mehr relevant für dein Leben.

Deine Eltern werden sich so oder so nur ändern wenn sie selbst es wollen. Wenn du Therapie machen willst dann tust du dies ausschliesslich für dich und dein Wohlergehen. Was deine Eltern dann denken oder tun ist völlig egal dabei.

Wichtig ist daß du innerlich aus diesem System aussteigst.

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mary-chantal
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Beitrag Fr., 19.11.2010, 20:13

<da scheinst du mir genau den Punkt getroffen zu haben.

Sie können weiterhin über mich werten, etc., nur mir muss das nicht mehr so nahegehen, weil es einfach nicht mehr wichtig ist.

Leider geht es mir noch viel zu nahe.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 19.11.2010, 20:36

Dann tut ein bischen mehr räumlicher Abstand gut. Muss ja nicht gleich der komplette Kontaktabbruch sein. Das Mass richtet sich dabei einfach daran, was du vertragen kannst und was nicht.

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Hildegard
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 09:10

Ich denke auch, räumliche Trennung ist erst mal das Beste, was Du tun kannst.

Die Enttäuschung darüber, wie sie weiterhin über Dich werten, wirst Du trotzdem noch lange mit Dir tragen und es wird auch weiterhin weh tun.

Aber - es hilft schon, wenn man sich das wenigstens nicht mehr ständig anhören muss!

LG Hildegard

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Nachtelfin
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Beitrag Mi., 24.11.2010, 13:28

mary-chantal hat geschrieben:Aber sie werden mich so lange nicht akzeptieren, wie ich nicht alles genau so mache, wie SIE es wollen.
Du solltest dir klar machen, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist. Deine Eltern gehören anscheinend zu der Sorte Menschen, die niemals zufrieden sind und somit wirst du auch nie ihren Ansprüchen genügen können, weil diese Ansprüche einfach immer weiter und weiter und weiter gehen. Und du verausgabst dich damit, diesen Ansprüchen hinterher zu laufen.

Du solltest generell aufhören, den Ansprüchen anderer entsprechen zu wollen - egal ob es die Ansprüche deiner Eltern, Freunde oder wem auch immer sind. Stell deine eigenen Ansprüche auf. DU leg für DICH fest, wie du sein willst und was du erreichen willst. Mir ist klar, dass sich das leichter sagt und schreibt, als es sich umsetzen lässt. Aber es ist möglich!

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