Wie oft ist Kontakt zur Mutter im Normalbereich?

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Medea
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Wie oft ist Kontakt zur Mutter im Normalbereich?

Beitrag Sa., 20.03.2010, 20:34

Ich bitte hier alle die schon seit längerem zu Hause ausgezogen sind, mir bei der Einschätzung zu helfen, wie viel Kontakt zur Mutter normal ist. Eine kurze Antwort würde mir sehr helfen.

Ich bin 28, und schon vor 9 Jahren zu Hause ausgezogen.
Meine Mutter ist eine sehr dominate, vereinnahmende Person. Ich als Nesthäkchen bin die Einzige der Familie, die noch Kontakt zur Mutter hat. Meine Geschwister und mein Vater haben sich alle von ihr abgewandt und seit mehreren Jahren 0 Kontakt.

Daher bin ich wohl das "Objekt ihrer Begierde". Sie ruft mich beinahe 4-5 mal die Woche an und will wissen, wie es mir geht, was ich so mache und berichtet ebenso über ihre Wehwechen und Probleme, die eigentlich immer die gleichen sind.

Ich von mir aus melde mich im Normalfall 1 mal pro Woche bei ihr. Dieser Kontakt würde mir ausreichen.
Zusätzlich besuche ich sie etwa alle 6 Wochen.

Sie beschwert sich aber, dass ich mich nie melde, ich mich nicht für sie interessiere und wirft mir allerhand Schuldegefühle erzeugende Argumente an den Kopf.

Ich weiß wirklich nicht, wie viel Kontakt angemessen ist und wie wenig zu unverschämt ist.

ICh bitte euch um eine kurze Stellungnahme.

Danke,
Medea

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Saul
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 20:58

Hallo Medea,

ein Normalmaß gibt es sicherlich nicht.

Jedenfalls solltest du dich nicht für die Einsamkeit deiner Mutter verantwortlich fühlen. Und das ist sie offenbar - einsam.

Ist es denn denkbar, ihr zu sagen, daß sie dich nervt bzw. daß sie sich mal mehr zurücknehmen soll?

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Cyw
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:13

Schwer. Was ist schon "normal"?

Ich bin etwa in deinem Alter und ebenfalls seit 8 Jahren aus dem Haus, wobei ich das einzige Kind war und meine Eltern sich vor ca. 20 Jahren scheiden ließen.

Was den Kontakt in meinem Fall angeht: Ich telefoniere mit meiner Mutter zwischen mehrmals die Woche (wenns Dinge gibt, die zu besprechen sind, oder es mir/ihr grade mal nicht so gut geht und wir uns gegenseitig bemitleiden und betüdeln, etc.) und alle paar Wochen mal. Je nach Bedarf eben. Manchmal sind wir beide im Stress, da gibts wenn überhaupt nur kurze "Hallo, wie gehts? Ich wollte nur fix fragen, blablabla. Okay, danke, ciao!", manchmal quatschen wir zwei Stunden am Stück. Sehen tun wir uns ca. 1-2 mal im Jahr. Um die Weihnachts- und Neujahrszeit normalerweise immer zwei Wochen (kleine Tradition) und manchmal im Sommer, oder, wie kommende Woche, zu besonderen Anlässen ein paar Tage. Das empfinde ich für mich als "normal". - Auch wenn ich mir durchaus vorstellen könnte, sie öfter zu sehen, wenn die Entfernung es zuließe. Je nach Laune eben.

Mit meinem Vater hatte ich einige Jahre gar keinen Kontakt, seither telefonieren wir alle paar Monate mal zu besonderen Anlässen. Da strebt auch irgendwie keiner von uns verstärkt den Kontakt an, das passt für uns so. Also, für mich jedenfalls. Wie oder ob es ihm passt, kann ich nur vermuten, aber sonst würde er mich wahrscheinlich öfter kontaktieren

Was jetzt für dich aber normal ist, kannst nur du selber sagen. Es klingt allerdings ein wenig so, als würde dir auch weniger Kontakt gut reichen, und du lässt dich da von deiner Mutter mitziehen, weil sie dich ein wenig in die Ecke drängt. Wenns dir zu viel ist, würde ich das kommunizieren. Nicht grob oder genervt, aber - konsequent.

LG

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metropolis
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:16

Hallo Medea

Kurze Antwort: Normal ist, wenn das Maß für beide stimmig ist, egal mit welcher Frequenz.

Und das ist es für dich nicht. Ergo ist es nicht normal.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Medea
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:20

Okay, danke schon mal für eure Antworten.
Mir ist es definitiv zu viel. Sobald ich aber mitteile dass ich keine Zeit habe, reagiert sie sehr verletzt.
Mhm, mal sehen, was ich da machen kann.
Danke!

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Affenzahn
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:22

Da du nach einer Norm fragst: Ich finde, ein mal im Monat telefonieren sollte genügen, wäre nicht unverschämt. Vier mal im Jahr besuchen, falls die Reise nicht zu weit ist. Sonst genügt ein mal im Jahr.

Geht es um die Erbschaft? Oder warum lässt du dich so einschüchtern?

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Medea
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:32

Nein, es geht mir überhaupt um keine Erbschaft.
Ich habe mich jetzt seit 3 Wochen nur noch einmal pro Woche gemeldet (für ein längeres Gespräch) und habe ihre 4 Anrufe pro Woche einfach kurz gehalten, weil ich viel Stress hatte.
Hab heute ein Email bekommen, in der sie mir schreibt, dass sie verletzt und enttäuscht ist, weil ich mich so wenig melde. Dass ihr das weh tut, und dass sie schließlich meine Mama ist und sie nicht versteht, warum ich nur so wenig Kontakt will.

Was soll ich darauf sagen. Da krieg ich einfach nur Schuldgefühle und fühl mich schlecht.

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Affenzahn
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:36

Medea hat geschrieben:Dass ihr das weh tut, und dass sie schließlich meine Mama ist und sie nicht versteht, warum ich nur so wenig Kontakt will.

Was soll ich darauf sagen. Da krieg ich einfach nur Schuldgefühle und fühl mich schlecht.
OK, das kann ich mir ja vorstellen, muss ich zugeben. Auch ohne Erbschaft. Ich bin auch nicht gern der Böse, der die anderen leiden lässt ... Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein.

P.S.: mal abgesehen von den vielen einsamen Menschen, um die ich mich theoretisch sonst noch kümmern könnte.
Zuletzt geändert von Affenzahn am Sa., 20.03.2010, 21:40, insgesamt 1-mal geändert.

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metropolis
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:37

Na gut, du musst auch sehen, dass sie jetzt Panik bekommt, dass nun auch die letzte ihrer Töchter auf Distanz geht. Es ist zwar eine gesunde und wichtige Distanz, aber es löst Ängste in ihr aus, dass sie bald ganz allein dasteht.
Sie muss sich jetzt wahrscheinlich einfach erstmal daran gewöhnen, dass du trotz weniger Kontakt nicht aus der Welt bist und weiterhin zu ihr hältst. Ihre Verletztheit ist ein Zeichen für ihre Angst, oder?

Oder würdest du es deinen Geschwistern insgeheim gern gleichtun?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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Medea
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:43

Nein, ein totaler Kontaktabbruch wär für mich nicht schön.
Einmal die Woche telefonieren und alle 6 wochen mal einen nachittag sehen ist absolut ok für mich.

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Affenzahn
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:47

Das heisst, sie ist trotzdem eine Art Freundin für dich, oder?

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Medea
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:54

Ja klar.
Aber selbst mit meiner Allerbesten Freundin hab ich nur einmal im Monat Kontakt.

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Cyw
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 21:55

Vielleicht beruhigt es sie, wenn du ihr in einer Antwortmail erklärst, dass dir so viel Kontakt - insbesondere in stressigen Zeiten - ein bisschen too much ist. Dass du aber gern weiterhin regelmäßig Kontakt mit ihr hast, solange sie es respektiert und akzeptiert, dass du den Kontakt auf einem Level hältst, das dir gut tut. Immerhin redest du ja von einmal wöchentlich und alle sechs Wochen besuchen, und nicht von alle paar Monate mal ein SMS-Lebenszeichen.

Mal ehrlich: Das gehört sich auch so. Irgendwann werden Kinder erwachsen und nabeln sich ab. Da beinahe jeden Tag ausführliche Gespräche führen zu müssen, und zwar, damit es der Mutter nicht schlecht geht, ist ein bisschen verkehrte Welt.

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carö
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Beitrag Sa., 20.03.2010, 22:19

hallo medea,

war bei mir recht ähnlich.. besser wurde es erst als ich mich mit meinen schuldgefühlen auseinandergesetzt habe und so langsam, langsam besser aushalten konnte, dass sie sauer oder enttäuscht von mir ist. die diskussion, dass es normal ist und dazugehört, dass sich kinder abnabeln und nicht die einsamkeit der eltern füllen müssen habe ich wirklich jahrelang geführt..... es ist immer noch schwer, die "böse" sich nicht-kümmernde und enttäuschende tocher für meine mutter zu sein, aber irgendwann ist es bei mir angekommen, dass ihre wünsche und sehnsüchte so groß sind, dass ich sie niemals würde erfüllen können. da gibts auch kein normalmaß. egal, was ich tue, es ist immer zu wenig. damit wurde es für mich leichter, mehr auf meine bedürfnisse zu achten, was zB telefonate oder treffen/kontakt anbelangt.
inwieweit bei deiner mutter verständnis zu erwarten ist oder auf dich eingehen kann ich natürlich nicht beurteilen. hoffnung darauf besteht ja immer nur bei mir war es halt klar irgendwann, dass da nicht mehr viel voran gehen wird..

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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SamuelZ.
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Beitrag So., 10.10.2010, 18:52

Hallo zusammen,
habe einen Thread zum Thema "Depressive Mütter" gesucht und diesen hier gefunden.
Ich melde mich sehr sehr selten bei meiner Mutter. Fast immer setzt sich nach einigen Wochen ein schleichendes Schuldgefühl ein.
Heute also ein Anruf von mir, da ich mich relativ entspannt fühle.
Mir ist zum ersten Mal ganz extrem aufgefallen, wie traurig, fast depressiv meine Mutter ist.

Ich lehnte eine Einladung zum großen Weihnachtsessen ab, das sie jetzt schon plant.

Ganz ruhig konnte ich ihr meine Gründe mitteilen. Und es waren echte Gründe, keine erfundenen. Ich ging einfach von meinem Bauchgefühl aus - ich fühle mich nicht wohl dabei.

Daraus entwickelte sich sogar ein ganz ruhiges, angenehmes Gespräch. Sie suchte die Schuld für mein Unwohlsein bei ihrem Mann. Ich sagte ihr, dass sie auch nicht "ohne" sei, und ich vermutlich zur Zeit zu sensibel um mit dieser Familiensituation umzugehen.

Ich betonte immer wieder, dass es sich um die JETZIGE Lage handle, evt. eine Phase, weil sie sich sofort einen Totalzusammenbruch der Familie in ihrer Fantasie zusammenreimte.

Nun ja, sie wurde ruhiger und ruhiger, trauriger und trauriger während des Gesprächs. Als sie dann mit "...ich gehe mal davon aus, dass wir uns dann dieses Jahr nicht mehr sehen!" das Gespräch zum Ende bringen wollte, setzte bei mir wieder mein altes Schuldgefühl ein. Ich sagte ihr, sie solle nicht immer so sehr in die Zukunft denken.

Ich habe sie also traurig zurückgelassen und versuche meine Gefühle von Schuld und ebenfalls Traurigkeit auszuhalten. Aber ich weigere mich, mich in ihre Gefühlswelt hineinziehen zu lassen. Ich bin nicht für die Glückseligkeit meiner Mutter verantwortlich.

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