Ich bin zu Ich-Bezogen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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physio
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Ich bin zu Ich-Bezogen

Beitrag Mo., 18.01.2010, 23:18

Hallo!

Seit 7 Monaten habe ich (20) nun meine erste feste Beziehung und ich liebe meinen Partner über alles. In den letzten Monaten haben wir fast jeden Tag miteinander verbracht und die gemeinsame Zeit ist einfach wunderschön und ich bin überglücklich endlich jemanden wie ihn gefunden zu haben. Er liebt mich sehr und lässt es mich auch jeden Tag spüren und genau das gleiche empfinde ich für ihn.
Leider denke ich, dass ich seine Zuneigung sehr oft ausnutze, vor allem in Situation in denen ich sehr gestresst (Studium etc) bin. Ich verlange Dinge von ihm, die eine für mich eine Selbstverständlichkeit darstellen, obwohl sie es gar nicht sind und wenn er dann einen Fehler macht, dann kann es passieren, dass ich total sauer werde, obwohl es gar nicht seine Schuld ist. Vor ein paar Tagen fragte ich ihn, ob er mir den Rücken massieren könnte und er tat es, obwohl er Kopfschmerzen hatte. Irgendwann wurde er so müde, dass er nicht mehr wollte und ich habe ihn so lange genervt, bis er weiter gemacht hat. Da er müde war hat er die Massage nicht mehr so gut machen können und ich wurde wieder total sauer auf ihn. Es ist erschreckend, denn in diesem Moment sehe ich mich gar nicht im Unrecht obwohl ich es zu 100 Prozent bin.
Er ist so liebenswürdig und in manchen Momenten nutze ich das komplett aus. Und erst nach ein paar Stunden sehe ich, dass ich total im Unrecht war und mich unfair verhalten habe und dann entschuldige ich mich natürlich bei ihm.
Im Moment fühle ich mich wirklich schlecht deswegen, weil ich normalerweise eine sehr liebenswürdige Frau bin und ich liebe ihn wirklich über alles, aber es gibt diese Situationen wo mir alles zu viel wird und dann ist es egal ob er nun etwas mit jener Situation zu tun hat oder nicht, ich bin einfach sauer auf ihn. Ich muss mich sozusagen an ihm abreagieren. Wie unfair ist das denn?

Ich muss dazu erwähnen, dass ich ein sehr egoistisches Kind war, ich wurde von meinen Eltern zwar nicht verwöhnt, hatte allerdings immer schon einen sehr starken Willen und diesen auch meistens durchsetzen können. Dies habe ich in den letzten 20 Jahren immer gemacht und für mich hat es immer gut funktioniert. Allerdings will ich diese Beziehung nicht aufs Spiel setzen.
Ich will mich ändern, allerdings weiß ich nicht wie. Gute Vorsätze habe mir bisher nicht viel gebracht, weil ich in diesen Situation ohne Verstand reagiere, sondern nur meinen Gefühlen folge.
Es ist wirklich zum Verzweifeln!

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Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Di., 19.01.2010, 10:09

Hallo!

Sich zu ändern ist harte Arbeit und braucht seine Zeit. Du hast ja den ehrlichen Wunsch, an Dir zu arbeiten - vielleicht brauchst Du auch therapeutische Hilfe dazu?

Das Wichtigste ist es wohl, in dieser Phase immer wieder offen mit Deinem Freund zu reden, ihm diese Probleme mit Dir selbst zu schildern und seinen Beistand bzw. seine Geduld in bezug auf die Veränderung zu erbitten. Du scheinst ja das Glück zu haben, dass er ohnehin schon viel Verständnis für Dich aufbringt.

Nennt man auch "Liebe"

LG Eve

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Thread-EröffnerIn
physio
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Beiträge: 5

Beitrag Di., 19.01.2010, 13:11

Ja das ist wohl wahr..
Ich habe auch mit ihm darüber gesprochen, dass ich mich ändern möchte und hat auch gemeint, dass ich das versuchen soll, weil diese Momente für ihn einfach anstrengend sind und er das Gefühl hat, das alles was er tut sowieso falsch ist.

Ich weiß nicht ob ich therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen möchte, darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht. Das wäre dann wohl mein Plan Z..
Was mir Angst macht ist eben, dass ich in diesen Momenten völlig ohne Verstand reagiere, sondern eben nur meinen Gefühlen folge. Es ist gut, dass ich mir dem Problem bewusst bin, aber nachdem ich so einer gestressten Situation sowieso nicht nachdenke, hilft es möglicherweise nicht viel. Das Schreiben in diesem Forum hier tut jedoch gut, also vielleicht habe ich mich beim nächsten Mal mehr im Griff..

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comus
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männlich/male, 34
Beiträge: 876

Beitrag Di., 19.01.2010, 13:22

physio hat geschrieben:Ich verlange Dinge von ihm, die eine für mich eine Selbstverständlichkeit darstellen, obwohl sie es gar nicht sind
Vielleicht denkst du in dem Moment nicht daran weil du innerlich davon ausgehst es steht dir zu das zu verlangen. Erst durch seine Reaktion registrierst du Grenzüberschreitungen. Mein erster Gedanke beim Lesen deines Beitrags ist, das Thema Narzissmus könnte dich interessieren, damit würde ich mich näher auseinandersetzen.

LG, comus

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münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 9791

Beitrag Di., 19.01.2010, 13:40

Ich glaube, das ist etwas, das du schon im Vorfeld üben musst, wenn die Situation akut eingetrete ist, dann ist es, ähnlich wenn man jähzornig ist meist zu spät.

Es geht ja darum, daß du in dem Moment der Meinung bist, daß du ein natürlich vorhandenes Anrecht auf Dinge hast, auf die er kein Anrecht hat. Also daß seine Gefühle weniger wertvoll und wichtig sind als deine
Also würde ich vorschlagen, immer und immer wieder dich gedanklich damit konfrontieren, daß dein Freund ein wertvoller Mensch ist, der verletzlich ist, und der deiner Wertschätzung verdient.
Also zB daß du dir morgens nach dem Aufstehen vor Augen führst, was du gutes an ihm hast und ein Gefühl von Dankbarkeit und Wertschätzung für diesen tollen Partner kultivierst. Und das dann tagsüber immer mal wieder wachrufst, zB wenn du an ihn denkst was du an ihm hast. Wenn du diesen Gedankengang latent parat hast wenn du mit ihm zu tun hast sollte das als Bremse und "Moralinstanz" funktionieren und die Sache eigentlich nicht so eskalieren.
Und dann schau auch aktiv nach Gelegenheiten, deine Wertschätzung praktisch auszudrücken, zB daß DU ihm mal den Rücken massierst, wenn du siehst, er ist müde und abgespannt, ohne daß er fragen muss.

Und wenn "es" denn doch mal passiert, entschuldige dich hinterher, und bemühe dich wenigstens es irgendwie wiedergutzumachen.

Egoismus und Altruismus sind durchaus auch eine Übungssache. Können also wirklich trainiert werden. Aber ähnlich wie beim Sport muss man eben VORHER und permanent trainieren, im Wettkampf ist es zu spät.

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Thread-EröffnerIn
physio
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Beiträge: 5

Beitrag Mo., 25.01.2010, 22:11

vielen dank für die antworten!
@münchnerkindl
wenn ich mir das so durchlese, dann klingt das echt nach einem gute rat! vielen dank dafür! aber wie gesagt, es ist wirklich schwer für mich.. : (
gestern ist es schon wieder passiert, dass ich total unfair zu ihm war, im auto, als wir auf dem weg nach münchen waren. wir waren spät dran und ich war den ganzen tag genervt und als wir dann im stau waren, konnte ich echt nicht mehr 'normal' mit ihm umgehen. weil er zuvor viel zu lange getrödelt hat, standen wir da im stau und das hat mich einfach richtig geärgert. aber das rechtfertigt nicht, dass ich 2 stunden lang total unfreundlich zu ihm bin : (
manchmal habe ich das gefühl, als hätte ich ihn gar nicht verdient. und dann habe ich angst, dass er eines tages jemanden kennenlernt, der nicht gleich so austickt wie ich : /
ich verstehe auch nicht, wie er innerlich so ausgeglichen sein kann. er lässt sich durch nichts aus der ruhe bringen und das fasziniert mich. warum bin ich nicht so? ich bin leicht reizbar, sage sofort meine meinung, wenn mich etwas nervt und finde es schwer, mich zurückzuhalten. kann das denn überhaupt gut gehen?
jedes mal wenn ich so zu ihm bin werde ich noch ängstlicher, dass ich ihn verlieren könnte.
es ist wirklich hart an mir zu arbeiten : (

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Fiasei
Forums-Insider
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Beiträge: 230

Beitrag Mo., 25.01.2010, 22:50

@ physio

Wie fühlst du dich wenn dein Wille nicht durchgeht bzw. du deinen Wunsch oder das was du dir von deinen Freund erwartest nicht durchgeht??
Manchmal vermögen 1000 Worte es nicht wieder gut zu machen, was ein einziges unbedachtes Wort zerstört hat

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Thread-EröffnerIn
physio
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Beitrag Mo., 25.01.2010, 23:07

@fiasei
in so einer situation kann ich leicht sauer werden, weil ich nicht das bekomme, was ich will. dies ist aber nicht nur bei ihm so, sondern auch bei meiner familie. schon seit ich klein bin habe ich das so gemacht, ich habe fast immer mein ziel erreichen können. wenn ich das nicht schaffe, dann fällt es mir offensichtlich schwer, damit umzugehen..

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Daysleeper
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weiblich/female, 23
Beiträge: 15

Beitrag Fr., 29.01.2010, 00:41

Hey Du,

ich kenne ein ähnliches Verhalten von mir selbt und vermute im Hintergrund 2 Dinge: Zum Einen grundsätzlich Angst vor Verletzungen und Bindungen - lieber gleich demontieren, als später enttäuscht werden und auch noch "die Nette" gewesen sein. Zum Anderen ein diffuses Gefühl, dass Männer ohnehin "schlecht" sind und es deswegen "verdient" haben, zu leiden. Das sind natürlich nicht die Dinge, die ich in solchen Situationen konkret denke, da bin ich - wohl ähnlich wie Du - einfach zornig. Vielleicht hilft Dir etwas davon.
Wenn ich zB - so wie Münchnerkindl es vorschlägt - versuche, mir im Vorfeld positivere Situationen vorzustellen, kann es mir passieren, dass mich auch das zornig macht, ich finde dann irgendwas ungerecht, habe das Gefühl im Nachteil zu sein, irgendwie so... Wie gesagt, bin da selber sehr sehr unklar und ansonsten auch wirklich kein bösartiger Mensch.

Liebe Grüße, Daysleeper

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Thread-EröffnerIn
physio
sporadischer Gast
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weiblich/female, 20
Beiträge: 5

Beitrag Fr., 29.01.2010, 16:08

hi daysleeper!
danke für deinen beitrag!
wenn ich versuche mir klarzumachen, dass mein partner das nicht verdient hat, weil er eben so viele dinge für mich tut, dann werde ich nicht zorning, weil er ja wirklich viel mehr dinge für mich tut, als ich für ihn. eigentlich werde ich dann traurig und fühle mich schlecht, weil es ungerecht ihm gegenüber ist.
dennoch kann ich auch deine gefühle verstehen!
nur ist mein freund ein mensch, der wirklich sehr viel rücksicht auf mich nimmt und sich total gut um mich kümmert. da gibt es keinen grund,böse auf ihn zu sein!

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AnnaK
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 77

Beitrag Fr., 29.01.2010, 16:45

Öhm, es ist schon viel wichtiges und richtiges geschrieben worden, worüber Du weiter nachdenken solltest.
Da ich in manchen Situationen auch zu ungerechter Zickerei neige, mal noch ein paar zusätzliche Ideen, ganz pragmatisch zum Thema Emotionsstau der sich plötzlich entladen kann.

Ich habe mich und meine Launen bedeutend besser im Griff wenn ich erstens regelmäßig esse! Unterzucker macht mich zu einem wahren Zickenmonster. Wirklich. Klingt total banal, kann aber echt helfen.
Mir ist das zuerst bei anderen aufgefallen, dass sie ziemlich unausstehlich werden, wenn sie hungrig sind. Irgendwann ist mir in solchen extrem unverständlichen Explosionen aufgefallen, dass ich den ganzen Tag noch nicht ordentlich gegessen habe. Ich verspüre dann nicht wirklich Hunger, deshalb war es so lange so schwer zu erkennen für mich, aber ich bin geladen wie eine Granate und super ungeduldig.

Das andere ist, dass ich bedeutend ausgeglichener bin, wenn ich mich sportlich austoben kann. Wenn ich merke, dass ich den ganzen Tag schon genervt bin, gehe ich erst noch schwimmen ehe ich mich mit meinem Freund treffe. Der nimmt das gerne in Kauf mich eine Stunde später zu sehen, wenn wir dafür unsere Zeit miteinander genießen können.

Vielleicht hilft Dir das ja weiter.

Nette Grüße,

AnnaK

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