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Sa., 10.03.2018, 08:15
Hallo Montag,
was ich dir eigentlich schreiben wollte, hast du (s. deinen anderen Thread) wohl selbst schon rausgefunden: erst mal rausfinden, was man wirklich, wirklich will. Worauf sich ein starkes Bedürfnis beruft. Je genauer man das für sich einordnen kann, um so besser lassen sich Kompromisse und Alternativen finden, um so besser kann man es steuern, um so besser lässt es sich kommunizieren und um so weniger ist das Umfeld damit überfordert. Sich bewusst zu werden was man wirklich, wirklich emotional gerade braucht und will ist demnach das A und O.
Beispiel: wenn es einen eher körperlich nach Zuwendungen fehlt, kann man alles machen, was dem Körper gut tut: Wellness, Massagen, sich beim Sport auspowern. Ist natürlich nicht exakt das, was man eigentlich will, aber es hilft zumindest, es ein wenig abzumildern.
Anderes Beispiel: man sehnt sich mehr nach Gesprächen und Gesellschaft, dann kann man sich selbst mal daran erinnern, bei Freundin x oder y anzurufen, was man schon lange nicht mehr machte, weil mal wieder einen Tunnelblick hatte. Oder schlimmstenfalls bei einer Hotline. Oder E-Mails schreiben. Oder auch an Orte gehen, wo man belanglos plaudern kann.
Das alles sind zwar Ersatzbefriedigungen, aber in Kombination mit dem Bewusst-Sein darüber hat es vor allem einen großen Vorteil:
Der innere Teil, der nach x oder y "schreit", der soooo laut seine Bedürfnisse mitteilt, und damit alles andere lahm legt, tut dies ja nur und ausschließlich um Gehör zu finden. Wenn man es wahrnimmt und aktiv daran arbeitet den Mangel zu bearbeiten, und zwar egal wie und egal wie sinnvoll erst mal im Schritt eins, dann gibt nämlich dieser innere Teil auch wieder schneller Ruhe. Es will nur Aufmerksamkeit. Deswegen helfen auch erst mal "Ersatzbefriedigungen/Kompromisse", solange es gehört wird.
Weiteres Beispiel: man sehnt sich verzweifelt nach einem Partner. Statt sich in Frust und Sehnsucht zu ergötzen und sich einzureden, dass es eh alles sinnlos sei, bis gar nichts mehr geht, hilft jede noch so winzige, und sei es auch noch dämliche Aktivität, die einem diesem Ziel näher bringen würde, z.B. ausgehen... selbst wenn man da erstmal nur blöd rumsitzt, der bedürftige Teil wird es aber mit "wenigstens hab ich was getan, wenigstens versucht" honorieren. Oder z.B. sich in einer Single-Börse anmelden, obwohl es man EIGENTLICH gar nicht leiden kann, aber Versuch mache ja bekanntlich klug. Und vermutlich werden auch ein Dutzend Nieten dabei sein, bevor vielleicht wenigstens mal ein gutes Gespräch bei rum kommt. Egal, hauptsache man ist aktiv geworden.
Das Umfeld nicht überfordern. Auch hier hilft wohl nur Bewusstsein über das, was man wirklich will. Man kann und sollte es sogar klar kommunizieren, nachdem man rausgefunden hat, aber man darf kommunizieren nicht mit "fordern" verwechseln.
Da muss man eben lernen "bei sich" zu bleiben, was ist meins, was ist sein, und wo sind die Grenzen. Was kann der Gegenüber mir realistisch bieten, was übersteigt seine Rolle und Kompetenz?
Sehr unangenehm würde es z.B. wenn man menschliche Zuwendung braucht, sich stattdessen mit einem Gespräch mit Freunden zufrieden gibt, aber trotzdem unbewusst erwartet, dass DIE einem das Bedürfnis erfüllen. Das können die nicht. Es geht immer darum, SICH SELBST die Bedürfnisse zu erfüllen. Zum Beispiel INDEM man aktiv wird. Ob diese Aktivität zum Ziel führt, ist erst dabei recht zweitrangig. Wenn man dran bleibt, wird es das irgendwann tun, egal wie lange es dauert. Man wird auch Fehler machen, Rückschläge erleiden, all das. Aber schlimmste, was man tun könnte, wäre einem Bedürfnis überhaupt nicht nachzugehen, weil man sich von vorneherein einredet, es hätte ja eh keinen Sinn. Dann plärrt es nur um so lauter.
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "