Hassliebe gegen eigene Mutter

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.

Eremit
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Beitrag Do., 31.08.2017, 01:19

simonius hat geschrieben:Gebe aber nur mal zu bedenken: Dein Stiefvater hat deine Mutter 2 Jahre umworben. Spricht also nicht für jemanden, der sich gleich an den erstbesten reichen Mann "verkauft",
Definitiv.
simonius hat geschrieben:Mir scheint du bist zu sehr auf deine Mutter fixiert und ignorierst andere Protagonisten deiner Familienkonstellation.
Die Mutter ist auch die einzige greifbare (und somit sanktionierbare) Person. Der abwesende Vater kann genausowenig sanktioniert werden wie der tote Stiefvater.
simonius hat geschrieben:Auch abwesende Väter haben einen enormen Einfluss auf die psychische Entwicklung.
Stimmt, wobei man diesbezüglich auf gewisse Art "blind" ist. Anwesenheit bzw. das anwesende Schlechte wirkt "sichtbar", Abwesenheit bzw. das abwesende Gute "unsichtbar".

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Thread-EröffnerIn
Tenken90
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Beitrag Do., 31.08.2017, 13:03

Erstmals Danke an alle für die Antworten, es tut gut mal die Sicht Außenstehender zu lesen.

Ich war noch nie beim Psychotherapeut bzw Psychologen (wo ist da überhaupt der Unterschied?) und bezweifle, dass mir das helfen wird. Ich kenne das leider nur ausm Film.

MariJane hat geschrieben: Mi., 30.08.2017, 19:01 Es ist ziemlich in Mode gekommen, für alles den Eltern die Schuld zu geben. Freud sei dank. So läuft das im Leben aber nicht. Das lebt man, wenn man erwachsen ist, alleine.
Ich denke damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, mir geht's im Moment nicht so gut und wieder gebe ich meiner Mutter die Schuld. Habe ich damals als Kind auch, warum sie es nicht geschafft hat mit meinem leiblichen Vater zusammenzubleiben. Ich habs ihr zwar nie gesagt und bin froh darüber, weil das hätte sie wirklich nicht verdient, aber ich fall immer wieder zurück in die selben Denkmuster. Ich hatte sogar schon Phasen wo ich den Kontakt abbrechen wollte - einfach so - davon weiß sie aber gottseidank nichts.
Eremit hat geschrieben: Mi., 30.08.2017, 22:35 Noch eine Frage: Wie ist denn Deine Freundin so drauf hinsichtlich Arbeit, Einkommen, Karriere, Ehe, Hausbau, Kinder?
Sie (28J) wurde von ihrer Mutter alleine aufgezogen, da ihr Vater ebenfalls abgehauen ist. Sie ist sehr selbstständig und arbeitet Vollzeit. Karriere ist ihr nicht wichtig, jedoch will sie sie unbedingt Kinder haben. Ehe sagt sie zwar, dass es ihr egal ist, jedoch wünscht sie sich das auch. Ein typisches Spießerleben (nicht abwertend gemeint, ich hab meine Partyzeiten ebenfalls hinter mir) halt - Familie, Kinder, Haus.
meli_0205 hat geschrieben: Mi., 30.08.2017, 21:22 P.S. ah ja und was aber denk ich auch ganz wichtig ist: lass dir keinen druck machen diesbezüglich :) falls du dir nicht sicher bist, sag deiner freundin dass du zeit brauchst um das zu überlegen. ich schätze mal, ihr seid beide noch jung und habt genug zeit :)
Macht sie zum Glück eh nicht, aber wir sind knapp n Jahr zusammen und haben das eigentlich nie wirklich besprochen, bis auf letztens. Ich bin zwar ausgewichen und sie hat auch nicht weiternachgebohrt, aber ich bin ihr wohl eine Antwort schuldig - ich möchte sie ja nicht absichtlich hinhalten.


Eremit
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Beitrag Do., 31.08.2017, 14:33

Tenken90 hat geschrieben:Ich war noch nie beim Psychotherapeut bzw Psychologen (wo ist da überhaupt der Unterschied?) und bezweifle, dass mir das helfen wird. Ich kenne das leider nur ausm Film.
Psychologen ohne psychotherapeutische Ausbildung therapieren nicht, sondern sind z.B. nur forschend oder beratend tätig.

Die Darstellungen in Filmen ist ähnlich glaubwürdig und realistisch wie Nicolas Cage als Action-Held im Film "Con Air". ;)
Tenken90 hat geschrieben:Sie (28J) wurde von ihrer Mutter alleine aufgezogen, da ihr Vater ebenfalls abgehauen ist.
Deine Freundin hat also – mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch ein eigenes Trauma, das erstmal aufzuarbeiten ist.
Tenken90 hat geschrieben:Sie ist sehr selbstständig und arbeitet Vollzeit. Karriere ist ihr nicht wichtig, jedoch will sie sie unbedingt Kinder haben.
Warum will sie Kinder haben? Warum willst Du Kinder haben? Karriere sollte schon wichtig sein. Oder will sie nur so nebenbei ein bisschen halbherzig in Teilzeit arbeiten, wenn dann die Kinder da sind? Dann müsstest Du Dich erst wieder krumm arbeiten …
Tenken90 hat geschrieben:Ein typisches Spießerleben (nicht abwertend gemeint, ich hab meine Partyzeiten ebenfalls hinter mir) halt - Familie, Kinder, Haus.
Ein typisches Spießerleben sieht aber genau so aus, wie Du es von Deinen Eltern kennst …


mio
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Beitrag Do., 31.08.2017, 22:06

Tenken90 hat geschrieben: Do., 31.08.2017, 13:03 Ein typisches Spießerleben (nicht abwertend gemeint, ich hab meine Partyzeiten ebenfalls hinter mir) halt - Familie, Kinder, Haus.
Ich glaube ihr solltet was das angeht einfach mal Eure Vorstellungen davon konkret abgleichen. Wir leben ja nicht mehr in der Zeit unserer Eltern sondern in anderen Zeiten. Heute gibt es - wie ja auch schon erwähnt - deutlich mehr Möglichkeiten und Modele Beziehung, Familie und Arbeit/Karriere zu vereinbaren ohne zum "50-er Jahre Klischeepaar" zu mutieren. Vielleicht löst/en sich damit auch Deine Angst davor bzw. Deine Bedenken diesbezüglich auf? Und für das Gelingen selbigen falls ihr es angeht ist es auch hilfreich, wenn ihr Euch da "absprecht".

Familie kann vielfällig gelebt werden. Und um die Kinder kann sich gemeinsam gekümmert werden bzw. auch abwechselnd, so lange sie klein sind. Viele Freunde von mir teilen sich zB. die Elternzeit ganz offiziell auf, ist heutzutage kein Problem mehr so grundsätzlich und wenn man das möchte. Und erleichtert auch beiden das "Dranbleiben" am Beruf. Ein Haus macht auf lange Sicht freier, als eine Mietwohnung und ist noch dazu ne gute Altersvorsorge. Also auch nicht das "Blödeste". Aber ja auch nicht zwingend notwendig, so einem der Erwerb eines solchen entweder nicht taugt oder zu viel "Verpflichtung" bedeutet... Und man kann in sowas auch gemeinsam "reinwachsen".

Ich glaube Du hast da einfach zu sehr das "Klischee" im negativen Sinne im "Hinterkopf" und nicht zwingend das, was sich Deine Freundin vielleicht so vorstellt. Von daher: Offen reden dürfte helfen. :)

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Eremit
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Beitrag Mo., 04.09.2017, 19:25

mio hat geschrieben:Ein Haus macht auf lange Sicht freier, als eine Mietwohnung und ist noch dazu ne gute Altersvorsorge.
Ganz im Gegenteil, ein Haus macht unfrei, man ist daran gebunden (und erst recht an den Kredit, der abzuzahlen ist, sofern ein solcher aufgenommen wird, um das Objekt überhaupt finanzieren zu können).

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Una
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Beitrag Mo., 11.09.2017, 00:05

Hallo Tenken,

Das Problem mit den alleinerziehenden Müttern ist, dass sie alles abkriegen.
Die Wut und Trauer über die verschwundenen Väter landet auch bei ihnen, da keine realen Ansprechpartner da sind.
Es ist natürlich irgendwann als Heranwachsende(r) die Frage nach dem Elternteil zu stellen, der verschwunden ist.
Das man als Betroffener dazu neigt, sich an dem verbliebenen Elternteil zu reiben und auch eine gewisse Schuld dort zu sehen, da man ja um die Fehler dieses Mensch weiß ist sehr verständlich.
Es ist eine sehr schwere Bürde damit zu leben, dass ein Elternteil ein Kind nicht gewollt oder nicht genug gewollt hat.
Das ist nun mal die bittere Warheit hinter verschwundenen Elternteilen.
Gleichzeitig ist die Bindung an den verbliebenen Elternteil stark belastet und normalerweise auch ungut enger.

Tenken, Du hast zu Beginn geschrieben, dass die Mutter sich mit dem Vater verkracht hat.
Aber das ist ja immer etwas auf Gegenseitigkeit.
Unter anderem ist Dein leiblicher Vater sehr aktiv weggegangen und hat offenbar nie wieder versucht sich mit Dir zu treffen oder sich auch nur dafür interessiert was aus Dir wird.
Und das ist hart.
Die interessante Frage hier ist: Welches Vorbild hattest Du als Mann bezüglich Vater?
Der leibliche ist davongerannt, der pflichtbewußte Ziehvater eierte relativ beziehungslos zu Dir und eventuell auch
zu Deiner Mutter herum. Das ist durchaus typisch für Depressionen und für Alkoholiker.
Im Grunde ist auch er weggelaufen, nur nicht physisch sondern durch Alkohol und Arbeit.
Er hat das klassische Modell gelebt und hat sich als Mensch nicht so weit entwickelt, dass er auf eine gesunde Weise
sein Leben lebte, mit den Eckpfeilern Familie, Freunde, Arbeit. Vielleicht konnte er das nicht?
Wer weiß welche Sehnsüchte er als junger Mann hatte und welchen Mangel er hatte?
Vielleicht war das ähnlich wie bei Dir? Und später mußte er merken, dass er es trotz Wunsch eine Familie zu haben nicht schaffte sich innerlich für sie zu öffnen?
Ich finde es toll, dass Du vieles bewußt wahrnimmst und erkannt hast.
Da fängt schon der 1. beträchtliche Unterschied zu Deinem Stiefvater an. Ich glaube nicht dass er sich die Fragen gestellt hat, die Du Dir stellst.

Du hast die Chance.
Aber es wird für Dich ein steiniger Weg, denn woher sollst Du wissen, wie man sich zu seinen Kindern als Vater beziehen kann und mit ihnen eine aktive Beziehung aufbaut? Die Gefahr ist durchaus da, dass Dich das maßlos überfordert und Du diese Nähe auch gar nicht gut aushalten kannst, die Kinder von Natur aus herzustellen suchen.
Und dann könnte Dein Schicksal ähnlich verlaufen.

Die Frage ist: Möchtest Du Kinder? Möchtest Du eine Familie gründen?
Oder möchtest Du nur Deiner Freundin einen Gefallen tun? Oder traust Du Dich das Projekt Familie abzulehnen,
weil Du nicht wirklich daran glaubst? Oder ist das Vorbild Deines Ziehvaters stark und Du glaubst das irgendwann auf jeden Fall machen zu müssen, da Mann das so macht?

Ich finde Du solltest warten wie sich das bei Dir entwickelt und Dich mit all diesen Fragen auseinandersetzen.
Kinder haben kann man, muss man aber nicht.
Es ist ein einschneidendes Erlebnis und eine Strapaze für ein Paar.
Die Frage ist: erlebt man das trotzdem als Bereicherung oder löst es eher Fluchttrieb aus?
Es verändert eine Beziehung und das ist O.K., auch das sexuelle Attraktivität nicht ewig hält ist durchaus normal.
(Siehe Außenbeziehung der Eltern)
Es bereichert das Leben nicht zwangsläufig Kinder zu haben, für viele ist es eine Sinnfrage oder/ und ein biologischer Trieb. Ich habe einige Frauen kennengelernt, die im Nachhinein ihre Entscheidung für Kinder in Frage gestellt haben.
Das Deine Mutter so stabile Verhältnisse geschaffen hat ist alles andere als selbstverständlich.
Ich weiß nicht wie sie das Leben als reine Hausfrau ertragen hat, aber auch das ist doch eine beachtliche Leistung?!
Vielleicht ist Deine Mutter keine Leuchtiode, aber ich finde das wesentliche für Kinder hat sie doch hinbekommen:
Ein stabiles Heim. Wenn auch nichts im Leben letztlich perfekt ist.
Typisch für Menschen ohne Urvertrauen ist das Klammern an Geld und materielle Dinge.
Auch Deine Mutter hat eine psychische Geschichte und es gibt Gründe für ihre Ausprägungen.
Ob es wirklich mit dem Bruder zum Erbschaftsstreit kam, allein wegen der Wohnung?
Meist steckt da eine lange Geschwisterproblematik dahinter.

Letztlich kann man sagen: Jeder Mensch meistert das Leben so gut er es kann und gibt sein bestes.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Nandori
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Beiträge: 37

Beitrag Di., 12.09.2017, 00:32

Hallo Tenken90,

ich sehe das ein klein wenig anders als manche Vorschreiber. Nein, du musst deiner Mutter nicht vergeben oder ihr ewig dankbar sein, nur weil sie deine Mutter ist und möchte dir auch folgenden Link zum Mythos Vergebung da lassen:
http://mymultiple.me/artikel/mythos%20vergebung.html

Andererseits fehlt mir auf, dass du sehr ambivalent über deine Mutter schreibst.
Du betonst zwar, dass sie Hausfrau war und dir "peinlich" weil sie nicht weltgewandt war, allerdings klingt es als stecke da noch eine stärkere Verletztheit dahinter. Zumindest deine Beschreibung von ihr klingt als sehr distanzierte.

Letztendlich bist du nun aber erwachsen und verantwortlich für dein eigenes Leben, ungeachtet deiner Kindheit oder Mutter.
mir geht's im Moment nicht so gut und wieder gebe ich meiner Mutter die Schuld.
Inwiefern geht es dir nicht gut? Woran merkst du das? Und inwiefern hat das mit deiner Mutter zu tun?
und bezweifle, dass mir das helfen wird.
Mit einem Psychotherapeuten könntest du das von dir angesprochene Nicht-gut-gehen bearbeiten, die Beziehung zu deiner Mutter aufarbeiten und die Zukunfstängste besprechen. Bei Psychotherapeuten ohne Facharzt zum Psychiater sind Erstgespräche im Übrigen oft kostenlos, du könntest also auch "einfach mal" zu einem hingehen, schnuppern und dann entscheiden, ob das was für dich ist.

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