Freundin verübte Selbstmordversuch

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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MinaM
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Beiträge: 461

Beitrag Sa., 03.01.2009, 15:27

Hallo,

ich denke du wolltest sie verlassen, und du meintest es ernst.
Ich sage dir mal was deiner Freundin am meisten hilft. Verlasse sie oder eben nicht, aber sprich dann auch nicht mehr von Verlassen wollen - "eigentlich".
Was sie jetzt braucht ist auf jeden Fall was KLARES und nicht herumgeeire. Und wenn du sie nicht verlässt, dann gib ihr nicht- direkt oder indirekt- die Verantwortung dafür , weil sie ja Tabletten geschluckt hat, da kannst du es ja nicht.

lg
MinaM
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne

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Katzenmama
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Beiträge: 386

Beitrag So., 04.01.2009, 13:49

ich war selber mal in der position derer, die sich gerne was angetan hätte, um eine trennung zu verhindern. ich finde es schon wichtig, die motivation zu klären, was vermutlich eh passieren wird, da sie in einer klinik ist und - ich nehme das mal an - zuerst festgestellt werden muss, ob sie noch suizidgefährdet ist, bevor sie sie wieder rauslassen.

es gibt zwei möglichkeiten:
1) entweder wollte sie sich wirklich umbringen. dann werden sie sie noch eine weile dortbehalten, eine therapie ist unumgänglich. möchtest du das mittragen? das ist zwar edel, aber ist die motivation dahinter liebe? kann man noch so kurzer beziehung schon von liebe sprechen? nach 3 monaten ist man gerade noch in der kennenlernphase, und du lernst leider gerade ihre schlimmsten seiten kennen. oder mitleid und schlechtes gewissen?
2) das ganze war ein vorgetäuschter selbstmordversuch, um dich zu erpressen, bei ihr zu bleiben, und um dir ein schlechtes gewissen zu machen. wie wir von anderen threads schon wissen, ein unschlagbares mittel, um den partner zu beherrschen. möchtest du dir das antun?

wenn du bei dir bleibst, wirst du vermutlich in kauf nehmen müssen, dass sie selbstmorddrohungen immer wieder als druckmittel benutzt, um ihren willen durchzusetzen. du wirst eine herrschsüchtige patientin als partnerin haben.

es wurde zum teil eh schon gefragt:
hast du sie durch zufall gefunden? war sie überhaupt in lebensgefahr, oder war absehbar, dass ihr nichts passieren wird? hat sie dir vorher bescheid gegeben, was sie vorhat?
dass sie in der klinik zuerst mal einen tobsuchtsanfall bekommt, ist mMn ein zeichen, dass ihre lebensgeister nicht gerade schwach sind ...

ein gespräch mit dem zuständigen psychiater wäre ganz hilfreich, er kann die situation objektiver einschätzen.
[center]Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen.
Neigt dein Herz sich einem anderen zu, so will ich deine Liebe teilen;
strebt meines nach einem anderen,
so will ich doch niemals dich aus meinem Herzen verbannen.[/center]

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comus
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Beiträge: 876

Beitrag So., 04.01.2009, 14:52

Ich möchte noch auf Ausschnitte einer Buchzusammenfassung aus "Nazistische Krisen" von Hans Henseler hinweisen. In seiner Tätigkeit als Psychotherapeut und seinen Erfahrungen mit suizidgefährdeten Menschen beschreibt er den Suizid als "eine Krise des Selbstwertgefühls".

Die ganze Zusammenfassung könnt ihr bei der Quellenangabe nachlesen.
Ein Mensch mit Suizidimpulsen ist von einem sehr labilen Selbstwertgefühl betroffen und fühlt sich demnach permanent bedroht. Er ist nicht in der Lage, Kränkungen auf eine reife Art zu bewältigen sondern begegnet solchen mit regressiven Mechanismen. Um sein Selbstwertgefühl zu schützen leugnet er bestimmte Aspekte der Realität bzw. seiner Selbst und idealisiert so die eigene Person sowie seine Bezugspersonen. Dies äußert sich in einem hochgespannten, realitätsfernen Ich-Ideal, im Umgang mit der Realität, in der Art und Weise Aggressionen zu bewältigen und in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn diese Abwehrvorgänge erfolglos bleiben, zieht sich die Person in einen harmonischen Primärzustand zurück und kommt somit der drohenden narzisstischen Katastrophe aktiv zuvor, rettet also sozusagen ihr Selbstwertgefühl. Mit dieser Psychodynamik der narzisstischen Problematik lassen sich nun bestimmte Besonderheiten der zum Suizid neigenden Persönlichkeit erklären. Die Realitätskontrolle der betreffenden Personen lockern sich zugunsten der Phantasie. Durch die idealisierende Entstellung der Realität und das Leugnen negativer Aspekte werden Fehleinschätzungen erzeugt. Der potentielle Suizidant geht im zwischenmenschlichen Bereich häufig Beziehungen ein, durch die er seine narzisstischen Bedürfnisse stillen kann. Er trifft also eine in erster Linie narzisstische Objektwahl. So ist bei vielen Suizidanten aufzuweisen, das ein Konflikt im zwischenmenschlichen Bereich, der im wesentlichen darauf beruht das die betreffende Person in einer wichtigen Funktion für das narzisstische System des Suizidanten versagt, den Suizid (versuch) ausgelöst hat. Da aber gerade solche Beziehungen besonders reich an Konflikten sind, führen sie oft zu Enttäuschungen mit der Folge, das sie nach und nach aufgegeben werden.
(...)
Tritt nun der Fall ein, das eine narzisstisch gestörte Person ihr Selbstwertgefühl nicht mehr zu schützen in der Lage ist, wenn bspw. die Verleugnung ,,versagt", besteht die Gefahr einer Suizidhandlung da hierin eine Art ,,Ehrenrettung" gesehen wird.
(...)
Demnach stellt die Suizidhandlung eine Konfliktlösung dar. Die betreffende Person kommt der Gefahr aktiv zuvor und bewahrt ihre Illusion von Selbstbestimmung. Diese Idee der Selbstbestimmung spielt bei den meisten Suizidanten eine wichtige Rolle: Die Möglichkeit, sich umzubringen kann einem niemand nehmen. Sie wird oft als Chance gesehen. So stellte sich in den Untersuchungen heraus, das der endgültige Entschluss, sich das Leben zu nehmen, für viele Suizidpatienten eine beruhigende Wirkung hatte. ,,Es beruht auf dem Wissen, ein Machtmittel zu haben, das einem nicht genommen werden kann, ein Mittel, das es ermöglicht, dem ohnmächtigen Verlassen- und Ausgeliefertsein mit Sicherheit zu entgehen und es in einem harmonischen Zustand aufzuheben." (Henseler 2000, S.91)
(...)
Diesen Todesvorstellungen entspricht auch das Überwiegen weicher Suizidmethoden. Ebenso spricht die häufige Fehleinschätzung bezüglich der Suizidmethoden dafür (,,nur" jede zehnte Suizidhandlung endet tödlich obwohl die meisten Suizidanten von der tödlichen Wirkung der gewählten Methode überzeugt sind!). Dies hat auch damit zu tun, das die selbstzerstörerischen und selbsterhaltenden Faktoren zusammenspielen und das nicht eigentlich der Tod intendiert wird, sondern etwas phantastisches. Dabei lassen sich auch die - für die narzisstische Problematik zentralen - Phantasien von Macht und Unsterblichkeit erschließen. Weiter zeigt auch die Tatsache, das ,,nur" jeder fünfte Suizidant, der ,,gerettet" wurde, danach noch suizidal ist. Dies dürfte vor allem daran liegen, das ,,...mit der Zuwendung und der Bestätigung, die der Patient nach seinem Suizidversuch in aller Regel erfährt, den narzisstischen Konflikt vorläufig aufgehoben ist." (Henseler 2000, S.91)
Quelle

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