Hallo!
Ich bin neu hier im Forum, ehrlich gesagt suchte ich einfach nach einer Möglichkeit, meine Gedanken irgendwie zusammenzufassen, damit ich irgendwie wieder besser damit umgehen kann. Und wenn vielleicht dann auch noch jemand ein offenes Ohr für mich hat, oder ein paar Worte, bin ich noch viel dankbarer und froh.
Ich bin 26 Jahre alt, habe eine 16-Jährige Schwester. Ich komme aus einer Familie, wo Familienzusammenhalt immer groß geschrieben wurde. Mittlerweile bin ich einigen Jahren ausgezogen und lebe mit meinem Freund in einer sehr glücklichen Partnerschaft. Da wir beide Familienmenschen sind, fahren wir jedoch gerne am Wochenende für 1 Nacht zu unseren Familen und verbringen Zeit gemeinsam. Mit meiner Schwester verbindet mich seit ihrer Geburt ein sehr starkes Band, wir sind wie Pech und Schwefel und ich bin in jeder Situation immer und überall für sie da.
Eigentlich hört sich ja alles perfekt an. Ich bin auch wirklich traurig, das es meinen Eltern so schlecht geht.
In den letzten 15 Jahren hat sich die Beziehung meiner Eltern mehr und mehr verschlechtert. Mein Vater ist in einer Führungsposition tätig, arbeitet sehr viel. Sobald es jedoch Wochenende ist, treibt er sich das ganze Wochenende irgendwo herum, geht bis morgends früh im Ort fort, und ist auch tagsüber nie zuhause. Meine Mutter hat das immer sehr traurig gemacht, jedoch hat sie ihm das meiner Meinung nach nie gezeigt, ich glaube für meinen Vater kam das immer so rüber als wär sie nur sauer und würde ihn nicht vermissen und brauchen. Mit den Jahren entstand für meine Mutter mehr und mehr Wut und Ablehnung, was wiederum dazu führte das sich mein Vater noch mehr unwohl fühlte und sich herumtreibt. Wenn er dann unterwegs ist, fühlt er sich gut, weil alle ihn lustig finden. Meine Eltern leben noch zusammen, versuchen den Schein zu wahren, da ja auch meine Schwester noch sehr jung ist. Und auch als Familie können wir sehr gut miteinander. Aber uns beide verletzt das so sehr, immer wieder diesen Hass zu sehen, und vor allem tut es mir sehr weh immer wieder zu sehen wie traurig beide Elternteile in ihrem Leben sind. Und dass ich ihnen nicht helfen kann. Ich fühle mich dann immer sehr zuständig dafür, für alle da zu sein, besonders für meine Schwester, aber dann während der Woche geht es mir halt immer sehr schlecht deswegen. Ich kann es nicht aushalten das es ihnen so schlecht geht. Ich kann sozusagen auch deswegen nicht richtig von zuhause loslassen, habe ein schlechtes Gewissen wenn ich zum Beispiel reise, weil meine Mutter ja auch so gern reist und niemanden dafür hat, ich reise jedoch gerne mit meinem Partner und will dabei kein schlechtes Gewissen haben wenn ich schöne Dinge erlebe.
Ich weiß wirklich nicht was ich tun soll. Das einfachste wäre natürlich den Kontakt auf das minimum zu reduzieren, denn dann würde ich das alles nicht mitbekommen. Aber das will ich nicht, ich möchte das meine Familie ein Teil meines Herzens ist, ich möchte Zeit mit ihnen verbringen und vor allem wissen das sie glücklich sind. Aber was soll ich nur tun, ich werde von Tag zu Tag selber mehr verzweifelt und traurig und kann mein eigenes stabiles Leben nicht mehr genißen.
Falls du es geschafft hast bis hier zu lesen danke ich dir. Alleine das niederschreiben und Gedanken sortieren war gut.
Lg, Mia
Hass in der Beziehung der Eltern und Umgang damit als erwachsene Tochter
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Vielleicht sollst Du auch gar nichts (mit oder für Deine Eltern) tun, ist Dir dieser Gedanke schon gekommen? Deine Eltern treffen nunmal ihre eigenen Entscheidungen.Mia10 hat geschrieben:Ich weiß wirklich nicht was ich tun soll.
Was Du meiner Meinung nach tun solltest: Dich von Deinen Eltern abnabeln und Dich um Dich selbst kümmern:
Kennst Du den Begriff 'Parentifizierung'?Mia10 hat geschrieben:Ich fühle mich dann immer sehr zuständig dafür, für alle da zu sein, besonders für meine Schwester, aber dann während der Woche geht es mir halt immer sehr schlecht deswegen. Ich kann es nicht aushalten das es ihnen so schlecht geht. Ich kann sozusagen auch deswegen nicht richtig von zuhause loslassen, habe ein schlechtes Gewissen wenn ich zum Beispiel reise, weil meine Mutter ja auch so gern reist und niemanden dafür hat, ich reise jedoch gerne mit meinem Partner und will dabei kein schlechtes Gewissen haben wenn ich schöne Dinge erlebe.
Mir fällt auf, dass du deinen Eltern gegenüber sehr parteiisch zu sein scheinst. Es scheint so, als würdest du auf der Seite deiner Mutter stehen und vor allem Verständnis für sie aufbringen. Das würde die Lage natürlich nicht gerade entspannen. In deiner Beschreibung kann ich nicht erkennen, dass du deinen Eltern wirklich als Erwachsene gegenübertrittst. Das wäre nämlich die Alternative zu der Variante, den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken.
Parentifizierung ist auch aus meiner Sicht ein gutes Stichwort.
Parentifizierung ist auch aus meiner Sicht ein gutes Stichwort.
Hast du denn mit jedem deiner Elternteile oder deiner Schwester schon einmal darüber gesprochen?
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Hallo!
Danke für eure Nachrichten.
Ich werde mich mit dem Begriff auseinandersetzen.
Mit ich weis nicht was ich tun soll meinte ich, das es mir selber so schlecht geht dabei, und ich ja aktiv nichts an der Situation ändern kann. Wir haben natürlich schon öfters das Gespräch gesucht, jedoch ändern müssen die beiden etwas (ob jetzt Trennung oder etc). Aber da sich nichts ändert, geht es jahrelang so dahin und wir müssen es mit ansehen.
Habt jemand vl konkrete Tipps wie ich mich im Umgang mit Ihnen richtig verhalten kann, auch um meine 16-Jährige Schwester etwas auffangen zu können?
Wie ist das konkret gemeint, ich soll meinen Eltern als Erwachsene gegenübertreten, durch welches Verhalten?
Und ja es stimmt, ich habe leider immer viel zu sehr Partei für meine Mama ergriffen, ich habe eben den Fehler an ständigen fort gehen und auch trinken am WE von meinem Papa gesucht, das ist mir dann vor 1 Jahr auch klar geworden, und ich habe versucht beide Elternteile freundlich zu behandeln. Es gelingt mir jedoch leider nicht immer, gerade wenn wieder ein besonderes schlimmes WE war wo mein Papa immer bis morgens früh betrunken weg is obwohl wir alle zuhause sind. Dann steigt auch in mir die Wut auf.
Lg, Mia
Danke für eure Nachrichten.
Ich werde mich mit dem Begriff auseinandersetzen.
Mit ich weis nicht was ich tun soll meinte ich, das es mir selber so schlecht geht dabei, und ich ja aktiv nichts an der Situation ändern kann. Wir haben natürlich schon öfters das Gespräch gesucht, jedoch ändern müssen die beiden etwas (ob jetzt Trennung oder etc). Aber da sich nichts ändert, geht es jahrelang so dahin und wir müssen es mit ansehen.
Habt jemand vl konkrete Tipps wie ich mich im Umgang mit Ihnen richtig verhalten kann, auch um meine 16-Jährige Schwester etwas auffangen zu können?
Wie ist das konkret gemeint, ich soll meinen Eltern als Erwachsene gegenübertreten, durch welches Verhalten?
Und ja es stimmt, ich habe leider immer viel zu sehr Partei für meine Mama ergriffen, ich habe eben den Fehler an ständigen fort gehen und auch trinken am WE von meinem Papa gesucht, das ist mir dann vor 1 Jahr auch klar geworden, und ich habe versucht beide Elternteile freundlich zu behandeln. Es gelingt mir jedoch leider nicht immer, gerade wenn wieder ein besonderes schlimmes WE war wo mein Papa immer bis morgens früh betrunken weg is obwohl wir alle zuhause sind. Dann steigt auch in mir die Wut auf.
Lg, Mia
Du kannst Deine Schwester nicht über die Eltern auffangen, das kannst Du gleich mal vergessen. Überhaupt kannst Du Deine Eltern nicht auffangen.Mia10 hat geschrieben:Habt jemand vl konkrete Tipps wie ich mich im Umgang mit Ihnen richtig verhalten kann, auch um meine 16-Jährige Schwester etwas auffangen zu können?
-
- Helferlein
- , 30
- Beiträge: 54
Hallo Mia,Mia10 hat geschrieben:(...) jedoch ändern müssen die beiden etwas (ob jetzt Trennung oder etc). Aber da sich nichts ändert, geht es jahrelang so dahin und wir müssen es mit ansehen.
(...)
Wie ist das konkret gemeint, ich soll meinen Eltern als Erwachsene gegenübertreten, durch welches Verhalten?
ich versuche einmal, es dir verständlich und aus eigener Lebenserfahrung zu erklären. Zunächst einmal verstehe ich deinen inneren Konflikt sehr, sehr gut. Ich bin selbst ältere Schwester und Tochter eines Elternpaares, dessen Ehe auf einem Fundament der Rollenteilung und des Funktionierens aufgebaut ist. Als junger Erwachsener erkannte ich zum ersten Mal diese Dynamik (er bringt das Geld nach Hause, sie kümmert sich aufopferungsvoll um Haushalt, Kinder und sein Wohlergehen) und dachte dasselbe wie du: Wie kann er sich erlauben, was er tut, während meine Mutter sich zuhause abrackert? Als ich dann wiederum älter wurde, wurde mir klar, dass ich mich da rauszuhalten habe. Das ist mit "seinen Eltern als Erwachsene gegenübertreten" gemeint. Spreche ihnen bitte nicht ihre eigene Entscheidungsfähigkeit ab. Deine Eltern leben in diesem Rollenverständnis, auch wenn es dir "falsch" vorkommt. Sie sind beide dazu in der Lage, ihr eigenes Leben zu bestimmen. Sie -müssen- nichts ändern, nur weil wir es als ihre Kinder tun würden. Das ist schon einmal Punkt eins: Deine Eltern machen ihr Ding, und das dürfen sie auch. Es ist nicht dein Problem, schlicht und einfach. Sie müssen nichts ändern und sich auch nicht trennen, dafür sind sie alleine zuständig, und es ist ihre eigene Entscheidung.
Wir als Kinder müssen das nicht verstehen, wir sollten jedoch verstehen, dass unsere Eltern ihre eigenen Gedanken und Motivationen haben. Es ist ihr Leben, und auch wenn wir anders entscheiden würden heisst das nicht, dass es für sie auch so richtig wäre. Ja, ihr werdet es wohl jahrelang mitansehen müssen, so wie andere Kinder auch. Das gibt uns nicht das Recht, uns einzumischen. Tritt also deinen Eltern als gleichberechtiger, erwachsener Partner entgegen und behaupte nicht, dass du weisst, was gut oder am besten für sie ist. Du kannst nur dein eigenes Leben in deinem Sinne führen, nicht das deiner Eltern.
LG,
Hero
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