Hallo liebe Forumsgemeinschaft!
Fast zwei Jahre sind seit meinem letzten Beitrag hier vergangen. Naja, seither hat sich viel getan, das einzige Problem, dass ich nicht in den Griff zu bekomme sind Beziehungen.
Kurze Vorgeschichte:
Ich (27) hatte bisher eine lange Beziehung (7 Jahre). Die Trennung liegt jetzt bereits Jahre zurück. Seither haben alle meine Beziehungen nur mehr 3-6 Monate gehalten und immer war ich es die die Trennung wollte. Grund dafür war, dass bei mir nach einer gewissen Zeit die Gefühle einfach weg waren. Es waren einige tolle Männer dabei, die alles hatten was ich mir wünsche und ich konnte mir, gerade bei meiner jüngsten Beziehung den Gefühlswandeln überhaupt nicht erklären.
Vl. wichtig: Meine Eltern trennten sich als ich noch ein Kind war. Mein Vater verschwand danach aus meinem Leben. Meine Mutter hat immer gut für meine Schwester und mich gesorgt, war jedoch überlastet mit Arbeit (Selbstständig, tw. 60 h Woche oder mehr). Dazu kam, dass meine Schwester oft krank war und daher sehr viel Aufmerksamkeit brauchte. Dadurch habe ich sie als Kind und extremer noch im Jugendalter zwar als Versorgerin wargenommen, mich jedoch nicht geborgen gefühlt bzw. wollte sie mit Problemen nicht belasten, weil sie keine Nerven dafür hatte. Im Jugendalter ist ohnehin alles eskaliert und es folgten Jahre voller Streit und Misstrauen. Mittlerweile haben wir uns ausgesprochen. Ein richtiges Mutter-Tochter Verhältnis haben wir jedoch nie mehr aufgebaut (zumindest fühlt es sich für mich nicht so an).
Problem bzw. Frage:
Vor zwei Tagen habe ich, da ich nicht einschlafen konnte meine Kindheit/Jugend im Kopf ein bisschen revue passieren lassen. Ich dachte über Leute nach, die mich im Leben unterstütz haben, auf die ich mich verlassen habe und die für mich da waren. Hier dachte ich nicht an meine Mutter, sondern an alle möglichen "Fremde" Leute. Lehrer, mein Firmpate, die Eltern meines ersten Freundes, mit 18 dann Arbeitskollegen.
Irgendwie war das ein AHA Erlebnis für mich. In Beziehungen lauft es so, dass sobald ich das Gefühl habe ich hätte mich drauf eingelassen und es wäre was Ernstes, das Interesse (auch sexuell) am Partner schwindet. Ich kann ihm dann nicht mehr "vertrauen", fühle mich eingeengt und habe dann extremes Bedürfnis danach neue Leute kennen zu lernen.
Meiner Meinung nach besteht da ein Zusammenhang. Meine Erfahrung dürfte mich so programmiert haben, dass Menschen die ich liebe nicht für mich da sind, ich nicht auf sie zählen kann bzw. im Extremfall diese sogar Schwach sind (spätere Krankheit meiner Mutter, würde hier den Rahmen sprengen).
Gut, Problem erkannt, nur was mache ich jetzt mit dieser Erkenntnis? Wie würdet ihr mir raten damit umzugehen?
Beziehungsangst
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ich war vor zwei Jahren mal bei ner Erstberatung. Der Therapeut meinte damals, dass mir eine Therapie nicht viel bringen würde, da ich ohnehin sehr selbstreflektiert bin und die Probleme angehe. Mehr als reden und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen könne er auch nicht. Weites besteht ja bei mir kein Leidensdruck. Ich steh fest im Leben, also Job, Freunde, Hobbies, kein selbst- oder fremdschädigendes Verhalten. Was Beziehungen angeht meinte er, dass eben nicht jeder Mensch mit dem klassischen Beziehungsmodell das bei uns als "normal" gilt klar kommt.Eremit hat geschrieben:Hast Du schon einmal über eine Psychotherapie nachgedacht?
-
- Psychotherapeut
- Beiträge: 827
Liebe nobodie,
ich empfinde die genannte Aussage des Kollegen als vielleicht "bemüht ermutigend", aber manchmal kann die Normalisierung auch zu weit gehen. Was braucht es denn mehr zur Begründung, eine Therapie beginnen zu wollen, als Schwierigkeiten zu haben, stabile Partnerschaften einzugehen, sich auf ein Gegenüber tief genug einlassen zu können, und deshalb unglücklich zu sein?
Vielleicht war er bezüglich der Thematik überfordert bzw. liegen seine Schwerpunkte wo anders. Das hätte er Ihnen dann aber auch besser sagen sollen, statt zu versuchen, Ihnen Ihr Problem "auszureden".
Ich möchte Sie ermutigen, nicht aufzugeben, da es immerhin um Ihre Lebenszufriedenheit geht, und darauf zu achten, einen für Sie passenden Therapeuten (siehe Tipps auf der verlinkten Seite) zu finden.
Beziehungsängste sind eine klassische Psychotherapie-Indikation.
Alles Gute dafür!
R.L.Fellner
ich empfinde die genannte Aussage des Kollegen als vielleicht "bemüht ermutigend", aber manchmal kann die Normalisierung auch zu weit gehen. Was braucht es denn mehr zur Begründung, eine Therapie beginnen zu wollen, als Schwierigkeiten zu haben, stabile Partnerschaften einzugehen, sich auf ein Gegenüber tief genug einlassen zu können, und deshalb unglücklich zu sein?
Vielleicht war er bezüglich der Thematik überfordert bzw. liegen seine Schwerpunkte wo anders. Das hätte er Ihnen dann aber auch besser sagen sollen, statt zu versuchen, Ihnen Ihr Problem "auszureden".
Ich möchte Sie ermutigen, nicht aufzugeben, da es immerhin um Ihre Lebenszufriedenheit geht, und darauf zu achten, einen für Sie passenden Therapeuten (siehe Tipps auf der verlinkten Seite) zu finden.
Beziehungsängste sind eine klassische Psychotherapie-Indikation.
Alles Gute dafür!
R.L.Fellner
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