Prestige - wenn Vorlieben Täuschungen sind

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.

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isabe
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Beitrag So., 07.08.2016, 10:44

hawi hat geschrieben: Dann ist Leben Leben, nicht Täuschung, auch wenn das vorgestellt Gute mal nicht hinhaut, wie gewünscht vielleicht sogar nie hinhaut. So was nennt sich dann Fantasie, vielleicht Wunschtraum. Auch die möchte ich nicht missen, auch wenn manches so dann doch nicht zur Realität passt.
Hm, aber dann sehe ich da schon einen Unterschied zwischen "Phantasie" und "Täuschung", denn bei der Phantasie weiß ich, dass es "nur" eine Phantasie ist, die sich erfüllen kann oder auch nicht und die ihren Wert ALS das hat, was es ist: eine Phantasie. Bei einer Täuschung halte ich das Phantasierte für real.

Solange man das irgendwie hinbekommt, diese Differenzierung, halte ich auch dieses "Phänomen" für legitim im Sinne von "sinnstiftend".

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Mondin
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Beitrag So., 07.08.2016, 11:24

isabe hat geschrieben:[....]

Ich behaupte, dass ein Großteil unseres Lebens falsch und unaufrichtig ist.

Oh je! Das tut mir leid für Dich! (Ohne jede Ironie!)

Sorry, dass ich jetzt nicht eingehender dazu schreibe, sondern mich knapp halte. Ich bin nur kurz mal lesend hier, zwischen meinen Einstellarien bei eBay und möchte mich ansonsten zur Zeit hier themendiskussionstechnisch nicht zu sehr involvieren und erst einmal besinnen (siehe mein TB).

Aber ein solches Weltbild muss mAn doch schrecklich sein, es schließt Dich ja mit ein. Das hieße, Du hälst auch Dich/Dein Leben selbst "zum Großteil für falsch und unaufrichtig". Ich würde mich mit solch einem Empfinden über mich selbst/mein Leben, sehr unwohl fühlen. Wie geht es Dir denn damit?

LG
Mondin


mio
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Beitrag So., 07.08.2016, 11:44

Ich sage es mal so:

Moderne Werbung arbeitet in der Tat oft mit dieser "Falschheit" und "Unaufrichtigkeit" - es wird meist etwas suggeriert, was weder mit dem Produkt noch mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Nun kann ich mich natürlich glücklich phantasieren (lassen) und mich darüber besser fühlen, was heilt hilft, sozusagen. Ich für meinen Teil würde das dann aber eher auf andere Art als über Werbung und Produkte tun, zB. über Zukunfstträume.

Die sind ja auch erst mal eine Phantasie, Vorstellung - etwas was (noch) nicht ist. Wenn ich mir also zB. 50 Freunde wünsche und mir vorstelle: Boah, wäre das toll...dann werde ich mich in dem Moment, wo ich das "phantasiert" mit einem Produkt "erreiche" zurücklehnen und nur noch träumen. In dem Moment, wo ich es aber als Zukunftstraum sehe, werde ich aktiv werden. Ich werde versuchen Menschen kennenzulernen mit denen ich meine "Boah" Phantasien eventuell verwirklichen kann. Je aufrichtiger und echter ich dabei vorgehe und mich selbst gebe, desto erfolgreicher werde ich mich der Realisierung meines Traums nähern können. Und niemand wird dabei ge(ent)täuscht sein und werden.

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earlybird
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Beitrag So., 07.08.2016, 12:08

mio hat geschrieben:Ich sage es mal so:

Moderne Werbung arbeitet in der Tat oft mit dieser "Falschheit" und "Unaufrichtigkeit" - es wird meist etwas suggeriert, was weder mit dem Produkt noch mit der Wirklichkeit zu tun hat.

Nun kann ich mich natürlich glücklich phantasieren (lassen) und mich darüber besser fühlen, was heilt hilft, sozusagen. Ich für meinen Teil würde das dann aber eher auf andere Art als über Werbung und Produkte tun, zB. über Zukunfstträume.

Die sind ja auch erst mal eine Phantasie, Vorstellung - etwas was (noch) nicht ist. Wenn ich mir also zB. 50 Freunde wünsche und mir vorstelle: Boah, wäre das toll...dann werde ich mich in dem Moment, wo ich das "phantasiert" mit einem Produkt "erreiche" zurücklehnen und nur noch träumen. In dem Moment, wo ich es aber als Zukunftstraum sehe, werde ich aktiv werden. Ich werde versuchen Menschen kennenzulernen mit denen ich meine "Boah" Phantasien eventuell verwirklichen kann. Je aufrichtiger und echter ich dabei vorgehe und mich selbst gebe, desto erfolgreicher werde ich mich der Realisierung meines Traums nähern können. Und niemand wird dabei ge(ent)täuscht sein und werden.
„Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.“
Mark Twain

-einfach nur, weils grad passt-

schönen Sonntag @ all

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isabe
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Beitrag So., 07.08.2016, 14:10

Mondin:
Nein, ich finde das überhaupt nicht schrecklich, sondern förderlich für ein bewusstes Leben. Wir sind alle keine Maschinen und daher immer anfällig für Täuschungen. Wenn man diese erkennt, in dem Wissen, dass man ihnen nicht vollkommen entgehen kann, dann ist das ein schönes Gefühl der Freiheit.

Ich würde z.B. keine pompöse Hochzeit feiern, weil ich weiß und nich ausblende, wie "so was" häufig endet. Gleichwohl kann ich Beziehungen so gestalten, dass sie weitgehend (!) ohne Täuschungen auskommen. Daran ist überhaupt nichts schrecklich.


mio
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Beitrag So., 07.08.2016, 14:17

isabe hat geschrieben:Ich würde z.B. keine pompöse Hochzeit feiern, weil ich weiß und nich ausblende, wie "so was" häufig endet.
Solange Du keine pompöse Hochzeit feiern möchtest - unabhängig davon, wie es ausgehen KÖNNTE - ist das doch wunderbar. Solltest Du Dir aber eine pompöse Hochzeit "verkneifen", WEIL es so ausgehen könnte (Du also sozusagen "Angst" davor hast, am Ende "blöd" dazustehen, nach aussen, weil Du was pompös gefeiert hast, was sich am Ende als "Irrtum" herausgestellt hat) dann würdest Du Dir in meinen Augen einen Wunsch verkneifen, weil Du Angst davor hast, "blöd" auszusehen.

Ich habe übrigens genau diesen Eindruck von Dir. Du scheinst permanent zu antizipieren, wie Du es vermeiden kannst, dass jemand "schlecht" von Dir denkt oder Dich für dümmer halten könnte, als Du bist (Dich selbst siehst). Kann man machen, bringt aber nicht viel. Und schon gar keine "Lebensqualität".

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earlybird
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Beitrag So., 07.08.2016, 15:02

isabe hat geschrieben:Und ich denke, dass das ganze Leben Täuschung ist, wenn man es ganz genau nimmt.

Ich behaupte, dass ein Großteil unseres Lebens falsch und unaufrichtig ist.
nehmen wir ein anderes Wort für Täuschung , Trugschluss

Bedeutung: Fehlurteil
Denkfehler, Fehleinschätzung, Fehler, Fehlgriff, Fehlschluß, Inkorrektheit, Lapsus, Mißgriff, Mißverständnis, Patzer, Schnitzer, Täuschung, Trugschluß, Unrichtigkeit, Verkennung, Irrtum




es kann etwas als richtig empfunden werden. was sich auf lange Sicht als falsch herausstellt, und trotzdem
kann man zu keinem Zeitpunkt - Unaufrichtigkeit des Denkens - unterstellen.

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Mondin
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Beitrag So., 07.08.2016, 15:45

isabe hat geschrieben:Mondin:
Nein, ich finde das überhaupt nicht schrecklich, sondern förderlich für ein bewusstes Leben. Wir sind alle keine Maschinen und daher immer anfällig für Täuschungen. Wenn man diese erkennt, in dem Wissen, dass man ihnen nicht vollkommen entgehen kann, dann ist das ein schönes Gefühl der Freiheit.

Ich würde z.B. keine pompöse Hochzeit feiern, weil ich weiß und nich ausblende, wie "so was" häufig endet. Gleichwohl kann ich Beziehungen so gestalten, dass sie weitgehend (!) ohne Täuschungen auskommen. Daran ist überhaupt nichts schrecklich.
Hallo isabe! Dann habe ich Deine Bezeichnungen falsch eingeordnet, fürchte ich. Du schriebst wörtlich, dass Du den Großteil des Lebens für "falsch und unaufrichtig" hälst. Das hat für mich etwas mit Nichtakzeptanz und Leugnung zu tun, was ich, wenn es in meinem Leben, meines Empfindens nach dominieren würde, als durchaus schrecklich empfinden würde und somit versuchen würde es zu ändern.

Freiheit bedeutet für mich in diesem Kontext Authentizität. Die Freiheit, mein Leben zu leben - und zwar genau wie ich es möchte, also immer so gut wie möglich. Das bedeutet, dass ich versuche immer so zu handeln, dass es mir (und meinen Lieben) damit möglichst gut geht und das zu vertreten, was mir wichtig ist. Und Freiheit bedeutet weiterhin für mich, dass ich das vollkommen unabhängig davon tue, was irgendwer anders dabei von mir denken könnte.

Meine Hochzeiten waren alle im kleinen Rahmen (drei an der Zahl bisher und ich hoffe sehr, dass es dabei bleiben wird). Und das nicht weil ich pessimistisch an die Sache rangehen würde, sondern weil ich keinen Trara (also keine großen Feiern) mag und zwar generell. Ich lebe wie ich das will und zwar ohne auf Statistiken oder sonstige Normen und Konventionen großartig Wert zu legen. Vielleicht liegt das an meinem Lebenslauf. Ich habe ein gutes Jahrzehnt völlig außerhalb der Gesellschaft gelebt, in einer Art Subkultur. Da lernt man nicht nur vieles über den "guten deutschen Bürger", sondern auch über sich selbst.

Ich bin ein Alien. Früher habe ich darunter gelitten. Heute macht mich das frei. So frei, dass ich meine gesamte Familie, inklusive meiner reichen, stets mit dem sehr üppigen Erbe winkenden Mutter, zum Teufel schickte, ihr signalisierte, dass sie sich ihre Firma an den Hut stecken kann und mich gerne enterben darf - mich aber dennoch mal gerne haben kann. So frei, dass ich mir diesen ganzen "Blut ist dicker als Wasser" Mist abschminkte und mir meine Wahlfamilie schaffte, hier im kleinen Landhaus, am fast Ende der Welt. So frei, dass ich seit über 25 Jahren die gleiche Frisur trage (+ nicht mehr beim Friseur war) und die gleichen (schwarzen) Klamotten mag. Ich bin wirklich sehr speziell und der Witz ist, hier auf dem Land stört das die Leute viel weniger als in der Stadt.

Freiheit ist Leben, so wie man es mag. Ich täusche mich nicht. Ich weiß sehr genau wie bescheiden das Leben sein kann, kenne Verlust, Trauer, Schmerz und all die Unbill, die einen so schnell ereilen können. Und genau deshalb begreife ich jeden guten Tag im Kreise meiner Lieben als Geschenk und lebe ihn so authentisch und echt und ehrlich, wie mir das möglich ist.

Von daher scheinen wir da sehr unterschiedliche Auffassungen zu haben von unseren Lebensgestaltungen.
Aber ich freue mich für Dich, wenn Du so wie Du es siehst gut zurechtkommst. Die Menschen sind halt unterschiedlich - und das ist auch gut so.

Lieben Gruß!
Mondin *die jetzt Putencurry kochen geht*

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hawi
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Beitrag So., 07.08.2016, 15:57

isabe hat geschrieben:Nein, ich finde das überhaupt nicht schrecklich, sondern förderlich für ein bewusstes Leben. Wir sind alle keine Maschinen und daher immer anfällig für Täuschungen. Wenn man diese erkennt, in dem Wissen, dass man ihnen nicht vollkommen entgehen kann, dann ist das ein schönes Gefühl der Freiheit.

Ich würde z.B. keine pompöse Hochzeit feiern, weil ich weiß und nich ausblende, wie "so was" häufig endet. Gleichwohl kann ich Beziehungen so gestalten, dass sie weitgehend (!) ohne Täuschungen auskommen. Daran ist überhaupt nichts schrecklich.
isabe,

aus meiner Sicht täuschst du dich, liest sich so manches jedenfalls für mich so.

Z.B. ist völlig egal, wie du ne Hochzeit feierst. Feierst du aufwändig, kann es passieren, dass es dir als Angeben, Protzen u.ä. angerechnet wird. Feierst du schlicht, bescheiden? Bist du womöglich geizig, enthältst den Leuten ne tolle Party vor und so manches mehr.

Du sagst, du weißt, wie so was häufig endet? Ich zweifel bereits daran, aber sogar wenn dem so wäre, sagt das für das „Ende“ bei deinen eigenen Hochzeit arg wenig.
Dass Leben so passiert, wie mann/frau es sich vorher vorstellt, wäre mir neu.
Ist im Grunde auch egal, ob du anderen gegenüber aufrichtig bist oder nicht, du wirst es nicht schaffen, dass sie sich nicht auch mal von dir getäuscht, enttäuscht fühlen. Schlicht weil Vorstellungen was individuelles sind, auch nicht nur rational begründet.


Auch noch dies, weil du Täuschung so umfassend aufs ganze Leben denkst.
Du gehst abends ins Bett, schläfst. Du stehst morgens auf, gehst zum Klo, wäschst dich, frühstückst.
Nur mal diese Stunden mit ner Menge Leben von dir, vielleicht nicht bemerkenswert, auffällig, aber bei genauem hinsehen passiert da durchaus ne Menge, auch wichtiges, ohne das du nicht leben könntest.
Wo ist da bitte die Täuschung, deine die anderer? D4nkst du nur, du schliefst etc.? Machst du es dir oder anderen nur vor? Wenn ja, was machst du in der Zeit tatsächlich?
Oder schläfst du falsch, unaufrichtig, gehst unaufrichtig zur Toilette, frühstückst unehrlich?

Nö isabe, so groß sich sowas wie falsch/richtig, aufrichtig/unaufrichtig aufs Leben bezogen auch denken lässt, das hat Grenzen. Zu vielem, das Leben ist, auch ist, passt diese Perspektive schlicht nicht.

Dass Täuschen außerdem noch nicht mal nur negativ sein muss, erwähnen möchte ich es wenigstens. Ohne diese Fähigkeit, viele Lebenswesen, wohl auch die Spezies Mensch gäbe es heute nicht, wenn sie nicht auch die Fähigkeit zu täuschen hätten, all das, was Mensch so unter täuschen versteht, begreift.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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hawi
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Beitrag So., 07.08.2016, 16:17

Wohl auch weil ich hier im Thread gedanklich fast bist an meinen Lebensbeginn zurückgelangt war, bin, fällt mir zu täuschen, enttäuschen auch noch diese „Familienanekdote“ ein:

Grad geboren, wurde ich arg krank (ein wenig schrieb ich dazu).
Der mir überlieferte Kommentar meines Opas gegenüber meinen Eltern damals dazu, alles andere als täuschend, sehr sehr authentisch ehrlich: „ Der Jung macht das nicht mehr lang, der ist bald hin.“

Er täuschte sich!
Er enttäuschte arg.
Für mich immer noch, weiterhin, ein A r sch loch erster Güte!

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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