Wie erkenne ich, ob ich liebe?

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schneeweiß
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Wie erkenne ich, ob ich liebe?

Beitrag Do., 28.07.2016, 18:27

Hallo an alle!

Ich habe ein vielleicht etwas eigenartig anmutendes Anliegen: Wie erkennt ihr, dass ihr in jemanden verliebt seid / ihn oder sie liebt und eine langfristige Beziehung mit ihm/ihr wollt?

Ich habe vor ca. 6 Monaten jemanden kennengelernt, bei dem ich eine Anziehung gespürt hatte. Ich wollte ihn näher kennenlernen und so kam es auch.

Er ist ein ganz ein lieber Mann. Mir geht es nun nicht so sehr darum, ihn zu beschreiben. Was mich allerdings sehr irritiert ist meine Unentschlossenheit.

Ich hatte davor seeeehr lange (über10 Jahre) keine Beziehung (weder partnerschaftlich noch rein sexuell).
Ich hatte begonnen, mich mit meiner Symptomatik und meiner Vergangenheit therapeutisch auseinanderzusetzen und hätte Nähe im partnerschaftlichen Sinne nicht zulassen können und wollen.

Was für mich erschwerend hinzu kommt, ist ein altbekannter Mechanismus, den ich von früheren Beziehungen und Avancen von Männern gut kenne: Entwertung. Wenn ich merke, dass ein Mann näheres Interesse an mir hat, beginne ich ihn abzuwerten. Ich fühle mich schuldig deswegen, denn es hat niemand verdient, so be- und verurteilt zu werden und dennoch ploppen solche abwertenden Gedanken und Gefühle schnell auf (dann denke ich: Wenn der MICH will und an MIR interessiert, dann muss doch was so gar nicht stimmen mit dem; und: Na kein Wunder, so wie der ist, kriegt er keine andere ab und wegen Notstand nimmt er nun halt mich). Ich vermute schon, dass es sehr mit meinen Schwierigkeiten zu vertrauen zu tun hat und Nähe auch körperlich zuzulassen.

Sehr schwierig finde ich dann: Was ist diesem Mechanismus geschuldet und wo passt es wirklich aus meiner Sicht zwischen diesem Mann und mir nicht?

Wo kann ich mir darüber klarer werden? Ich möchte offen sein ihm gegenüber und bin mir meiner Gefühle selbst so gar nicht im Klaren?!? Wenn ich es wirklich so empfinde, dass es nicht passt, sollte ich einen Schlussstrich ziehen und ihm das mitteilen. Er hat Ehrlichkeit verdient und jemanden, der ihn, so wie er ist, liebt.


Ich erlebe es als extrem schwankend: Mal empfinde ich Gefühle von Liebe und starker Verbundenheit und dann wieder Ekel und Abwehr; dann,ziehe ich mich sehr von ihm zurück und will ihn überhaupt nicht sehen.

Kennt das jemand von sich bzw. Wie ist das bei euch?

Liebe Grüße, schneeweiß
.

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 18:36

Ein gebrannten Kind scheut das feuer. Aber dennoch solltest du dich trauen. Eine Garantie gibt's ja quasi nie, egal,was du von Beginn an fühlst,oder glaubst.

Und es bedarf ja mehr sich zu verlieben. Du erwartest vielleicht zu früh tiefe Gefühle die erst wachsen, weil normal ist das sie erst später wachsen,

Ein beispiel. Könntest du dir vorstellen, ihn als einen ans Bett gefesselten Menschen bis zum tot zu pflegen? Diese Frage kann man eigentlich erst dann beantworten, wenn man in einer Beziehung zusammengewachsen ist. Und ich hab so die Vermutung, dass du dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit als Maßstab nimmst . Damit nimmst du euch, dir jegliche chance.

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schneeweiß
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Beitrag Do., 28.07.2016, 18:54

Hallo Schnuckmuck!

Danke für deinen Beitrag..ich finde das einen sehr wichtigen Aspekt, den du einbringst..

Ich glaube, was für mich sehr schwierig war und ist, ist, dass dieser Mann schon sehr früh bestätigende Worte eingefordert hat von mir..also, ob ich es mir vorstellen kann und ob wir nun fix eine Beziehung führen (das war schon nach 4 Wochen).

Meine prinzipielle Einstellung ist, immer vorsichtig und auf der Hut zu sein. Man weiß nie..also jemandem wirklich zu vertrauen und vor allem nicht immer wieder in Abwertungen seiner Person zu rutschen..

Da kommen bei mir dann große Schuldgefühle auf, weil er ja nett und lieb ist..aber alleine die Tatsache, dass er sich für mich ?? Interessiert erscheint mir da äußerst suspekt..

Wenn ich einfach abwartend die Zeit genießen könnte, wie es sich weiter entwickelt..dann ginge es sicher.

Aber ich merke und weiß, dass ich ihn vor den Kopf stoße, wenn ich mich dann bedingt durch Abwertung und Ekel 1-2 Wochen stark von ihm zurück ziehe. Ich kann schwer einige Tage im Voraus ein Treffen planen, weil ich nicht weiß, ob ich dann in der Lage bin, Nähe zuzulassen. Da kann es dann sein, dass ich seine Anwesenheit nicht aushalte, weil dann jemand da wäre, der, auch wenn er sich beispielsweise selbst beschäftigen würde (lernen, lesen..tv schauen..) mich anschauen kann und angreifen könnte.

Ich müsste denke ich irgendwie zu der Einstellung kommen, " ich möchte es versuchen und alles weitere sehen wir" oder auch "ich beende die Beziehung".

Nur wie komme ich dahin?

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 19:24

Du musst nur auch überdenken, dass es keine aktuellen Ängste sind.

Was hast du denn zu verlieren und was könnte dich für ein Abenteuer erwarten.

Das Leben ist Risiko,

Und wenn du im schlimmsten Fall merkst, das war nix, dann ist es doch auch okay. Du hast,gelebt,

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Candykills
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Beitrag Do., 28.07.2016, 19:25

Eigentlich würde ich sagen, dass du spürst wenn du in ihn verliebt bist und du dich das nicht mehr fragen musst. Verlieben kann man leider nicht erzwingen. Vielleicht magst du ihn als Mensch sehr gerne, aber bist halt nicht verliebt? Könnte das sein?

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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schneeweiß
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Beitrag Do., 28.07.2016, 19:39

Danke für eure Rückmeldungen..

Das stimmt, Leben ist Risiko..das Gemeine ist doch oft, dass meine Gedanken dazu oft geordnet sind und für mich klar..(wir werden ja dann sehen, wie sich die Beziehung entwickelt).

Gefühle, die dann hochkommen, sehen aber oft anders aus und auch wenn ich einen aktuellen realen Bezug weg rationalisieren kann, sind sie trotzdem da und wirken..(Ekel vor ihm, vor der Körperlichkeit, Abneigung ihn zu sehen, Angst etc.)


Hallo Candykills..das würde ich allgemein auch so sehen..bin aber sehr verunsichert in Bezug auf Partnerschaften, weil ich 1. so lange Zeit nicht in der Lage war eine Beziehung einzugehen (insofern ist diese Nähe auf jeden Fall eine immense Herausforderung bzw. Auch tlw. Überforderung) und die Abwertung bei jedem einsetzt, der sich emotional und körperlich für mich interessiert.

Deshalb frage ich mich, wie ich differenzieren kann: Was ist dem Mechanismus der Abwertung geschuldet (der mir ja auch hilft, mich keiner potentiellen Überforderung durch zu viel Nähe auszusetzen) und was kommt schlicht und einfach daher, dass er zwar lieb ist, ich aber keine darüber hinausgehende Zuneigung und Liebe empfinden können werde?

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Schnuckmuck
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Beitrag Do., 28.07.2016, 19:44

Auf den letzten Satz bezogen: da musst du auf dein bauchgefühl hören.

Ganz tief in dir weißt du die Antwort. Nimm dir Zeit auch allein um sie dir zu beantworten.

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Candykills
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Beitrag Do., 28.07.2016, 19:50

Ich weiß nicht inwieweit man das tatsächlich differenzieren kann. Wenn ich abwerte aus solch einem Schutz heraus, fällt es mir generell sehr schwer noch Gefühle für den Menschen zu haben - in erster Linie positive Gefühle. Es kann demnach gut sein, dass dir die Abwertung einen Strick draus dreht.
Es kann sein. Dennoch glaube ich irgendwie, dass sich wahre Verliebtheit durchsetzt. Zum Beispiel wenn er sich länger nicht meldet, dass dann eine tiefe Sehnsucht entsteht. Liebe oder Verliebtheit sind sehr starke Gefühle, ich würde sagen sie sind stärker als Abwertung und Abwehr.
Als Beispiel würde ich meine Therapeutin heranziehen. Das war Liebe auf den ersten Blick. Trotz Traumata, trotz Näheprobleme, trotz allem. Die Liebe war einfach da, zusätzlich das Gefühl jedoch sie nicht nah an mich ranzulassen. Aber für mich war und ist halt immer die Liebe spürbar. Und damit meine ich keine Übertragungsliebe, weil es war wie gesagt "Liebe auf den ersten Blick". Im Sinne einer Mutter-Kind-Liebe (die indirekt natürlich mit Übertragung zu tun hat, aber sich eben nicht wie eine normale Übertragungsliebe mit der Zeit entwickelt hat). Inzwischen übertrage ich wenig, Liebe sie immer noch, aber weitaus gesünder. Wie auch immer. Die Liebe war immer da, selbst wenn ich stockwütend auf sie war. Das Gefühl der Liebe blieb einfach immer im Vordergrund. Ich finde Liebe ein extrem starkes Gefühl. Und ich glaube fast nichts kann das unterdrücken.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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DreamCat
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Beitrag Fr., 29.07.2016, 18:33

Liebe schneeweiß,


hast du mit ihm mal über deine Gedanken gesprochen? Vielleicht kann er dich verstehen und akzeptiert, wenn du dich zurückziehen willst. Das könnt ihr nur gemeinsam herausfinden.
Ich glaube, du hättest den Beitrag nicht geschrieben, wenn nicht zumindest ein Teil von dir, mit ihm zusammen sein möchte. Vielleicht ist es nur die Angst, die dich zweifeln lässt.

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schneeweiß
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Beitrag Fr., 29.07.2016, 19:13

Liebe DreamCat!

Das stimmt, ein Teil möchte mit ihm zusammen sein, denn er ist ein total lieber Mensch..wir können gemeinsam lachen, haben gemeinsame Interessen und Grundeinstellungen. Natürlich gibt es auch unterschiedliche Ansichten zu manchen Dingen, aber ich finde solche Gespräche sehr bereichernd. Ich möchte ja keinen Klon von mir..er hat seine Meinung und die vertritt er. Und ich auch..

Und Angst habe ich auf jeden Fall..schließlich hatte ich mich über 10 Jahre auf niemanden eingelassen (genauer gesagt sind es 12; ich bin mittlerweile 39) und körperliche Nähe ist etwas,was sehr ambivalent besetzt ist für mich..

Einerseits wünsche ich mir die Nähe und andererseits habe ich sehr große Angst davor. Und wahrscheinlich sollte ich mich nicht so unter Druck setzen, da es die Zeit ohnehin zeigen wird (was aus der Beziehung wird und wie sie weiter geht).

Dennoch liegt es mir im Magen, weil ich auch für mich selbst so wenig Klarheit habe. Ich meine nicht, dass ich die nächsten 30 Jahre verplanen möchte, aber etwas mehr Gewissheit, dass es für den Moment gut ist, würde ich mir sehr wünschen..

Er weiß einiges von meiner Vergangenheit (Kindheit etc.) und auch, dass ich öfter mal Zeit für mich brauche..er geht recht gut damit um, auch wenn es gerade die erste Zeit auch schwierig für ihn war..

Manches traue ich mich (noch?) nicht so offen ansprechen..

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Zwergal
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Fr., 29.07.2016, 19:48

Ich kann deine Empfindungen sehr gut nachvollziehen. Ich war zwar in langen Beziehungen, hatte aber auch diverse Kurzzeitbeziehungen.
Nach 4 Jahren ohne festen Freund habe ich forciert, wieder 'echte' Partner zu suchen. Nach ein paar Wochen habe ich mich immer eingeengt gefühlt.
Bis ich meinen jetzigen Mann kennengelernt habe. Ich hab mich von Anfang an bei ihm wohl gefühlt, wie immer hat sich dennoch nach ein paar Wochen ein Gefühl der 'Panik' eingestellt. Dennoch hatte ich das Bedürfnis, mit ihm über diese Situation zu sprechen.
Falls du wirklich Ekel empfindest ohne dass du mit ihm darüber sprechen willst, würde ich an deiner Stelle weitersuchen.
Ich wünsche dir alles gute!

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Schnuckmuck
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Beitrag Fr., 29.07.2016, 19:55

Schneeweiß, ich finde es entzückend, wie du dich auf so dir fremdes Terrain wagst. Aber du hast ja nix zu verlieren, kannst nur gewinnen. Und wenn du ihm von deinen Ängsten erzählst, kann er dir dabei helfen. Und wenn alles gut GEHT? Na dann!!! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

ES IST ES DOCH WERT,ODER. Er ist es doch wert,ODER?

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SchnickSchnack
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Beitrag Mi., 03.08.2016, 02:55

Ich bin jemand, der auch lange keine Beziehungen hatte und auch diverse Ängste mit sich rumschleppt/rumgeschleppt hat.

Meine Erfahrung ist: Wenn der Anfang einer Beziehung nicht einigermaßen leicht von der Hand geht und die Gefühle und das Vertrauen nicht reichen, dann sollte man weiter ziehen, dann passt es nicht. Wenn man nicht weiß, ob man verliebt ist, dann ist man es wahrscheinlich nicht.

Eine Freundin von mir ist gegenüber ihrer neuer Beziehung auch recht skeptisch und hinterfragt und analysiert vieles. Sinngemäß habe ich ihr gesagt: "Alleine deine Skepsis und dein Hinterfragen sollte dich schon skeptisch machen, vielleicht lässt du es dann lieber."

Das klingt jetzt hart, aber das ist meine Meinung und so habe ich das immer wieder bei mir selbst und auch Freunden beobachtet.

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