Mutter liebt mich nicht!

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Tiefschwarz
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Mutter liebt mich nicht!

Beitrag Mi., 20.01.2016, 09:19

Hallo ihr Lieben,

ich bin auf der Suche nach Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht haben. Bitte seid nicht zu hart mit euren Antworten, weil ich gerade echt sensibel bin

Es geht um meine Mutter. Ich habe noch einen 10 Jahre jüngeren Stiefbruder (30 Jahre). Es war von klein auf an so, dass mein Bruder betüddert und umsorgt wurde. Ich nicht. Mir wurde als Kind immer gesagt, dass ich ins Heim verschwinden oder zu meinem Vater gehen soll (meine Eltern haben sich getrennt, als ich 6 Jahre alt war. Er war ein brutaler Schläger). Es gab dann mit 11 Jahren eine Situation in der meine Mutter mir ruhig und ernst (nicht im Streit aus Wut) gesagt hat, dass sie mich nicht liebt. Das werde ich nie vergessen. Und ich werde bald 40 Jahre alt! Sie erinnert sich angeblich nicht mehr daran.

Insgesamt ist meine Mutter nicht sehr tiefgründig. Und ja sie hatte ein schweres und trauriges Leben. Therapie (da gäbe es so viel aufzuarbeiten) lehnt sie strikt ab.

Mein Bruder war als Kind ständig krank. Später war er auch ein Sorgenkind. Schulabbruch, nichts auf die Reihe bekommen und bis heute täglicher Kiffer. Vor einigen Jahren hat er dann endlich die Kurve bekommen und macht nun eine Ausbildung.

Jedenfalls ist es so, dass sie mir ständig von ihm erzählt, wenn wir telefonieren. Wie schlecht es ihm doch ginge. Er hätte ja sooo viel Stress. Er hat in meinen Augen einen ganz normalen Job, wo eben auch dann und wann mal Überstunden anfallen. Ich vermute er ist so wenig belastbar, weil er halt jeden Tag am Kiffen ist.

Sie leidet immer so stark mit ihm, dass es ihr jedesmal mit schlecht geht und sie ist eh so ein labiler Opfertyp mit Tendenz zur Depression.

Ich hingegen habe in meinem Leben etwas erreicht. Trotz der schrecklichen Kindheit habe ich es geschafft meinen Weg zu gehen und meine Ziele zu verwirklichen. Ich habe einen guten Job und studiere nun seit 4,5 Jahren nebenberuflich. Alles aus eigener Kraft. Habe weder emotionale noch finanzielle Unterstützung von niemanden erhalten. Wo bleibt mal ihr Verständnis für mich? Wieso ist das Leben meines Bruders ja so hart und mein Kampf wird überhaupt nicht wahrgenommen? Ich werde nicht wahrgenommen. Im Gegenteil: sie lässt immer wieder durchblicken, wie albern sie mein Studium findet.

Naja, lange Rede kurzer Sinn: ich kriege keine Liebe und Aufmerksamkeit von ihr. Und das werde ich auch nie. Mein Bruder hingegen wird heiß und innig geliebt. Ich würde das so gerne endlich loslassen, aber ich bekomme das irgendwie nicht richtig hin. Gibt es jemanden hier, der von seiner Mutter auch keine Liebe bekommen hat? Wie seid ihr damit umgegangen?

Ich werde nun selbst bald 40 und ich fühl mich so blöd dabei, dass ich immer noch so traurig darüber bin.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 09:57

Wenn ich das lese stellt sich mir vielmehr die Frage: Warum tust du dir das als erwachsene Frau, die offensichtlich einiges im Leben erreicht hat, immer noch an? Warum brichst du den Kontakt nicht ab oder schränkst ihn wenigstens stark ein?
Sagst du ihr, was du denkst und dass es dich verletzt, wenn sie nur über deinen Bruder spricht?

Die Situation mit meiner Mutter ist etwas anders, aber ich denke, das was ich lernen musste, könnte auch für dich hilfreich sein, das Zauberwort hierbei ist Abgrenzung.
Du bist NICHT für deine Mutter verantwortlich.
Es ist schlimm und traurig, dass sie dir als Kind nicht die Liebe entgegen bringen konnte, die du gebraucht hättest. Aber jetzt bist du erwachsen und hast dein eigenes Leben. So wie sie ihr Leben hat.

Warum einer Sache hinterher laufen die niemals da war und so auch vermutlich niemals existieren wird? Warum Kontakt zu jemandem halten, der einen nicht respektvoll behandelt?

Es ist nicht blöd, dass du traurig darüber bist, wie es gelaufen ist. Aber es wäre nicht zielführend wenn du weiter in dieser Situation verharren würdest und das ganze die nächsten zwanzig Jahre einfach so weiter laufen lässt oder auf die große Wende wartest.

Warst/ Bist du in Therapie oder hast du mal darüber nachgedacht, ob es Sinn für dich ergeben würde?

Das ist nicht so einfach wie es klingt, ist mir schon klar. Aber ich denke es ist möglich und nur mit Veränderung kann man weiter kommen.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Mitzi
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 10:09

Liebe Tiefschwarz, ich finde das überhaupt nicht blöd. Es gibt Defizite die wir vielleicht unser ganzes Leben lang nicht wieder ausgleichen können. Und so etwas Essentielles wie die Liebe der eigenen Eltern gehört sicher dazu.
Sieh es als Kompliment, dass dich deine Mutter nicht mehr als hilfsbedürftiges Kind sieht, um das sie sich ständig sorgen muss. Im Gegenteil, sie lädt auch noch ihre eigenen Sorgen bei dir ab. Und macht dich damit eher zum (ihr gleichgestellten) Partner, als zur (gleichgestellten) Schwester ihres "Sorgenkindes". Vielleicht weil du stärker und eigenständiger bist, als sie selbst. (?)
Das alles muss überhaupt nicht auf deine Situation zutreffen, aber es ist mir aus eigener Erfahrung spontan zu deiner Schilderung eingefallen.
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Tiefschwarz
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 10:11

Liebe Marzipanschnute,

vielen Dank für deine Antwort!

Deine Frage ist berechtigt: warum tu ich mir das an? Nach dem Disput gestern mit meiner Mutter am Telefon (war so wütend und hab am Ende einfach aufgelegt!), bin ich in der Tat am überlegen den Kontakt erstmal abzubrechen. Ich habe schon immer mal überlegt, dass es wahrscheinlich besser für mich wäre. Ich werde mich nicht mehr bei ihr melden. Doof ist nur, dass sie bald Geburtstag hat. Ich habe schon die Geschenke Zuhause. Jetzt ist die Frage: trotzdem schicken (was aber dann wohl wieder Kontakt zur Folge hätte ) oder nur eine oberflächliche Geb.karte schicken (gleiche Befürchtung) oder eben einfach gar nicht melden?

Ja, ich habe eine dreijährige Therapie hinter mir. Ich glaube mein Therapeut hatte den Eindruck, als würde ich doch immer wieder hoffen, dass meine Mutter sich ändert und hat mir deutlich gemacht, dass das nicht geschehen wird. Letztendlich weiß ich das auch.

Vor einiger Zeit hatten meine Mutter ich ein eingermaßen gutes Verhältnis. Wir haben regelmäßig telefoniert. Da habe ich mal das Thema angesprochen, dass mein Bruder immer bevorzugt wurd und wurde. Sie hat da wider Erwarten ganz gut drauf reagiert. Sie hat es mir so erklärt, dass mein Bruder viel krank war und sie dachte er brauche sie mehr. Daraufhin hab ich ihr geantwortet, dass ich ein Kind war und sie auch gebraucht hätte (Naja....die Beziehung von meiner Mutter zu meinem Bruder ist total ungesund, aber das gehört hier nicht hin). Kurz hatte ich das Gefühl, sie hätte mich verstanden. Aber sehr schnell danach war alles wieder beim Alten. Er ihr kleiner Liebling und ich bin egal..... Das bedeutet, dass auch wenn ich meiner Mutter etwas sage (und das mache ich inzwischen immer wieder) in diese Richtung, sie es abtut oder eben am Ende einfach nicht versteht!

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Tiefschwarz
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 10:22

Liebe Mitzi,

ja du hast vollkommen recht. Meine Mutter will gebraucht werden, weil es sie aufwertet (sie hat so viele Defizite). Bei meinem Bruder bekommt sie das. Bei mir nicht. Ich brauche sie nicht. Bei mir gibts für sie in diesem Sinne also nichts zu holen.

Leider war es schon recht früh so, dass meine Mutter und ich die Rollen getauscht haben. Ich bin die Mutter und sie das Kind. Das ist für ein Kind natürlich fatal. Aber heute bin ich erwachsen und muss das Kind in mir loslassen.

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Mitzi
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 10:39

Tiefschwarz hat geschrieben: Bei mir gibts für sie in diesem Sinne also nichts zu holen.
Das stimmt vermutlich, aber vielleicht holt sie sich ja etwas anderes bei dir.

Vielleicht musst du das innere Kind aber auch mal ordentlich umarmen!
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lamedia
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 10:52

Eine Alternative zu völligem Kontaktabbruch: Dass du selbst den Kontakt beschränkst und (immer wieder) deine Grenzen setzt und auch klar kommunizierst, warum diese da sind. (Also nicht als Bestrafung a la: "Ätsch, das hast du nun davon, jetzt melde ich mich nicht mehr.", sondern als Grenzsetzung: "Mutter, ich werde mich künftig nicht mehr so oft bei dir melden, denn es tut mir im Moment nicht so gut." (Dann kommen vielleicht Manipulationsversuche, gegen die du dich wappnen musst.) Das ist umso leichter, je weniger du dich abhängig von deiner Mutter fühlst oder eben hoffst, dass doch noch alles gut wird. Aber ist es denn das, was du willst? Könntest du das durchziehen? Hättest du Unterstützung?

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Tiefschwarz
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 11:00

Ja, ich muss mir und meinem inneren Kind selbst eine gute Mutter sein. Aber das fällt oft nicht so leicht

Liebe Lamedia,

das ist ein guter Einwurf, dass ich ihr sagen soll, dass ich den Kontakt einschränken möchte, weil er mir nicht gut tut momentan. Find ich richtig gut so!

Allerdings möchte ich mich vorerst nicht bei ihr melden. Zu tief sitzt die Enttäuschung und die Wut. Ich denke ich melde mich dann frühestens zu ihrem Geburtstag und schicke ihr die Geschenke (wir wohnen nicht in derselben Stadt). Werde dann eine kleine Karte beifügen und das da so drauf schreiben. Das sie sich gerne melden kann, ich habe den Kontakt nicht mehr so intensiv möchte, weil es mir nicht gut tut.

Wenn du mich fragst was ich wirklich will......eine liebevolle Mutter! Aber die werde ich nicht bekommen und ich möchte mich endlich innerlich ganz ehrlich damit abfinden und nicht doch immer wieder mich selbst belügen und hoffen. Da der Kontakt zu meiner Mutter nie so sein wird, wie ich ihn mir wünsche, wäre ein eingeschränkter Kontakt sicher das Beste. Aber selbst dann wird es ja schwierig werden. Es wird sich weiterhin alles um meinem Bruder drehen und ich werde nicht gesehen......ist halt die Frage, ob ich mir das antun möchte. Auch wenn es dann nicht mehr so oft ist.

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Kekskrümel
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 11:55

Kannst du dir selbst Bestätigung, Aufmerksamkeit usw. vermitteln?

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Tiefschwarz
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Beitrag Mi., 20.01.2016, 12:09

Hhm...ich glaube, dass ich schon auf mich achte. Dafür sorge, es mir neben all dem Stress, es mir schön zu machen. Solche Momente genieße ich dann sehr bewusst.

Allerdings fällt es mir schwer, mich nicht so unter Druck zu setzen. Ich habe oft das Gefühl nicht gut genug zu sein. Ich glaube ich denke unterbewusst oft nicht liebenswert zu sein.

Gerade nach gestern Abend frage ich mich, ob ich so ein furchtbarer und anstrengender Mensch bin.....


Geenie
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Beitrag Mi., 27.01.2016, 05:19

hey Leidensgenossin

.....Die unglücklichste Liebe von allen, seiner eigenen Mutter nicht zu gefallen...
Ich bin 39 und habe das gleiche Problem wie du. Ich finde es toll, dass du hier auch zu diesem unlösbaren? Thema postest, dankeschön. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass es total wichtig ist einen Austausch zu finden. Lösung habe ich keine. Ich habe seit zwei Jahren den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen und bin bis jetzt auch nicht glücklich geworden.

Meine Mutter hat mich aufgrund einer unbehandelten postnatalen Depression und aufgrund ihrer unbehandelten abhängig/narzisstischen Persönlichkeitsstörung sozusagen abgestoßen. Sie hat mir als ich ca. 24 Jahre alt war gesagt, ihr hätte einfach so dermaßen vor mir geekelt, dass sie mich nie berühren konnte. Sie hätte auch lieber einen Jungen gehabt, meinte sie. Ich habe auch für meine Mutter einen üblen Geruch ausgestrahlt. Sie hat mich immer als ihre Strafe bezeichnet, obwohl ich mich in meinen ersten Lebensjahren wirklich bemüht habe, ihr zu gefallen. Fast täglich hat sie mir gesagt, ich sei für sie das Letzte, das Allerletzte. Sie konnte nicht mit mir gemeinsam bei Tisch sitzen. Sie hat mich auch körperlich misshandelt (nahezu tägl. Ohrfeigen) aber meist subtil: Reißen beim Frisieren, viel zu heißes Badewasser, Krankheiten ignoriert, kratzige Strumpfhosen, Hunger uvm. wie auch meinen Vater gegen mich aufgehetzt. Ich durfte ihr auch nichts zum Muttertag oder zum Geburtstag schenken... (siehe meinen Beitrag)

In einer (mittlerweile abgebrochenen) Therapie, habe ich das obenstehende erst vor 3 Jahren zur Kenntnis genommen.

Ich habe Trauerarbeit geleistet (halbes Jahr bei jeder Gelegenheit geheult).

Ich hatte bis zur therapie immer gedacht, dass ich es wäre, die meine Mutter von sich aus ablehnt. Beruht ja dann nach einigen Gemeinheiten auch auf Gegenseitigkeit. Dass sie mich dermaßen abgelehnt hat, habe ich verdrängt.

Ich habe leider große Schwierigkeiten, Wut zu empfinden oder Wut zu verarbeiten.
und ich weiß, dass dieses Thema mich immer begleiten wird.

Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen.

alles Gute

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