Meine Tochter hat meine Tagebücher gelesen

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 28.11.2014, 21:20

Hallo Mama81,

Achtung, wird lang.
Wahrscheinlich wirst du mich jetzt erst einmal zum Mond schießen, weil ich jetzt ganz eindeutig für deine Tochter in die Presche springe.
1. Ich sehe in dem Verhalten deiner Tochter keinen Vertrauensbruch, sondern durchaus einen Vertrauensbeweis.
2. Auch wenn du deine Tagebücher im Hochsicherheitstrakt von Ford Nox gebunkert hättest, deine Tochter hätte sie gefunden, sie musste sie finden!

Ich sehe sehr wohl deine Nöte, mit 17 schwanger zu werden. Vielleicht hattest du seitens deines Elternhauses kaum Unterstützung, das Großziehen eines ungewollten Kindes, selber noch extrem jung, keine Ausbildung … mit Sicherheit sehr große seelische Belastung, darüber hast du dir in deinen Tagebüchern bestimmt etwas Erleichterung verschafft. Dafür habe ich absolut vollstes Verständnis. Und das du dich jetzt durch das Verhalten deiner Tochter hintergangen/betrogen fühlst, kann ich nachvollziehen. Aber aus dem bisschen, was du von dir und deiner Tochter schreibst und von den faktischen Hintergründen kann ich schon auch sehen, dass euer Mutter-Tochter-Verhältnis nicht so ist, wie es sein sollte, unter anderem ja auch Grenzüberschreitungen in beiden Richtungen.

Was schon Candle andeutete, steckt meines Erachtens die Identitätsfindung, die Suche nach den eigenen Wurzeln dahinter. Und die fängt eigentlich schon viel früher an, spätestens dann, wenn ein Kind rafft, dass Kinder nicht vom Klapperstorch gebracht werden. Und gerade dann, wenn es keinen Vater gibt, stellt das Kind die Frage schon recht früh. Wie hattest du denn damals reagiert, Mama81? Warst du überrascht/genervt/ an deine schlimme Zeit erinnert, fühltest du dich hilflos, ganz nach dem Motto: wie kann das junge Kind mich jetzt bloß daran erinnern, an meine eigenen unverarbeiteten Wunden. Das Kind ist eh noch zu klein, es versteht das nicht! War es so? Dann kann es gut sein, dass du damals schon eine Tür zugestoßen hast. Dialog kaum möglich, vielleicht etwas später noch mal kurz die Faktenlage nüchtern erzählt, aber trotzdem war das Thema Vater mit einem geringen Tabu versehen.
Auch wenn du deiner Tochter faktisch alles erzählt hattest, was du von ihrem Vater weißt, kann ich es sehr wohl nachempfinden, dass sie dir nicht glaubt, dass du mit 17 mit einem Mann „freiwillig“ in die Kiste hüpfst ohne zu wissen, wer er ist. Und nochmals zu fragen war ihr wohl aufgrund von Vorerfahrung nicht möglich/nicht erfolgversprechend. Jetzt durch das Lesen der Tagebücher hat sie aber mit sicherheit erkannt, in was für Nöte du damals (kaum älter als sie jetzt) stecktest, und dass du ihr wohl tatsächlich die faktische Wahrheit erzählt hast. Sie weiß sehr wohl, dass sie mit dem Lesen eine Grenze überschritten hat. Sie möchte, dass du mit ihr redest (sonst hätte sie die Bücher wieder exakt so dorthingelegt, wo sie sie gefunden hat). Sie schafft es nicht, alleine damit anzufangen. Sie vertraut dir, dass du es schaffst und dass du ihr jetzt nicht den Kopf abreißt, sie zur Schnecke machst, sie an allem schuld sein lässt. Schuldig fühlt sie sich schon mehr als genug, nimm ihr bitte diesen Druck.

Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass sich wirklich nur die wenigsten vorstellen können, was es in einem Kind/Jugendlichen für einen Leidensdruck erzeugt, nicht zu wissen, wer der Erzeuger ist, es nie zu erfahren, mit diesen weißen Flecken in der Biographie leben zu müssen. Wenn der Erzeuger aktives Familienmitglied ist, war, oder zumindest bekannt ist, werden im Laufe der Jahre viele Infos gesammelt: Den abstehenden großen Zeh hast du vom Opa; oh, dein Papa hat als zweijähriger auch schon die Oliven gefuttert, sie sogar mal aus dem Einkaufskorb „geklaut“. Deine Tante mochte dieses und jenes auch nie/besonders gerne. Der Papa hatte als kleines Kind auch rote Haare … Es wird aus dem Nähkästchen geplaudert … Ja, das dient alles schon von klein auf der Identitätsfindung, ohne dass man es merkt, die beginnt nicht erst mit 16.

Was bedeutet es für ein Kind, wenn es auf die natürlichen Fragen, die erstrecht kommen, wenn der Erzeuger nicht mit im Haushalt lebt, keine hinreichenden Antworten erhält? Oder gar keine? Oder noch schlimmer, wenn das Thema zusätzlich noch mit einem Tabu belegt ist?
Es hat gar keine andere Wahl als zu schnüffelt, es muss! Es ist dazu gezwungen! Denn diese Frage wird immer brennender.
Zuerst wird es sich bemühen, sich selber Antworten zu geben, genau zu beobachten, augenfällig sind natürlich erst Mal äußere Merkmale. Es wird feststellen, dass sämtliche Verwandte mütterlicherseits glatte Haare haben, alle Familienfotos (auch der Verstorbenen) sind gescant worden. Wenn man selber von klein auf einen prächtigen Lockenkopf hat, muss der ja von der väterlichen Seite kommen. So geht es dann weiter mit anderen Merkmalen/Eigenschafften. Man reimt sich so was zusammen, baut sich seinen Phantasie-Papa auf, und der muss noch nicht einmal idealisiert sein. Und immer steckt noch die Hoffnung dahinter, „wenn ich mal groß bin/erwachsen bin, werde ich meinen Erzeuger ausfindig machen“ (zum Abgleich der Vorstellung/kennenlernen, gegebenenfalls auch inkognito). Und es bricht eine Welt zusammen, wenn die Gewissheit auf einem Male vor einem steht, dass diese letzte Option NIE in Erfüllung gehen wird, weil man erfahren hat, dass der Erzeuger gestorben ist (und dieses Wissen noch nicht einmal haben darf, weil „illegal“ erworben) oder das Kind – wie in deinem Falle – durch das Lesen der Tagebücher die Gewissheit bekommen hat, dass die Mutter tatsächlich nichts weiß und kein Wissen vorenthält.

Klar, das Ganze ist/war auch eine Baustelle von mir, oute mich da.
Und heimlich erworbenes Wissen, das man nicht haben darf, ist dann auf einmal noch schlimmer, als das Nichtwissen vorher, vor allem, wenn es keinen Menschen gibt, mit dem man dieses Wissen teilen kann. Und erst recht, wenn die faktischen Daten auch noch an sich belastend sind. Also rede mit deinem Kind, nimm ihm die Schuld.

Ja, ich habe geschnüffelt, Ford Nox hätte mich nicht aufhalten können. Und bei jeder kleinen Info kam erst ein Glücksgefühl, endlich etwas zu wissen, kurz darauf aber die Ernüchterung, was ist das schon? Mehr, mehr! Es ist wie eine Sucht. – Sucht = Suche. Man kann nicht aufhören, man muss!
Ich hatte damals etwas gefunden als Kind – und zum Glück aufgeschrieben und aufbewahrt – was mir dann im Laufe der ersten Therapie geholfen hatte, die noch lebende Verwandtschaft meines Erzeugers ausfindig zu machen.
So wurden dann tatsächlich ein paar meiner weißen Flecke etwas grau.
Ich war damals 11.
(na ja, dieses war eigentlich halt eines der für mich „harmlosen“ Baustellen).
Vielleicht hilft dir Mama81 mein Outing in dieser Sache etwas, deine Tochter zu verstehen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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(V)
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Beitrag Fr., 28.11.2014, 23:27

In meinem Fall war es so, dass meine Tochter von meinem Online-Blog hier im Forum wusste. Lange Zeit (Jahre !!!) war es ihr ziemlich egal, obwohl sie es nicht mochte, wenn ich über meine Probleme als Alleinziehende mit einem Teenie schrieb, aber sie "tolerierte" es, dass ich ab und an... - was ohnehin nur einen recht geringen Teil ausmachte - ... auch über sie schrieb. Es war kein Geheimnis, es war offen kommuniziert. Da ich selbst immer Opfer sehr übergriffiger Eltern war, bei denen Tagebuch lesen nur die Spitze des Eisberges war... (ausspionieren a la Stasi trifft es eher!)...respektierte ich immer die Privatsphäre meines Nachwuchs, selbst dann, wenn es eine Einmischung und Kontrolle altersgemäß noch nötig gewesen wäre (z.B. erzwungene Schulranzenkontrolle nach der 5ten Ermahnung!).

Ich vertraute sowohl auf ihr gewohntes Desinteresse an meiner Person und darauf, dass sie meine Privatsphäre und mein Vertrauen, ihr überhaupt davon zu erzählen, respektiert. Jahrelang war dem auch so, doch eines Tages änderte sich das. Warum genau, weiß ich nicht, z.B. ob ihr 1.Freund dahinter steckt oder die Machenschaften meiner extrem mobbende Verwandtschaft, die ihre Felle davon schwimmen sahen, je besser es mir ging oder ob es einfach nur pubertäre Machtkämpfe waren. Wie dem auch sei, sie las nicht nur mein (Online-)Tagebuch, zu dem ich bekanntermaßen offen stand, nein, sie lud es runter, lud es WOANDERS neu hoch ("als Beweis-Sicherung") und druckte es aus, und zeigte es meinen sämtlichen Verwandten und Erzfeinden, die ihr einredeten, dass Tagebuch schreiben und Psychotherapie und sowieso ganz und gar völlig verwerflich ist. Das Fazit 6 Monate später: sie ist ausgezogen, keinerlei Kontakt mehr in gegenseitigen Einvernehmen, sie ist für mich gestorben, meine Wohnung ist bereits gekündigt, ich ziehe nächsten oder übernächsten Monat ohne sie weg. Punktausende. So ein Vertrauensbruch ist nicht zu kitten. Ohne wenn und aber.

Ich glaube nicht, dass IRGENDEIN Teenager aus Lust und Laune so übergriffig ist. Bei so etwas geht es IMMER (!) um Macht, und hat mit Informationssuche wenig bis nichts zu tun. In dem Alter wissen die sehr wohl, dass man so etwas nicht macht, dafür gibt es keine Rechtfertigung. Egal was war, was ist, in diesem Punkt halte ich 14 bis 17Jährige Mädchen für durchaus "schuldfähig", und nicht als arme, unschuldige Opfer, die nicht wissen, was sie tun, und... *auf Mitleid heischend*... nur irgendwelche Informationen suchen.

Ich halte es für ziemlich fragwürdig, wenn man versucht, in diesem Verhalten noch irgendwas Positives zu sehen a la "wenigstens hat der Teenie Interesse an den Gefühlen der Mutter" oder "sucht nach seinen Wurzeln", denn damit hat es gewiss nichts zu tun. Wer solche Situationen so bewertet ist mMn eindeutig selbst ein Opfer von Ambivalenzen und Doppelbindungen, wenn man in dieser Größenordnung wirklich gute/naive Absichten und faktische Übergriffe/Respektlosigkeiten/derbe Vertrauensbrüche miteinander verwechselt.

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 29.11.2014, 02:00

Hallo (V),
ohje, da geht es aber bei dir um etwas ganz anderes als bei der Thread-Eröffnerin.
(V) hat geschrieben:In meinem Fall war es so, dass meine Tochter von meinem Online-Blog hier im Forum wusste. Lange Zeit (Jahre !!!) war es ihr ziemlich egal, obwohl sie es nicht mochte, wenn ich über meine Probleme als Alleinziehende mit einem Teenie schrieb, aber sie "tolerierte" es, dass ich ab und an... - was ohnehin nur einen recht geringen Teil ausmachte - ... auch über sie schrieb. Es war kein Geheimnis, es war offen kommuniziert.
DU hast deine Tochter in die Öffentlichkeit gezerrt. (aus Sicht deiner Tochter bestimmt auch bloß gestellt)
DU bist so naiv zu glauben/darauf zu vertrauen, dass mit dem, was du in der Öffentlichkeit preisgibst, kein Schindluder getrieben wird.
(V) hat geschrieben: selbst dann, wenn es eine Einmischung und Kontrolle altersgemäß noch nötig gewesen wäre (z.B. erzwungene Schulranzenkontrolle nach der 5ten Ermahnung!).
Ups, da muss ich wohl in der Erziehung unserer Kinder (die jüngsten sind noch in de Pubertät) irgendetwas falsch gemacht haben, so etwas war bei uns nie notwendig.
(V) hat geschrieben: Das Fazit 6 Monate später: sie ist ausgezogen, keinerlei Kontakt mehr in gegenseitigen Einvernehmen, sie ist für mich gestorben, meine Wohnung ist bereits gekündigt, ich ziehe nächsten oder übernächsten Monat ohne sie weg. Punktausende. So ein Vertrauensbruch ist nicht zu kitten. Ohne wenn und aber.
Bei dieser Reaktion und Äußerung kannst du mir nicht erzählen, dass da zwischen Euch nicht schon vorher eine gravierende Schieflage war. Da war dieser Vertrauensbruch dir gegenüber ziemlich sicher nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
(V) hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass IRGENDEIN Teenager aus Lust und Laune so übergriffig ist.
Sehe ich auch so.
(V) hat geschrieben: Bei so etwas geht es IMMER (!) um Macht
Nein, das immer bezweifle ich, bei dir mag es aber recht wahrscheinlich am Ende so gewesen sein.
Es geht durchaus auch um mit dem Klarkommen von erlebter Ohnmacht, nach einem Schrei nach Hilfe, um ein nicht-verstanden-werden, um Hilflosigkeit, um ein …
Wenn du es so verstehst, dass übergriffiges Verhalten von Jugendliche IMMER mit Macht zu tun hat, unterstellst du ihnen auch eine gewisse Boshaftigkeit und lässt überhaupt nicht den Gedanken zu, dass dieses Verhalten AUCH eine REAKTION auf zuvor selbst erlebtes Negatives sein kann, was letztendlich dann zu Machtspielen á la „wie du mir, so ich dir“ führt.
(V) hat geschrieben: Egal was war, was ist, in diesem Punkt halte ich 14 bis 17Jährige Mädchen für durchaus "schuldfähig", und nicht als arme, unschuldige Opfer, die nicht wissen, was sie tun,
Ja, in dem Alter wissen sie idR schon, was sie tun, erst recht, wenn sie sich schon lange selber als Opfer sehen!
(V) hat geschrieben: Ich halte es für ziemlich fragwürdig, wenn man versucht, in diesem Verhalten noch irgendwas Positives zu sehen a la "wenigstens hat der Teenie Interesse an den Gefühlen der Mutter"
Das „…“ war nicht das Motiv für die Schnüffelei. Ob ein Interesse an den Gefühlen der Mutter ist/war, geht weder aus Mama81s Post hervor, noch behaupte ich dieses oder stelle es als Rechtfertigung in den Raum.
Um in deinen Worten zu bleiben: Ich halte es für ziemlich fragwürdig, wenn man versucht, in diesem Verhalten etwas durchweg vorsätzlich Schlechtes zu sehen (sie wolle der Mutter Schaden, weh tun, eins Reinwürgen, Macht ausüben).
(V) hat geschrieben: oder "sucht nach seinen Wurzeln", denn damit hat es gewiss nichts zu tun.
Doch, genau damit hat es was zu tun, lies doch das Posting von Mama81:
mama81 hat geschrieben: sie meinte sie hätte ein recht darauf zu erfahren wie das wirklich war mit ihrem vater ( sie ist aus einem one night stand entstanden und ich habe den mann nie wieder gesehen, der weiss nicht mal das es sie gibt, es gab aber auch keine Möglichkeit ihn ausfindig zu machen), dabei habe ich ihr alles gesagt was ich über ihn wusste.
Ob Mama´s Tochter jetzt gezielt nach den Tagebüchern gesucht hat oder nach irgendwelchen Infos und dabei die Tagebücher gefunden hat, geht nicht aus dem Geschriebenen hervor.
(V) hat geschrieben: Wer solche Situationen so bewertet ist mMn eindeutig selbst ein Opfer von Ambivalenzen und Doppelbindungen
Nicht „ist“, sondern „war“. Aus der Opferrolle bin ich schon längst draußen, sonst könnte ich gar nicht sehen, was an dem Verhalten der Tochter dahinterstehen könnte, weil eigene Baustelle einen den Blick mindestens einengt, wenn nicht sogar verstellt. Sonst würde ich bestimmt auch (so wie du und andere) auf das unmögliche, bösartige, vorsätzliche Verhalten der Tochter eindreschen.

Aus Mama81`s Post geht nicht hervor, dass die Tochter überhaupt Kenntnisse über die Existenz dieser Tagebücher hatte.

Deine Tochter, mit der es zu diesem extrem schweren Zerwürfnis kam, wusste aber sogar von dir, dass du in aller Öffentlichkeit eine Art Tagebuch schreibst, in dem jeder x-beliebige nachlesen kann, was du für Schwierigkeiten mit deiner Tochter hast. Sie fand es nicht gut, und du hast es trotzdem gemacht!
mama81 hat geschrieben: sie hat keinen Respekt vor den Sachen anderer. sie nimmt alles und gibt es nicht zurück. habe darüber schon mehrmal mit ihr gesprochen das das nicht geht. wenn ich irgendetwas vermisse dann weis ich wo ich es finde. vor ein paar tagen hab ich mal wieder etwas gesucht in ihrem zimmer
Es geht bei mama81 nicht um intime/persönliche Erfahrungen, sondern um banale materielle Dinge, ich spekuliere mal: um Nagellack, Parfüm, die geile neue Tasche, der Schal, die coole Sonnenbrille. Alles Dinge, die sie sich ungefragt „ausleiht“ und „vergisst“, wieder zurückzubringen. Ja, das ist nervig! Kenne ich tendenziell von einer meiner Töchter auch, hab mir da auch schon den Mund fusselig geredet (mit nur mäßiger und kurzfristiger Wirkung).

Die Faktenlage ist bei Mama81 eine andere als bei dir.
(V) hat geschrieben: wenn man in dieser Größenordnung wirklich gute/naive Absichten und faktische Übergriffe/Respektlosigkeiten/derbe Vertrauensbrüche miteinander verwechselt
Ich verwechsle da nichts, weiß sehr wohl, was übergriffiges Verhalten, Respektlosigkeit und heftige Vertrauensbrüche sind. Aber weißt du das auch? Erwartest du nur von anderen (deiner Tochter z.B.) dass sie so etwas nicht tut, obwohl dieses Verhalten genau das beschreibt, was du über Jahre hinweg gegenüber deiner Tochter praktiziert hast?
mama81 hat geschrieben: ich bin nun so dermassen fertig. sie hat mir etwas gestolen was sie mir nie mehr zurückgeben kann. ich weiss nicht wie ich mit ihr nun umgehen soll. ich liebe sie, sie ist mein Kind. wie soll das jetz weitergehen. für mich ist eine welt zusammengebrochen
Mama81 fühlt sich zu Recht so. Es ist jemand, die sie liebt, in ihr intimstes Eingedrungen. Da bricht auch für sie eine Welt zusammen. Das sehe und spüre ich. Sie sucht jetzt nach einen Ausweg, einem Aufwachen aus dieser Verletztheit/Alptraum.

Hilft es ihr, ihr aufzuzeigen, dass das Verhalten ihrer Tochter total übergriffig, respektlos ist und nur auf ein Machspielchen rausläuft? Ihre Tochter also aus deiner Sicht bösartig, bewusst verletzend und machtausübend handelt? Nein, denn das tut sie nicht. Wenn sie es täte, wäre sie mit den Tagebüchern in der Hand wedelnd vor ihrer Mutter gelaufen, wohlmöglich noch gerufen: schau mal, was ich hier habe, das hab ich meiner Freundin gezeigt …
Meine Sichtweise der Situation muss nicht stimmen, räume ich ein, macht für mich aber immer noch den allergrößten Sinn und eröffnet auch eine Perspektive, mit dieser Verletzung und Gekränktheit umzugehen, indem sie Verständnis für die Tochter entwickelt, (wenn es dieses Motiv sein sollte, was hinter dem Verhalten stekckt) und jetzt ein offenes Gespräch mit der Tochter sucht, nichts Böses von vorneherein unterstellt und damit auch der Tochter diesen Druck nimmt.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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mama81
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Beitrag So., 30.11.2014, 14:01

ich danke euch für alle eure antworten und ratschläge.....in jeder steckt ein Fünkchen Wahrheit.

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LynnCard
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Beiträge: 529

Beitrag So., 30.11.2014, 15:37

Hallo zusammen

Ich schrieb früher auch ein Tagebuch, damals noch in Buchform. Dieses fiel in die Hände meiner Schwester, weil unsere Bereiche zu wenig gut getrennt waren. Es war mehr ein Zufall, sie hat nicht geschnüffelt. Jedenfalls las sie dann darin, aber ich glaube, es tat unserer Beziehung ganz gut, denn danach vertraute sie mir mehr an. Umgekehrt führte sie selbst ein Tonband-Tagebuch, schrieb das Band aber nicht an, sodass ich dieses dann auf einmal hörte, als ich es bespielen wollte. Auch das war gut, denn so konnte ich ihr in einer Notlage helfen, die sie mir damals verschwieg. Also uns brachte es zusammen. Es kann auch gut "enden". Natürlich tut es anfangs etwas weh, aber mir wurde klar, dass ich ihr eigentlich zu wenig von mir erzählte und zu viel dem Tagebuch anvertraute.
LG Lynn

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