Mutter ignorierte meine Wünsche

[BisselBehindert]

Hallo,

also ich habe schon unzählige Internet-Seiten durch und glaube auch, dass ich genau weiß, um was es sich hier dreht. Ich würde aber dennoch gerne Eure Meinung zu einer ganz speziellen Geschichte hören, bevor ich hier Details von mir und meiner Familie ausrolle (vor allem meine persönliche Interpretation und warum ich nun plötzlich nach 28 Jahren meines Lebens in der Lage bin zu erkennen, dass etwas gewaltig nicht stimmt kann ).

Mit 21 habe ich ein Studium angefangen und habe unter der Woche am Studiums Ort gewohnt. An den Wochenenden war ich immer zu Hause und bin folglich an den Sonntag-Abenden in meine Zweitwohnung gefahren. Genau bei der Abfahrt, die selbstverständlich von meiner Mutter verabschiedet wurde, spielte sich die Tragödie ab. Ich habe es auch gerade grob überschlagen und es sind ca. 150 Sonntage bzw. "Abfahrten" an der Zahl gewesen.

An jeden dieser "Abfahrten" legte meine Mutter mir Süßigkeiten ins Gepäck, die ich vom ersten Mal an nicht haben wollte. Die ersten Male sagte ich Ihr also, dass ich keine Süßigkeiten will und nahm diese wieder aus dem Gepäck. Diesen Wunsch von mir hat sie absolut jedes Mal völlig ignoriert und hat bei der nächsten Anfahrt erneut Süßigkeiten in mein Gepäck gelegt.

Meine Reaktion darauf wurde dann mit jeder Wiederholung immer heftiger. Aus einem "Nein, ich will keine" wurde irgendwann ein "NEEEEIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNNNNNNNN". Also nach dem sie meinen Wunsch etwa 100-mal ignoriert hat, hat sich das Ganze so weit gesteigert, dass ich völlig außer mir und außer Kontrolle sie tobend angebrüllt habe. Ich habe NEIN geschrien und schreiend gefragt warum sie das macht, warum sie mich ignoriert, warum sie immer das selbe macht...ihre Antwort darauf war meist ein ruhiges "Wieso schreist du so?".

Dazu kam dann oft, dass ich die Süßigkeiten in den Mülleimer geworfen habe und teilweise auch gegen sie. Das war ihr aber scheinbar egal, beim nächsten Mal hatte sie wieder welche in das Gepäck gelegt. Ich erinnere mich noch ganz genau, dass sie mir niemals eine Antwort gab, warum sie das macht bzw. warum sie meinen Wunsch ignoriert. Stattdessen kam neben dem typischen "Wieso schreist du?" auch oft "Dann bring sie halt wieder mit" etc. etc.

Die Krönung des ganzen gab es aber gegen ende, also etwa beim 130-150 mal. Ich war da vor der Abreise meist schon total aufgezogen und habe bereits wütend in meinen Korb geschaut, wo sie immer die Süßigkeiten reingelegt hatte - nur um nichts zu finden....erst nachdem ich an meiner Wohnung war, habe ich sie dann versteckt unter meinem Gepäck gefunden .

Ich kann das ganze halt nur von meiner Seite betrachten und da weiß ich ehrlichgesagt nicht, warum ich dieses Spiel überhaupt mitgemacht habe. Ich meine, wenn mich ein anderer Mensch auch nur ein einziges Mal ignoriert, dann ist er für mich unsichtbar. Garantiert würde ich mir das aber nicht 150 Mal antun...
Ich weiß nur, dass ich total rasend wurde und krampfhaft versucht habe, mein Recht (was es wohl zweifellos war) durchzusetzen. Auch bis vor kurzem noch, also wenn ich mich zurückerinnert habe, könnte ich nicht irgendein Problem erkennen, sondern wurde nur immer gleich wütend, weil sie mich so radikal ignoriert hat.

Also mal eine ganz ehrliche Frage: normal ist das Verhalten von uns beiden wohl nicht, was stimmt also mit uns nicht?
Nebenbei auch: wer von uns beiden ist gestörter? Glaubt Ihr, dass sie Bewusst gehandelt hat und meinen Ausfall provoziert hat (insbesondere denke ich da an das „Wieso schreist du so“)?

Achja ganz vergessen, ich bin übrigens bissel Behindert und Danke euch schon mal für die Antworten.

(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Bitte deutet dieses Mutter-Sohn verhalten." auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

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[Bergkristall]

Hallo Du (nein, ich spreche niemanden mit Deinem Nickname an),

ich könnte Deine Mama sein. Mein Herz würde ganz genau das Gleiche machen wie Deine Mama. Zum Glück bremst mich mein Kopf. Ich würde Dir nicht nur Süßigkeiten reinlegen. Auch Geld, Vorgekochtes für eine Woche, frisch gewaschene Wäsche.

Manchmal geht es trotzdem mit mir durch, dann bekomme ich von meinen Söhnen zu hören: Das geht Dich nichts an, das ist mein Leben, halte Dich da bitte raus usw. usw.

Bei mir sind es zum Teil Schuldgefühle, weil ich, als meine Kinder klein waren, oft keine gute Mutter war. Zum Teil ist es einfach die Liebe, ich will vom Leben einen Garantieschein, dass es meinen Kindern gut geht, auch meinen Enkelkindern, meinen Urenkelkindern......

Du wirst Deine Mutter nicht verändern können. Du kannst versuchen Dich abzugrenzen. Sie wird Dich nicht verlassen, wenn Du Deine Grenzen in Anspruch nimmst.

Liebe Grüße
Bergkristall

[Fouché]

Ehrlich gesagt, ich kennen so ein Verhalten von etlichen Müttern. Sie wollen den Kindern etwas Gutes tun und glauben, alleine zu wissen, was den Kindern gut tut. Ein "Nein" wird als persönliche Zurückweisung empfunden. Der krasseste Fall endete damit, dass die Mutter Hausverbot bekam, weil sie in Abwesenheit des bereits verheirateten Sohnes regelmäßig heimlich in dessen Wohnung kam und dort nach ihren Geschmack um- und aufräumte. Die Schwiegertochter war schließlich einem Nervenzusammenbruch nahe, weil sie ihre Sachen nicht mehr wiederfand; man musste der Mutter die Wohnungsschlüssel schließlich quasi gewaltsam abnehmen, was zu einem riesigen Familienkrach führte...
Dahinter steht natürlich ein gehöriges Maß an Mißachtung und Respektlosigkeit. Die Botschaft "Du armes dummes Kind kommst ohne meine Fürsorge nicht klar". In deinem Fall ist das sicher noch stärker ausgeprägt, wegen deiner Behinderung.
Meiner Erfahrung nach kann man das nur mit brutaler Härte abstellen. Wenn es sein muss, die Besuche einstellen, wenn das nochmal vorkommt. Oder Du wirfst das Zeug halt einfach weg, wenn Du es findest - vor ihren Augen, aber ohne Geschrei. Aber immer wieder.
Ich vermute aber mal, dass sich die "Bevormundung" nicht alleine auf die Mitgabe von Süssigkeiten beschränkt. Das ist nur ein Symptom.

[Lisa99]

Hast du dich eigentlich schon einmal in ruhiger Atmosphärer mit deiner Mutter über dieses Thema unterhalten - sie gefragt, was sie mit dieser Aktion verbindet, welche Gefühle sie dabei hat usw.? Ich habe den Eindruck, deine Mutter hat sich noch nicht gelöst von ihrer alten Mutterrolle. Das ist ja grundsätzlich nichts "Böses", darauf würde ich niemals mit "brutaler Härte" antworten wie Fouché vorgeschlagen hat.
Auch du hast dich wohl noch nicht abgenabelt. Es ist wichtig, den Eltern Grenzen aufzuzeigen, natürlich. Dazu ist es aber hilfreich aus dem Machtspiel auszusteigen, an dem ihr beide beteiligt seid. Es geht doch nicht darum, wer nun bei dem Süßigkeiten-Wettstreit als Gewinner hervorgeht! Vielleicht vermisst deine Mutter einfach das Gefühl, wichtig und wertvoll für dich zu sein? Zeige doch deine Mutter, dass du sie grundsätzlich schätzt und du ihre Motive erkannt hast (das kann man ruhig auch mal sagen) - und zeige ihr gleichzeitig, dass du ein eigenständiges und selbständiges Leben führen kannst. Ich schätze, die Zahl deiner Besuche wird dann automatisch weniger werden (denn das habe ich mich gefragt - was zieht dich so häufig nach Hause?)

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[rosenstil]

Hallo,

deine Schilderungen erinnern mich an Begebenheiten mit meiner Mutter. Auch meine Mutter fing plötzlich an Dinge die ich ihr sagte, konsequent zu ignorieren. Bei verschieden Sachen, nicht eine einzige. Ich sagte ihr das ich dies oder das nicht wolle. Sie sagte ok, und das nächste mal machte sie es genauso wieder. Das ging zig fach. Und allmählich wurde ich auch wütend und dachte sie macht das mit Absicht. Ich wurde dann auch lauter, und schrie: "Ich habe dir doch schon 100 mal gesagt...!!!!" Und meine Mutter hat auch original geantwortet :"Warum schreist du den so?" Ich dachte auch sie will mich auf die Palme bringen. Später hat sich dann herausgestellt, ich werde ganz traurig, wenn ich daran denke, das sie Demenz hat, eine Vorstufe von Alzheimer. Dann wurde mir das alles natürlich schlagartig klar. Sie hatte es einfach jedes mal wieder vergessen....

Nun, meine Mutter ist schon alt. Ich nehme mal an deine Mutter ist noch jünger, deshalb muss es wohl nicht Demenz sein.
Ich tippe aber schon auf irgendeine Form von Erkrankung, vielleicht einen Zwang oder so.
Für mütterliche Fürsorge halte ich dieses Verhalten nicht.
Es wäre interessant zu wissen, wie sie sich sonst verhält.

lg

[Nico]

Wenn es dir schon so wichtig ist zu betonen dass du ein bissl behindert bist, dann schreib auch dazu was es ist und sonst lass das Kasperltheater.
Ich vermute einmal dass euer Süßigkeitenkonflikt bloß platzhalter für weit tiefergehende Konflikte die ihr wohl beide genießt ist.
Wäre es nämlich nicht so, gäbe es 1000000 Möglichkeiten diesem Konflikt aus dem Weg zu gehen, aber nein du machst da 150 x mit.
Um deine Frage aus meiner Sicht zu beantworten: aus meiner Sicht seid ihr beide gleich gestört.

[leberblümchen]

Auf jeden Fall ist eure Beziehung gestört. Warum fährst du da jedes Wochenende hin? Wenn du Mami natürlich zum Wäschewaschen brauchst, ist klar, dass sie annimmt, du seiest noch ihr kleiner Schnuckelputz.

Aus deiner Schilderung geht m.E. nicht hervor, ob du immer noch das Ganzjahresostereiersuchen mit ihr spielst, oder ob du das rückblickend betrachtest. Ist ja ein Unterschied, ob ein 21jähriger Junge oder ein 28jähriger Mann so etwas erlebt. In dem Alter entwickelt man sich ja noch ziemlich.

Ich habe auch eine übergriffige Mutter, die sauer wird, wenn ich ihr sage, dass ich ein eigener Mensch bin. Sie versteht es dummerweise nicht. Hat keine Demenz, ist aber offensichtlich nicht in der Lage, meine Ansagen wirklich zu begreifen. Vermutlich wird es erst dann besser, wenn du komplett unabhängig bist, logistisch und finanziell.

[(V)]

Ich schätze auch, du wirst SIE nicht ändern können. Aber du musst ja auf die vermeintliche bzw. gefühlte Provokation nicht eingehen. Für diese Entscheidung spielt es keine Rolle, WARUM sie so handelt und ob mit Absicht oder aus Zwang oder einfach nur Ignoranz, hauptsache, du gibst nicht mehr den Gegenspieler. Dann wirf es halt weg, ohne Geschrei, oder noch besser: schenke es den Tafeln oder Nachbarskindern.

Das persönliche Verhältnis und Machtkämpfe zwischen Müttern und ihren erwachsenen Kindern ist ein Thema. Ich verstehe, wieso es belastet. Aber sich psychologische Hilfe zu suchen, wegen ZU VIEL ungewollten Süßkram? Das ist schon ein klitzeklein wenig dekadent, hmm? Sorry, soll keine Moralpredigt sein, ich finde einfach nur, dass die Schokolade ja nichts für euren Machtkampf kann... *zwinker*... also mach doch das Beste draus.

[Wurstel]

Wurstel


Wenn das das einzige Problem ist, dann würde ich es ganz einfach ignorieren. Herschenken kannst Du die Süßigkeiten sicher (und sich damit beim Beschenkten beliebt machen).

Ich würde da gar nicht mit Deiner Mutter diskutieren.

Magst Du allgemein keine Süßigkeiten?
Oder magst Du es nicht, wenn Deine Mutter Dir etwas in die Tasche steckt?


Wurstel

[Milky_e77]

Ich würde die Süßigkeiten kommentarlos aus dem Koffer nehmen und im Elternhaus zurücklassen.

[Zilan]

ich frage mich warum manche hier neue user gleich so dumm von der seite anmotzen müssen. hilft das den selbstwert zu steigern? ehrlich? mir würd dann eher vor mir selbst grausen.

[Zilan]

zur süßigkeitendebatte ist es wohl kein geheimnis, dass etwas ganz anderes dahintersteckt, das hast du ja auch schon selbst angedeutet.

die große frage ist eher: magst du süßigkeiten oder nicht? denn wenn sich das auf andere bereiche umsetzten lässt, heißt das sie hat deine behinderung in einer art uns weise ausgenutzt, dass sie dir dinge aufgezwungen hat die du nicht wolltest. das ist dann schon sehr problematisch.

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