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Fr., 12.07.2013, 21:57
Hallo Aurenfeie,
von dem was du beschreibst, lese ich zwei sehr erschöpfte Menschen, die darum kämpfen Schichtdienst, Kind versorgen, Elternzeit, Haushalt und die täglichen Pflichten zu organisieren.
Ich kenne das aus meiner Ehe nur zu gut, beide sind erschöpft und beide versuchen auf ihre Art dem anderen zu vermitteln, dass man selbst auf dem Zahnfleisch kriecht und sich vom anderen mehr Unterstützung wünscht.
Man neigt dazu, um seine Kraftreserven zu schützen, auf den anderen zu schauen und zu denken, der andere, der könnte doch gerade noch einen Funken mehr Kraft aufbringen als ich. Wobei beide jeder für sich so ziemlich am Ende seiner Kräfte ist.
Aus deiner Schilderung lese ich nicht, dass dein Mann ein Vollpfosten ist oder ein Pascha der sich einen faulen Lenz macht und sich nur bedienen lässt und dich als seine Pantoffelträgerin und Hausputze betrachtet. Ich lese aus deinen Schilderungen einen Mann der Elternzeit nimmt, der sich bemüht, ein Mann der wie du auch einen Burnout hat, ein Mann der den Willen hat es richtig zu machen aber an den Anforderungen scheitert.
Meinem Eindruck nach ist dein Mann im Grunde ein guter Mann, welcher liebend gern noch mehr machen würde aber wie du auch an sich zweifelt und wie du auch einfach ausgebrannt ist.
Ich kann dir aus meiner Erfahrung nur folgenden Rat geben... Setzt euch zusammen und redet. Lasst euch ausreden, so dass jeder seine Situation schildern kann. Lasst euch den Raum sagen zu können, wo sich jeder von euch überfordert und am Ende seiner Kräfte fühlt. Ohne Zwischenrufe wie "Ja, aber" oder "Ich mache aber mehr als du" etc. Einfach mal ausreden lassen und den anderen erst mal ohne Bewertungen annehmen in seiner Überforderung, Kraftlosigkeit, Hilflosigkeit. So dass ihr euch gegenseitig nachvollziehen könnt und begreifen könnt wie es jedem von euch in dieser Extremsituation ergeht. Bei einem solchen Gespräch muss sich jeder auch zurück nehmen und dem anderen den Raum geben sich mit zu teilen und gehört zu werden. Diese gegenseitige Haltung in Gesprächen klappt nicht immer auf Anhieb, sondern muss immer wieder von beiden Seiten geübt werden.
Der erste Schritt ist ein sich Auskotzen-Dürfen was einen jeden von Euch belastet, überfordert, fertig macht ohne, dass der andere dazwischen blökt, sondern einfach zuhört und nach vollzieht.
Der zweite Schritt ist, sich gegenseitig sagen zu können: "Ich verstehe dich." Nicht nur sagen, sondern auch nach fühlen können wie es dem anderen geht.
Wenn man den ersten und den zweiten Schritt geschafft hat, dann kann man gemeinsam als Team an die Problemlösung heran gehen: Aufgaben-Teilung.
Welche Aufgaben stehen an, wer hat wie viel Zeit, wer macht welche Aufgaben lieber und ganz wichtig, jeder braucht auch mal ein wenig Zeit zur Erholung.
Ich zB komme Morgens nicht so gut aus dem Bett und bin ein Morgenmuffel. Mein Mann schläft besser als ich, aber er hört den Wecker dafür nie. Also wecke ich meinen Mann, dass ist meine Aufgabe und dafür macht mein Mann als erster den Kaffee.
Mein Mann hasst alles was mit Wäsche zu tun hat, also mache ich die Wäsche weil ich darin geübt bin und das schnell mache. Dafür ist die Küche ein Bereich den mein Mann sehr gerne macht. So hat es sich bei uns eingespielt, dass ich mich nicht darüber aufrege wenn mein Mann nach Jahrzehnten immer noch hier und da eine Socke herum liegen lässt, und er auch nicht, dass wenn ich koche die Küche in Unordnung ist, weil ich nach Jahrzehnten immer noch nicht sobald ich koche alles sofort weg räume und weg wische.
In diesem Sinne schafft euch eine Aufgabenteilung gemäß dem was jeder am liebsten macht und wo er sich sicher fühlt. Dabei ist es wichtig sich das auch immer wieder auf zu schreiben. Eine Aufstellung aller Aufgaben im Haushalt und eine Aufteilung nach Zeit und auch nach dem was jeder am liebsten macht und wo sich einer sicher fühlt.
Es ist auch hilfreich sich so eine magnetische Schreibtafel zum aufhängen an zu schaffen wo man mit Filzstifte sich einen Plan macht, wer hat welche Aufgaben und wann werden diese erledigt. Da kann man auch schnell wichtige Termine schreiben, was eingekauft werden muss, oder mit einem Magnet schnell eine dringende Rechnung dran heften.
Das gibt eine gewisse Struktur im Alltag weil es aufgeschrieben wird und damit immer sichtbar ist und sich keiner mehr ausreden kann, sondern jeder sichtbar seine Aufgaben und was ansteht immer präsent hat. Liebe Grüße, BillieJane
Zuletzt geändert von
BillieJane am Fr., 12.07.2013, 22:03, insgesamt 1-mal geändert.