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Do., 20.08.2009, 16:49
hallo metropolis,
mir ging es lange ähnlich wie dir. habe auch ca. 600 km zw meinen eltern und meinem zuhause gelegt, weil ich mich anders nicht abgrenzen konnte damals. und auch trotz entfernung hat es mich lange zeit gekostet, bis ich mich da emotional etwas herausnehmen konnte... ähnlich, wie bei dir, große "sehnsucht" nach mir, die phantasierte retterin ihrer verlorenen welt, sie haben sich immer auf mich gestürzt als könnte ich alles wieder gut machen. haben mich keine zwei minuten in ruhe gelassen, entäuschungszenarien meiner mutter, wenn ich mal nicht pünktlich zum mittagessen erschienen bin. wutattacken meines vaters, wenn ich nicht das richtige lachen aufgesetzt habe oder mal eine kritische bemerkung gemacht habe. ... nach 2 tagen wurde ich ihnen zuviel, streitereien gingen los, die vor mir zunächst verheimlicht wurden, ein tag später dann offene aggressionen etc.. ich bin lange nur wegen meiner oma zwei mal pro jahr zu besuch gefahren... und auch das habe ich nach und nach reduziert. einige jahre lang bin ich nur an weihnachten bzw. dann, wenn es schon fast vorbei war, zu besuch. es war immer ätzend. es ging mir meistens sehr schlecht, v.a danach.
ich habe irgendwann kapiert, dass ich immer wieder danach gesucht habe, dass man mich doch irgendwie "sieht" und dass ich so wie ich bin willkommen bin. diesen gefallen haben sie mir aber nie getan. es war eine bittere erkenntnis, dass sie sich nicht ändern werden und auch nicht können.... ich konnte dann anfangen, meine bedürfnisse ihnen gegenüber klarer anzusagen.... " ich komme genau von ... bis... (war natürlich immer zu kurz), weil ich zu tun habe, weil ich ruhe und erholung brauche, weil ich arbeiten muss, weil ich für mich sein will...." meine mutter hat immer genörgelt und gejammert und war oft bitter enttäuscht von mir.. weil ich nicht diese vorzeigetochter bin, die sonntags regelmäßig zu besuch kommt etc etc... ich habe immer noch das gefühl, dass das für sie noch viel wichtiger ist, also wie sie vor ihren bekannten jetzt da steht mit dieser missratenen tochter, als dass sie mich wirklich vermisst.... es ist nicht einfach, diesen emotionalen beschuß auszuhalten, aber ich kann mittlerweile besser damit umgehen, dass sie von mir so enttäuscht sind/ist. ich habe erkannt, dass deren bedürfnisse und wünsche an mich oft völlig überzogen sind, uferlos, grenzenlos; meine eltern sind selbst so bedürftig und selbstsüchtig, dass ich nie im leben geben könnte, was sie scheinbar suchen.
auch wenn meine argumente manchmal fadenscheinig sind, warum ich so selten zu besuch komme, es ist gleichgültig... ihr blick ist so sehr auf sich selbst gerichtet, dass sie sowohl in guten dingen, wie auch bei enttäuschenden dingen, mich als eigenständige person kaum wahrnehmen können.
ich habe inzwischen mit meiner mutter immer wieder ganz gute momente und gespräche, weil ich nicht mehr von meinem standpunkt abweiche.. ich mache ihr auch nie vorwüfe, ich sag ihr nur, wie es für mich ist. das reicht. das kommt sogar manchmal wirklich an. ich habe festgestellt, wenn ich sie lasse und mich nicht mehr so sehr um ihre zuneigung bemühe, um so eher sind im kleinen auch mal gute erlebnisse möglich. ich will nicht sagen, dass ich da über alles erhaben bin jetzt - manchmal tut es wahnsinnig weh - habe nur gemerkt, dass ich mich mit meinen unerfüllten sehnsüchten selbst sehr stark an sie gefesselt habe... seit ich das nicht mehr so sehr brauche, kann ich mich auch besser abgrenzen. es geht ja nicht umbedingt nur darum, wie oft man dahin fährt oder nicht, sondern, ob man schuldgefühle hat, wenn man sich um die eigenen bedürfnisse kümmern will. und die hatte ich massiv... das hat mich auch immer "nach hause" getrieben... es ist schon ein großer unterschied, ob man nein sagen kann und sich o.k. fühlt damit oder ob man nein sagt und sich ohne ende grämt deswegen...
inzwischen kann ich ihre art des umgangs mit mir, aber auch untereinander mit einem gefühl begegnen, das eher so ein bedauern ist, traurigkeit ...ich sehe heute viel mehr als früher, dass sie selbst psychisch schwer angeschlagen sind, sehr schwer zu kämpfen haben, sich ihr leben selbst sehr schwer machen und gemacht haben. sie leben ein leben, dass für mich ein horror wäre und kommen da nicht (mehr?) heraus. ich sage mir oft, dass es ihr leben ist, so leid es mir oft tut, weil es ihnen auch nicht gut geht.. aber es ist immer noch so, dass sie nie an mich denken, mich meistens nur brauchen für dies und das, aber mir nie einfach nur frei begegnen können und mich als den menschen sehen, der ich geworden bin ... das macht es wieder leichter für mich, mich abzugrenzen.
also, wie man kontakt gekonnt reduziert, weiss ich nicht wirklich, habe eben nur erlebt, dass alles, was für mich oft als schlimm erlebt wurde und ich lange mit mir gehadert habe, ob ich ihnen das zumuten kann oder nicht, meistens nur die übliche hysterieattacke ausgelöst hat und ansonsten sind sie wieder zur tagesordnung übergegangen. glaub mir, man muss schon sehr sehr deutlich werden, um jmd. wirklich ein bisschen aus seinen ausgetretenen pfaden heraus zu schubsen.
also nur mut fürs nächste mal !
LG
Caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)