Im Zweifel für den Zweifel
Über eine alltägliche Unbequemlichkeit
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Zweifel sind unbequem, unangenehm, hinderlich, nagend, zermürbend - und zuweilen sehr produktiv. Wenn dem Zweifel eine Entscheidung folgt, hat er einen Sinn gehabt. Zweifeln heißt denken, hat Ludwig Wittgenstein gesagt. Und Goethe behauptete, dass nur der Wissende Zweifel hat. Das würde bedeuten, dass der Dumme keine hat - was natürlich so nicht stimmt. Seit der Antike haben sich Philosophen mit dem Denken über den Zweifel abgeplagt. Aber was ihnen durch den Kopf gegangen ist, taugt in aller Regel nicht für den gewöhnlichen Alltag. Im Alltag muss beispielsweise in dubio pro reo entschieden werden, im Zweifel für den Angeklagten - was gar nicht so einfach ist. Im Alltag können Zweifel, vor allem Selbstzweifel einen Menschen zur Verzweiflung bringen. Glaubenszweifel sind für viele Christen eine ständige Auseinandersetzung. Ich glaube - hilf mir bei meinem Unglauben, beten sie. Der Zweifel gehört zur echten Fruchtbarkeit, hat Martin Buber gesagt, man muss durch ihn hindurch, es geht kein anderer Weg als dieser gefahrvolle in die große Gewissheit.
Webseite der Reihe "Lebenszeichen" bei WDR 5 (Hörbeitrag, Manuskript)
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