PT-Blog: Wurzeln der Gewalt

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jennyfer
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 20:42

Mich würde interessieren, woher die "Gewalt des Schweigens" kommt. Musste der Mensch dann immer "still" sein? Hatte der nie was zum sagen, in seiner Kindheit?
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PT-Blog: Wurzeln der Gewalt

Beitrag Fr., 28.05.2010, 21:20

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Eremit
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Beitrag Fr., 28.05.2010, 23:22

Wäre schön, wenn es ohne Gewalt ginge.

Nur ist das eine utopische Vorstellung...

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Xanny
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 07:27

Leider führt der Einsatz von Gewalt fast immer zu massiven Folgeproblemen in Partnerschaften, dem Freundeskreis und der Gesellschaft

Diesen Satz des Artikels kann ich nur unterschreiben.
Wer Gewalt anwendet will sich auf diese Weise vielleicht die Macht holen, die er im normalen Leben nicht hat. Die Folgen für die Opfer sind weitreichend und schwerwiegend. Leider wird das immer noch nicht offen genug von der Gesellschaft behandelt. Es gibt Eltern, die ihre Kinder schlagen, Männer, die ihre Frauen verprügeln und rechts und links wird weggeschaut.

Bei mir wussten es jahrelang viele Menschen, dass ich regelmäßig fast krankenhausreif geschlagen wurde. Alleine schaffte ich den Absprung nicht und andere hatten Angst zu helfen. Weil ein einzelner Mensch mit seiner Gewaltbereitschaft alle in der Hand hatte.

Da gibt es dann Anzeigen, die zu nichts führen, statt diese Menschen zwangs zu therapieren, damit sie nicht immer so weitermachen.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Eremit
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 15:14

Xanny hat geschrieben:Da gibt es dann Anzeigen, die zu nichts führen, statt diese Menschen zwangs zu therapieren, damit sie nicht immer so weitermachen.
Zwangstherapien funktionieren nicht. Ein Patient, der nicht krankheitseinsichtig ist, ist alles andere als behandelbar...

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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 16:16

ungewiss hat geschrieben:Mich würde interessieren, woher die "Gewalt des Schweigens" kommt. Musste der Mensch dann immer "still" sein? Hatte der nie was zum sagen, in seiner Kindheit?
ich verstehe die formulierung nicht. "gewalt des schweigens". "schweigen" hat für mich mehr mit "ohnmacht" zu tun. wird diese ohnmacht als gewalt empfunden/interpretiert? und von wem?
isis

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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 16:24

Xanny hat geschrieben:Leider führt der Einsatz von Gewalt fast immer zu massiven Folgeproblemen in Partnerschaften, dem Freundeskreis und der Gesellschaft .
dem kann ich folgen. das thema hier: gewalt des schweigens!
schweigen, so bin ich mir auch sicher, führt fast immer zu folgeproblemen.
ich möchte hier hinterfragen, ob diese formulierung - obwohl, nätürlich kann mann/frau durch schweigen einiges bewirken, gewalt ausüben, wenn schweigen bewusst eingesetzt wird.
"schweigen" kann allerdings viel mehr bedeuten und deswegen hinterfage ich diese formulierung.
aditi

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jennyfer
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 16:33

Hallo Aditi,
Aditi hat geschrieben: ich verstehe die formulierung nicht. "gewalt des schweigens". "schweigen" hat für mich mehr mit "ohnmacht" zu tun. wird diese ohnmacht als gewalt empfunden/interpretiert? und von wem?
isis
Ich war gestern sehr versunken, als ich alle meine Beiträge schrieb. Ich empfinde es als Gewalt, wenn mein Mann mich verbal sehr heftig angreift (er stosst dann alles verbal weg), wie auch sein anderes Extrem mich anschweigt und den Kopf schüttelt, oder nickt und wegläuft, und erst wieder mit mir spricht, wenn ich es verdient hab. .

Er kann nicht anders, und das weiss ich auch. Er verweigert Terapie, und erst wenn ich nimmer kann, also gar nimmer kann, reagiert er damit, als ob nichts gewesen wäre. Somit hat er die Situation - gerettet-, denkt er. Bis zum nächsten Mal.

Ich weiss jetzt nicht, ob ichs verständlich ausgedrückt hab, bin etwas neben meiner Spur, grad.

Ich weiss von seiner Kindheit, dass er nichts zu sagen hatte, außer er wurde gefragt. Und dann aber bitte immer nur das richtige antworten, dann war er der brave, artige Vorzeigejunge ( da streckts mich beinahe bei so einem missbräuchlichen Verhalten von seiner Mutter). Ich weiss das alles, und versuche Verständniss aufzubringen, immer wieder. Ich vernehms aber als Gewalt - beides. Das verbal attakieren und das Schweigen. Ich weiss nicht, wie lange ich das noch aushalten kann.

lg ungewiss
(jennyfer)
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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 16:56

liebe yennyfer/ungewiss,
ich kann jetzt gut nachvollziehen, was du meinst. ich kann dir von mir sagen, was mir geholfen hat: bei mir zu bleiben!
bleib bei dir!
ich weiß, wie schwer das ist, besonders in beziehung. und doch so heilend!
bleib bei dir. was ist für dich wichtig. was ist für dich stimmig.
da kann der andere/partner alles für sich wichtige tun, lassen, sich verhalten oder nicht-verhalten - so lange du bei dir bleibst und spürst, dass sein so-verhalten nichts mit dir zu tun hat, sondern sein weg ist, gelingt es, gelassen zu sein.
und erst wieder mit mir spricht, wenn ich es verdient hab
das ist SEIN erlerntes muster. das hat mit dir überhaupt nichts zu tun. steig aus!
Er kann nicht anders, und das weiss ich auch.
weisst du wirklich, dass er nicht anders kann! also ich habe mir da auch einiges zusammenfantasiert (aus der kindheit). er kann sicher mehr, sonst wäre er nicht dein partner! mute es ihm zu, dazu möchte ich dich ermutigen.
oder denkst du, männer wären solche "würstl"? - fragte mich meine thera.

aditi

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jennyfer
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 17:11

Liebe Aditi,
Aditi hat geschrieben: bleib bei dir. was ist für dich wichtig. was ist für dich stimmig.
da kann der andere/partner alles für sich wichtige tun, lassen, sich verhalten oder nicht-verhalten - so lange du bei dir bleibst und spürst, dass sein so-verhalten nichts mit dir zu tun hat, sondern sein weg ist, gelingt es, gelassen zu sein.
Das ist für mich vom Verstand her natürlich ganz klar. Ich fühl halt immer, dass es doch mit mir zu tun hat. Also sein Verhalten. Das ich ihm nicht gut genug bin , nicht für ihn sorgen kann...(verstand weiss wieder, dass er erst mal für sich selber sorgen muss) Ich fühls so.

Ich hab drum vor ein paar Tagen gesagt, dass ich ihn in ruhe lasse, mich löse, mir nachgehe. Er reagierte sehr ausgefallen, verletzt, gekränkt, wie das verlassene Kind.
und erst wieder mit mir spricht, wenn ich es verdient hab
das ist SEIN erlerntes muster. das hat mit dir überhaupt nichts zu tun. steig aus!
[/quote]

Das ist so schwer zu unterscheiden. Weil es ja doch was mit Strafe zu tun hat, wenn er so reagiert. Ich wünschte mir zwei Jahre lang, dass er "bitte" am Frühstückstisch nicht schreit, oder alle kritisiert...Sagte es auch immer ganz vorsichtig. Dann auch bestimmt. Ich hatte Zeiten, in denen ich angst hatte, überhaupt mit allen zu frühstücken. Ich zucke innerlich zusammen, wenn er beim ersten Wort schon wieder laut wird, und dann mir die Schuld dafür gibt. (also vor schon überhaupt jemand etwas gesagt hat. Es reicht wenn einer eine Gabel anders hält, als man das halt tun sollte . Oder genüsslich isst. Das geht net...da muss alles kalt und still ablaufen.
Er kann nicht anders, und das weiss ich auch.
weisst du wirklich, dass er nicht anders kann! also ich habe mir da auch einiges zusammenfantasiert (aus der kindheit). er kann sicher mehr, sonst wäre er nicht dein partner! mute es ihm zu, dazu möchte ich dich ermutigen.
[/quote]

Zu mir sagt er, dass er nicht anders kann. Das ist auch ein Grund, warum ich das nicht mehr tragen will, damit er seins tragen muss. Doch so richtig funktioniert das nicht. Höchstens drei Tage lang. War schon oft so. Er wird auch ausfallend, wenn ich ihn auf sich gestellt lasse. Das erträgt er gar nicht. Ich füge hinzu, dass wir seit fast 21 Jahren zusammen sind.

lg, und danke. Ich fühls wo ich hin muss, ums so vllt retten zu können. Doch das wird wieder so anstrengend...

ungewiss
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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 17:39

liebe ungewiss,
ich kenne das. diese unbewussten "spielchen" - das meine ich jetzt ernst. jahrzehntelang (bin seit 25 jahren verheiratet und noch immer). "spielchen" deswegen, weil ich sie jetzt als solche, zwar jahrzehntelang als unbewusste, erkannt habe. das hilft dir allerdigs jetzt wenig, ich weiß.
letztendlich ist nur hilfreich, zu spüren - zutiefst zu spüren - dass ich "ok" bin, so wie ich bin. nicht für andere (partner/mann), nur für mich!
ich bin "ok" für mich! - erlaube dir dieses gefühl und schau, was passiert!

mlg
aditi

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Beitrag Sa., 29.05.2010, 17:43

ungewiss hat geschrieben: Ich fühls wo ich hin muss, ums so vllt retten zu können. Doch das wird wieder so anstrengend...ungewiss
du musst nirgendwohin. was willst du retten? was sowieso nie da war?
"rette" dich. das klingt jetzt hochdramatisch. bleibt bei dir und schau was passiert. d.h. du musst nicht aktiv werden, sondern bei dir bleiben. und dadurch ergeben sich für deinen partner neue chancen.

mlg
aditi

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Beitrag Sa., 29.05.2010, 17:59

Aditi hat geschrieben:
ungewiss hat geschrieben: Ich fühls wo ich hin muss, ums so vllt retten zu können. Doch das wird wieder so anstrengend...ungewiss
du musst nirgendwohin. was willst du retten? was sowieso nie da war?
"rette" dich. das klingt jetzt hochdramatisch. bleibt bei dir und schau was passiert. d.h. du musst nicht aktiv werden, sondern bei dir bleiben. und dadurch ergeben sich für deinen partner neue chancen.
ich möchte weiterhin losgelöst verbleiben, wie die letzten Tage. Auf mich schauen. Es wird für mich anstrengend, weil ich weiss, wie er reagieren wird. Es wird anstrengend bei mir zu bleiben. Weil ich nicht weiss, ob ich den Druck, den ich mir selber mache, aushalten kann. Wie auch die Tatsache, dass er immer meinen Gegendruck sucht. Und dann ganz ausfallend wird, wenn ich nicht zur Verfügung stehe.

Was ich die letzen drei Tage spürte war, dass es mir nichts mehr ausmacht, wenn er mich anschweigt. Doch ihm macht es was aus, dass es mir nichts ausmacht. Da wird etwas darin begraben sein.

Mir kann dann halt passieren, dass er mich dann verlässt. Ich hatte heute schon Ängste, dass er weg ist, wenn ich von der Arbeit komme. Seltsamerweise war auch ganz viel erlechterndes mit dabei.

Ich werde mich einfach weiterhin treiben lassen, und versuchen bei mir zu bleiben.

Lieben Dank, Aditi. Es tat gut darüber zu schreiben.

ungewiss
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Aditi
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Beitrag Sa., 29.05.2010, 18:21

ungewiss hat geschrieben: Was ich die letzen drei Tage spürte war, dass es mir nichts mehr ausmacht, wenn er mich anschweigt. Doch ihm macht es was aus, dass es mir nichts ausmacht. Da wird etwas darin begraben sein.
liebe ungewiss,
diese ungewissheit ist natürlich schwer auszuhalten und doch ermöglicht sie ungeahnte chancen.
wichtig, auch hier, bleib bei dir!
es wird bei ihm womöglich etwas zum guten - zu ihm hin- bewegen, wenn er spürt, dass es dir nichts mehr ausmacht, denn jetzt ist er auf sich zurückgeworfen und darf sich mit seinem selbst (anstatt mit deinem) auseinandersetzen. eine große chance für euch beide.

mlg
aditi

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Beitrag Sa., 29.05.2010, 18:46

Aditi hat geschrieben: wichtig, auch hier, bleib bei dir!
Ich werd versuchen.

Danke
...

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