Psychotherapie lindert extreme Gefühlsschwankungen

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carö
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Psychotherapie lindert extreme Gefühlsschwankungen

Beitrag Mo., 19.04.2010, 13:23

Borderlinestörung: Das Leiden wurde lange falsch eingeschätzt und lässt sich besser behandeln als gedacht

Früher galten sie als schwierige Patienten, die niemand zu behandeln wusste: Menschen mit einer Borderlinestörung verletzen oder verstümmeln sich oft selbst. Sie leiden unter extremen Gefühlsschwankungen. Bei geringstem Anlass geraten sie in Wut. Der Zorn richtet sich bei Frauen fast immer gegen die eigene Person, bei Männern mithin auch gegen andere. Die Betroffenen erleben die mangelnde Gefühlskontrolle als quälende Dauerspannung, der sie nicht entrinnen können. Zu ihren Mitmenschen können sie nur schwer stabile Beziehungen aufbauen.

hier weiterlesen: http://www.wissenschaft.de/wissenschaft ... tml?page=0

der artikel geht über drei seiten...
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*Norma*
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 16:49

ach, ich kann es kaum mehr hören (ist absolut nicht gegen dich gerichtet, carö).

persönlichkeitsstörungen, schwere depressive störungen oder jegliche art von psychotischen störungen sind und waren immer schwer zu behandeln. als wären schwere depressive störungen jemals einfacher zu behandeln gewesen als ps. der grosse unterschied der persönlichkeitsstörungen zu anderen schweren störungen ist m.e., dass sie für therapeuten schwerer aushaltbar sind. wer arbeitet schon gerne mit z.t. hoch aggressiven, sehr eigenwilligen, alles in frage stellenden (auch den therapeuten...) menschen zusammen? und wenn dann noch hochintelligenz und hochbegabung hinzukommen (wie im artikel erwähnt) - wird es schwierig für einen "durchschnittlichen" therapeuten... natürlich sind da die depressiven patienten um ein vielfaches angenehmer.

und was heisst schon behandlungserfolg? symptomfreiheit, grundlegende persönlichkeitsveränderung? gibt es das überhaupt?

mir scheint manchmal, diese ganzen therapie-manuale wurden vor allem als arbeitshilfe für therapeuten im umgang mit patienten mit schweren störungen entwickelt - etwas überspitzt gesagt. ein schwacher therapeut kann auch mit einem DBT-manual rein gar nichts ausrichten. für mich werden diese manuale viel zu stark gewichtet im sinne von "seit DBT können wir vermehrt behandlungserfolge verzeichnen" - das ist doch quatsch. menschen mit ps waren auch schon vor 20 jahren behandelbar, ob da nun zwischenzeitlich ein manual erfunden wurde oder nicht...

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carö
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 17:58

wer arbeitet schon gerne mit z.t. hoch aggressiven, sehr eigenwilligen, alles in frage stellenden (auch den therapeuten...) menschen zusammen?
ja ich denke auch, dass da was dran ist, was du schreibst.

ich denke zwar, dass es gut ist, wenn es sich in den köpfen langsam festsetzt, dass auch sowas "schlimmes" wie borderline nicht unheilbar sein muss... finde es aber auch schade, dass v.a. die DBT als non-plus ultra angepriesen wird, weil es - bin auch deiner ansicht - auf die persönliche stärke, reife und professionalität des therapeuten ankommt, ob die therapie greifen kann. und natürlich auf den patienten. es muss passen. mir persönlich klingt das zu technisch, kann aber natürlich nicht beurteilen, ob es nicht doch auch mir helfen würde. das steht allerdings nicht zur debatte, weil ich mich bewusst für etwas anderes entschieden habe.

es sind gute ergebnisse, die erzielt werden, dennoch kann nicht allen geholfen werden mit dieser methode. umso besser, dass an dieser stelle nicht ende ist oder sein muss.

denn: zitat: "Etwa die Hälfte der Patienten spricht darauf an. Die Symptome verschwinden weitgehend. DBT ist vielfach erwiesen wirksam"... etwa die hälfte.. was macht dann die andere hälfte? dennoch finde ich das gut und ich wollte deshalb den artikel hier einstellen, auch wenn das eh schon bekannt ist.
und was heisst schon behandlungserfolg? symptomfreiheit, grundlegende persönlichkeitsveränderung? gibt es das überhaupt?
ja das ist eine wichtige frage mE. der eine will symptomfreiheit... der andere spürt, dass das nicht alles ist...
ob es eine grundlegende persönlichkeitsveränderung gibt? ich persönlich glaube es ja nicht..aber, was es vielleicht durchaus geben kann und das finde ich schon recht viel... neben der (relativen) symptomfreiheit wohlgemerkt...

dazu erstmal das zitat aus dem artikel: ""Die hohe emotionale Verwundbarkeit und die mangelnde Gefühlskontrolle bleiben allerdings trotz Behandlung bestehen. Die Betroffenen reagieren weiterhin höchst sensibel auf Stress. Ihr Gemüt fährt im Alltag immer noch oft Achterbahn. Sie werden aber damit gut leben lernen. Das unausgeglichene Wesen bringt schließlich auch Talente mit sich, wie man an den Biografien von erfolgreichen Künstlern sieht, von denen etliche emotional hochgradig instabil waren", betont Kienast."

ja also mir persönlich würde es nicht reichen, wenn weiterhin eine so enorme emotionale verwundbarkeit bleiben würde. ich habe erlebt, dass sich das im laufe der zeit verändern kann... ob es je ganz weggeht, weiss ich nicht, v.a. wenn es ganz "dicke" kommt, aber "man" kann ruhiger und weniger verwundbar werden... das find ich wichtig. das fazit in dem artikel finde ich etwas zynisch, weil ja nicht jeder die möglichkeit hat, künstler zu werden o.k ok. das ist polemisch, so wars sicher auch nicht gemeint

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Beitrag Mo., 19.04.2010, 18:53

ich denke zwar, dass es gut ist, wenn es sich in den köpfen langsam festsetzt, dass auch sowas "schlimmes" wie borderline nicht unheilbar sein muss...
ich frage mich eben, wie es überhaupt dazu kam, borderline als unheilbar abzustempeln. weil therapeuten überfordert waren? weil depressive (SSRI) oder schizophrene patienten (neuroleptika) eher auf medikation ansprechen und es kein boderlinespezifisches medikament gibt? weil es vor 20 jahren wenig forschung zu borderline gab, die behandlungserfolge hätte vorhersagen können? usf.
Das unausgeglichene Wesen bringt schließlich auch Talente mit sich, wie man an den Biografien von erfolgreichen Künstlern sieht, von denen etliche emotional hochgradig instabil waren", betont Kienast."
ich glaube nicht, dass es das "unausgeglichene wesen" ist, das erfolgreiche künstler hervorbringt, sondern vielmehr die fähigkeit zu intensivstem emotionalen erleben. und intensiv erlebte emotionen haben natürlich auch ein höheres verwundbarkeitspotential. diese "fähigkeit" wird m.e. auch keine therapie verändern können. zum glück... eine erfolgreiche borderline-therapie wäre für mich dann, wenn man sich diese intensität erhalten kann (und damit auch die verwundbarkeit), dass man aber bis zu einem gewissen grade selbst darüber verfügt, wann man diese intensität zulässt und wann man wieder aus diesen emotionen herausfindet.

... denn manchmal leide ich einfach wahnsinnig gerne sehr intensiv und bin manchmal auch irrsinnig gerne überflutend glücklich... d.h. ich will gar nicht ruhiger und unverwundbarer werden, sondern dies eben dosierter und ohne angst, nicht mehr da herauszukommen - das wäre/ist für mich lebensqualität.

lg, norma

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carö
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 19:07

d.h. ich will gar nicht ruhiger und unverwundbarer werden, sondern dies eben dosierter und ohne angst, nicht mehr da herauszukommen - das wäre/ist für mich lebensqualität.
ja, oder so... finde diesen gedanken hilfreich, vielleicht habe ich auch noch zuviel angst vor dieser intensität. oder anders ausgedrückt, könnte sich in meiner formulierung noch die angst verstecken, die ich immer gerne im zaum halten will... froh über mehr innerer ruhe... was ich meinte war eher sowas, wie.. hm, dass ich deutlich merke, dass ich z.B. bestimmte dingen/erlebnisse, die mich früher einfach extrem emotional belastet haben und mich haben explodieren lassen mit allem drum und dran... heutzutage nicht mehr so belasten, mich kaum aus dem gleichgewicht bringen.. es sei denn es wird ein gewisses ausmaß überschritten. und das find ich auch gut so. was aber nicht bedeutet, dass ich mich nicht drauf einlasse. es geht - im gegenteil - dadurch eher viel besser. muss mich nicht mehr so extrem schützen. aber natürlich möchte ich intensität nicht missen... und ja.. ich mags manchmal nicht so recht wahrnehmen/wahrhaben, dass offenheit dafür immer mit risiko verbunden ist, auch dem risiko verletzt zu werden. du hast das gut ausgedrückt, ja

LG
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 19:39

froh über mehr innerer ruhe
ich hatte gerade folgende vorstellung: jede krankheit wird als unkontrollierbar erlebt, wir fühlen uns vollkommen ohnmächtig - eine ähnliche ohnmacht wie in der kindheit. dann lernt man allmählich die ohnmacht zu verstehen, zu bewältigen und ist dermassen froh über diesen schritt, dass vielleicht eine art überkontrolle einsetzt. das vorhergehende chaos wird sozusagen durch eine totale restriktion ersetzt. was sich aber trotzem und verständlicherweise 1000 mal besser anfühlt als der frühere kontrollverlust. der nächste schritt wäre dann vielleicht die allmähliche lösung der zügel in richtung der vollständigen integration und akzeptanz dieser anteile.
hmm... verstehst du, wie ich meine?
... bestimmte dingen/erlebnisse, die mich früher einfach extrem emotional belastet haben und mich haben explodieren lassen mit allem drum und dran... heutzutage nicht mehr so belasten, mich kaum aus dem gleichgewicht bringen
vielleicht ist mir das bisher einfach noch nicht wirklich gelungen. die verwundbarkeit hat nicht abgenommen, die selben themen können mich nach wie vor ungeheuerlich treffen und kränken.
ich würde vielleicht eher sagen, ich verarbeite die kränkung heute anders. ich kann sie akzeptieren (!), d.h. ich kann mir eingestehen, dass mich etwas zutiefst getroffen hat (das ist für mich bereits ein grosser schritt...) und ich muss dadurch nicht mehr andere ungerechterweise einbeziehen und meine wut an ihnen auslassen. ich sitze heute sozusagen meine verwundung aus, spreche darüber und weiss, dass der schmerz (schneller als früher) nachlassen wird.

lg, norma

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stern
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 20:10

finde es aber auch schade, dass v.a. die DBT als non-plus ultra angepriesen wird, weil es - bin auch deiner ansicht
ich meine, weil sie sich bei borderline das störungs-spezifische konzept mit der meist nachgewiesenen empirischen Wirksamkeit ist (was ja nicht heißt, dass alle anderen störungsunspezifischen oder störungsspezifischen Konzepte untauglich sind, aber zur Wirksamkeit gibt es hier die meisten empirisch-abgesicherten Nachweise).

Ich "kenne" manche Facetten des Konzepts (bin allerdings nicht borderline... aber einige für mich SEHR stimmige und SEHR hilfreiche Ansatzpunkte hat mein Therapeut auch aus dem Konzept für mich rausgepickt)... wobei die Therapie nicht bei der DBT stehen blieb. Abgesehen davon, dass ich glaube, dass bei vielen Beschwerden nicht das herunterrasseln eines manuals ausreicht. Insofern könnte ich auch nicht bestätigen, dass ich meine Therapie als technisch wahrnahm, weiß Gott nicht. Das kann vielleicht dann der Fall sein, wenn man -ohne die Inividualität/Menschlichkeit eines Patienten zu berücksichtigen- ein einziges manual (welches auch immer) quasi als Bedienungsanleitung für diesen Menschen (oder noch schlimmer: für Störungen) von A-Z herunterbetet? Aber so habe zumindest ich das bisher noch NIE erlebt, im Gegenteil, zum Glück.
ja also mir persönlich würde es nicht reichen, wenn weiterhin eine so enorme emotionale verwundbarkeit bleiben würde. ich habe erlebt, dass sich das im laufe der zeit verändern kann... ob es je ganz weggeht, weiss ich nicht, v.a. wenn es ganz "dicke" kommt, aber "man" kann ruhiger und weniger verwundbar werden... das find ich wichtig.
Der Passus, dass die emotionale Vulnerabilität bestehen bleibt, irritiert mich auch etwas... zumal ich das aus meiner Erfahrung auch nicht bestätigen kann. aber gut, dagegen kann man einwenden, dass ich auch nicht borderline bin, worum es in dem Artikel geht. Zum Teil kann ich es aber durchaus nachvollziehen, weil für die mangelnde emotionalsregulation bzw. die emotionale Verletzlichkeit ja ua auch durch genetische und neurobiologische Faktoren erklärt werden (zur neurobiologie stand ja auch grob was im Artikel). Und das (genetik/neurobiologie) lässt sich naturgemäß kaum ändern, zumindest nicht durch eine Therapie... bzw. es ist noch unklar was "drin" ist.

Wichtig an dem Artikel finde ich die Kernaussage, dass man extreme Gefühlschwankungen lindern kann bzw. borderline behandelbar ist (was ja "früher" in der Tat nicht unbedingt so gesehen wurde), wenngleich zumindest mir das nicht sooo neu war, was der Artikel berichtet. Ob das Konzept der dbt überhaupt heilung (was auch immer das ist) verspricht oder eher therapiebarkeit (die ja auch viel wert sein kann, wenn man z.B. an jemanden denkt, der sich jetzt nicht mehr die Arme aufschneiden muss oder mit Drogen oder xy betäuben muss, um mit bestimmten Gefühlen umzugehen), dazu bin ich jedoch überfragt. Ich lese auch nochmals den Artikel dahingehend nach. Ich meine jedoch, man geht im allgemeinen (also nicht nur die DBT) heute eher von einer therapiebarkeit aus als von Heilung im eigentlichen Sinne... lasse mich da aber gerne korrigieren. Und dass trotz der teils (und hoffentlich nicht vollumfänglichen - wie der Artikel suggeriert) bestehen-bleibenden Verletzlichkeit ein halbwegs "normales" Leben mit Lebensqualität geführt werden kann, z.B. u.a. unterstützt dadurch indem man lernt, mit einer gewissen Verletzlichkeit/Auslösefaktoren umzugehen.

Mir persönlich ist jedenfalls Realismus lieber als unrealistische Versprechungen. Und in dem Zusammenhang ist dann wirklich die Frage, was "Heilung einer Persönlichkeitsstörung" ausmachen würde? Btw. einer Frage, bei deren Formulierung sich mir schon die Haare aufstellen. Grundlegende Persönlichkeitsveränderung in meinen Augen nicht, denn es ist ja nicht alles störend, sondern manche Persönlichkeitsanteile i.d.R. sogar sehr gesund (und ich unterstelle, bei jedem lassen sich diese finden). Sondern vielleicht doch eher, dass man sich durch manche Persönlichkeitsfacetten (und die besagte emotionale Kontrolle bzw. deren mangel gehört dazu) nicht mehr so gestört fühlt, sondern mit seiner Persönlichkei ein Leben mit Lebensqualität führen kann?
Zuletzt geändert von stern am Mo., 19.04.2010, 20:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 20:22

@norma
die verwundbarkeit hat nicht abgenommen, die selben themen können mich nach wie vor ungeheuerlich treffen und kränken.
bei mir ist es natürlich nicht so, dass mich nichts aus dem gleichgewicht bringen könnte. das wäre gelogen. und vermutlich ist das auch nicht wünschenswert. ich denke nur an manche - ganz bestimmte situationen, gerade alltagssituationen.. zB im job.. - da merk ich es wirklich, dass ich nicht mehr so kränkbar bin. das war aber ein sehr langwieriger prozess und er hört nicht auf. bei anderen sachen gehts mir ähnlich, wie dir, würde auch sagen, dass ich kränkungen heute anders als früher verarbeiten kann. insofern, nicht aufgeben
ich kann mir eingestehen, dass mich etwas zutiefst getroffen hat (das ist für mich bereits ein grosser schritt...) und ich muss dadurch nicht mehr andere ungerechterweise einbeziehen und meine wut an ihnen auslassen
ja, damit kann ich auch viel anfangen...

oder nochmal andersherum, dass ich eben meine wut auch zulassen kann, sie nicht mehr so unterdrücken muss oder gar nicht spüren darf, wie früher. z.B. meiner mutter ggü, was immer sehr heikel ist, aber seit ich nicht mehr so eine bremse im kopf habe und eine so große angst, ja, im grunde vor meinen eigenen schuldgefühlen, kann ich sie viel eher mit meiner meinung, meinem unverständnis, auch meiner wut konfrontieren, bin aber auch recht schnell wieder unten.. und ich merke, dass das auch die ganze beziehung ändert. langsam zumindest...

aber natürlich ist nicht alles ideal... sich das auch zugestehen zu können, das nehme ich für mich aus dem mit, was du anfangs in deinem beitrag schreibst... die zügel wieder lockerer werden lassen. da bin ich noch auf dem weg.
der nächste schritt wäre dann vielleicht die allmähliche lösung der zügel in richtung der vollständigen integration und akzeptanz dieser anteile.
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 20:37

@stern
Und das (genetik/neurobiologie) lässt sich naturgemäß kaum ändern, zumindest nicht durch eine Therapie... bzw. es ist noch unklar was "drin" ist.
es gibt ja die ganze forschung auf dem gebiet der verhaltensmedizin. die beschäftigen sich genau damit: einfluss der psyche auf das endokrinologische, neurologische und Immunsystem. und da gibt es sehr gute forschung dazu, die diese ganzen zusammenhänge bestätigen, auch im hinblick auf wirkmechanismen einer psychotherapie auf genannte faktoren.

mich interessiert ja dieser ganze neuro-hype herzlich wenig. und wenn dann solche aussagen gemacht werden, wie im artikel...
"Diese neurowissenschaftlichen Befunde haben letztlich dazu geführt, dass die Patienten ernst genommen werden", urteilt Herpertz.
... dann ist das einfach mehr als lächerlich. oder haben die ganzen forscher auf dem gebiet der biologischen psychologie (= vorwiegend VT-leute) einen hirn-scan gebraucht, um einen patienten ernst nehmen zu können? naja...

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Beitrag Mo., 19.04.2010, 20:50

oder haben die ganzen forscher auf dem gebiet der biologischen psychologie (= vorwiegend VT-leute) einen hirn-scan gebraucht, um einen patienten ernst nehmen zu können?
ja , so kann man das lesen.. erschreckend!
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 21:27

*Norma* hat geschrieben:und wenn dann solche aussagen gemacht werden, wie im artikel...
ja, auch die Aussage finde ich äußerst unglücklich formuliert (jedenfalls hoffe ich, dass es lediglich eine unglückliche Formulierung ist, in dem ja auch ansonsten nicht wirklich wissenschaftlichen Artikel).

Ansonsten halte ich Forschung zur Neurobiologie, Endokrinologie, Genetik, etc. schon wichtig... und bis zu einem gewissen Maße interessiere ich mich auch dafür . Und auch für wichtig erachte ich, dass fundierten Kenntnissen so in Therapien Einklang finden (und zwar in jede Form der Therapie), dass die Therapie nicht an einer schlichtweg gegebenen Natur des Menschen vorbeilaufen, oder genauer ausgemacht werden kann, was reversibel ist und was zu akzeptieren ist (so dass dann eher am Umgang damit anzusetzen wäre) bzw. wie die gewonnen Erkenntnisse für eine zielgerichtete Therapie nutzbar gemacht werden können (so z.B. hat die Forschung ua auch eine Fehlfunktion des Serotonin-Systems im Gehirn bei der Borderline-Krankheit ausgemacht, was ja auch therapierelevant sein kann... und somit evtl ein zusätzlicher Ansatzpunkt über die medizinische Seite eröffnet wird, der ja kein ausschließlicher sein muss. Alles was erleichternd wirkt, kann ja für jemanden nützlich sein), etc.
oder haben die ganzen forscher auf dem gebiet der biologischen psychologie (= vorwiegend VT-leute) einen hirn-scan gebraucht, um einen patienten ernst nehmen zu können? naja...
...wobei die Forschung ja auch insbes. mediziner vorantreiben, deren Erkenntnisse ja (wie bisher auch) von Therapeuten ua "genutzt" werden... und das nicht nur von VTlern, meine ich. Wäre schlimm wenn es anders wäre, also dass medizinische Erkenntnisse von Psychologen geleugnet/ignoriert werden würden. Aber wie gesagt: ich hoffe auch, dass das "nur" eine äußerst unglückliche formulierung ist.
Zuletzt geändert von stern am Mo., 19.04.2010, 21:43, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Mo., 19.04.2010, 21:33

*ggg Es brauchte keine Forschung um zu merken, dass ich da mit dem Serotoninhaushalt Schwierigkeiten hatte.

OK, mal witzig, aber vielleicht sehen wir das wie jede andere Krankheit auch: Manche Überleben, manche nicht, wobei auch hier bei bestimmten Erkrankungen die Psyche eine tragende Rolle spielt für Heilungsprozesse.

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Beitrag Mo., 19.04.2010, 21:49

@stern
ich finde die wechselwirkungen grundsätzlich auch interessant. als ich zum ersten mal davon hörte, war ich sehr verblüfft. psychischer stress wirkt sich auf unser hormonelles system aus - z.b. vermehrte ausschüttung von cortisol - und kann dadurch langfristig negativ auf das immunsystem wirken. als patient sind solche infos sicherlich hilfreich, weil man bei sich selbst einen zusammenhang zwischen psychischen und somatischen beschwerden herstellen kann. aber um wirklich eine krankheitsveränderung herbeizuführen, greifen solche aussagen m.e. dann doch zu kurz.
so z.B. hat die Forschung ua auch eine Fehlfunktion des Serotonin-Systems im Gehirn bei der Borderline-Krankheit ausgemacht, was ja auch therapierelevant sein kann
inwiefern findest du diesen befund therapierelevant, wenn man davon ausgehen muss, dass nicht bei allen borderline-patienten eine solche fehlfunktion zu finden ist?

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Beitrag Mo., 19.04.2010, 21:57

Eben, das gibt es auch bei Depressionen. Ich meine sogar, dass das grundsätzlich eine Rolle spielt bei psychischen Erkrankungen.

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Beitrag Mo., 19.04.2010, 22:41

*Norma* hat geschrieben:inwiefern findest du diesen befund therapierelevant, wenn man davon ausgehen muss, dass nicht bei allen borderline-patienten eine solche fehlfunktion zu finden ist?
Ich rede ja nicht davon, dass das für alle Menschen therapierelevant sein muss, sondern (für einige) kann. Forschungerkenntnisse dazu gibt es ja auch... näheres zur Pharmakotherapie möchte ich jedoch nicht ausführen, zumal ich kein Arzt bin, deswegen verweise ich auf weiterführende Literatur, die vertritt, dass z.B. für SSRI Studien die Wirksamkeit bei BPS nachgewiesen ist. Folgender Artikel spricht davon, dass 80% der BPS-Patienten psychiatrisch-psychotherapeutisch behandelt werden. http://www.uni-freiburg.de sogar, dass fast alle BPS-Patienten auch medikamentös behandelt werden. Die Therapie, die für allen gleichermaßen hilft, kenne ich jedoch nicht. Aber alles was grds. helfen könnte, ist ja erstmal gut... und umso besser für den, für den es dann auch tatsächlich greift, und eine erleichterung eintritt.

Und zur Klarstellung, um nicht missverstanden zu werden: Das (neurobiologische Perspektive) ist ja nur eine Facette von vielen Faktoren, die dzt. als Erklärungsfaktoren angesehen werden, so dass sich auch die Therapie regelmäßig an verschiedenen Facetten ansetzen dürfte. Und rein medikamentöse Therapie (die dann auch ""nur"" eine symptomorientierte sein soll) greift eh meist zu eng.... also nicht das ich dahingehend verstanden werde. Und in dem Zusammenhang Bohus:
Lange galten Patienten mit Borderline-Störung als schlecht zu therapieren. Doch nach kürzlich veröffentlichten Ergebnissen der ersten prospektiven Follow-up-Studie mit knapp 300 Betroffenen ist die Störung bei adäquater Psycho- und Pharmakotherapie nach sechs Jahren bei etwa drei Viertel der Patienten rückläufig. Nur 25 Prozent haben eine chronische Erkrankung, nur sechs Prozent werden rückfällig, so Bohus.

http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... elbst.html
Für die 25 brauchts dann andere Ansatzpunkte, wie auch von carö angedeutet. Man kann es auch so sehen, dass immerhin 75% geholfen werden kann (im Sinne von Linderung, über Zahlen möchte ich jedoch gerade nicht streiten). und das war auch das, was ich als kernaussage aus dem ursprünglichen artikel herausgelesen habe. Nämlich dass es verschiedene Therapiemöglichkeiten gibt (natürlich ohne das anspruch, dass alle geheilt werden können) - im Gegensatz zu früher als menschen mit einer besst. Erkrankung allesamt in einen Pott geschmissen und als kaum behandelbar abgestempelt wurden. Und diese neuere Sichtweise finde ich schon irgendwie humaner . Aber man kann's natürlich auch negativer lesen, dass es immer noch kein Konzept gibt, dass allen gleichermaßen hilft, und xy % auf der Strecke bleiben. Ich lese hier als Kernaussage jedoch eher das halb-volle Glas heraus als das schon halb-leere. Also dass die Behandlung und Prognose heute als wesentlich besser als früher eingeschätzt wird, wo vermutlich noch einige mehr "auf der Strecke blieben", indem man ihnen kaum eine Behandlungsmöglichkeit eröffnete.
als patient sind solche infos sicherlich hilfreich, weil man bei sich selbst einen zusammenhang zwischen psychischen und somatischen beschwerden herstellen kann. aber um wirklich eine krankheitsveränderung herbeizuführen, greifen solche aussagen m.e. dann doch zu kurz.
Nun ja, das sehe ich auch eher als Aufgabe der Behandler bzw. von Forschern wichtige Erkenntnisse so zu nutzen, dass damit zumindest manchen Patienten geholfen werden kann bzw. die Ableitung von Therapieempfehlungen. Für einen Patienten hat eine solche Aussage erstmal eher erklärungsswirkung, das stimmt (eine Aussage, die ich sogar in einem best. Zusammenhang neulich hörte, wobei ich noch etwas im dunkeln tappe, ob ein hormonelles Problem nun rein somatisch verursacht ist oder ob mir meine psyche mal wieder einen streich spielt). Jedenfalls bin ich schon der Meinung: Je besser man um etwas weiß, desto besser/zielgerichteter kann man i.d.R. ansetzen (ausnahmen bestätigen die Regel). Bezogen auf mich: Bei rein somatischer Verursachung würde ich den Gyn. (weiter) löchern bis er die genaue somatische Ursache findet, und um Abhilfe bitten (zumal von einem hormonellen Ungleichgewicht ja wieder Wechselwirkungen auf die Psyche ausgehen können). bei primär psychischer dann doch besser meine Thera.
Zuletzt geändert von stern am Di., 20.04.2010, 06:07, insgesamt 1-mal geändert.
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