münchnerkindl hat geschrieben:Vor allem geht es doch bei Persönlichkeitsstörungen überhaupt nicht vorrangig darum, daß irgendwelche auffälligen Symptome wie Ritzen oder Saufen "verschwinden". Sondern es geht um einen Prozess der Persönlichkeitsentwicklung der in der Kindheit zu kurz gekommen ist.
Zustimmung. Ich hab den Passus so verstanden, dass damit die Kernaussage des Artikels (vgl. auch überschrift) untermauert werden sollte:
Das einstige Verständnis der Erkrankung als kaum behandelbare, schwere psychische Störung wankt. "Das war für uns alle recht überraschend und stimmt optimistisch", kommentiert Sabine Herpertz, Psychiaterin vom Universitätsklinikum Heidelberg. "Das Gesamtbild der Störung zeigt sehr viel mehr Rückbildungstendenz, als wir lange geglaubt haben."
... und nicht gesagt werden sollte, dass die DBT eine reine Symptomtherapie sein soll, der Mensch zu funktionieren hat und es nicht um den Menschen gehen solle , würde mich jedenfalls wundern, falls das die aussage sein soll (was ich aus meiner Therapie, in der auch DBT-Elemente einflossen weiß gott nicht bestätigen könnte, aber sei's drum). Ich lese jedenfalls nach wie vor einen positiven ermutigenden Grundtenor aus dem Artikel heraus. Schade dass der im Thread etwas untergeht, aber vielleicht empfinde ich das auch nur so. Wer eine reine symptomtherapie anstrebt, dem würde ich hingegen zu Medis raten. Allerdings sehe ich es schon so, dass Symptome wie Suizidalität, schwere Selbstverletzungen, Drogen-, Medikamenten- bzw. Alkoholabusus, etc. erstmal erforderlich machen können die notwendige stabilität zu vermitteln, um überhaupt (tiefer) therapeutisch einsteigen zu können. Und vielleicht ist für jemanden schon viel an Lebensqualität gewonnen, wenn er (zunächst) davon loskommt?! =>
Etwa 80 Prozent aller Borderline-Patienten berichten zumindest über einen, die meisten über mehrere Versuche, sich gezielt das Leben zu nehmen. Etwa acht Prozent der Bertoffenen sind in dieser Hinsicht leider „erfolgreich“. Ein wichtiger Risikofaktor für Suizid ist selbstschädigendes Verhalten wie Schneiden, Schlagen, Brennen, Verätzen, das wiederum bei etwa 85 Prozent der Borderline-Patienten zumindest während einiger Zeitabschnitte zu beobachten ist. ... [usw., vgl. Artikel].
Psychiatrisch/psychotherapeutische Behandlung sollte primär darauf zielen, Kontrolle über automatisiertes krisenförderndes Verhalten zu vermitteln. Suizidalität, schwere Selbstverletzungen, Hochrisikoverhalten und Drogeneinnahme stehen hierbei an erster Stelle. Erst im zweiten Schritt können Probleme auf der Ebene des emotionalen Erlebens (etwa die Folgen von sexuellen Traumata) angegangen werden.
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=53738 ... einem auch kritischen Artikel, in dem auch andere mögliche ansätze genannt werden
In einer Krise, unter Drogen/Alkeinfluss, dissozierend, suizidal oder auch andere Strategien, um Gefühle zu betäuben/erträglich zu machen, versperren IMO zunächst grds. wertvolle Therapiemöglichkeiten mangels Stabilität. Aber dabei muss es ja nicht zwingend stehen bleiben, insbes. dann nicht, wenn hinreichende Stabilsierung tatsächlich erlangt werden kann. Und es ist ja auch hier jedem selbst überlassen, ob er hierfür eine spezifischer-konzipierte Therapie in Erwägung zieht oder nicht.
However: jedenfalls empfinde ich es als postive Entwicklung, das nach Therapiemöglichkeiten gesucht wird, was hoffentlich dazu führt, dass weniger Patienten das Etikett, sorry BPS ist kaum therapiebar, aufgeklatscht kriegen.