Erfahrungen mit Ärzte-/Psychotherapeutenkammern

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pseudologia
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Erfahrungen mit Ärzte-/Psychotherapeutenkammern

Beitrag Di., 17.12.2013, 12:27

In diesem Forum wurden schon einige negative Erfahrungen mit Therapeuten berichtet. Dabei wurde auch über eine grosse Angst berichtet, sich an eine offizielle Beschwerdestelle wie die Psychotherapeutenkammer, oder auch eine Ethikkommision des Ärzte- oder Psychologenverbandes zu wenden. Dies aus der Befürchtung heraus, dass sich diese ohnehin auf die Seite der Therapeuten stellen würden und man nur ein weiteres Mal die Erfahrung macht, pathologisiert zu werden.

Persönlich habe ich mich mal gegenüber der Ethikkommission des FSP (Föderation Schweizer Psychologen) bezüglich einer Beschwerde gegenüber eines ehemaligen Vorgesetzten informiert. Dabei wurde mir davon abgeraten als Psychologe Anklage zu erheben. Dabei wurde mir eher dazu geraten, dessen Patienten darauf hinzuweisen, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Grundsätzlich habe ich davon jedoch keinen schlechten Eindruck bekommen. Ausser dem fehlenden Interesse, der Meldung nachzugehen.

Mich würde es interessieren, was es sonst für Erfahrungen mit solchen Kommissionen gibt.
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Sunny girl
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Beitrag Mi., 18.12.2013, 20:13

Ich habe mal einen Brief an die hiesige Psychotherapeutenkammer geschrieben, den ich eher als eine Frage verfasst habe, ob das Verhalten der Therapeutin ok war bzw. ob Therapeuten das dürfen. Das war vor etwa 3 Jahren. Bis heute habe ich keine Antwort bekommen.
Deshalb denke ich, dass es sinnlos ist, sich an die Kammer zu wenden. Von ihnen könnte man wohl nur dann eine Reaktion erwarten, wenn etwas quasi spektakuläres vorgefallen ist.

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pseudologia
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Beitrag Di., 07.01.2014, 11:35

Meine Persönliche aus Therapeutensicht:
Als Berufseinsteiger im Rahmen eines unterbezahlten (nicht so arg wie in D-Land) Jobs, hatte ich so meine Probleme mit dem Leiter (auch Psychotherapeut) der Institution, in der ich damals gearbeitet habe. Ich habe seine Arbeitsweise als übergriffig und nicht den ethischen Richtlinien entsprechend empfunden. (Beispiel bei Wunsch auf Austritt aus der Institution eine Patientin, halb angeschrien, dass Sie es nicht alleine packen wird, nicht zurechnungsfähig sei etc. Dies noch im Chor mit einer anderen therapeutischen Angestellten und mich als quasi Zuschauer.) Habe selbst aber meine Berufsethik ernstgenommen und ihn darauf hingewiesen. Dies führte dann zu Dreiergesprächen im Beisein einer anderen Psychotherapeutin, die auch dort angestellt war, wo ich fragte, wie er glaubt, dass sich solche Vorgehensweisen positiv auf Patienten auswirken, weil ich dies nicht nachvollziehen kann. Mir wurde dann vorgeworfen, dass ich nicht verstehen WOLLE. Als sich abzeichnete, dass sich meine Probleme mit seinem Verhalten durch solche "Interventionen" nicht abschalten lassen, kam dann auch bald mal die Freistellung wegen "fehlendem Vertrauensverhältnis".
Habe mich darauf telefonisch mit der Ethikkommission des FSP (Schweizer Verband) in Verbindung gesetzt, um mich von denen beraten zu lassen. Dort wurde mir abgeraten als Berufseinsteiger diesen einzuschalten, da es heikel sei von Psychologe zu Psychologe, da ja auch der "Angeklagte" Teil des Berufsverbands sei. Es sei einfacher, wenn sich Patienten beklagen würden.
Im Rahmen vom Austausch mit Kollegen/Dozenten meines Instituts und meiner Selbsterfahrungstherapie kam mir eine Haltung entgegen, dass dies eben so sei und man sich den Umständen halt anpassen müsse. Anders gesagt: Dass es eben mein persönliches Problem sei, wenn ich das nicht gutheissen kann. Auch andere in dieser Institution arbeitende Therapeuten oder Sozialarbeiter wollten sich nicht selbst die Finger verbrennen, passten sich an, suchten sich ihre Nieschen oder wechselten den Job.
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hope_81
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Beitrag Di., 07.01.2014, 11:39

Ist das nicht in jedem Beruf der Fall?
Am Anfangen stehen die Visionäre, Weltverbesserer und dann erkennen sie, dass es nichts nützt, fügen sich dem System und arbeiten im Stillen so, wie sie es sich wünschten.

Willkommen in der Realität.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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pseudologia
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Beitrag Di., 07.01.2014, 11:56

Klar. Ist das auch in anderen Berufen so. Die Frage ist aber: Welches Ziel hat welcher Beruf?

Therapeuten haben den einzigen Auftrag, eine Beziehung und ein Umfeld anzubieten, welches psychische Gesundheit begünstigen soll.

edit: Du sagst, dass es "nichts nützt". Das sehe ich anders. Zum Einen nützt es etwas für meine persönliche Integrität und ausserdem "nützt" es, wenn Patienten merken, dass es doch noch Leute gibt, die auf Ihrer Seite sind.

Auch in Traumaaufarbeitungen sind solche "Ausnahmen" extrem wichtig, um wieder eine Gesundung zu erlangen. Der Lehrer, der Onkel, der Grossvater, der Sporttrainer, der Pfarrer oder eben auch ein Therapeut.
Zuletzt geändert von pseudologia am Di., 07.01.2014, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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pandas
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Beitrag Di., 07.01.2014, 12:12

hopeless81 hat geschrieben: Am Anfangen stehen die Visionäre, Weltverbesserer und dann erkennen sie, dass es nichts nützt, fügen sich dem System und arbeiten im Stillen so, wie sie es sich wünschten.
Nicht alle ... denn deswegen gibt es ja Veränderung und Revolution und, und, und ...

Ja, und manche passen sich dann auf einmal an, teilweise extrem.

Aber das Gute daran: Es rücken neue nach, die die (von manchen Menschen konstruierte) Welt verändern wollen.
Und bewirken wieder etwas, bis sie umgekehrt werden, aber dann kommen wieder neue, und so weiter und so fort.
Und so wurde doch schon einiges erreicht.
Denk doch mal nur daran, wie die Psychiatrie vor der Enquete war ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Aisha40
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Beitrag Di., 07.01.2014, 21:00

Ich habe gute Erfahrungen mit der Psychotherapeutenkammer gemacht.
Bei meinem Ex-Therapeuten habe ich Kopien meiner Akte beantragt. Dieser Bitte ist er nachgekommen und hat mir ausser den Kopierkosten noch 3 Therapiestunden in Rechnung gestellt.
Ich habe dann bei der Kammer nachgefragt ob dieses so ok ist und die Kammer hat daraus einen Beschwerdefall gemacht. Ich hatte allgemein nachgefragt und erst auf Nachfrage den Namen genannt. Der Therapeut hat mir inzwischen die Kosten der Stunden zurück gezahlt und die Kammer hat mir heute mitgeteilt, dass ein Verstoß gegen die Berufsordnung festgestellt wurde und es auch berufsrechtliche Konsequenzen gegeben hat.

Also nicht nur immer für den Therapeuten sondern auch mal für den Patienten.

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stern
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Beitrag Di., 07.01.2014, 21:05

Aisha40 hat geschrieben:Bei meinem Ex-Therapeuten habe ich Kopien meiner Akte beantragt. Dieser Bitte ist er nachgekommen und hat mir ausser den Kopierkosten noch 3 Therapiestunden in Rechnung gestellt.
für das Ziehen der Kopien? Also das ist wirklich dreist .
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Di., 07.01.2014, 21:28

pseudologia hat geschrieben:Ausser dem fehlenden Interesse, der Meldung nachzugehen.
In D ist es keine Frage des Interesses... sondern es ist verpflichtend nachzugehen (Amtsermittlungsgrundsatz). Ausnahme natürlich z.B. wenn vorneherein etwas vorliegt, dass nicht als Berufsverstoß zu qualifizieren ist: Dann schleust man es natürlich auch nicht durch das Verfahren.

Die Kammern veröffentlichen i.d.R. den Verfahrensweg, so wie er zumindest offiziell vorgesehen ist.

Dass nicht nachgegangen wird, würde ich nicht sagen. Zumindest gibt es manche Statistiken. Dass nicht sooo viele Beschwerden eingehen, liegt vielleicht auch daran, dass viele nicht um die Möglichkeit wissen.

Ganz subjektiver Eindruck: Im Forum fällt mir auch mitunter auf, dass es mitunter Empörung hervorruft, wenn man die Möglichkeit der Überprüfung durch die Kammer erwähnt (ein Forum kann es nicht beurteilen. Der betroffene Therapeut muss dazu auch befragt werden, logisch).

Überblick: http://www.aerzteblatt.de/archiv/135395 ... t-genommen

Waren die Patienten überhaupt geschädigt und lag ein Berufsverstoß vor? Ansonsten finde ich es etwas fragwürdig, das auf Patienten abzwälzen... und vermutlich auch nicht erfolgversprechend, wenn sie z.B. nicht betroffen sind.
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hawi
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Beitrag Mi., 08.01.2014, 09:59

Hallo pseudologia!

Nach dem, was in deinem Thread bislang geschrieben, erörtert wird, geht es wohl um mehr, als nur den Austausch von Erfahrungen mit Psychotherapeutenkammern.

Aus Sicht der Klienten/Patienten wohl fast selbstverständlich.
Die haben halt jeweils persönlich Fragen, Bedenken, Beschwerden, wie ja auch hier im Forum zu sehen eine breite Palette von Themen, die besprochen werden. Klärungsbedarf im weitesten Sinne. Ein Teil davon Beschwerden über Therapeuten. Doch auch nur dieser Ausschnitt? Nicht alles, was als persönliche Beschwerde formuliert ist, ist etwas, das der einzelne (allein) Therapeut beeinflussen kann/muss.

Dies ganze Spektrum?
Allein auf Kammern, auf diesen Teil bezogen, so einen Fokus hielte ich für zu eng, ja sogar für falsch.
Und ich glaube, es wäre auch gut zu trennen, einerseits zu betrachten, was Patienten, Klienten möglich ist, um Psychotherapie möglichst mangelfrei zu bekommen, bzw. um solche Mängel weitgehend zu beheben, besser noch gleich zu vermeiden. Davon zu unterscheiden: all das, was die Tätigkeit, den Beruf eher im inneren ausmacht, beschäftigt, umtreibt. Auch wenn sich das sicher nie zu 100% machen lässt, es natürlich immer Wechselwirkungen gibt, z.B. sich über die richtige oder falsche Art der Berufsausübung zu streiten, oder den Sinn/Unsinn von Therapieansätzen, -inhalten, über Arbeitsorganisation und und und, zwar ist auch da natürlich der Patient wichtig, aber die meisten Patienten …?
Vieles wird sie gar nicht interessieren und wenn, dann wohl schon anders, als jemanden, der Therapie anbietet.

Was hat der Patient für Möglichkeiten?
???
Soweit ich sehe, heute sehr viele, vielleicht fast schon zu viele.
Am geringsten scheint mir das Angebot dort, wo es zunächst darum geht, sich überhaupt zu trauen, zu überwinden, etwas anzusprechen. Immerhin, grad das Internet halte ich dort schon für hilfreich, Hemmschwellen zu minimieren. Aber bislang wohl eher recht allgemein.
Und bei weitem nicht für alle hilfreich. Und dass der einzelne sich am Ende persönlich überwinden muss, seine Probleme anzusprechen, das wird ihm ohnehin keiner nehmen können.

Wohin mit den Fragen, Problemen?
Zwar kann das sicher auch eine Therapeutenkammer sein, aber bestimmt nicht immer, schon gar nicht als einzige Stelle.

Eine „Klärungsstelle“ von vielen ist, denke ich, z.B. auch ein Forum wie dieses. Zumindest um individuell erst mal mehr Klarheit zu bekommen, ob der eigene Zweifel überhaupt als „Problem taugt“. Und wenn dem so ist, wie sich dies Problem dann vielleicht angehen lässt, wie mit ihm umzugehen ist.

Von dem, was hier so thematisiert wird?

Sehr viel, das sich wohl am ehesten in der Therapie mit dem Therapeuten klären ließe. Zumindest als erster Klärungsversuch.
Selten, aber in ganz üblen Fällen, würde ich nicht zur Klärung über eine Therapeutenkammer raten, sondern zur Strafanzeige bei der Polizei. Oft, grad auch in Sachen Berechnung, Abrechnung von Leistungen, aber nicht nur dabei, auf jeden Fall zur Klärung/Berichterstattung gegenüber dem jeweiligen Krankenversicherer.

Und neben den Versicherern dann schon auch all die Organisationen, Vereine, die für Patienten/Verbraucher da sind. Davon gibt es ja gar nicht so wenige. Kleine, große, sehr spezielle, eher allgemeine, mal mehr nur beratend, unterstützend, mal auch selbst agierend. Viele, vieles, auch je nach Fall, Lebenslage. Zu viele, um das hier alles aufzuführen.

Ich selber sehe Kammern also nur als eine Stelle, die Klienten helfen könnte, die mal sehr gut, mal wohl auch gar nicht helfen kann, Probleme zu lösen. Abhängig zum einen vom Fall, dann sicher auch von der Kammer selber, aber auch davon, wie „gut“ der einzelne sein Problem dort vertritt.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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