Dissoziative Anfälle und Kundalini-Energie

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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helgak62
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Dissoziative Anfälle und Kundalini-Energie

Beitrag Do., 03.12.2020, 21:14

Meine Frage an euch hört sich vielleicht etwas schräg an, aber mich beschäftigt es gerade und ich würde da für mich gerne ein bisschen mehr Klarheit gewinnen:
Nun gibt es ja für Dissoziation verschiedene Erklärungsmodelle - "Totstellreflex", neurophysiologische Veränderungen,...
Ich gehe neben der Psychotherapie noch zur biodynamischen Osteopathie, weil mir auch etwas körperorientiertes für meine Traumafolgestörung empfohlen wurde und ich das auch gerne ausprobieren wollte. Dort läuft in meiner Empfindung in der Behandlung so etwas wie zyklische kontrollierte dissoziativer Anfälle in einem geschützten Rahmen ab, was ich als ganz neue Erfahrung und sehr hilfreich empfinde.
Nun hat der Osteopath noch ein zusätzliches Erklärungsmodell neben der Speicherung von Traumata im Körper ins Spiel gebracht. Nämlich dass die dissoziativen Anfälle auch so etwas wie Freisetzen von Kundalini-Energie (aus der Yoga-Philosophie) ist.
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht bzw. sich mit dem Kundalini-Erklärungsmodell in Bezug auf Trauma beschäftigt?

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saffiatou
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Beitrag Do., 03.12.2020, 21:38

Ist das nicht etwas viel Esoterik in ein wissenschaftliches Thema? Ich würde das nicht vermischen, damit meine ich wissenschaftliche Theorien und Hintergründe mit esothierischen Modellen.
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helgak62
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Beitrag Do., 03.12.2020, 22:50

Nicht wirklich, wenn es von C.G.Jung sogar eine Buch über Psychotherapie und Kundalini-Yoga gibt, also sicher nicht mehr als Homöopathie, Akupunktur und andere alternative Zugänge.

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lisbeth
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Beitrag Do., 03.12.2020, 23:26

helgak62 hat geschrieben: Do., 03.12.2020, 21:14 Nämlich dass die dissoziativen Anfälle auch so etwas wie Freisetzen von Kundalini-Energie (aus der Yoga-Philosophie) ist.
Macht für mich keinen Sinn.
Dissoziation ist ja Abtrennung, Abkopplung.
Energie will fließen, strömen, sucht Verbindung.

Was ich aus der Osteopathie kenne: Wenn die Osteopathin da (unbeabsichtigt) zuviel in Bewegung gesetzt hat, dann gehe ich raus aus dem Kontakt (= leichte Dissoziation). Das ist für mich dann eigentlich immer das Zeichen, dass hier eine Grenze erreicht ist. Und besser wäre es für mich eigentlich, das schon zu merken, bevor ich in die Dissoziation gehe.

Bei mir ist es so, dass sowohl meine Therapeutin, als auch die Kunsttherapeutin als auch die Osteopathin jede auf ihre Art sich intensiv mit Traumata und Traumafolgestörung und Traumaaufarbeitung beschäftigt haben. Und auch wenn alle ein anderes Handwerkszeug nutzen und andere Worte verwenden, ihre Aussagen gehen alle grundsätzlich in dieselbe Richtung. Ich stelle mir das nicht besonders hilfreich oder heilsam vor, wenn sich da riesige Widersprüche in der Grundrichtung auftun würden, mit denen ich ich dann auch noch abkämpfen "muss".
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― Anne Lamott

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helgak62
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 08:54

Widersprüche tun sich für mich in keiner Weise auf, zumal der Osteopath auch einen sehr "neurologischen" und schulmedizinischen Blickwinkel einnimmt und eben einen spirituellen Zugang draufsetzt. Esoterisch empfinde ich es nicht, eher als zusätzlichen östlichen Zugang. Auf esoterische Dinge reagiere ich auch sehr allergisch.

Für mich gibt es Unterschiede, aber auch große Ähnlichkeiten. Körperlich oder direkt beobachtbar spielen sich völlig idente Dinge ab - vom Ablauf, wie und wo sich Spannung auf- und wieder abbaut, von den Körperempfindungen, dass ich nicht mehr sprechen kann. Aber eben das "Dissozierte" fehlt. Ich fühl mich sicher begleitet, genieß die Berührung/das Gehalten werden am Kopf und unter den Schultern, kann in Ruhe beobachten, zulassen - alles Dinge, die ich im dissoziiert sein überhaupt nicht so erleben würde.

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lisbeth
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 09:08

Ich glaube, dann reden wir über unterschiedliche Sachen, Helga.

Dass sich während der Behandlung Dinge im Körpere neu, anders "sortieren", kenne ich auch. Auch dass man das selbst sozusagen beobachtet, dass man die "Wellen" wahrnimmt usw. Das würde ich aber nicht mit Dissoziation in Zusammenhang bringen. Die Dissoziation passiert bei mir dann, wenn etwas zuviel wird, egal ob körperlich oder mental. Bei Dissoziation klinke ich mich - meist unbewusst - aus.

Was ich durch die Osteopathie gelernt habe bzw immer noch lerne: Durch diese Begleitung und weil jemand "dabei" ist, kann ich Zustände besser "aushalten" oder tolerieren, die bei mir normalerweise zur Dissoziation führen würden. Denn physiologisch passieren da ja auch Dinge im Körper, die man manchmal auch mit Angst oder Aufregung oder Spannung gleichsetzen könnte (und wo bei mir schnell mal die Sicherung rausfliegt). Dadurch, dass jemand mit dabei ist, habe ich mehr Sicherheit, und kann mich dadurch besser in diesem "Grenzbereich" bewegen und mich darin kennenlernen, ohne dass ich sofort abdriften muss.
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 10:03

Hallo Helga
Nun hat der Osteopath noch ein zusätzliches Erklärungsmodell neben der Speicherung von Traumata im Körper ins Spiel gebracht. Nämlich dass die dissoziativen Anfälle auch so etwas wie Freisetzen von Kundalini-Energie (aus der Yoga-Philosophie) ist.
Schräg hört sich das nicht an, was Du beschreibst. Dissoziative Anfälle können eine Reaktion auf belastende Gefühle oder Stress sein.
Wenn Du magst, dann lies mal folgenden Text:
(...)
Die Ursachen sind individuell und vielfältig, jedoch treten disso-ziative Anfälle in der Regel im Zusammenhang mit belastenden Gefühlen oder Stress auf. Es ist typisch, dass dieser Zusammen-hang häufig für den Betroffenen selber nicht offensichtlich ist. Das Auftreten von dissoziativen Anfällen ist möglicherweise von einer kurzfristigen Funktionsstörung des Gehirns begleitet. Diese Funkti-onsstörung wird ausgelöst durch eine Konfrontation mit bedrohli-chen Gefühlen, Gedanken oder Situationen. Man kann sie im Sinne eines Schutzmechanismus als »Notfallprogramm« bezeichnen. Sind äußere Reize oder auch innere Vorgänge wie Angst auslösende Erinnerungen zu belastend, »schaltet das Gehirn ab« oder Teile des Gehirns können nicht mehr ausreichend miteinander zusammenar-beiten.
(...)
Dissoziative Anfälle
https://www.mara.de/fileadmin/Krankenha ... 201511.pdf

Dass bei Stress oder Konfrontation mit belastenden Gefühlen Energie entsteht und freigesetzt wird, die sich irgendwie entladen möchte, ist eigentlich logisch. Der eine verletzt sich selbst um die Energie abzubauen, ... der andere macht Sport um die Energie wieder abzubauen, ... beim wieder anderen schaltet das Gehirn einfach ab und haut einen um.

Soweit verstehe ich das, was da in deiner Behandlung passiert.

Wo bei mir jedoch Zweifel entstehen ist, dass bei Dir eine Behandlung durchgeführt wird, die offensichtlich so vel auslöst, dass es Dich buchstäblich umhaut.
Was bringt es Dir, wenn Du dich konfrontierst und sofort umkippst? Wäre es nicht sinnvoller in langsamen Schritten an den belastenden Gefühlen zu arbeiten, so dass Du diese auch verarbeiten kannst? Wäre es nicht sinnvoller so an deinen Gefühlen zu arbeiten, dass du nicht durch Umkippen wieder aus der Konfrontation flüchten musst? Wäre es nicht sinnvoller so an deinen Gefühlen zu arbeiten, so dass du mit diesen umgehen lernst? Umkippen ist ist eine Notfallreaktion deines Gehirns und kein konstruktiver Umgang mit deinen belastenden Gefühlen.

Weitere Zweifel entstehen bei mir, dass dein Behandler versucht deine Dissoziativen Anfälle schönzureden. Solche Anfälle sollten behandelt werden und nicht gelobt und verstärkt werden.
Du solltest auch an die Langzeitfolgen denken. Dein Gehirn lernt gerade nicht "Belastendes Gefühl, das und das kann ich tun, um mit dem Gefühl umzugehen". Dein Gehirn lernt gerade vielmehr eine weitere Fluchtmöglichkeit "Belastendes Gefühl, Umkippen hilft".
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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stern
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 10:55

Für mich passt einiges nicht zusammen.

Was soll an dissoziativen Anfällen heilsam sein?
Laufen diese sog. Anfälle wirklich kontrolliert ab?
Ein Freisetzen von Energie (wie auch immer mansie bezeichnet) wäre doch etwas anderes als eine Dissoziation?
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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helgak62
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Beitrag Fr., 04.12.2020, 11:51

lisbeth hat geschrieben: Fr., 04.12.2020, 09:08 Dass sich während der Behandlung Dinge im Körpere neu, anders "sortieren", kenne ich auch. Auch dass man das selbst sozusagen beobachtet, dass man die "Wellen" wahrnimmt usw. Das würde ich aber nicht mit Dissoziation in Zusammenhang bringen.
Das mit den Wellen oder Zyklen erlebe ich auch so. Und die körperlichen Aspekte erlebe ich eben wie in den dissoziativen Anfällen, aber eben ohne dem typisch dissoziativen Zustand. Ich erlebe es nicht wie eine Trauma-Konfrontation, auch nicht wie eine behutsam vorbereitete in der Psychotherapie. Ich bekomme nicht das Gefühl, mich "auszuklinken" oder dies zu müssen. Es fühlt sich eher wie ein Ventil an, das ich da in der osteopathischen Behandlung bekomme, um die in der normalerweise gebundenen Energie der Dissoziation ein Stück weit abgeben zu können oder weniger dicht zu haben.

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