Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Zwackel
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Atheismus - wie steht ihr dazu ?

Beitrag Do., 18.03.2010, 17:46

Hallo liebe Forumsleute,

immer wieder stelle ich mit einiger Verwunderung fest, dass ich erschrockene Reaktionen ernte, wenn ich offen zugebe, nicht an Gott zu glauben.

Selbst Leute, die sich selbst als "nicht wirklich religiös" bezeichnen und nie einen Fuß in die Kirche setzen, reagieren peinlich berührt, als hätte ich etwas fürchterlich Unmoralisches oder Verwerfliches gestanden, über das man in der Öffentlichkeit nicht redet.

Viele betonen, sie seien zwar keine papsttreuen Katholiken, aber an Gott würden sie schon glauben.

Ich habe noch kaum jemanden getroffen, der sich selbst als "Atheist" bezeichnet hätte - allein das Wort klingt wohl für viele wie ein übles Schimpfwort.
Vielleicht liegt es ja nur daran, dass ich Bayern lebe, wo bekanntlich die katholische Kirche noch viel Einfluss hat.

Ich bin der festen Überzeugung, dass man keinen religiösen Glauben (an welchen Gott auch immer !) haben muss, um ein "guter Mensch" zu sein !
Atheismus hat für mich nichts mit totaler Unmoral zu tun !

Wie seht ihr das ?

LG, Zwackel
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Goldbeere
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Beitrag Do., 18.03.2010, 18:06

Hallo Zwackel,

fuer mich haengt das vom Atheismus ab. Normale Atheisten sind halt Atheisten. Was ich nicht abkann, sind die missionarischen Atheisten, die dann versuchen einen zu konvertieren und manchmal doch recht angriffslustig werden koennen in ihrer Mission. Das stoert mich allerdings genauso wie die radikal christliche Fraktion, die so gerne meine Seele retten wuerden.

Und Moral oder nicht, das ist fuer mich vom Menschen abhaengig.

Liebe Gruesse
Goldbeere
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Schneekugel
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Beitrag Do., 18.03.2010, 18:25

Ich zähl mich auch im katholischen Österreich zu den Atheisten. Zwanghafter Bekehrer bin ich nicht, ich seh in den meisten Glauben etwas gutes, nicht umsonst sind sich im Prinzip die Weltreligionen alle sehr ähnlich bzw. ist es doch schön etwas zu haben, dass einen aufbaut und Hoffnung gibt.

Zur eventuellen Frage warum ich mich als Atheist sehe, wenn doch eigentlich alles für den Glauben an Gott spricht: Ich fände es auch wunderschön, gäbe es den Weihnachtsmann wirklich. Nur egal wie oft ich mir die Vorzüge dessen vor Augen halte, es ändert nichts daran, dass ich nun mal nicht an ihn glaube, auch wenns schön wäre.

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Selene
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Beitrag Do., 18.03.2010, 18:39

Ich glaube nicht an Gott, würde mich aber nicht als Atheist bezeichnen, sondern als Agnostiker - wer bin ich, dass ich sagen könnte, ich wüsste, dass es keinen Gott gibt. Also: ich weiß es nicht + ich glaube es nicht. Atheist ist für mich kein Schimpfwort, hat ab etwas leicht Überhebliches und etwas sehr Entschiedenes. Glauben an die Nichtexistenz Gottes und dadurch quasi eine "negative" religiöse Färbung. Agnostiker klingt hingegen in meinen Ohren rational und sehr viel toleranter.

Diese "erschrockenen Reaktionen" auf Nichtreligiosität habe ich auch schon oft erlebt, meistens auch bei offiziell gar nicht so religiösen Menschen. Erklärt habe ich mir das aber immer mit einer Art Aberglaube nach dem Motto: Man soll sein Schicksal nicht herausfordern, wer vollmundig sagt "Gott ist tot", dem passiert vielleicht etwas. Außerdem ist ein Thema, das als sehr privat gilt, also etwa so, wie wenn man herausposaunt, welche Partei man wählt. Das kann leicht etwas peinlich werden. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass da Zweifel an der Moralität des Nichtreligiösen hinterstecken, sondern es immer auf diese eher harmlosen Gründe zurückgeführt.
Zwackel hat geschrieben:Ich bin der festen Überzeugung, dass man keinen religiösen Glauben (an welchen Gott auch immer !) haben muss, um ein "guter Mensch" zu sein !
Atheismus hat für mich nichts mit totaler Unmoral zu tun !
Da stimme ich Dir zu, religiöser Glaube hat damit nichts zu tun, nur Glaube an die moralischen Werte selbst.

VG
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Elfchen
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Beitrag Do., 18.03.2010, 18:46

Liebe Zwackel

Ich persönlich finde, jeder soll das glauben, was er möchte und nicht missionieren damit.

Aufgewachsen bin ich in einer Sekte, was mir den guten Weg zu einem Gott verbaut hat und mich viele Jahre meines Lebens gekostet hat- im religiösen Sinn.
Heute denke ich, ich glaube schon irgendwas- ich weiss aber nicht so genau was. Am meisten verhebt für mich eine Ethik und sehr viel hat der Buddhismus für mich. Der Friede, das Besinnen auf das Wichtige im Leben. Den Moment bewusst zu erleben und zu geniessen so es geht.. das sind wichtige Dinge für mich.

glg
Zuletzt geändert von Elfchen am Fr., 19.03.2010, 08:17, insgesamt 1-mal geändert.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Elfchen
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Beitrag Do., 18.03.2010, 18:49

ps. interessanterweise erlebe ich immer am meisten Sektierertum, Missionarentum und Intoleranz bei den christlichen Fundamentalisten.

lg
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Zwackel
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Beitrag Do., 18.03.2010, 19:10

@selene:
wer bin ich, dass ich sagen könnte, ich wüsste, dass es keinen Gott gibt.
[/quote]

So vermessen bin ich auch nicht, dass ich sagen würde ich wüsste, dass es keinen Gott gibt. Das kann ich natürlich genausoweing behaupten, wie umgekehrt jemand wissen kann, es gebe einen Gott.
Ich glaube es eben nicht. Dieses "nicht glauben" hat aber nichts mit einer Art "negativer Religiosität" zu tun.
Ich halte es nur für extrem unwahrscheinlich, genauso wie ich es für sehr, sehr unwahrscheinlich halte, dass man mit den Seelen Verstorbener irgendwie Kontakt aufnehmen könnte, oder dass die Sternzeichen einen Einfluss auf das Leben des Menschen haben könnten.
Ich höre oft von Bekannten, dass doch jeder Mensch das Bedürfnis habe, an irgendein "höheres Wesen" zu glauben, ob man es nun "Gott" nennt, oder "Allah", oder "Jehova" oder "die Mondin" oder sonstwie.
Dazu kann ich nur sagen, dass ich dieses Bedürfnis so nicht habe. Das heißt aber nicht, dass ich gläubige Menschen deswegen ablehnen würde, oder gar versuchen würde, sie zum Atheismus zu "bekehren" !
Es ist für mich persönlich einfach nur schwer nachzuvollziehen, wie jemand tatsächlich an einen persönlichen Gott glauben kann, der Gebete erhört, Sünden vergibt, und jeden einzelnen Gläubigen kennt und bedingungslos "liebt".
Mir scheint irgendwie die grundsätzliche Fähigkeit zu fehlen, an irgendetwas zu glauben, auch wenn mein Kopf mir sagt, dass es völlig irrational ist.

LG, Zwackel
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Selene
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Beitrag Do., 18.03.2010, 19:34

@ Zwackel

Ich kann Deinen Text völlig unterschreiben, ich empfinde es genauso. Auch ich bin "religiös unmusikalisch", wie das mal so treffend genannt wurde. Das ist kein Defizit, kein Problem, es ist einfach so und lässt sich willkürlich auch nicht ändern, weil Glauben eben Glauben ist, und man das nicht einfach so entscheiden kann. Muss aber zum Glück ja auch nicht sein.
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Tara
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Beitrag Do., 18.03.2010, 19:49

Liebe Zwackel.

Vorweg- Atheismus ist keineswegs gleichzusetzen mit einer unmoralischen Lebenshaltung.
Seltsam wie Du auf solche Schlussfolgerungen kommst. Atheisten haben oftmals einen höheren spirituellen Quotienten, als so manch religiöse Fanatiker!
Ob ich an Gott glaube? Wie ist das zu verstehen? Gott in personifizierter Form? Gott der ja so unendlich gütig sein soll, aber jene die ihn leugnen in die Hölle schickt? An so einen narzistischen Kleingeist soll ich glauben!?!

Wohl eher nicht.....

Ich persönlich gehöre auch eher zu den Agnostikern, die nichts ausschliessen- denn weder das Gott nicht existent ist, noch dass er meinen Vorstellungskonstrukten entsprechend existiert kann ich mit Sicherheit wissen.
Die Religionsmodelle sprechen mich im dogmatischen Sinne durchwegs nicht an,- denn setzt man sich mit deren Wesen gründlich auseinander, stoßt man schnell auf schwachsinnige Widersprüchlichkeiten, die einfach nicht wegzuleugnen sind. Dennoch lässt sich nicht bestreiten, dass sich unsere Sinneswahrnehmungen, mit denen wir unsere reale Wirklichkeit begreifen, nicht mal annähernd an das heranreichen, was die Welt und ihre Erscheinungsformen in ihrer Gesamtheit ist.
Hat nicht Einstein behauptet, wir wären fähig etwa 10% der Wahrheit zu erfassen?
Und sagte nicht Sokrates mit dem Ausspruch "Ich weiß, dass ich NICHTS weiß" aus, dass unser begrenztes intellektuelles Wissen, angesichts der Unendlichkeit eines "möglichen" ALLBEWUSSTSEINS, geringer als gering ist?;- um es in ein Bild zu fassen,- unser Wissen über das was IST oder nicht ist, einem Sandkörnchen in der Wüste entspricht?
Jeder Wissenschafter kann erklären wie beispielsweise Elektrizität funktioniert- aber WAS Elektrizität tatsächlich bedeutet, bzw welche Energie dahinter steht, konnte noch niemand wirklich erklären.
Ähnlich verhält es sich mit Lebensenergie. Wie kann Leben geistlos sein, wenn es doch Bewusstsein hervorbringt?
Natürlich kann man das Universum und unseren Planeten als mechanisch funktionierende Materie begreifen. Diese Wissenschaft kann jedoch nicht über sich selbst hinaus blicken, da sie nur innerhalb ihrer eigenen begrenzten Möglichkeiten forscht.
Ich finde Gedankenspiele in die Richtung jedenfalls sehr interessant.

Ob ich an Gott glaube?

Ich denke nicht in diesen Begrifflichkeiten. Gott als Energie, Gott als Urseele, Gott als Mutter Erde, Gott als Naturgeist, Gott als das Absolute Bewusstsein, Gott als universelle Kraft und Heilsenergie, Gott als LIEBE und als Geist des Lebens- ja... das käme der Sache wohl näher.

Hab ich jetzt das Thema verfehlt? Dann sorry falls ich abgeschweift bin.
"Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." (Einstein)

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Zwackel
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Beitrag Do., 18.03.2010, 20:21

@tara:
Ich gebe dir Recht, dass wir mit unseren Sinnesorganen die Realität nur in sehr begrenztem Maße erfassen können.
Das beweist für mich aber absolut nicht, dass der unerklärbare Rest göttlicher Natur sein muss !
Es zeigt allein, dass der Mensch (evolutionär bedingt) nur eine begrenzte Gehirnkapazität hat, die nicht ganz ausreicht, um alle Naturphänomene wissenschaftlich erklären zu können.
Vielleicht wird aber in ein paar weiteren Tausend Jahren die Evolution soweit fortgeschritten sein, dass viele heute noch rätselhafte Zusammenhänge durchschaubar werden ? Es ist noch nicht so lange her, dass die Menschen z.B. glaubten, Blitze würden von den zornigen Göttern auf die Erde geschleudert, um sie zu bestrafen.
Tara hat geschrieben:Wie kann Leben geistlos sein, wenn es doch Bewusstsein hervorbringt?
Das verstehe ich nicht so ganz ? Könnte man dann nicht ebenso fragen: "Wie kann eine einzelne Körperzelle geistlos sein, wenn doch der Mensch als Ganzes ein Bewußtsein hat ? Oder: Wieso ist ein einzelnes Pixel bedeutungslos, wenn aus 5 Millionen Pixeln ein Bild entstehen kann ?
Tara hat geschrieben:Gott als Energie, Gott als Urseele, Gott als Mutter Erde, Gott als Naturgeist, Gott als das Absolute Bewusstsein, Gott als universelle Kraft und Heilsenergie, Gott als LIEBE und als Geist des Lebens
Gut, wenn man den Begriff "Gott" so weit fasst, dann ist wohl jeder "gläubig", sogar ich.
Ich finde aber, dass ein derartig dehnbarer und verwaschener Gottesbegriff im Grunde Alles oder Nichts sein kann.
Jeder einzelne kann sich dann ganz nach Gusto seine eigene Privatdefinition zusammenbasteln. Wenn ich Gott mit "Energie" gleichsetze, finde ich ihn (mal provozierend ausgedrückt) sogar im Tank meines Autos ! Dann hat das Wort "Gott" keine allgemeingültige Bedeutung mehr und jedes Individuum müsste erwst einmal ausführlich definieren, was er/ sie damit denn nun meint.
Ich verstehe unter "Gott" schon einen übernatürlichen Schöpfer, ein höheres Wesen, also einen persönlichen Gott, (so wie es auch im allgemeinen Sprachgebrauch in unserem Kulturkreis üblich ist).
LG, Zwackel
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Eve...
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Beitrag Do., 18.03.2010, 21:27

stelle ich mit einiger Verwunderung fest, dass ich erschrockene Reaktionen ernte, wenn ich offen zugebe, nicht an Gott zu glauben
Und ich stelle seltsame Reaktionen fest, wenn ich sage, dass ich an Gott glaube! Besonders, wenn ich noch hinzufüge, dass ich Christin bin. *g*

Atheismus ist eine Lebensentscheidung, genau wie auch Glaube eine Lebensentscheidung ist. Mit Moral hat es nichts zu tun.

Wobei Atheismus vom Agnostizismus zu unterscheiden ist, letzterer hält eine Gottesexistenz zumindest für möglich, Atheismus schließt sie definitiv aus.

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Zwackel
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Beitrag Do., 18.03.2010, 21:48

Eve... hat geschrieben:Wobei Atheismus vom Agnostizismus zu unterscheiden ist, letzterer hält eine Gottesexistenz zumindest für möglich, Atheismus schließt sie definitiv aus.
@Eve...: Das ist m.E. nicht ganz richtig: ein Atheist glaubt nicht, dass es einen Gott gibt. Er sagt nicht, dass die Nicht-Existenz eine beweisbare Tatsache wäre, an der es nichts zu rütteln gäbe. Er schliesst es also nur für sich persönlich aus.
Das ist genauso legitim, wie das Sich-Nicht-Festlegen-Wollen des Agnostikers !
Wobei ich sowieso vermute, dass viele sich nur "vorsichtshalber" als Agnostiker bezeichnen, weil es noch eher akzeptabel erscheint, als den Glauben an einen Gott (für sich!) ganz zu verneinen.
Das klingt ja auch in deinem Hinweis auf den feinen Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus an. Ersterer scheint für dich positiver besetzt zu sein als Atheismus an sich, oder täusche ich mich da ?
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Beitrag Do., 18.03.2010, 22:19

Zwackel hat geschrieben: @Eve...: Das ist m.E. nicht ganz richtig: ein Atheist glaubt nicht, dass es einen Gott gibt. Er sagt nicht, dass die Nicht-Existenz eine beweisbare Tatsache wäre, an der es nichts zu rütteln gäbe. Er schliesst es also nur für sich persönlich aus.
Ich argumentiere als Jurist: wer etwas behauptet, muß es beweisen. Ich habe in religiösen Dingen keinerlei Ehrgeiz, mit jemandem zu streiten. Daß ich nicht gläubig bin, hängt einfach nur mit meinen Eltern zusammen, die zwar kirchlich getraut waren, aber es hat praktisch nie religiöse Gespräche und Handlungen gegeben. So bin ich auch nur getauft worden. Im übrigen war das Umfeld in der DDR ja kämpferisch atheistisch, was mich mit zunehmenden Alter eher abgestoßen hat. An Religionen fasziniert mich allerdings die Spiritualität. Die Jagd in unseren Gefilden nach irdischen Gütern verheißt kein Glück. Religiösen Gefühlen oder wie immer man es nennen mag, glaube ich, mich nicht verschließen zu können. Ich habe es aber noch nicht versucht. Intellektuell ist bei mir in dieser Sache nichts zu machen. Goethes Hang zur Vereinigung von Religion und Natur interessiert mich: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen."
Zwackel hat geschrieben: Das klingt ja auch in deinem Hinweis auf den feinen Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus an. Ersterer scheint für dich positiver besetzt zu sein als Atheismus an sich, oder täusche ich mich da ?
Du hast völlig recht. Oft höre ich auch: "Ich bin nicht konfessionell gebunden."

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Eve...
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Beitrag Do., 18.03.2010, 23:01

@ Zwackel
Das klingt ja auch in deinem Hinweis auf den feinen Unterschied zwischen Agnostizismus und Atheismus an. Ersterer scheint für dich positiver besetzt zu sein als Atheismus an sich, oder täusche ich mich da ?
Nein, da täuschst Du Dich nicht ; ich war bevor ich gläubig wurde, selbst Agnostikerin, hielt Gott also immerhin für möglich, und diese Richtung ist für mich ganz sicher positiver besetzt, weil sie - wie soll ichs ausdrücken ...zumindest Hoffnung lässt.
Atheismus fand ich immer schon recht gewagt und - wenn ich ehrlich bin - ziemlich trostlos.

Gruß, Eve

P.S. Hab nochmal nach der genauen Definition geschaut: Atheismus bezeichnet lt. Wikipedia die weltanschauliche Grundauffassung, dass es keinen Gott gibt, oder ganz generell ein Dasein ohne Glauben an Gott.
Zuletzt geändert von Eve... am Do., 18.03.2010, 23:07, insgesamt 3-mal geändert.

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mitsuko
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Beitrag Do., 18.03.2010, 23:04

Ich bin auch Atheistin. Erschrockene Reaktionen habe ich auch schon erlebt, allerdings nicht total häufig oder sehr heftig. Ich habe aber auch nie auf irgendwelchen kleinen Dörflein in stark religiös geprägten Gebieten gelebt. Gut möglich, dass es da noch anders sein kann.
Mein Eindruck ist auch, dass es teilweise besser ankommt, zu sagen, man sei konfessionslos. Mir ist der Begriff Atheistin lieber, weil er sich auf den Glauben selbst und nicht nur auf die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft bezieht. Ich glaube nicht an die Existenz Gottes und schließe einen Glauben für mich aus.
Ich habs auch schon erlebt, dass geradezu mahnvoll gefragt wurde, ob ich nicht eigentlich Agnostikerin meine. Als ob man mich dezent darauf hinweisen wollte, dass ich einen politisch inkorrekten Begriff genutzt hätte, um mir freundlicherweise die Chance zu geben, mich schnell noch zu korrigieren. Es gibt sicher schon auch noch Leute, für die Atheismus immer noch stigmatisiert ist. Aber ich glaube insgesamt ist es den meisten Leuten ziemlich egal. Was andere glauben, war mir wiederum auch immer egal, wenn ich ehrlich bin. Das einzige was mich stört ist, wenn ich missioniert werden soll. Sowas mag niemand.

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