Familienmitglied verstorben, anhaltende Trauer

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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rfm
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Familienmitglied verstorben, anhaltende Trauer

Beitrag Sa., 30.05.2009, 16:51

Hallo

Ich bin schon einige Zeit hier passiv im Forum unterwegs und find es echt schlimm, welches Leid viele Menschen durchmachen müssen und es ist sehr lobenswert, dass es viele leute hier gibt, die ihre freizeit opfern um anderen zu helfen und sie zu unterstützen.

Zu meinem Thema:
Im Nov. 08 verstarb bzw brachte sich mein Onkel um. Er war auch mein Taufpate, wodurch er in einer gewisser weise ein besonderer Onkel war. Und sein plötzlicher tod erschütterte mich. konnte 1 woche lang nicht klar denken und machte ganz wirre sachen, was in so einer situation denke ich mal normal ist! Es hat auch lang gedauert um seinen Tod zu verarbeiten. Beim Einschlafen dachte ich immer nur daran, warum es geschehen musste.. ich versteh es heute immer noch nicht :(

zur vorgeschichte..
Im Sept. 08 trennte sich seine Lebensgefährtin (welche ja so gesehen meine Tante ist) von ihm (keine gem. unternehmungen mehr)
kurzer hand wurde er rausgeworfen und zog in die wohnung eines freundes die vorrübergehend leer stand, bis er in seine eigene wohnung ziehen konnte, da diese renovierungsbedürftig war.
es waren auch keine anzeichen für seinen selbstmord erkennbar, denn uns allen gegenüber verhielt er sich normal wie immer.
ja, alkohol ist wohl auch geflossen, aber das gehörte bei ihm einfach dazu. und er trank manchmal auch gern über den durst.
außer einmal, vor seiner mutter (also meiner oma) brach er in tränen aus und verstand die trennung einfach nicht..
so mit den worten "wieso ich.. was hab ich falsch gemacht.. ich hab sie doch nicht betrogen..".
aber irgendwie schien es doch irgendwie normal zu sein.
versteh ich in gewisser weise auch. mir gings nach der trennung mit meiner freundin nicht viel anders, allerdings kann man das nicht vergleichen, das sind gut über 20 jahre beziehung.

für seine eigene wohnung wurden kurz vor dem tod auch noch jede menge sachen gekauft.
und an seinem letzten abend stattete er einigen familienmitgliedern noch einen besuch ab (u.a. mutter) und war schon in einem recht alkoloisiertem zustand. auch unternehmungen für das wochenende mit freunden wurde kurzer hand abgesagt ("nein, ich mache am wochenende sicher nichts!"). das klingt so nach einem anzeichen dafür dass er sich das leben nehmen will, aber an sowas denkt man in so einer situation doch nicht. ein paar andere merkwürdige dinge gab es an diesem abend gegenüber verwandten noch, aber wie gesagt, man dachte ja daran einfach nicht :( wieso auch? ihm hat ja nichts gefehlt.. beruflich erfolgreich, freunde, familie.. versteh das einfach nicht!
drei tage später wurde er tot in seiner wohnung aufgefunden (waffe).
alles deutete auf suizid hin.
mich beschäftigt diese frage heute noch immer.. war es nun gewollt? oder wusste er in seinem alkoholrausch nicht mehr was er tat?
aber ich find einfach keine antwort auf die obige frage :(
ich hab mich aber damit abgefunden, dass man daran leider nichts mehr ändern kann.
da er mein patenonkel war und auch motorradbegeistert, wie ich, war es schon lange mein traum, wenn ich mal selbst mein geld verdiene, mir ein motorrad zu kaufen und mit ihm eine gemeinsame ausfahrt zu unternehmen (er war sozusagen wie ein großes vorbild in gewisser weise für mich). aber leider ist das ja nicht mehr möglich :(
ich wünschte einfach ich wär an diesem abend bei ihm gewesen und hätte das verhindert :(
es war einfach immer was besonderes wenn er zu besuch kam, und ich freute mich darüber auch wahnsinnig :(

noch schlimmer getroffen hat es natürlich seine lebensgefährtin und deren gemeinsames kind..
aber was mir immer noch sorgen macht, ist, dass es meine oma am schlimmsten getroffen hat.
heute, gut ein halbes jahr danach ist sie immer noch voller trauer und fängt einfach so an zu heulen und spricht darüber und ich sitze ihr nur einfach hilflos gegenüber und weiß einfach nicht was ich sagen soll..
ich vertröste sie doch immer mit den standartsachen (es wird gut werden, nehm sie in den arm, versuche mit ihr darüber zu reden und klar machen, dass man das leider nicht rückgängig machen kann und sie sich auch keine vorwürfe machen soll). aber ich merke einfach wie sie darunter leidet und ich will ihr einfach helfen, aber dazu fehlen mir die richtigen worte
ich habe mich auch schon mit dem gedanken gespielt einen seelsorger aufzufinden und mit ihm darüber zu reden, denn meine oma liegt mir sehr am herzen und ich will auch nicht dass es ihr dadurch immer schlechter geht und sie womöglich eine schwere krankheit davon erleidet oder gar einen infarkt :(
was wären eure ratschläge hierzu?

liebe grüße

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estelle
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Beitrag Mi., 03.06.2009, 09:22

Hallo rfm,
ja das ist eine traurige Geschichte!
Aber schön,dass du deine Oma tröstet und ein bißchen tröstet ihr euch sicherlich auch gegenseitig,
es gibt da einen Spruch:Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Sicher hilft es dir und vor allem deiner Oma,wenn ihr oft darüber redet,denn nur so kann man so
einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten.Auch Weinen und Tränen gehören zur Trauer und dürfen
oder müssen sein,sag ich mal.
Schuldgefühle solltet ihr keine haben,ihr konntet es ja beim besten Willen nicht wissen,dass soetwas
passiert,da dein Onkel ja kein Wort davon gesagt hat! Hellsehen kann man ja schließlich nicht.Wenn
er etwas gesagt hätte,hätte er sicherlich auch Hilfe von euch bekommen.
Hat dein Oma denn schon mal eine Trauerzeit durchlebt? Frag sie doch mal wie das (damals) war,was
anders war als heute und was ihr damals geholfen hat ihre Trauer zu bewältigen.
Und dann könntet ihr euch auch noch überlegen was euch jetzt ganz besonders gut tun würdet.
Vielleicht mal etwas ganz Außergewöhnliches oder etwas Verrücktes?
Ganz liebe Grüße sendet euch Violetta 2009.

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winny25
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Beitrag Mi., 03.06.2009, 12:18

hallo rfm...

Ich kann mir gut vorstellen wie es dir ging oder geht. Ich habe vor 8 Jahren meinen kleinen Bruder verloren. Er wurde mit 8 Jahren von einem Auto angefahren. Mir ging es genauso bzw eigentlich immernoch. Ich konnte erst nach 4 Jahren so wirklich drüber sprechen und fragen beantworten,kann jetzt erst nach 8 Jahren mir Fotos von ihm anschauen. Es ist immer noch nicht so wirklich in meinem Kopf,dass er wohl nie wieder kommen wird. Ich glaube,wenn man einen geliebten menschen zu früh verliert,wird das immer im hinterkopf bleiben. Also, die Frage "warum?" wirst du nie beantwortet bekommen,dass wird dich immer quälen,aber irgendwann verdrängt man die Frage einfach ein wenig nach hinten. wie gesagt,ich habs erst nach 8 Jahren jetzt geschafft!

lg winny

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