Mein bester Freund liegt in der Klinik :-(

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Dilemma
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Mein bester Freund liegt in der Klinik :-(

Beitrag Sa., 15.02.2014, 23:51

Hallo zusammen,
ich habe ihn vor 5 Jahren im Internet kennengelernt und seit 4 Jahren telefonieren wir sehr häufig über Stunden. Persönlich getroffen haben wir uns auch schon. Er weiß mehr über mich als mein Therapeut. Wir verstehen uns super und haben den gleichen Humor.

Seit 4 Tagen hatte ich nichts mehr von ihm gehört, konnte ihn telefonisch nicht erreichen und machte mir große Sorgen. Am Dienstag ging es ihm schon ziemlich schlecht.

Heute habe ich dann seine Mutter angerufen und habe erfahren, dass er am Mittwoch mit dem Notarztwagen in die Klinik kam. Es geht ihm sehr schlecht und Besuch möchte er nicht. Er hängt auch an sämtlichen Schläuchen und ist nicht wirklich ansprechbar. Seine Mutter ist schon älter und konnte mir nicht sagen, was ihm genau fehlt.

Mich macht das gerade wahnsinnig, mache mir enorme Sorgen und fühle mich so hilflos. Ich habe Angst um ihn. Er fehlt mir so Leider wohnt er auch 100 km von mir entfernt...

Zumindest hat die Mutter mir versprochen, sich sofort zu melden, wenn sein Zustand sich rapide verschlechtert.

Was für eine gruselige Situation, sorry, musste das mal kurz loswerden

Dilemma

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Christine_Walter
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Beitrag Sa., 15.02.2014, 23:56

ich weiss nicht, ob du gläubig bist, aber mir hat es damals (mein vater...) geholfen, in eine leere kapelle zu gehen, eine kerze anzuzünden und zu beten... und auf antwort zu horchen.

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Dilemma
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Beitrag So., 16.02.2014, 00:00

Hallo Christine,
das ist eine sehr schöne und tröstende Geste. Danke für deinen Tipp.

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Christine_Walter
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Beitrag So., 16.02.2014, 00:05

ausserdem, wenn er 100 km entfernt in der klinik liegt, würde ich an deiner stelle doch mal hinfahren, am wochenende oder so. wenn du kein auto hast, evtl. mit einem guten freund oder den öffentlichen verkehrsmitteln - wenns am fahrgeld scheitert, wird bestimmt irgend jemand da sein, der dir da aushilft, es geht ja nicht ums pure vergnügen. allerdings sage ich dir gleich, der besuch zb auf der intensivstation ist sehr hart, ich weiss es aus erfahrung.

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BillieJane
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Beitrag So., 16.02.2014, 01:51

Hallo Dilemma.

Ein paar Gedanken meinerseits:

Ein Mensch der nicht ansprechbar ist kann schwer den Wunsch äußern keinen Besuch empfangen zu wollen.

Ein Mensch hängt nicht mal eben so an "sämtliche Schläuche" dafür gibt es IMMER ein Versagen der Organe. Lungenembolie, Herzinfarkt, Nierenversagen......... usw. Diese organische Ursache wird sich wohl auch eine betagte Mutter merken können! Es sei denn sie ist dement oder sonst wie unzurechnungsfähig. Doch dann wird diese wohl kaum in der Lage sein dich rechtzeitig an zu rufen.

100 km sind vielleicht 2 Stunden Anreise mit dem Zug und damit grob geschätzt 120 Minuten deines Lebens welche du für einen "besten Freund" aufbringen musst wenn schon dich die Ungewissheit um seinen Zustand "wahnsinnig" macht.

Mit anderen Worten, es fällt mir sehr schwer deine Geschichte nach zu vollziehen…….

Und sollte ich mich irren.........und deine Geschichte um den besten Freund welcher an Schläuchen hängt und seine Mutter keinen Grund benennen kann, und er obwohl nicht ansprechbar dennoch den Wunsch äußern kann keinen Besuch haben zu wollen, und 100 km eine unüberbrückbare Weltreise für dich darstellen........................ sich tatsächlich so abspielen sollte............ nun, dann tut es mir ganz aufrichtig Leid dich missverstanden zu haben und ich wünsche dir, dass du es schaffst ..... sagen wir 3 Stunden für eine Hinfahrt zu einem dir sehr wichtigen Menschen in Kauf zu nehmen.......

Liebe Grüße,

BillieJane

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hopelife
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Beitrag So., 16.02.2014, 09:14

Hallo Dilemma,

Erstmal tut es mir sehr leid für dich. Du scheinst ja derzeit auch viel durchmachen zu müssen.
Gibt leider auch nicht soviel, was ich die jetzt dazu sagen könnte. Natürlich könntest du ihn besuchen, auch wenn er das erstmal ablehnte, so heisst es ja nicht das es auch für dich gilt.
Hg hopelife
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Dilemma
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Beitrag So., 16.02.2014, 10:40

BillieJane, dass meine Geschichte für dich schwer nachvollziehbar ist, kann ich sehr gut verstehen, da ich die Hintergründe nicht benannt habe.

Mein Freund ist schon seit Jahren körperlich in keiner guten Verfassung, worauf ich jetzt nicht näher eingehen möchte. Weil er ein ausgesprochener Dickkopf ist, hat er leider seit einem Jahr keinen Arzt mehr aufgesucht und ich habe sehr oft mit ihm geschimpft, weil ich mir eben Sorgen machte.

Jetzt hat er Darmverschlingungen mit sehr hohem Fieber, wird künstlich ernährt und einen kritischen hohen Blutdruck. Da sein Allgemeinzustand sehr instabil ist, versuchen sie ihn erst zu stabilisieren, bevor sie operieren.

Kaum ansprechbar ist er, aufgrund des hohen Fiebers und der Beruhigungsmedikamente.

Sorgen mache ich mir, weil er schon seit Monaten davon spricht, dass er nicht mehr Leben mag und ich immer mehr das Gefühl bekommen habe, dass er sich aufgegeben hat.

Besuchen werde ich ihn jetzt nicht, weil ich seine Grenzen nicht überschreiten möchte. Er möchte in diesem Zustand nicht "gesehen" werden, was ich respektiere.

Ich bete, dass sich sein Zustand stabilisiert, es zu keinen weiteren Komplikationen kommt und ich ihn am nächsten Wochenende besuchen kann. Ebenso, dass die Ärzte ihm jetzt endlich ins Gewissen reden und er sich helfen lässt, dass nicht nur jetzt diese Sache behandelt wird, sondern auch die ganzen anderen Baustellen, damit er wieder mehr Lebensqualität bekommt und somit vielleicht auch seine Depression abnimmt.

Meine hauptsächliche Angst ist, dass er sich schon zu sehr aufgegeben hat.

Hopelife, danke für deine Worte. Für mich ist es momentan alles ein bissel viel. Ich habe selbst gerade einige gesundheitliche Baustellen und weiß nicht so recht, wie diesen beikommen soll. Es wird schon werden...

Schönen Sonntag
Dilemma

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leuchtturm
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Beitrag So., 16.02.2014, 10:53

das ist unheimlich, das kann ich gut verstehen. Man ist so zum Passivsein verurteilt.
Hast du Kontakt zu jemand anderem, der ihn kennt und dir Auskunft geben könnte, Verwandtschaft/Geschwister? Nachbarn? Freunde?

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Beitrag So., 16.02.2014, 11:09

Leuchturm, ja, da hast du Recht. Dieses Katastrophendenken ist furchtbar und lässt sich leider schlecht abstellen

Momentan darf nur seine Mutter zu ihm in die Klinik und somit bekomme ich nur von ihr Auskunft. Immerhin besser, als wenn ich gar keine Auskunft bekommen würde.

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sandrin
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Beitrag So., 16.02.2014, 11:35

Liebe Dilemma,

da befindest du dich wirklich in einem "Dilemma". Ich finde es auch wichtig, dass du diese Grenze nicht überschreitest, würde ich auch nicht machen, bin ich ganz ehrlich.

Ich wünsche dir viel Kraft und deinem Freund eine rasche Genesung!

LG Sandrin

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Beitrag So., 16.02.2014, 12:41

Danke Sandrin,
ich werde morgen ein Päckchen für ihn packen und es seiner Mutter schicken, damit sie es mit in die Klinik nimmt.
Vielleicht stabilisiert er sich ja etwas und ich kann ihm somit eine Freude bereiten.

LG Dilemma


chaosfee
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Beitrag So., 16.02.2014, 14:46

Hi Dilemma, das wollte ich dir auch gerade vorschlagen - vielleicht magst du ihm einen Blumenstrauß schicken mit dem Angebot, dass du ihn gerne besuchen kommen würdest. Ich kenne Situationen, in denen es einem sehr schlecht geht und man niemanden sehen möchte aus Angst davor, dass andere sich verpflichtet fühlen oder sich abwenden o.ä. Daher finde ich es gut, wenn du einen kleinen Schritt auf ihn zugehst.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Beitrag Di., 18.02.2014, 11:29

Mein Freund hat sich gestern Abend, selbst aus der Klinik entlassen, obwohl die Ärzte ihm gesagt haben, dass dann akute Lebensgefahr besteht.

Heute Morgen rief er mich dann an, um sich von mir zu verabschieden. Er klang so entschlossen in seiner Entscheidung und so kraftlos.

Ein wenig Hoffnung besteht noch darin, dass sein Hausarzt in heute bekehren kann und ihn in die Uniklinik einweist, wenigstens um sich eine zweite Meinung einzuholen. Lt. der anderen Klinik ist die Operation lebenswichtig, aber auch sehr schwierig. Das Risiko, dass er sie nicht übersteht oder was danach mit ihm sein wird, ist sehr groß. Er möchte dieser OP nicht zustimmen, da er große Angst hat, hinterher als Pflegefall zu enden und nicht mehr selbst entscheiden zu können.

Ich fühle mich ohnmächtig und hilflos nach diesem Telefonat und habe große Angst um ihn. Ich bin so traurig

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hopelife
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Beitrag Di., 18.02.2014, 11:40

Schwierige Situation irgendwie. Das tut mir sehr leid. Ich weiss auch nicht richtig, was ich dir sagen könnte.
Nur ein bisschen zuhören und Trost spenden.
Aber es ist seine Entscheidung, verstehen kann man ihn auch irgendwo.
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!

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Dilemma
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Beitrag Di., 18.02.2014, 11:46

Danke Hopelife,
das ist wirklich sehr schwierig. Ich kann ihn so gut verstehen, vor allem weil ich alle Hintergründe kenne. Er hat in seinem Leben so viel Leid erlitten und er hat keine Kraft mehr um weiterzukämpfen. Er wünscht sich nur noch, dass alles ein schnelles Ende findet. Und ja, ich kann das so gut verstehen, dennoch es tut mir so weh.

Ich habe so eine große Angst ihn zu verlieren, er ist mir so wichtig, mein Anker. Es schmerzt einfach entsetzlich und ich wünsche ihm, dass ihm entweder ganz schnell geholfen werden kann oder er schnell erlöst wird. Es liegt leider nicht in meiner Hand und ich hoffe, das Schicksal beschert ihm nicht noch mehr Leid. Ich kann nur noch für ihn beten und versuchen meinen Schmerz auszuhalten.

Danke Hopelife, für deine Worte. Ich weiß, es ist schwierig etwas dazu zu schreiben. Ich brauche nur einen Platz um es loszuwerden und ein wenig Trost.

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