Schon wieder ein Selbstmord...

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Letterlove
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Schon wieder ein Selbstmord...

Beitrag Fr., 06.01.2012, 00:30

Hallo!

Nachdem vor zwei Jahren ein guter Bekannter den Strick nahm und sich tötete, weil sein bester Freund gestorben war, hat nun ein weiterer Mensch den Freitod gewählt.

Ein Bekannter. Wir haben einige Nächte damit verbracht, gegeneinander im Internetcafé zu spielen.
Ich hatte damals einen Roller und habe ihn immer nach Hause gebracht.
Und ich mochte ihn teilweise sogar.

Heute stand nun "Rest in Peace" in einem Blog und ich sagte erst: wenn das ein Scherz sein soll, ist es ein schlechter".

Ich kannte diesen Menschen immer lustig, frech, keck und hart gesonnen.

Im Leben hätt ich nicht gedacht, dass er sich tatsächlich in ein Auto setzt und sich mit den Gasen tötet.

Wie auch bei meinem anderen Bekannten denke ich immer: Ob er in den letzten Sekunden doch noch umkehren wollte? Ob er gelitten hat?

Das erste, was ich dachte, als dieser Mensch mit Rest in Peace beglückwünscht wurde war: hat er das Geheimnis hoffentlich mitgenommen!!!

Das Geheimnis.
Damals brachte ich ihn nach Hause, weil es ein oder zwei Kilometer waren, die er hätte laufen müssen.
Während ich fuhr, schob er seine Hände unter meine Jacke, den Pulli und das T Shirt.

Einerseits war ich wirklich sauer und drohte ihm, er kann laufen, wenn er das nicht lässt.
Andererseits war es auch irgendwie eine schöne Berührung, weil er vorsichtig war.

Ich kannte ihn mittelmäßig würde ich sagen. Und es ist nicht meine Art, mich begrapschen zu lassen.
Aber ich empfand es manchmal nicht als schlimm, weil ich ihn ja schon etwas mochte.
Eben wie einen Bekannten, mit dem man ein Hobby teilt.

Leider hatte er überall rumerzählt, was er getan hatte und um meinen Ruf zu schützen, verteidigte ich mich und sagte: ja, er hat es versucht und das ist der Grund, wieso er seit einiger Zeit ein Taxi rufen muss.
Manche glaubten mir, manche nicht. Sein loses Mundwerk hatte aber leider zur Folge, dass es nun auch andere Kerle bei mir versuchten. Als ich erfuhr, was er so alles erzählte, habe ich mich von ihm distanziert und nach einiger Zeit mit viel Leugnen meinen Ruf wiederhergestellt.

Als mir klar wurde, dass er nun wirklich gestorben ist, dachte ich nur: hoffentlich hat er nicht noch irgendwo die Geschichte wieder aufgewärmt. Hoffentlich bleibt es ein Geheimnis.

Ich sprach mit der Tochter, weil ich wie gesagt erst glaubte, das wäre ein Scherz.
Da auch er immer Scherze hatte, die manchmal makaber waren.

Aber die Tochter bestätigte den Tod.

Trauer fühle ich jetzt nicht direkt.
Ich fühle eigentlich garnichts bis auf etwas Verwirrung.
Wieder ist ein Mensch tot, den ich kannte, wieder ein Selsbtmord.
Und wieder hat man nichts gehört oder gemerkt, dass es soweit kommen würde.
Die Gründe weiß ich nicht, weshalb er den Tode gewählt hat.
Ich fühle mich leer. Aber ich hoffe, dass er nicht gelitten hat.
Dass sein Tod ein schöner war.
Dass das Autogas ihn nur müde gemacht hat und er vom Ersticken nichts mitbekommen hat.

Und ich wünsche der Tochter, dass sie einen Abschiedsbrief findet, um wenigstens die Frage WARUM beantwortet zu bekommen. Noch immer beschäftigt mich Mamas Tod und das Warum lässt mich nicht los. Ich wünsche der Tochter, dass sie nicht danach fragen und grübeln muss, denn ich weiß, wie es ist, ständig diese Frage zu stellen.
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Otherwise
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Beitrag Sa., 14.01.2012, 09:59

Hallo Letterlove,

ich weiß nicht ganz, ob du hier jetzt Hilfe in einer Form suchst oder dir das einfach nur von der Seele schreiben wolltest, aber das kannst du ja im Gespräch noch klar machen.

Ich kenne diese Fragen des Warums auch nur zu gut und ich persönlich habe für mich herausgefunden, dass es nur weh tut sich diese Fragen zu stellen und man sowieso nie oder erst wenn man sich im Tod wiedertrifft (wenn man an sowas glaubt) beantwortet bekommen wird. Als meine Oma den Freitod gewählt hat, ich war 13, habe ich mich in einem extremen Maß mit der Krankheit Depression beschäftigt. Ich habe mich so sehr informiert und eingelesen, dass ich mich 15 selbst zum ersten mal Depressionen bekam. Und wieder die Frage: WARUM?
Ums kurz zu sagen - es hat sich einfach nicht gelohnt sich diese Frage so derart intensiv zu stellen - aber ich kann gut nachvollziehen, dass es einen einfach belastet und das man es einfach wissen will.

Was mich an deinem Beitrag ein wenig stutzig gemacht hat ist die Tatsache, dass dir so wichtig ist, dass er "das Geheimnis" mitgenommen hat - zumal es ja gar kein Geheimnis mehr war, wenn er es sowieso schon überall rumerzählt hat. Oder gab es noch ein anderes Geheimnis?
Und wieso ist dir das so wichtig?
Bist du abhängig davon was andere über dich denken?
Ist denn nicht am wichtigsten, dass DU weißt, wie es wirklich war?

Vielleicht kannst du ihm ja jetzt, wo du weißt, dass es ihm wohl sehr schlecht ging, besser verzeihen. Vielleicht war er ja so einsam, dass diese Aktion des Rumerzählens sein einziger Weg war anderen Leuten zu verklickern, dass er ja doch nicht so alleine wäre und doch noch ein "Mann" wäre, der was erlebt - weißt du wie ich mein? Vielleicht war das zu dem Zeitpunkt einfach wichtig für ihn?

Du schreibst du hättest das nie im Leben gedacht - das ist ja bei Selbstmödern leider ganz oft so, dass man es gerade von diesen Menschen nie gedacht hätte. Und leider sprechen sie ja auch selten darüber, sonst könnte man vielleicht helfen. Wir konnten meinen Anghörigen auch nicht helfen ;( - leider.

alles Liebe,
otherwise

Seit ich dich liebe, bin ich nur ich, wenn ich nicht mehr nur ich bin!

Ich bin dankbar, dass ich erkannt habe, was Leben wirklich heißt!


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Beitrag Sa., 14.01.2012, 13:38

Hi Otherwise.

In der Öffentlichkeit hatte man ihm schon geglaubt, was er über mich und ihn gesagt hatte. Bis ich das mitbekam und "verfälschte", um meinen Ruf zu retten.

Ich frage mich nur, ob er es in ernstem Ton noch jemandem erzählt hat. Also nicht auf die flapsige lustige Art, wie er es damals getan hatte. sondern ernst und glaubhaft.
Ich hoffe es nicht, denn grundsätzlich bin ich ein ehrlicher Mensch, man würde wissen, dass ich gelogen hätte und manch einer, den ich aus seinem Bekanntenkreis kenne, würde einen Grund haben, mir an die Karre zu fahren.

Ich hoffe, "diese Sache" blieb im Prahlerton, sodass niemand etwas Konkretes weiß.

Was sein Verhalten angeht...
Er war schon ein geselliger Mensch. Wäre er so allein wie ich, könnte ich das verstehen. Aber er hatte eine Tochter, eine Freundin und einen Haufen Freunde. Sogar eine beste Freundin.
Daher überrascht mich das.

Ich lebe, weil meine Oma das nicht verkraften würde, wenn ich sterben wollte. Sie würde mit sterben. Ansonsten würden zwar ein paar wenige Leute um mich weinen, zwei in etwa, aber soo schlimm wäre das nicht für die.

Ich denke immer, wieso ich nicht auch so weit bin, wo ich viel weniger habe als dieser Bekannter, der nun tot ist.
Und ich frage mich, ob ich ihm nicht davon was hätte abgeben können. wasauchimmer mich am Leben hält, jetzt und seit Jahren.
Ich hab mir extra Tiere angeschafft, um nicht über den Freitod nachzudenken. Ich habe damit Verpflichtungen und Aufgaben, ich kann nicht einfach so gehen. Vielleicht hätte ich es schon getan, wenn ich nicht so gefühlskalt wäre. Oder keine Tiere hätte.

Ich denke, es hätte nicht sein müssen, was er getan hat. Man kann soooo viel tun, um etwas besser zu machen.... Es hätte bestimmt einen anderen Weg geben können als diesen.
Wer den Schmerz nicht kennt, der macht sich über Narben lustig.
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Betty Sue
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Beitrag Mo., 18.06.2012, 20:05

ein ehemaliger bekannter der mit mir gewohnt hat, hat suizid begangen und hab ihm am gleichen tag noch gesehen und kurz hallo gesagt. wie kann man am besten damit umgehen. weis dass ich nicht schuld bin, aber das gefühl ist scheisse weil ich ihn noch am selben tag beim einkaufen getroffen hab. weis jemand rat?

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Beitrag Mo., 18.06.2012, 23:11

Es ging mir so ähnlich mit meiner Mutter. Einen Tag bevor sie starb haben wir noch telefoniert.
Ihr plötzlicher Tod traf mich wie ein Hammerschlag. Das Wissen, dass sie nicht mehr da sein soll und das Gefühl, dass sie doch noch da sein MUSS, weil ich sie doch erst noch gehört hatte vor einigen Stunden.

Es ist schrecklich, wenn einem jemand so entrissen wird, ob krebskranker Nachbar oder Unfallopfer oder Suizid.

Wie man damit umgehen kann, weiß ich nicht genau. Da die Asche meiner Mutter im Wind verstreut wurde, ist sie trotz allem noch immer bei mir, wenn ich an sie denke. Und ihr plötzliches Gehen fühlt sich noch immer an, als wäre sie einfach nur lange Zeit nicht mehr da gewesen. Manchmal wache ich auf und denke, sie lebt, weil der Traum so irre echt ist, dass man die Realität als Unwirklichkeit ansieht.

Ich bin froh, dass sie verstreut wurde, denn wenn ich traurig bin und Sorgen habe, dann muss ich nur Fenster aufmachen und den Wind fühlen, um "zu glauben", sie ist bei mir. Manchmal mach ich auch ihr Kästchen auf, wo Fotos drin sind. Darin liegt ein Stein, in dem ein Teil ihrer Asche drin ist. Als ich hier neu einzog, machte ich das Kistchen auf, öffnete den Stein und sagte: So Mama, jetzt sind wir umgezogen. War bestimmt holperig in der Kiste, aber jetzt sind wir da und ich freue mich, eine so schöne Wohnung zu haben.

Vielleicht hilft es dir, wenn du ihn besuchen gehst, auf dem Friedhof, oder irgendwie an ihn denkst und mit ihm redest. Wenn du dir vorstellst, dass er grad da ist und dir zuhört, wäre das vielleicht ein Trost. Zumindest für mich ist es ein Trost, dass ich nie ausschließen könnte - und sämtliche Wissenschaftler ebenso nicht, dass sie noch bei mir ist und mir zuhört. Sie ist tot, aber keiner weiß, ob das endgültig ist oder nicht. Ob nicht doch vielleicht die Seele weiterlebt oder ob man geistig miteinander verbunden ist.... oder weiß der Geier.

Vielleicht hilft dir das ja. Probiers und finde es heraus. Alles Gute.-
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Betty Sue
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Beitrag Mi., 20.06.2012, 16:33

danke für deine zeilen ja es hilft.

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