Mein 'Großvater' wird sterben

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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BlackDahlia
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Mein "Großvater" wird sterben

Beitrag Fr., 11.11.2011, 07:48

Hallo!
Ich bin neu hier im Forum.

Also- wo fange ich an-es ist ein wenig schwierig zu erklären...

Also, mein Papa leidet an schweren Depressionen, weil er vieles aus seiner Kindheit nicht verarbeitet hat. Zudem hatte er jahrelang keinen Kontakt zu seinem Vater (also meinen "Großvater"). Zwischendurch hatte er sich mal gemeldet gehabt, aber dann verlor sich der Kontakt wieder. Mein Papa ist wütend auf seinen Vater und kann sich einiges nicht erklären (z.B. weshalb er ihn ins Heim gegeben hat etc.) Dennoch habe ich bei meinem Papa immer wieder herausgehört, dass er doch gerne Kontakt zu seinem Vater hätte- vielleicht, um auch noch einiges klären zu können.
Jetzt habe ich die Nummer herausfinden können und ihn angerufen (meinen "Opa")- er hat mir mitgeteilt, dass seine Frau vor drei Monaten gestorben sei, und er selbst an Magenkrebs und Leberkrebs leide und höchstens nur noch ein Jahr zu leben hat.
Das hat mich sehr getroffen und ich bin sehr traurig darüber. Obwohl ich nie richtigen Kontakt zu ihm hatte, fühle ich mich in gewisser Weise mit ihm verbunden.
Das Problem: Ich weiß nicht, wie ich es meinen Vater mitteilen soll/ kann. Er wird das nicht verkraften können.
Mein Papa dachte immer, dass er noch jede Menge Zeit haben würde mit seinen Vater zu reden- als ob dieser ewig leben würde- obwohl mein Papa es doch besser weiß.

Ich weiß nicht wie ich es ihm sagen kann/ soll. Ich bin verzweifelt- selbst mich hat diese Nachricht schwer getroffen Es ist schwer... ich habe Angst um meinen Papa!!!

Ich freue mich über eure Antworten!
viele Grüße
BlackDahlia

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Ragneda
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Beitrag Fr., 11.11.2011, 07:57

Hmm, schwierige Situation,

aber zuerst: Willkommen im Forum, auch wenn's unter solchen traurigen Umständen..

Ich würde es trotzdem so schnell wie möglich, deinem Papa die Wahrheit sagen. Du sagst, er denkt, er hätte unendlich viel Zeit. Und Du weißt jetzt, dass dem nicht so ist. Deshalb würde ich Dir raten ihn das auf einer schönenden Weise (richtigen Moment wählen, wo deinem Papa vlt. nicht so schlecht gerade geht) beizubringen. Denn wenn es zu spät wird, kann es sein:
- dass dein Papa es bereut nicht rechtzeitig Kontakt aufgenommen zu haben
- und unbewußt nicht gut auf Dich zu sprechen sein wird, weil Du ja die ganze Zeit wusstest, dass es zu Ende bald kommen wird.

Ich drücke Dich ganz fest und alles Liebe! und viel Kraft deinem Papa und Dir.
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AngelikaR
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Beiträge: 96

Beitrag Fr., 11.11.2011, 09:45

Zustimmung zu Ragneda! Es gilt jetzt, keine Zeit mehr zu verlieren. Bereit deinen Papa lieb drauf vor (sag ihm zB, dass du dich um ihn sorgst), dass Menschen nicht ewig leben und sein Vater schon xx Jahre alt ist und den Tod seiner Frau auch sehr schwer verkraftet hat und er deshalb seinen Lebenswillen verloren hat etc etc.

In wenigen Wochen ist Weihnachten, also eine gute Zeit für sowas!

Dein Papa muss (!) die Gelegenheit einer Aussprache - auch wenn die ev. ziemlich mies verläuft - nutzen. Nach dem Tod seines Vaters ist es vorbei und ich habe erfahren, dass die Nicht-Aussprache und die Nie-mehr-Möglichkeit dann erst so richtig belastend ist.

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BlackDahlia
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Beitrag Mo., 14.11.2011, 17:11

Vielen lieben Dank Ragneda und AngelikaR für eure Antworten!
Ich habe sie bereits am Freitag gelesen und es umgesetzt. Am Freitag Abend habe ich mir Zeit genommen und es meinen Papa erklärt. Er war darüber sehr schockiert und gleichzeitig dankbar, dass ich Kontakt zu seinem Vater aufgenommen habe und es ihm mitgeteilt habe. Natürlich hat er geweint... obwohl... so natürlich ist das gar nicht- für ihn. Erst einmal hat er Musik angemacht und versucht das ganze irgendwie zu verdauen.
Auf der anderen Seite war er auch froh, dass er noch die Chance hat einige Dinge zu klären. Er will unbedingt noch vor Weihnachten mit uns (der Familie) dahin... nur traut er sich gar nicht seinen Vater anzurufen und mit ihm zu sprechen.
Mich bedrückt das ganze... mein Papa kommt mir jetzt noch depressiver vor (falls das überhaupt noch geht)... er ertrinkt sein Leid zur Zeit im Alkohol und heute meinte er sogar zu mir, dass er mich zwar nicht belasten will oder "psychisch ausnutzen" - aber er denkt öfter darüber nach sich umzubringen. Der Gedanke daran macht mich total fertig. Er weiß das- wir haben schon oft darüber gesprochen und ich möchte jah, dass er mit mir darüber spricht... es ist alles so schwierig und auch einfach so unglaublich traurig.
Ich weiß gar nicht was ich machen soll/ kann. Wenn ich ihm sage, er soll zum Therapeuten gehen, dann verschiebt er es von einem Tag auf den anderen, bis er letztendlich gar nicht mehr geht. Das Thema mit seinem Vater macht das alles nicht leichter- im Gegenteil.
Liebe Grüße,
BlackDahlia

p.s.:Ich hoffe, dass ich jetzt nicht zu viel oder zu verwirrend geschrieben habe!?

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Ragneda
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Beiträge: 724

Beitrag Mo., 14.11.2011, 17:18

aber er denkt öfter darüber nach sich umzubringen. Der Gedanke daran macht mich total fertig
Dann sag ihn das!

Sag ihn: Papa, überlegs Dir, was Du MIR damit antust. Ich werde dann außer meinen Opa noch meinen VATER verlieren.

Appeliere an sein Vernunft. Suizid ist nicht die Lösung. Er hat ja Dich, Du bist Wert genug um weiter zu leben!

Drück Dich ganz fest udn wünsch euch viel Kraft.
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AngelikaR
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Beitrag Mo., 14.11.2011, 23:42

Großartig! Das ist doch ein wunderbarer erster Schritt! Was hältst du davon, einfach mit Opa ein Treffen zu vereinbaren und dann deinen Papa dorthin zu schleifen?

Vielleicht lässt er sich von dir "führen"?

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BlackDahlia
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Beitrag So., 04.12.2011, 12:07

Vielen lieben Dank für eure Antworten, und auch danke für deine bestärkenden Worte Ragneda!
Mein Papa ist am Überlegen, ob wir dort hinfahren, nur hat er... wie soll ich sagen.. "Angst" seinen eigenen Vater zu kontaktieren, obwohl er so viele Fragen hat. Ich habe ihm gesagt, dass er nicht mehr viel Zeit hat, um sich bei seinem Vater zu melden, und dass er jetzt handeln muss.
Ich habe jetzt den Weg der Beharrlichkeit gewählt. Mit dem Telefonat, welches ich mit meinem "Opa" geführt habe, haber ich meinen Papa den Weg geebnet- ein Treffen zu angagieren ist doch jetzt eigentlich seine Aufgabe, oder liege ich da falsch? Im Moment fühle ich mich auch nicht so gut und zudem kraftlos. Ich schaffe es einfach nicht mir alles aufzubürden. Denn, wenn ich es meinen Papa aufzwingen würde- ich weiß nicht, ob das so gut ist?! Auf jeden Fall sage ich es ihm jeden Tag und mache ihn bewusst, dass es ein "Limit" gibt.
Ich hoffe, dass das reicht...

Vielen Dank für eure Ratschläge- ihr habt mir schon sehr geholfen!

Alles Liebe,
BlackDahlia

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