Verdrängung

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Mausie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 46

Verdrängung

Beitrag Mo., 25.02.2008, 03:11

Hallo. Nun ja, ich hoffe ich bin jetzt hier in der richtigen Spalte mit meinem Problem.

Im Prinzip habe ich ein Problem mit Trauer, Verarbeiten von negativen Erlebnissen etc. und allgemein starke Verlustängste. Ich merke zudem immer mehr, dass ich den Verdrängungsmechanismus häufiger nutze. Ich versuche es nicht zu nahe an mich ran kommen zu lassen, eher wie ein Roboter weiter zu funktionieren. Wenn ich dann an meine Vergangenheit denken, ist es, als wäre es nicht meine eigene. Als schaue ich mir einen Film über eine fremde Person an.

Als Kind wurde ich sexuell missbraucht. 1 oder 2 Jahre lang konnte ich so leben, als sei es nie passiert, dann kam mit einem Schlag alles wieder. Danach versuchte ich nicht mehr daran zu denken, meine Vergangenheit zu leugnen. Bei einer Sylvesterfeier im alkoholisierten Zustand brach es dann aus mir heraus. Seit dem versuche ich das Geschehene zu verarbeiten und es zu akzeptieren. Es als meine Vergangenheit anzuerkennen.

Im Sommer letzten Jahre wurde dann meine geliebte Katze überfahren, welche ich fast 5 Jahre besaß. Mir fällt es schwer, damit klar zu kommen. Damals trank und feierte ich danach viel und gerade im alkoholisierten Zustand stürzte dann alles wieder auf einen ein.

Nun ist mein Wellensittich aufgrund Ärztepfusch gestorben. Ihn hatte ich fast 8 Jahre lang und liebte ihn mehr als mein Leben, mehr als meinen Freund etc. Danach wollte ich sterben, verletzte mich an dem Tag auch mit einer Rasierklinge. Zeit zur Trauer bleibt nicht wirklich viel, da ich derzeit viel arbeiten muss. Ich versuche nicht daran zu denken, wie ein Roboter weiter zu funktionieren.

Ich komme aber damit nicht wirklich klar. Kann nur schlafen, wenn ich wirklich erschöpft bin. Eigentlich muss ich um 5 Uhr wieder aufstehen und zur Arbeit, komme aber nicht zur Ruhe.
In der Anfangsphase, wo ich es an mich heran ließ, hörte ich auf zu essen und nahm ab. Ich bin übergewichtig, weshalb es jetzt nicht so schlimm ist. Aber als damals ein Typ sich von mir trennte und ich auch die Trauer zu ließ, wurde ich magersüchtig.

Wenn ich Frust habe, esse ich viel Süßes. Das tue ich mittlerweile wieder, obwohl ich abnehme wollte, sogar zu Weight-Watcher eigentlich gehe. Aber ich kann derzeit einfach nicht darauf verzichten oder es groß einschränken. Ich weiss, ich versuche damit nur die Leere zu füllen.

Ich fühle mich jetzt so alleine, wobei ich noch andere Haustiere habe. Aber ohne ihn scheint alles so sinnlos. Ich weiss, dass hört sich ziemlich strange an. Aber gerade jetzt ist mir bewusst geworden, dass ich wohl nicht mehr in der Lage bin einen Menschen zu lieben. Mein Freund bedeutet mir fiel, aber Liebe wie ich sie für meinen Wellensittich empfunden habe, ist es nicht.

Ich war bereits wegen dem Missbrauchsproblem bei einer Therapeutin, doch nun habe ich nach der 3. Sitzung keine Lust mehr hinzugehen. Ich fühle mich nicht von ihr verstanden. Im Gegenteil, sogar eher unerwünscht. Erst versuchte sie mich in ein Schema zu drücken welches mir nicht wirklich passte, dann kam sie auch schon mal 1/2 Std. zu spät und entschuldigte sich nicht. Dann hatte sie kein Formular da wegen dem Antrag für die Krankenkasse. Dann machte sie mit mir einen Termin aus und ich sollte mich später bei ihr melden, ob das möglich wäre wegen meiner Schichtarbeit. Als ich sie anrief um abzusagen, herrschte sie mich nur an, ich solle hine machen, da noch andere Leute warteten. Ich finde bei ihr immer mehr Fehler und fühle mich nicht mehr wohl. Ein solches Verhalten ihrerseits ist für ich inakzeptabel. Also habe ich mich nicht mehr gemeldet. Traue mich auch gar nicht ihr zu sagen, dass ich nicht mehr kommen mag.

Nun weiss ich nicht, wie ich damit klar kommen soll. Wie ich das alles verarbeiten soll. Zurzeit schlafe ich oft mit dem Wunsch ein, nicht mehr aufwachen zu müssen. Im Prinzip habe ich das Gefühl, es nicht zu packen. Aber gerade in solchen Momenten verdränge ich dann einfach. In der Kindheit hieß es ja oft, man solle sich nicht so haben, nur Mut es werde schon besser werden. Aber es wird nicht besser. Ich habe doch schon über 15 Jahre gehofft und mir fehlt allmählich die Kraft dazu. Ich weiss nicht mehr, wie es wirklich weiter gehen soll. Aber so, komme ich damit nicht wirklich mehr klar und bin nicht glücklich.

Mfg Mausie

Werbung

Benutzeravatar

lemon
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 2006

Beitrag Mo., 25.02.2008, 09:13

Da hast du wirklich viel erlebt liebe Mausie und ich kann es gut verstehen, dass es dir so geht. Es sind so viele Dinge, die dich belasten und eine Therapie glaube ich, könnte sehr förderlich sein.
Es passiert oft, dass man mit dem ersten Therapeuten nicht klar kommt, war bei mir damals ebenso.
Wenn du nicht den Mut hast es ihr persönlich zu sagen, würde ich zu dem Arzt gehen, der dich zu ihr überwiesen hat und ehrlich mit ihm sprechen und ihm erzählen, dass du mit dieser Therapeutin keinen Draht findest. So könntest du wechseln und fühlst dich vielleicht besser aufgehoben; manche brauchen sogar drei Anläufe, das ist meiner Meinung nach ganz normal. So würde ich das an deiner Stelle versuchen,
ich wünsche dir, dass du diesbezüglich zuversichtlich bist,
LG
lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Mausie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 22
Beiträge: 46

Beitrag Mo., 25.02.2008, 22:13

Dieser Ärztin traue ich noch weniger. Die Frau nimmt mich da gar nicht für voll. Als ich mal Angina hatte, fragte sie mich, ob ich simuliere, nur um nicht zur Schule zu müssen. Dabei hatte sie mich noch nie wegen sowas krank geschrieben gehabt. Nee also echt, da brauche ich wirklich ne neue Ärztin. Aber für einen 2. Therapieversuch fehlt mir teilweise die Kraft.

Mfg Mausie

Benutzeravatar

lemon
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 58
Beiträge: 2006

Beitrag Di., 26.02.2008, 07:50

Liebe Mausie,
dann wird es wohl höchste Zeit, dass du den Arzt wechselst, wenn du schon mit deiner Ärztin nicht klar kommst. Ich denke VERTRAUEN ist eine wichtige Basis, die zwischen Arzt und Patient gegeben sein sollte.
Dass dir die Kraft fehlt, kann ich verstehen, man ist es mit der Zeit leid. Doch, wenn du vom Kopf her überlegst, jeder hat die freie Wahl für einen Arzt, weshalb solltest du diese Freiheit nicht nutzen.
Ich war früher bei meinem Hausarzt und habe mir jetzt einen Facharzt für Neurologie und Psychatrie gesucht. Diese Freiheit hat jeder, so könntest du es auch machen, deine andere Ärztin muss es nicht erfahren. Ich wünsche dir die Kraft dazu, einen Arzt, der Verständnis für deine Sorgen hat und dir eine neue Überweisung für einen Therapeuten gibt; vielleicht ist das für dich der "richtige" Weg, so meine Sicht.
Liebe Grüße
lemon
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

Werbung

Benutzeravatar

staden
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 33
Beiträge: 21

Beitrag Mo., 03.03.2008, 00:11

Hallo Mausie,
ich kann dir nur raten, nicht die Energie zu verlieren, eine guten Therapeutin zu finden. Ich selbst habe 7 Erstgespräche verbraten um eine zu finden, mit der ich klar kam und dabei halte ich mich nicht für einen schwierigen Menschen. Was du über deine Therapeutin schreibst klingt für mich total unprofessionell. Wie ich schon in einem anderen thread geschrieben habe, es gibt viele Therapeuten-freaks da draußen aber es gibt auch einige gute, die einem wirklich helfen können. Jedenfalls sollten sie dir das Gefühl geben, dich ernst zu nehmen und was du so schreibst, hast du wirklich ernstzunehmende Probleme!
Ich hatte nach meinen ersten Psychotherapieerfahrungen auch fast die Hoffnung und Energie aufgegeben, eine zu finden, die mir helfen konnte. Wollte schon aufgeben und hatte Selbstmitleid "niemand versteht mich, niemand kann mir helfen". Aber dann dachte ich, dass es meine einzige Chance ist, weiterzusuchen. Den perfekten Therapeuten gibt es nicht aber man sollte sich einigermaßen wohl fühlen, sich ernstgenommen fühlen und der Rest liegt dann an einem selber. Man sollte auch seinem Therapeuten sagen dürfen, was einem stört. Meistens finden sie es gut, wenn man ehrlich ist und wenn nicht, sollte man unbedingt wechseln! So meine Meinung.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
LG Staden

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag