Liebes Füchslein,
darf ich fragen: Um wen trauerst Du?
(Vielleicht darf ich Dir den Hintergrund meiner Frage kurz schildern?
Mir ist mein Vater mit 75 Jahren gestorben, da war ich 33, und für mich was das der erste mich ganz im Innersten packende Tod. Für meinen Vater aber war ich schon am Tag seines Todes glücklich, dass er all das hinter sich gebracht hatte, denn hätte er weiterleben müssen, dann wäre es eine noch viel größere Qual als zuvor geworden - und ihm war das klar, und ihm war auch klar, dass er 75 Jahre von diesem ganzen sogenannten Leben [mit allem] gehabt hatte.
Mir ist zehn Jahre später mein Mann mit knapp 47 Jahren gestorben, und für mich war das ganz anders: Ich wusste von ihm selbst, denn er hat es oft genug gesagt, dass mein Mann noch leben wollte, unbedingt und mit allem.
Ich habe etwa ein halbes Jahr um meinen Vater getrauert - genauer: Um die Lücke, die er in MIR hinterließ.
Ich trauere bis heute um meinen Mann - genauer: Um die Lücke, die er in MIR hinterlassen hat & die er gewissermaßen auch in seinem ganz eigenen Leben hinterlassen hat, das ER so gern noch fortsetzen wollte.
Vielleicht darf ich meine Frage an Dich wiederholen, Füchslein:
Um wen trauerst Du?)
Einen Gruß
Widow
bevorstehender Tod der Mutter
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- Beiträge: 130
Liebes Füchslein,
gestern Abend ist meine beste Freundin mit 39 Jahren eingeschlafen. Es ist noch nicht ganz angekommen bei mir.
Aber was ich sagen ist, dass der Abschied ganz friedlich war. Fast schön. Auch wenn es in diesem Zusammenhang bizzar klingt. Ich glaube wir müssen keine Angst haben, wenn der Kampf verloren und der Tag gekommen ist.
Alles Liebe für Dich.
Miss
gestern Abend ist meine beste Freundin mit 39 Jahren eingeschlafen. Es ist noch nicht ganz angekommen bei mir.
Aber was ich sagen ist, dass der Abschied ganz friedlich war. Fast schön. Auch wenn es in diesem Zusammenhang bizzar klingt. Ich glaube wir müssen keine Angst haben, wenn der Kampf verloren und der Tag gekommen ist.
Alles Liebe für Dich.
Miss
Du bist zu schnell gelaufen für dein Glück. Nun, da du müde wirst und langsam gehst, holt es dich ein.
Friedrich Nietzsche
deutscher Philosoph
Friedrich Nietzsche
deutscher Philosoph
Liebe Widow! Ich trauere um meine Mutter. Ich weiß, dass Trauer immer in Wellen daherkommt, vor allem wenn man nicht damit rechnet. Heute habe ich zB in einem Einkaufswagen von jemandem Maresi-Milch gesehen. Die besorgte ich immer für meine Mutter. Mir sind die Tränen herausgeschossen. Es liegen überall so schmerzhafte Erinnerungen um mich herum. Allerdings ist es etwas tröstlich zu wissen,dass meine Mutter sehr tierliebend war. Daher gehe ich noch täglich zu ihrem Haus und füttere die Vögel oder die paar freilaufenden Katzen vom Nachbarshof,weil ich weiß, dass das in ihrem Sinne war. Da habe ich das Gefühl, sie Ist mir näher. Ich stelle mir vor, sie schaut zu. Neuerdings streunt eine Katze am Friedhof umher. Irgendwie eigenartig.ich hab sie früher nie gesehen. Jetzt bekommt sie von mir Leckerli. Es scheint als ob mir Mutter von dort wo sie jetzt ist, die Katze zum Trost vorbeischickt. Mutter war die letzte lebende Verbindung zu meiner geliebten Oma. Sie fehlen mir beide. Klar meine Mutter war 87, vom Verstand her schon klar,dass die Zeit zu gehen gekommen ist, aber eine Mutter ist gefühlsmäßig irgendwie alterslos. Vor allem ging es dann doch so schnell. Sie war vorher glasklar bei Verstand, aber im letzten Monat ging es täglich erschreckend bergab. Ich kann das noch gar nicht einordnen. Liebe Grüße
Liebe Miss! Herzlichen Dank für Deine Wünsch und deinen Beitrag! Gut dass es dieses Forum gibt. Wir kennen uns nicht persönlich und trotzdem teilen wir so etwas zutiefst Erschütterndes. Ich kann gar nicht glauben, dass meine Mutter schon vor 14 Tagen gegangen ist. Ich glaube auf alle Fälle,dass es für unsere Verstorbenen leichter ist, als für uns. Ich bin überzeugt davon,dass es hinterher noch etwas gibt,trotzdem ist die Lücke, die sie hinterlassen haben, sooo groß. Herzliche Grüße Füchslein
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Liebes Füchslein,
darf ich meine Frage vielleicht präzisieren?
Du hast geschrieben, dass Du Deine Mutter so gern anrufen würdest, um ihr wie früher "irgendeine Banalität zu erzählen". Und Du hast geschrieben, das Gefühl zu haben, Deine Mutter schaue Dir zu und hätte Dir vielleicht jene Friedhofskatze zum Trost vorbeigeschickt.
Meine Frage lautet also: Trauerst Du um Deine Mutter und ihr nun nicht mehr gelebtes Leben? Oder trauerst Du um Dich und das Dir nun nicht mehr mögliche Leben mit Deiner Mutter?
Für mich selbst ist das ein Unterschied in meinem Umgang mit dem Tod.
Im Falle meines Vaters habe ich vor allem um mich selbst und das mir damals dann nicht mehr mögliche Leben mit meinem Vater getrauert. Und diese Trauer war, weil mein Vater sein Leben leben konnte, relativ schnell vorbei.
Im Falle meines Mannes trauere ich vor allem um ihn und sein nicht mehr gelebtes Leben, das er so entsetzlich gern noch leben wollte. (Oft überlege ich, ob wir, wenn wir den Krebs überlebt hätten, zusammengeblieben wären. Ich weiß die Antwort nicht. Aber ich weiß, dass ich ihm das Weiterleben so sehr gewünscht habe und bis heute wünsche, weil er selbst es sich so sehr gewünscht hat, was mit Mitte 40 vielleicht auch verständlich ist.)
Doch ich kann und will nicht leugnen, dass ich auch im Falle meines toten Mannes um mich selbst trauere, um das Leben, das mir mit ihm nun nicht mehr möglich ist.
(Mir hilft es, wenn ich die Trauergefühle zu verstehen versuche, wenn ich Unterschiede und Feinheiten wahrzunehmen versuche, anstatt die Trauer als eine Tsunamiwellenwand erleben zu müssen, die über mich hinwegrollt und mich dabei ertränkt. - Vielleicht geht es anderen Trauernden auch so?)
Dass Du, liebes Füchslein, all das, was da in dem Sterbemonat nun gewesen ist, "noch gar nicht einordnen" kannst, wie Du schreibst - das finde ich persönlich völlig normal, wenn ein Tod geschehen ist und das erst vor kurzem.
Darf ich fragen (wenn das zuviel ist, dann schreib mir das bitte):
Du hast selbst Familie, Mann, zwei Kinder. Und Du hast geschrieben, dass die drei im Sterbeprozess Deiner Mutter Dir keine große Hilfe sein konnten (was ich von ihrer Seite aus versteh).
Wie kommt es, dass Deine Mutter in Deinem Herzen, in Deinem Leben und Lieben einen so großen Stellenwert eingenommen hat, dass ihr Tod Dich nun ganz zu zerschmettern droht?
Sei herzlich gegrüßt von
Widow, die Dir nach wie vor wünscht, dass Du Dir Zeit lässt und der Zeit ihre Arbeit überlässt
darf ich meine Frage vielleicht präzisieren?
Du hast geschrieben, dass Du Deine Mutter so gern anrufen würdest, um ihr wie früher "irgendeine Banalität zu erzählen". Und Du hast geschrieben, das Gefühl zu haben, Deine Mutter schaue Dir zu und hätte Dir vielleicht jene Friedhofskatze zum Trost vorbeigeschickt.
Meine Frage lautet also: Trauerst Du um Deine Mutter und ihr nun nicht mehr gelebtes Leben? Oder trauerst Du um Dich und das Dir nun nicht mehr mögliche Leben mit Deiner Mutter?
Für mich selbst ist das ein Unterschied in meinem Umgang mit dem Tod.
Im Falle meines Vaters habe ich vor allem um mich selbst und das mir damals dann nicht mehr mögliche Leben mit meinem Vater getrauert. Und diese Trauer war, weil mein Vater sein Leben leben konnte, relativ schnell vorbei.
Im Falle meines Mannes trauere ich vor allem um ihn und sein nicht mehr gelebtes Leben, das er so entsetzlich gern noch leben wollte. (Oft überlege ich, ob wir, wenn wir den Krebs überlebt hätten, zusammengeblieben wären. Ich weiß die Antwort nicht. Aber ich weiß, dass ich ihm das Weiterleben so sehr gewünscht habe und bis heute wünsche, weil er selbst es sich so sehr gewünscht hat, was mit Mitte 40 vielleicht auch verständlich ist.)
Doch ich kann und will nicht leugnen, dass ich auch im Falle meines toten Mannes um mich selbst trauere, um das Leben, das mir mit ihm nun nicht mehr möglich ist.
(Mir hilft es, wenn ich die Trauergefühle zu verstehen versuche, wenn ich Unterschiede und Feinheiten wahrzunehmen versuche, anstatt die Trauer als eine Tsunamiwellenwand erleben zu müssen, die über mich hinwegrollt und mich dabei ertränkt. - Vielleicht geht es anderen Trauernden auch so?)
Dass Du, liebes Füchslein, all das, was da in dem Sterbemonat nun gewesen ist, "noch gar nicht einordnen" kannst, wie Du schreibst - das finde ich persönlich völlig normal, wenn ein Tod geschehen ist und das erst vor kurzem.
Darf ich fragen (wenn das zuviel ist, dann schreib mir das bitte):
Du hast selbst Familie, Mann, zwei Kinder. Und Du hast geschrieben, dass die drei im Sterbeprozess Deiner Mutter Dir keine große Hilfe sein konnten (was ich von ihrer Seite aus versteh).
Wie kommt es, dass Deine Mutter in Deinem Herzen, in Deinem Leben und Lieben einen so großen Stellenwert eingenommen hat, dass ihr Tod Dich nun ganz zu zerschmettern droht?
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