Meine Zwillingsschwester ist tot

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Sunrise21
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Meine Zwillingsschwester ist tot

Beitrag Di., 24.09.2013, 21:20

Hallo liebe Mitglieder des Forums.

Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll. Der Titel meines Beitrags beschreibt es treffend. Meine Zwillingsschwester ist tot. Fünf Tage vor unserem 22 Geburtstag nahm sie sich das Leben.
Für mich ist diese Tatsache noch immer kaum zu begreifen. Ich bin momentan auch auf der Suche nach einer Therapeutin, da ich damit nicht umgehen kann.

Vor allem die Umstände machen es so schwer für mich. Sie lag die ganzen 5 Tage tot in ihrer Wohnung. Niemand, der nach ihr sah. Niemand, der nach ihr fragte. Nicht einmal verpasste Anrufe oder ähnliches.
Sie lebte allein, wie ich auch. Besuchte ein Abendgymnasium. Unsere Familie war schon immer recht zerrüttet, spärlicher Kontakt. Früh kam sie in ein Heim, während ich zu Hause blieb.
Meine Familie und ich haben ihre Tagebücher gelesen. Es war erschreckend all das zu lesen. Sie hat sich unglaublich einsam und unverstanden gefühlt, drückte das in Gedichten und Zeichnungen aus. Und im Nachhinein fühle ich mich so schuldig. Warum habe ich nicht öfter gefragt, wie es ihr geht? Warum sie nicht besucht. Meine Mutter fand sie tot in ihrer Wohnung. Sie ist bis heute kaum ansprechbar auf das Thema.
Ich fühle mich nun mehr denn je meiner Schwester verbunden. Erst jetzt denke ich an Dinge wie beispielsweise, dass ich mit ihr in einem Bauch heranwuchs. Dass sie mir so sehr verbunden war.
Sie wandte sich öfter an mich, wenn es ihr schlecht ging (was oft war). Wollte oft Umarmungen, weinte viel. Seit einigen Wochen war sie still, redete kaum. Dennoch kam sie auf eine Art glücklich rüber.
Es war auch nichts ungewöhnliches, dass sie mal 2 Tage nicht auf SMS einging. Manchmal hatte ich 1 Woche keinen Kontakt. Ich wusste sie hat ihr Leben und ich meines.
Aber nun lag sie tot in der Wohnung. Fünf Tage. Ich musste mich einige Male übergeben, bei der Vorstellung. Wie meine Mutter es schilderte. Es nahm mich so sehr mit und auch jetzt noch kann ich es nicht so recht greifen in meinem Kopf.
Dass sie fort ist. Ein Bestandteil ist weg und wird nie wieder zurück kehren.
Die Sehnsucht nach ihr zerreißt mich innerlich in vielen Momenten und ich muss weinen. Höre ihre Musik, schaue Fotos an.

Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß gar nichts mehr. Ich habe sie so sehr geliebt und wünschte ich könnte sie umarmen und ihr das sagen. Sie sagte mir das öfter... Meine Antwort war immer distanziert und ungläubig. Das klingt vielleicht blöd, aber sie war immer "nur meine Schwester" - ihre Gefühle konnte ich nicht so annehmen. Erst jetzt muss ich einsehen, dass ihre Gefühlswelt erheblich komplexer war, als ich es von außen annahm. Ich schäme mich, ihr nicht mehr Liebe entgegen gebracht zu haben und immer dieses Bild im Kopf. 5 Tage tot und da allein liegend und niemand, den es scherte, niemand der fragte.
Es frisst mich auf und ich will schreien vor Angst, Bestürzung und Schock. :'(

Wie wird das in Zukunft sein? Ich weiß nicht weiter.

Ich hoffe, dass ich nicht zu unzusammenhängend geschrieben habe. Ich weiß einfach nicht wirklich weiter, wie ich mich verhalten soll.

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hope_81
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Beitrag Di., 24.09.2013, 21:28

Liebe Sunrise,
Deine Geschichte zu lesen bricht mir selbst fast das Herz. Selber habe ich einen Zwillingsbruder
und ich weiß genau was Du meinst, wenn Du über Verbundenheit sprichst.
Ich kann nicht viel tröstendes sagen.
Ich möchte aber, dass Du verstehst, dass Du nicht Schuld bist an dem was da geschehen ist.
Du hättest auch nichts anderes machen müssen, mehr da sein müssen, oder, oder, oder.
Wenn ein Mensch nicht mehr leben will, dann entschließt er sich meist ganz allein für sich dazu.

Auf meiner Arbeitsstelle arbeitet jemand, deren Bruder sich vor einem halben Jahr umbrachte. Sie
lebten alle noch unter einem Dach mit der Familie, auch da hat niemand im Vorfeld etwas bemerk.

Fühl Dich mal ganz feste umarmt und geherzt. Schrei bitte alles aus Dir raus, tobe, was auch immer.
Nur verleih Deinen Gefühlen ausdruck.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Sunrise21
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Beitrag Di., 24.09.2013, 21:44

Vielen Dank für die lieben Worte.

Es ist schwer. Vor allem durch das, was sie schrieb. Wie einsam sie sich fühlte.

Oft denke ich nun, was für ein wunderbarer Mensch sie war. Wie empathisch sie anderen gegenüber war, hilfsbereit und immer freundlich.
In mir steigt auch eine gewisse Wut auf. Wut darüber, dass sie am Ende so still war, nichts sagte und auch kaum antwortete. Nur "ja" oder "nein" auf Fragen. Ich will diese Wut gar nicht. Ich will nicht wütend sein, denn im Grunde fühle ich mich deswegen dann nur noch schuldiger. Sie hat keine Wut verdient. Ich würde sie einfach noch einmal halten wollen, ihr die Möglichkeit geben mir all das anzuvertrauen, was sie nicht offen sagen konnte. Ihr Tagebuch war so detailliert, so komplex in den Gedanken. Es tut weh die Aufzeichnungen zu lesen, aber wenn ich das lese ist sie auch irgendwie bei mir.

Auch sie suchte nach einem Psychologen, hatte eine Essstörung und viel mit sich zu kämpfen.
Ich weiß, die Schuld liegt nicht bei mir, aber dieses Verantwortungsgefühl ist eben da. Im Grunde war sie mit 21 Jahren immernoch ein kleines Mädchen.
Ich traue mich auch nicht jemandem nahestehenden davon zu berichten. In der Familie wissen es ja alle und meine Freunde auch. Reden kann ich nicht. Ich würde gern. Aber da fehlt mir nun meine Schwester. Ich weiß, sie wäre da gewesen. Aber wo war ich? Wo war ich in der Minute, als das Leben aus ihrem Körper ging.
Und dann noch 5 Tage da auf dem Boden. Ich kann kaum schlafen bei dem Gedanken :((

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Marzipanschnute
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Beitrag Di., 24.09.2013, 21:53

Mir tut es auch furchtbar weh das zu lesen.
Liebe Sunrise, du hättest wirklich nichts anders oder besser machen müssen.
hopeless hat Recht, wenn sie schreibt, dass ein Mensch, wenn er sich einmal dazu entschieden hat zu sterben, sich in der Regel auch von niemandem mehr davon abbringen lässt. Du bist nicht Schuld. DU bist NICHT Schuld. Du bist nicht Schuld. Ich weiß immerhin wie sich das Gefühl anfühlt, auch wenn ich keine Zwillingsschwester verloren habe. Aber man ist nicht Schuld, man hätte nichts anderes machen können. Hätte sie Hilfe gewollt, hätte sie sich bemerkbar gemacht. Das ist traurig und furchtbar. Aber wohl auch ein Stück Realität.

Und ja, vielleicht war sie irgendwo noch ein kleines Mädchen. Aber so weh es auch tut, sie war auch eine erwachsene Frau, die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat. Dass es so geendet ist, ist schlimm, furchtbar, hinterlässt Wut und Trauer und Leere und Hilflosigkeit. Aber es war ihre Entscheidung. Du konntest nichts dafür.

Liebe Sunrise, ich wünsche dir, dass du bald eine gute Therapeutin findest die mit dir den Verlust und die Schuldgefühle aufarbeiten kann.

Alles Liebe
Marzi
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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hope_81
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Beitrag Di., 24.09.2013, 21:57

Ja,
alles was Du schreibst kann ich verstehen.
Aber Du darfst wütend sein, das ist völlig okay.
Ich wäre auch extrem wütend darüber. Das ist das normalste Gefühl der Welt.

Sieh mal, ich erzähle Dir etwas.
Mein Bruder und ich haben eine sehr, sehr tiefe Verbindung und ich glaube nicht, dass irgendjemand diese
Verbindung wird toppen können.

Aber, es gab eine Zeit in unserem Leben, da war mein Bruder sehr, sehr depressiv und hat gar kein Wort
mehr gesprochen. Er wollte sich auch umbringen.
Jetzt war es so, das wir schon immer zusammen waren und nicht durch ein Kinderheim getrennt wurden oder so.
Jedenfalls hat er auch kein Wort mit mir gesprochen, alles was ich hatte war so ein dumpfes Gefühl und etwas,
was mir "befohl" in den Wald zu rennen, zu einer Brücke, die unser Lieblingsplatz war.
Er stand auf dieser und wollte springen. Es war Zufall, Glück was weiß ich, dass ich meiner inneren Stimme folgte.

Was will ich Dir damit sagen? Auch mein engster Vertrauter und Verbündeter hat mich nicht teilhaben lassen an
diesen, seinen Gedanken.
Hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr in der selben Stadt gewohnt (was eine Woche später der Fall wurde) auch ich hätte in verloren.
Bis heute habe ich eine scheiß Wut auf ihn und ich finde sie noch immer berechtigt.


Auch bist Du nicht für deine Schwester verantwortlich.
Ich weiß, die Gedanken die Du Dir gerade machst sind total verständlich und die hat wohl jeder,
aber pass gut auf Dich auf dabei.
Ich wünsche mir, dass Du so schnell wie möglich Hilfe bekommst.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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Sunrise21
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Beitrag Di., 24.09.2013, 22:21

Vielen Dank noch einmal.

Ich hoffe auch, schnell eine Therapeutin zu finden. Leider gestaltet sich das mit Wartezeiten umständlich, aber ich bin zuversichtlich.

Es ist eben schwierig, damit umzugehen.
Und wie Marzi schrieb: sie war eine erwachsene Frau. Auch diesen Ansatz zu verstehen ist sehr schwer für mich im Moment, da ich sie nur als meine Schwester sehe. Obwohl das ja offensichtlich ist, dass sie mit 21 Jahren erwachsen ist...
Wahrscheinlich brauche ich auch einfach Zeit... Ich will mir diese auch nehmen.

Und ich will auch mit meiner Mutter sprechen über ihre Gefühle und meine. Über die Situation, über den Fund. In mir sind so viele Fragen und Antworten, die mich ängstigen könnten. Ich will wissen, wie sie aussah, was sie trug, wie war die Situation, was ging unserer Mutter durch den Kopf.
Ich weiß nicht, ob diese Fragen berechtigt sind, ich will meine Mutter auch nicht noch mehr belasten, da sie ja sowieso kaum redet.
Ich will ihr auch beistehen, für sie da sein.
Vielleicht auch, weil ich Angst habe, sie auch zu verlieren. Nicht geredet zu haben und dann dasselbe noch einmal zu erleben.

Vielen Dank noch einmal. Alleine hier meine Gedanken zu schreiben nimmt eine große Last von mir.
Weiß vielleicht jemand, wie so eine Therapie angegangen wird in Bezug auf Todesfälle in der Familie?

LG
Sunrise

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Bergkristall
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Beitrag Mi., 25.09.2013, 06:44

Liebe Sunrise21,

ich möchte Dir mein großes Mitgefühl ausdrücken. Es gibt vermutlich keine Worte, die Dir Deinen Schmerz leichter machen können. Da wird nur die Zeit helfen, 1 Jahr, 5 Jahre, 10 Jahre, die Du aushalten musst, überleben musst. Niemand kann wissen, wann Deine Wunde verschorft, vernarbt sein wird.

Was ich Dir gerne sagen würde ist:

Wäre es umgekehrt, wenn Du nicht mehr wolltest, wenn nichts auf der Welt Dich mehr halten könnte und Du würdest die Entscheidung treffen zu gehen: was würdest Du Deiner Schwester wünschen?

Viele liebe Grüße
Bergkristall

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Luxbordie
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Beiträge: 871

Beitrag Mi., 25.09.2013, 06:51

Hi Sunrise,

Ich schliesse mich den andern an, nur zum Verständnis: wann ist dass passiert? Du schreibst 5 Tage vor euerm 22. Geburtstag, laut Profil bist du 21.

Versteh mich nicht falsch, ich zweifele nicht an deiner Geschichte - möchte nur den zeitlichen Ablauf vor Augen haben.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

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Broken Wing
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Beiträge: 2978

Beitrag Mi., 25.09.2013, 08:50

Manche Dinge sieht man kommen, aber verhindern kann man sie nicht. Eine zerrüttete Familie ist IMMER ein schweres Leben. Bitte kein an den Haaren herbeigezogenes Gegenbeispiel. Und dann noch Heimaufenthalt. Ich kenne viele Heimkinder, deren Familie existiert. Das ist nämlich eine zusätz.iche Härte. Kinder, die durch Todesfälle da hineinkommen, können leichter damit umgehen. Doch solche, die abgenommen/abgeschoben werden, fühlen sich auch noch dafür verantwortlich. Das Heimleben macht das ganze noch schlimmer.
Alle mir bekannten Heimkinder hatten später soziale Probleme. Einerseits fielen sie durch eine primitive Ausdrucksweise und Härte auf, konnten sich andererseits aber nicht gegen Übergriffe wehren. Sie konnten eben nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden. Schlimm so ein leben. Die Intelligenten verbergen ihre wahren Gefühle, machen einfach was vor, bis der Zeitpunkt gekommen ist.
Tut mir Leid für dich. Aber ich kann sie verstehen. Wenn sie einen anderen Ausweg gesehen hätte aus ihrem Tief, hätte sie diesen bestimmt beschritten. Niemand bringt sich um, weil er "kein Bock" hat. Am besten, du suchst dir Hilfe. Es ist alles OK, was du fühlst.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


hope<3
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Beiträge: 1

Beitrag Mo., 21.10.2013, 20:59

Liebe Sunrise

Ich weiss gar nicht, wo ich beginnen soll..

Allererstes will ich dir sagen, dass du mit deinem Schicksal nicht alleine bist. Ich fühle mit dir und es tut mir so schrecklich leid, dass du diese Erfahrung ebenfalls machen musst.. den sie traumatisiert einem fürs Leben.

..entweder zerbricht man oder wächst man daran..

Wegen deinem Beitrag, habe ich beschlossen mich ebenfalls hier anzumelden, denn auch ich habe vor knapp zwei Monaten meine eineiige Zwillingsschwester an Freitod verloren und das ebenfalls gerade mal mit 18 Jahren.. :(

Es ist so schrecklich, die ganze Zukunft stand einem gemeinsam bevor und dann wird sie einem plötzlich entrissen! Ich kann mir ein Leben ohne sie einfach nicht vorstellen! Deshalb versuche ich von Tag zu Tag zu leben.. spiele mir dabei selbst was vor, weshalb ich immer wieder in die Knie gezwungen werde.. :((

Ich liebe sie so unendlich.. <3 auch bei uns war die Situation ähnlich wie bei euch. Zumindest, dass was mit der Liebe angeht – ich hätte mir gewünscht ihr mehr entgegengekommen zu sein, weil sie es von sich aus definitiv nicht mehr konnte. Doch ich war zu abgelenkt mit meiner Berufslehre und habe sie immer benieden, weil sie Zuhause bleiben konnte, dem ganzen Druck nicht ausgesetzt war und wenn dann beim Freund meiner Mutter arbeiten konnte..

Natürlich war das total falsch, den sie machte sich grosse Sorgen über ihrer beruflichen Aussichten und ihrer Gesundheit – SIE hätte viel lieber mit MIR getauscht.

Es kam soweit, dass sie sich dieses Jahr immer mehr von mir distanzierte. Da sie seit ungefähr 2011 an unbekannten Schmerzen in der Hüftgegend litt, die dieses Jahr besonders schlimm wurden – kein Arzt konnte ihr damit Helfen, geschweige den eine Diagnose/Ursache festlegen. Sie hatte dieses Jahr viele Untersuchungen (MRI, Kinesiologie etc.) und Therapien hinter sich, doch alles ohne Befund.. :( sie hat schrecklich gelitten.

Meine Mutter (gelehrte Krankenschwester und Naturheilpraktikerin) hat versucht ihr auf allen Ebenen zu helfen..
..manchmal machte meine Schwester auch wieder einen guten Eindruck und schien wieder Hoffnung zu haben.
Es war so ein Kampf für sie und dass ich mehr für sie hätte tun können macht mich einfach fertig!

Die letzte Woche vor ihrem Freitod war so aufwühlend und intensiv – man hätte sie am entscheidenden Tag in die Reha (Psychiatrie) geschickt, weil sie in der Nacht zuvor abgehauen ist.. es war nicht ihr erster Selbstmordversuch.. doch sie hat uns versprochen sich nichts anzutun! Sie hätte jederzeit auch wieder Nachhause kommen können.. :(

Wenn man so etwas erlebt, die Momente in dem man anders Handeln hätte sollen/können.. ich werfe sie mir so vor.. auch wenn ich weiss, dass es nunmal ihre Entscheidung war und ich es akzeptieren muss.

Sie wollte einfach nicht mehr.

Unsere ganze Kindheit war wegen unserer Familiensituation nicht gerade einfach, doch sie war immer an meiner Seite – jetzt ist sie es nicht mehr oder zumindest nicht mehr so, wie ich es gerne hätte.. :((

An ihrem Todestag ging es mir so schlecht, ich hab es gespürt und wollte unbedingt von der Arbeit Nachhause – doch das Projekt, dass meine Eltern anstrebten und ich darin beteiligt war, trieb mich dazu zu bleiben.. was ich zutiefst bereue. Hätte ich doch bloss auf meine innere Stimme gehört.. :(

"Sie hatte es uns schliesslich versprochen", waren meine Gedanken.

Ich komme einfach nicht zur Ruh' bei mir Zuhause ist so viel los, dass ich manchmal das Gefühl habe mein Kopf platzt und wenn ich an unsere gemeinsamen Erlebnisse denke – schnürt es mir die Kehle zu und ich kann kaum Atmen – nichts ist mehr wie es einmal war.

Trotzdem versuche ich nicht aufzugeben von Tag zu Tag zu leben, jeden Morgen mit einem Lächeln zu beginnen und das Gute im Leben zu sehen. Das Erlebte in Erinnerung als Geschenk zu betrachten – ich bin so dankbar, dass ich sie als Schwester kennenlernen durfte, denn durch sie durfte ich erfahren was wahre Freundschaft bedeutet.

..entweder zerbricht man oder wächst man daran..
für was ich mich entscheide, weiss ich noch nicht.

Ich wünsche dir und deiner Familie alle Kraft der Welt Sunrise und möge dein Schutzengel besonders auf dich acht geben und dich innig Umarmen – auch von mir.

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