Burnout nach Tod der Mutter?

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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ohjefisch
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Burnout nach Tod der Mutter?

Beitrag Di., 03.02.2009, 16:18

Hallo an alle,

eben habe ich mal nach Burnout in Kombination mit Alkoholismus gegoogelt, aber immer nur Ergebnisse gefunden, die Burnout im Zusammenhang mit beruflichem Stress sehen. Ich habe aber auch das Gefühl, ich bin 'ausgebrannt', bzw. meine Reserven sind aufgebraucht, ich kann nicht mehr geben und müsste mich dringend um mich selber kümmern.

Die Situation: im Juni 2008 sind meine Eltern (Mutter 78 (heute wäre sie 79 geworden), Vater 88) auf einmal krank geworden und zusammen ins Krankenhaus eingewiesen worden. Ich war 2 Tage vorher gekommen (bin Einzelkind, unverheiratet ohne Kinder aber mit Partner, beruflich ortsunabhängig), eigentlich nur, um meine Mutter zu entlasten, wenn mein Vater zu Arztbesuchen begleitet werden sollte.

Bei meinem Vater war es ein Notfall, eine Gefäßentzündung, die mit Kortison so halbwegs in den Griff gekriegt wurde. Bei meiner Mutter wurde nach mehreren Wochen eine Krebsdiagnose gestellt, auf das Anschlagen der Behandlung haben wir vergeblich gehofft, sie ist am 28.11. gestorben. Zuhause, in meinen Armen. Ich habe Anfang November eine Haushaltshilfe engagiert, die sich auch über den Haushalt hinaus um meinen Vater kümmert. Selbst wohne ich inzwischen in einer Wohnung über der meiner Eltern (stand leer, ist Eigentum) und lebe mehr recht als schlecht vor mich hin. Habe durchgesetzt, dass ich ein paar Stunden arbeiten kann.

Naja, ich will zum Punkt kommen: ich mache fast alles mit Widerwillen, was von mir erwartet wird. Aber das ist nicht mal viel. Als meine Mutter noch gelebt hat, habe ich mich wirklich eingesetzt, habe das auch 'gerne' (der Ausdruck ist fehl am Platz, aber im Gegensatz zu dem Widerwillen gerade) gemacht. Jetzt muss ich gleich ins Krankenhaus, mein Vater ist seit Sonntag wegen einer Lungenentzündung stationär. Habe aber schon 2 Cognac getrunken. Das habe ich sonst nie gemacht, erst am Abend vielleicht. Und jetzt sehe ich das so als 'Ausgleich' für die Dinge, die ich machen muss aber nicht will.

Ich will z.B. trauern, weinen. Das kann ich auch, aber nicht, wenn da mein Vater mich noch beansprucht. Ich weiß, was ich müsste: z.B. mal eine Woche ganz alleine sein, skifahren gehen oder so was. Aber das Problem: es geht praktisch nicht. Oder ja, es ginge, aber was, wenn in der Zeit mein Vater stirbt? Mach ich mir da nicht mein Leben lang Vorwürfe?

Psychotherapie hatte ich übrigens angefangen, bevor es hier so brisant wurde, weil ich immer Angst vor dem Verlust meiner Eltern hatte. Aber meine Therapeutin ist 220 km weit weg (wo ich meinen eigenen Haushalt habe).

Jetzt gehe ich erst mal einkaufen und auf den Friedhof, dann fahre ich zu meinem Vater. Der wartet schon den ganzen Tag auf mich, aber, gut, da wiederhole ich mich, ich kann nicht mehr.

Nachdem ich früher hier im Forum wegen Beziehungssachen geschrieben habe, dachte ich, das ist vielleicht noch mal eine Adresse, um irgendwie weiter zu kommen.

Grüße,

Monika

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ukp01Tacitus
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Beitrag Di., 03.02.2009, 19:23

Hallo,

tut mir wirklich leid, dass du deine Mutter verloren hast. Weiß was du im Moment mitmachst. Mein Vater ist vor 10 Jahren gestorben. Habe mir damals ein Buch gekauft, weiß leider den Autor nicht mehr und den Titel nur so ungefähr: "Wie ich besser mit meiner Trauer leben kann" oder so ähnlich. Das Buch hat mir sehr geholfen und später auch anderen, denen ich es geliehen habe. Leider habe ich das Buch nicht mehr, kann dir aber nur raten mal in eine Buchhandlung zu gehen.
Es gibt auch Trauergruppen, die sich treffen. War selbst noch nicht da, aber kenne jemanden, der schon seit längerer Zeit zu einem "Trauerkreis" geht.
Zu deinem Vater: du bist für ihn zumindest vorübergehend umgezogen und sorgst dafür, dass er versorgt ist. Das ist gut und genug. Du darfst dich deshalb nicht selbst vergessen und musst jetzt auch daran denken, was für dich wichtig ist, auch wenn andere vielleicht sagen das wäre egoistisch. Vor allem: es ist noch niemandem gelungen seine Probleme mit Alkohol zu lösen, es wird dir auch nicht gelingen! Versuch statt dessen mal dir wirklich was Gutes zu gönnen, eine Massage, Sauna, was du magst. Wenn du nicht auf dich selbst achtest, wird es dir bald so schlecht gehen, dass dein Vater so dann auch nichts von dir hat.
Also Kopf hoch, wird alles wieder werden, auch wenn du mir das jetzt sicher nicht glaubst. Ich habe damals auch gedacht das Leben ginge nicht weiter und mich aus Angst an meine Mutter geklammert.

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Nicht die vergossenen, die ungeweinten Tränen sind die schmerzlichsten.

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ohjefisch
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Beitrag Mi., 04.02.2009, 00:29

Hallo ...tacitus,

danke für die Antwort! Hier in der Unterrubrik tut sich wohl nicht so viel. Ich könnte das auch in Rubrik Beziehungen, Essstörungen, Zwänge, Süchte stellen, weil sich das bei mir gerade überschneidet. Also meine eigenen Probleme, die ich jahrelang mit mir rumschleppe, dann auf einmal die Situation, mit dem Tod meiner Mutter und der Hinfälligkeit meines Vaters zurechtzukommen.

Die letzten Monate haben alle gestaunt, wie GUT ich zurechtkomme. Aber jetzt ist der Ofen einfach aus. Und klar, da werde ich meinem Vater nicht mehr viel geben können, da beizt sich dann die Katze in den Schwanz. Das mit dem Alkohol sehe ich fast als Hilfeschrei, ich hab das auch meinem Freund gesagt, der Nachbarin ... Nicht wegen dem Betäuben, eher, seht doch her, ich trinke zu viel, kriege ich nicht endlich Hilfe? (Ich würde ja gerne eine prophylaktische oder standartgemäße Entziehungskur machen, noch lieber in Urlaub fahren, aber wie in dem Dilemma?)

Aber es ist sicher nicht genug, ich funktioniere ja immer noch. Die Ärztin im Krankenhaus hat mir heute Nachmittag gesagt, Ihr Vater ist sehr krank, wie sieht es aus mit Patientenverfügung?

Die hat er nicht, und ich habe ihr von der Krebserkrankung meiner Mutter berichtet (nicht erzählt, da muss man sich ja kurz fassen ...), dass meine Mutter in der letzten Woche gesagt hat, sie kann nicht mehr, sie will nicht mehr. Aber dass mein Vater sagt, er will leben.

Soll das auch noch meine Entscheidung sein müssen? (Vielleicht lesen ja noch mehr hier, das ist für mich nämlich ein grundsätzliches Thema geworden, wie man mit alten kranken Menschen umgeht.)

Ich fühle mich einfach überfordert, sehe aber in dem sich Rausziehen keinen praktikablen Weg.

Grüße,

Monika

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ukp01Tacitus
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Beitrag Mi., 04.02.2009, 19:44

Hallo,

leider muss ich zugeben, dass ich mit der Situation auch überfordert wäre. Kann dir also nur den Rat geben, dich von den Ärzten deines Vaters nicht unter Druck setzen zu lassen.
Zum Thema Alkohol, die Leute, denen du davon erzählst scheinen das entweder nicht ernst zu nehmen oder nicht als Hilferuf zu erkennen. Hast du niemanden, den du um Hilfe bitten könntest (Hausarzt deines Vaters, Pfarrer, Nachbarn, irgendwen)?
Ich wünsche dir ganz viel Kraft.




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Wer seine Angst zugibt, muss viel Mut haben.

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AnnaK
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Beitrag Fr., 06.02.2009, 16:39

Liebe ohjefisch!
Das ist ein ganz hartes Päckchen, das Du da trägst.
Ich fühle mir Dir.
Ich habe letztes Jahr im September meine Mutter an den Krebs verloren, aber auch das unsägliche Glück gehabt, wie ich gerade sehe, dass mein Vater noch wohlauf ist. Der hat einiges mit mir zusammen gewuppt.

Ich kann Dir nur sagen, was mir geholfen hat. Ob das für Dich anwendbar ist, musst Du schauen.
Als klar war, dass meine Mutter nicht mehr allein bleiben kann haben wir entschieden sie ins Hospiz zu überstellen. Und das war die beste Entscheidung die wir treffen konnten.
Vom Sterben wollte meine Mutter bis zum letzten Tag nichts wissen, und auch das Hospiz hat sie als "Übergangsphase" gesehen, bis es ihr wieder besser geht und sie wieder nach Hause kann.
Aber die Menschen die dort arbeiten haben das mitgetragen, haben sich nach ihren Bedürfnissen gerichtet und haben ein ganz anderes Personalmanagment und viel mehr Leute die präsent sind und helfen, als die Krankenhäuser. Das hat uns enorm viel Arbeit, Druck und schlechtes Gewissen genommen. Denn das eigene Leben geht weiter, muss weiter gehen und das kann es auch, wenn man weiß, dass der Angehörige gut versorgt ist und weder Schmerzen noch Angst ertragen muss! Dort werden Gespräche mit Seelsorgern und Psychologen angeboten und es wird viel Verantwortung von den Angehörigen genommen, die dann auch wieder die Möglichkeit haben die Zeit mit dem Kranken zu genießen!
Es gibt solche Einrichtungen sowohl stationär als auch ambulant. Und die Unterstützung die einem da auf diesem Grenzweg gegeben wird ist toll, wirklich.
Setz Dich doch mal mit den Leuten da in Verbindung, erzähl ihnen von Deinem Kummer und Deiner Hilflosigkeit. Selbst wenn ihr noch gar nicht am Punkt der palliativen Behandlung angekommen seid, und noch die Option im Raum steht, kurativ zu behandeln: Ich bin mir sicher, dass man Dir helfen können wird und ggf. Ansprechpartner an die Hand geben kann.
Hol Dir Hilfe! Und zwar von Leuten die sich damit auskennen, die durch ihre Proffessionalität helfen können. Die Stimmung dort ist auch eine ganz andere als in Krankenhäusern. Bei uns hat man noch mal gespürt, dass die Persönlichkeit der Menschen wahrgenommen und respektiert wurde, was im Krankenhaustreiben leider nicht immer möglich ist. Wenn nicht mehr kurativ behandelt werden kann, sollte man sich dem Krankenhaus Klima m.E. entziehen.

Wenn Du da Druck aus der Sache raushast, kannst Du auch noch mal ganz anders mit Dir umgehen. Dann kannst Du Dir auch Gutes tun, ohne Dich mit Alk zu betäuben. Dann wirst Du auch wieder in der Lage sein, Stück für Stück andere Wege zu gehen. Nachbarn und Freunde sind selbst auch oft überfordert´, wenn von der Seite noch keine Hilfe angeboten wurde, dann such andere Wege!

Ich schick Dir mal ein gaaanz warme Grüße und die Kraft zu deligieren damit Du auch noch mal auf Dich schauen kannst!

Liebe Grüße
AnnaK

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ohjefisch
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Beitrag So., 22.02.2009, 18:37

Liebe Tacitus und Anna,

vielen Dank für Eure Antworten! Ich habe es bis jetzt nicht über mich bringen können zu schreiben, die Situation ist nämlich seit 2 Wochen eine ganz andere. Mein Vater ist am 07.02.09 gestorben, nachdem er 2 Tage auf der Intensivstation war. Ins Krankenhaus war er ja eigentlich nur wegen Dehydrierung und Verdacht auf Lungenentzündung gekommen, wir haben mit einer Woche oder so gerechnet. Aber dann hat ihn die Schwester am 04.02. nach dem Mittagessen leblos aufgefunden, er wurde reaninimiert, aber der Arzt hat mir da schon kaum Hoffnung gemacht. Wenn er ohne Maschinen weiterleben würde, sei das Gehirn wahrscheinlich so sehr geschädigt, dass er noch nicht mal ein 'normaler' Pflegefall werden würde.

Erst mal wieder alles erledigen, zugleich ziemliche Erkältung. Aber jetzt fängt es an, dass es mir gar nicht mehr gut geht. Dass ich auch Angst um mich habe (nicht wegen Alkohol, das hat sich wieder etwas gelegt). Meine Mutter hat, als ich ein kleines Kind war, mal gesagt, 'am besten, wir wären alle auf einmal tot' (sie, mein Vater, ich). Ich habe lange gegrübelt, wie sie das gemeint hat. Nun hat mich eine Freundin drauf gebracht, vielleicht in dem Sinne, dass sie mich (die ich als kleines Kind schon Angst vorm Tod hatte) beruhigen wollte, sagen wollte 'ich lass Dich nicht allein'.

Ja, jetzt bin ich 48, kriege eigentlich mein Leben geregelt, habe einen lieben Partner, aber meine Eltern fehlen mir doch sehr, und ich möchte manchmal alles hinschmeißen. Normal?

Hilfe wird mir von einigen Seiten angeboten, aber ich kann sie gar nicht annehmen! Am liebsten bin ich allein, alle um mich rum bedeuten irgendwie noch Verpflichtungen denen gegenüber. Mein Freund war nach der Beerdigung noch 2 Tage bei mir, aber dann gab es Beziehungsgespräche, und das ging grade gar nicht. So dass ich fast froh war, als er wieder weg war.

Ich denke, ich brauche Zeit. Aber ich habe auch Angst. Dass ich depressiv werde, dass ich sterbe.

Im Moment funktioniere ich noch ganz gut, habe auch meine (freiberufliche) Arbeit wieder aufgenommen. Nur holt es mich zwischendrin total ein, ohne Mutter UND ohne Vater zu sein, die bis vor einem Jahr noch Bezugspersonen ohne schwere Krankheiten waren.

Danke fürs Zuhören und Grüße,

Monika

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Laura13
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Beitrag So., 22.02.2009, 18:44

Hallo liebe Monika,

ich drück dich mal....Mensch, das ist aber auch viel zuviel auf einmal! Da darfst du gar nicht erwarten, dass du das gleich so einfach wegsteckst und zur Tagesordnung übergehst. Du brauchst Zeit und die musst du dir auch geben!
Vielleicht wäre es gut wenn du dich so einem Trauerkreis anschließen würdest. Ne Gruppe von Leuten, die sich regelmäßig treffen und sich gemeinsam bei der Trauerarbeit stützen....sowas gibt es in Heidelberg bestimmt auch...
Es ist immer schlimm, wenn die Eltern sterben, egal wie alt man ist.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Hast du denn eine gute Freundin, die dir zur Seite stehn kann und der du vertraust?

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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AnnaK
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Beitrag Di., 24.02.2009, 22:10

Ohje

Ja, das ist normal. Sagt man mir zumindest auch immer.

Dass Du Deine Ruhe wolltest zwischendrin ist auch normal. Ich konnte teilweise auch keine Menschen ertragen... die stecken halt nicht drin.
Es gab Tage, da hat es unglaublich gut getan zu sehen, dass die anderen noch leben, die Welt sich noch dreht. Und einen Tag später konnte ich es nicht ertragen.

Mir geht es weitestgehend eigentlich wieder ganz gut, und trotzdem hatte ich jetzt, ein halbes Jahr später, eine Woche in der ich für NICHTS Kraft hatte. Aufstehen, arbeiten gehen, heim gehen schlafen und zwischendrin noch meine Hunde versorgen.
Manchmal habe ich unglaubliche Panik, dass meinem Vater jetzt auch was zustößt, weil er die Trauer um meine Mum nicht aushält. An anderen Tagen bin ich voller Zuversicht, dass das schon alles gut geht.
Das kommt alles immer wieder... das geht aber auch wieder. Und es wird seltener...
Da ist eine große Lücke und Wunde. Und die muss heilen. Das dauert.

Gib Dir Zeit, Du musst jetzt ganz viel durchfühlen. Manches sogar mehrfach. Und dabei ist ganz viel Schmerzhaftes, zwischendrin auch Erleichterung und es folgen auf dem Fuße i.d.R. auch die Schuldgefühle. So vieles....
Überleg Dir wirklich Dir Leute zu suchen, die Deine Situation kennen. Entweder selbst Trauernde, oder Proffessionelle. Und sei es, dass man ab und an gesagt bekommt, dass man normal ist mit seinen Trauerreaktionen. Und um zu verarbeiten und nicht in eine Dauerschleife zu geraten.

Und fühl Dich mal ganz feste gedrückt!

Warme Grüße
AnnaK


montagne
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Beitrag So., 08.03.2009, 11:13

Hallo Ohjefisch (Humor hast du wohl nicht verloren ),
ja es ist normal. Glaube das schon. Eine kluge Frau hat mir mal gesagt, dass man erst dann ganz erwachsen wird, wenn die eigenen Eltern sterben. Und bei den meisten Menschen ist das um die 50 rum. Du bist jetzt eben nicht mehr das Kind von jemandem.
Du bist sicher eine taffe, selbstständige Frau und doch fühlst du dich jetzt wie ein verlassenes Kind, ich denke das ist schwer zu verstehen. Ich kenne diese Gefühle und auch das gefühl alles nur noch mit Widerwillen zu tun, keinen Sinn mehr zu sehen im Leben obwohl ja objektiv viel guter Sinn im Leben ist: Partner, Freunde, Arbeit. Was will man mehr? Aber irgendwie ist durch den verlust doch alles irrelevant geworden.
Oft denke ich, wen kümmert es nun noch? Lasse ich das Testament eröffnen oder nicht? Regle ich die letzten Angelegenheiten oder nicht? Wozu? Der geliebte Mensch ist ja Tod.

Ich kann dir leider nicht sagen WIE es besser wird. Nur das ich mit dir fühle und aber auch denke, das es okay ist, wenn man sich eben professionelle Hilfe sucht. Klar, irgendwie wird man es auch allein schaffen, aber wie lange wird das Dauern? Mit Hilfe kann es leichter werden.

Alles Gute!
amor fati

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Gerald1234
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Beitrag Di., 31.03.2009, 09:01

Ich denke nicht, dass das ein Burnout ist, sondern eine Art Niedergeschlagenheit, bei der man Unfähig ist sich zu motivieren.
Das ist ja auch nicht verwunderlich bei dem was dir da passiert ist

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Ratlosigkeit
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Beiträge: 1294

Beitrag Fr., 03.04.2009, 16:50

Hallo! Ich geselle mich mal hier dazu - weil ich auch gerade meine Mutter im Spital habe und eine Heidenangst... (Vater habe ich schon lange nicht mehr)
Und weil ich mich genau so fühle: ich funktioniere, arbeite, denke ständig, das Leben wird weitergehen, egal was passiert. Aber ich bin auch kurz vorm "ausgebranntsein". Habe Angst, daß ichs nicht packe... ich überprüfe ständig meine "ressourcen" - was mache ich wenn das passiert oder das usw. Das kostet Kraft und erschöpft.
Es ist so seltsam: da steht man im Leben, kriegt eigentlich alles hin, KANN ohne Eltern leben und tut das auch schon jahrelang, aber wenns kritisch wird, wird man zum kleinen Kind mit aller Hilflosigkeit, mit der großen Verlassensangst, mit dem "ich will nicht, ich kann nicht, ich mag nicht"
Aber es scheint normal zu sein. Das ist wohl etwas, wo man einfach durchmuß. Jeder verliert seine Eltern.
Mir tut es auch am besten allein zu sein. Ich mag mit niemandem sprechen. Irgendwann werde ich mir jemanden suchen um darüber sprechen, aber nicht jetzt. Ich bin zu angespannt, zu gereizt, zu verwirrt.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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ohjefisch
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Beitrag Mo., 06.04.2009, 11:39

Hallo an alle, die hier geantwortet haben und danke!

Ein bisschen habe ich mich inzwischen erholt, zumindest körperlich. Und Unterstützung habe ich auch erfahren, vor allem von alten Freunden und meinem Partner. Da sage ich mir immer wieder, guck doch, Du bist doch gar nicht allein! Ich träume viel von meinen Eltern, diese Nacht z.B. dass ich meinen Vater nach einem Autounfall 'rette', dass meine Mutter mich unerlaubt angerufen hat und ich sie in einer Art Bunker besuche.
Gerald1234 hat geschrieben:Ich denke nicht, dass das ein Burnout ist, sondern eine Art Niedergeschlagenheit, bei der man Unfähig ist sich zu motivieren.
Das ist ja auch nicht verwunderlich bei dem was dir da passiert ist
Ja, ich habe mal mehr über Burnout nachgelesen, das passt nicht so richtig. Das war kein beruflicher Stress, dem ich nicht begegnen konnte, das war einfach eine sehr anstrengende Zeit mit einem traurigen Ende.
Ratlosigkeit hat geschrieben:Hallo! Ich geselle mich mal hier dazu - weil ich auch gerade meine Mutter im Spital habe und eine Heidenangst... (Vater habe ich schon lange nicht mehr)
Und weil ich mich genau so fühle: ich funktioniere, arbeite, denke ständig, das Leben wird weitergehen, egal was passiert. Aber ich bin auch kurz vorm "ausgebranntsein". Habe Angst, daß ichs nicht packe... ich überprüfe ständig meine "ressourcen" - was mache ich wenn das passiert oder das usw. Das kostet Kraft und erschöpft.
Es ist so seltsam: da steht man im Leben, kriegt eigentlich alles hin, KANN ohne Eltern leben und tut das auch schon jahrelang, aber wenns kritisch wird, wird man zum kleinen Kind mit aller Hilflosigkeit, mit der großen Verlassensangst, mit dem "ich will nicht, ich kann nicht, ich mag nicht"
Aber es scheint normal zu sein. Das ist wohl etwas, wo man einfach durchmuß. Jeder verliert seine Eltern.
Mir tut es auch am besten allein zu sein. Ich mag mit niemandem sprechen. Irgendwann werde ich mir jemanden suchen um darüber sprechen, aber nicht jetzt. Ich bin zu angespannt, zu gereizt, zu verwirrt.
Ja, das scheint normal. Ich habe mir ein Buch gekauft, 'Barbara Dobrick: Wenn die alten Eltern sterben'. Da wird genau das beschrieben, dass es eben nicht einfacher wird, wenn man selber schon älter ist, die Eltern zu verlieren. Es tut mir gut, das Buch zu lesen, irgendwo finde ich mich immer wieder, und eigentlich finde ich auch Bestätigung, dass ich alles richtig gemacht habe. (Oder ich lege es mir so zurecht, aber das 'erlaube' ich mir.) Die Autorin richtet sich auch an Menschen, deren Eltern noch leben, ich kann es Ratlosigkeit also nur empfehlen.

Jetzt schreibe ich so zuversichtlich, kann morgen anders sein. Die nächsten anderthalb Wochen werde ich allein im Haus meiner Eltern verbringen, es gibt noch sehr viel zu erledigen. Muss ich durch, und wenn's gar nicht geht, dann halte ich mir offen, zurück zu meinem Partner zu fahren.

Grüße an alle,

Monika

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