Temporäre Selbsteinweisung in Akutpsychiatrie/psychiatrische Ambulanz

Kliniken u.a. in Deutschland (keine generellen Fragen)
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Kathlea
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Temporäre Selbsteinweisung in Akutpsychiatrie/psychiatrische Ambulanz

Beitrag Do., 04.02.2016, 11:48

Ich habe gehört, dass man sich selbst bei psychiatrischen Ambulanzen oder Akutpsychiatrien vorstellen und um eine temporäre Aufnahme bitten kann - eventuell für ein bis zwei Tage dort zu bleiben um wieder stabil zu werden. Ich kann mir das aber nun gar nicht vorstellen, dass die Ärzte dort jemanden, der sich wegen Eigengefärdung oder Angst vor dieser selbst einweist, einfach so nach 1-2 Tagen wieder "freigelassen" wird. Zudem kann ich mir auch nicht vorstellen, dass so spontan auch wirklich ein Bett dort frei ist.

Hat jemand bzgl. dieser Thematik Erfahrungen gemacht - evtl. speziell auf den Raum Berlin bezogen -, wenn ja welche?

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ziegenkind
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Beitrag Do., 04.02.2016, 12:09

ja, ich hab das gemacht. bin dann aber 6 wochen geblieben. ich hab glück gehabt, dass gleich ein bett frei war. andere sind mit einer tavor wieder weg geschickt worden um ein paar tage später wiederzukommen (hätte ich nie gemacht). geblieben bin ich frewillig. ich hab auch leute gesehen, die dann wieder freiwillig gegangen sind.

ich glaub, man soll bei der aufnahme nicht sagen, dass man suizidgefährdet ist. dann kommt man in die geschlossene und dann ist es mit der freiwilligkeit schwieriger.

ich war in berlin.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Kathlea
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Beitrag Do., 04.02.2016, 12:19

Hallo Ziegenkind,

danke für deine Antwort. Darf ich fragen, was du bei der Aufnahme gesagt hast, warum du dort "sofort" aufgenommen werden willst/musst (nur so umrisshaft)? Ich dachte irgendwie, dass solch eine Akutaufnahme nur bei Suizidgefährdeten greift und andere sofort wieder weggeschickt werden - weil eben kein akuter Grund vorliegt. Als Grund die Angst vor sich selbst zu nennen, wäre dann bestimmt auch eher kontraproduktiv was eine freiwillige schnelle Entlassung angeht. Ich wüsste sonst auch gar nicht was ich anderes sagen sollte, weshalb ich die Nacht nicht alleine verbringen will/kann. Ist man bei Aufnahme gezwungen Tabletten einzunehmen?

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Nektarine
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Beitrag Do., 04.02.2016, 14:25

Hallo!
Bin zwar aus Ö, aber antworte dir trotzdem.
Ich hatte einen sehr schweren depressiven Schub, mit Flashbacks, Angst, PTBS, keine Selbstmordgedanken.
Habe schon vor dem KH wieder mit Antidepressiva begonnen, die aber diesmal einfach nicht zu wirken begonnen haben, bzw. zu schwach gewirkt haben.
Ich bin in die Ambulanz gegangen und habe alles erklärt, der Arzt wollte mich aber nicht aufnehmen, hat gemeint, dass es mit noch nicht schlecht genug geht.
Bin dann zu meinem Hausarzt gegangen, er war sehr erschrocken über meinen Anblick (normalerweise sieht man mir die Depression nicht an) jnd hat mir eine Überweisung fürs KH geschrieben und dort angerufen. Wurde dann sofort aufgenommen, von einem anderen Arzt, der sich auch mehrmals für das Verhalten des ersten Arztes entschuldigt hat.
Ich bin 9 Tage geblieben, um stabilisiert zu werden und die Medikation zu verbessern.
Ich habe die ersten paar Tage Beruhigungsmittel bekommen, allerdings sehr niedrig dosiert, weil ich sie nicht unbedingt wollte.
Inzwischen bjn ich sehr gut auf meine neuen Medis eingestellt und es geht mir sehr viel besser. Ich konnte nach ein paar Tagen schon alleine hinaus und durfte selbst entscheiden, wann ich entlassen werden möchte.
Würde diesen Schritt immer wieder gehen!
Liebe Grüße

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Candykills
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Beitrag Do., 04.02.2016, 14:51

Du kannst einfach zum Pförtner gehen und sagen, dass du am Rad drehst. So mach ich das immer. Auch kannst du sagen, dass du suizidal bist. Du kommst deshalb nicht gleich auf die geschlossene Abteilung. Du wirst aber regelmäßig gefragt wie es um die Suizidalität steht und darfst wahrscheinlich die Station nicht verlassen. Wenn du das trotzdem tust, werden sie halt auf der Aktstation die Türen verschließen. Ob du nach 2 Tagen wieder gehen darfst, hängst davon ab, wie es dir geht. Wenn du sagst, dass alles wieder gut ist, werden sie dich nicht halten können.

LG
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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lamedia
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Beitrag Do., 04.02.2016, 16:28

Hallo Kathlea - es gilt das Prinzip der psychiatrischen Pflichtversorgung. In D. In den Regionen (oder auch Stadtbezirken) gibt es jeweils ein Krankenhaus mit psychiatrischer Abteilung, das dich bei ärztlicher Indikation auf die psychiatrische Station aufnehmen muss, wenn du dich akut selbst vorstellst. Das Stichwort bei dir wäre wohl "Krisenintervention", das ist keine gezielte langfristige Behandlung, sondern eine Aufnahme für ein paar Tage.
Welches Konzept diese Pflicht-Psychiatrie hat, ist oft Glückssache. Man kann auf allgemeinpsychiatrisch-gemischte Stationen kommen, die für einen Teil der Patienten auch geschlossen sein können, bei Platzmangel u.U. auch in die geschlossene - oder aber "Glück" haben, dass es auch Betten in spezielleren Stationen, z.B. für affektive Störungen (wie Depression) gibt.
Wenn man versucht, außerhalb der Pflichtversorgungskrankenhäuser akut als Selbsteinweisung aufgenommen zu werden, (z.B. weil das Konzept der Psychiatrie einem mehr zusagt) wird man heutzutage eher abgewiesen und nach Hause, zum Psychiater bzw. in die Krankenhäuser der eigenen Versorgungsregion zurückgeschickt. (Selbst so erlebt.)


Widow
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Beitrag Do., 04.02.2016, 16:44

In Berlin gibt es einige Kriseninterventionszentren:
http://www.anlaufstellen-berlin.de/doku ... onszentren

Ich war vor fünf Jahren in Rudow (weit von meinem Wohnort entfernt; diese Zentren arbeiten alle nicht bezirksgebunden), freiwillig, wurde nach einigen Tagen dort akut suizidal, verbrachte dann zwei Tage auf der Geschlossenen (eine andere Station) und konnte dann nach Hause gehen. (Geholfen hat mir der ganze Ausflug übrigens nicht.)

Noch kurz zu den Formalitäten: Man geht "ganz normal" zur Notaufnahme, sagt, dass man in das Kriseninterventionszentrum möchte und wird dann kurz von einem Psychiater befragt. Ich habe damals schlicht erzählt, in was für einer Situaion ich bin, habe auch nicht verschwiegen, dass ich an Suizid denke, und konnte dann sofort (es war Nacht) ins Zentrum.

Ach so, dies noch: Diese Kriseninterventionszentren sind allesamt nicht für längere Aufenthalte (also länger als etwa 14 Tage; heutzutage vermutlich eher noch kürzer) ausgelegt. Aber wer will, bekommt dort Hilfe für die Zeit nach dem Aufenthalt.

Alles Gute!
Zuletzt geändert von Widow am Do., 04.02.2016, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.


ziegenkind
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Beitrag Do., 04.02.2016, 16:50

kathlea, ich war am zittern und am endlos weinen. konnte auch kaum sprechen. da brauchte ich nix erklären.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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lilu
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Beitrag Do., 04.02.2016, 17:01

Liebe Kathlea,

ich hatte vor ein paar Jahren, 5 bis 6 mal die "Gelegenheit" ins Krankenhaus zu gehen. Ich ging in die PIA und stellt mich dem Arzt vor. Ich sagte meistens nicht mehr viel, nur das ich nicht mehr kann, oder so ähnlich. Das "Gute" war, dass man mich dann irgendwann kannte und ich schnell aufgenommen wurde. Sofort. Einmal musste ich 2 Tage auf die Aufnahme warten, aber das war ok. Ich war auf einer offenen Station und zwischendurch auf der Geschlossenen. Ich hatte aber die Möglichkeit, wenn ich wieder klar war, die Station zu verlassen. Es war ja keine mit richterlichen Beschluss erfolgte Einweisung, also kannst Du auch wieder gehen, auf eigene Gefahr.

Ob ein Bett frei ist, weiß ich nun auch nicht. Auf der Geschlossenen standen auch Betten auf`m Flur, also Platz ist immer...
Auf den anderen Stationen werden meines Erachtens Notfallbetten freigehalten. Jedenfalls war dies in meinem KH so.

Scheue Dich nicht eine Klinik aufzusuchen und Hilfe einzufordern. Es ist ein komisches und auch kein einfaches Gefühl, aber irgendwann wird es besser.

Ich wünsch Dir alles Gute und viel Mut.

LG Lilu
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Myhre
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Beitrag Do., 04.02.2016, 17:16

Du kannst in die Schlossparkklinik in Berlin gehen.
Du brauchst da nicht ewig erklären,um zur Krisenintervention aufgenommen zu werden.
Wenn du mehr wissen willst,bitte eine PN schreiben.
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi


Widow
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Beitrag Do., 04.02.2016, 17:24

Die Psychiatrie der Schlosspark-Klinik ist vorrangig für Menschen aus dem Nordteil von Charlottenburg zuständig. Wer aus anderen Ecken kommt, muss dort meistens längere Wartezeiten in Kauf nehmen.
Eine Kriseninterventionsstation gibt es dort nicht.
Zur Aufnahme in selbige musste ich damals übrigens nichts "ewig erklären", das Gespräch war rasch beendet.

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Kathlea
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Beitrag Do., 04.02.2016, 17:43

Vor einer Abweisung habe ich auch am meisten Angst, da diese mir glaube in jener Akutsituation den Rest geben würde und ich ungern auf offener Straße zusammenbrechen möchte. Mir war auch so, dass man in Berlin nur in jene Akutpsychiatrie gehen darf/kann, die für das jeweilige Einzugsgebiet zuständig ist. Meint ihr ein vorheriger Anruf in der Klinik wäre zur Abklärung sinnvoll oder weisen die einen dann erst recht ab?

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lilu
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Beitrag Do., 04.02.2016, 17:45

Hm, ich glaube, dass man Dir am Telefon wohl eher sagt, dass Du persönlich vorbeikommen sollst, damit ein Arzt mit Dir reden kann...
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Goethe

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Broken Wing
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Beitrag Do., 04.02.2016, 18:15

Gibt es wirklich Leute, die freiwillig in die Klapse gehen? Krass.
War unfreiwillig dort, geholfen hat's nicht und ich war wohl die Ursache dafür, dass eine der potenziell freiwilligen Insaßen abgewiesen wurde ;-)
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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lilu
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Beitrag Do., 04.02.2016, 18:27

Ich bin bisher jedes Mal freiwillig da gewesen. Ich habe fast nur gute Erfahrungen gemacht und es hat mir wirklich weiter geholfen. Auch kann ich in einer Klinik besser am Problem arbeiten, als ambulant. Aber das hängt wohl auch von der Klinik, dem Konzept und dem Klinikteam ab....
Und mit Entzücken blick ich auf, so manchen lieben Tag;
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Goethe

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