Therapieform bei emotionaler Erpressung durch Mutter

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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Tiene
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Therapieform bei emotionaler Erpressung durch Mutter

Beitrag Mi., 01.08.2012, 11:06

Guten Tag alle miteinander,

bis zu meinem 29. Lebensjahr habe ich (weiblich, heute 35) noch zuhause bei meiner Mutter gewohnt. Wir waren emotional total voneinander abhängig und sie hat mich emotional total erpresst - was sie heute noch tut. Es sind noch einige Dinge passiert, bei denen es mich heute angewidert schüttelt, wenn ich nur daran denke.

Ich habe damals eine Verhaltenstherapie bei einem Psychotherapeuten gemacht, um mich einigermaßen von meiner Mutter zu lösen und selbstständig zu werden (z. B. eigene Wohnung, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, da ich teilweise auch an sozialen Phobien litt).

Ich lebe heute in einer sehr schönen Beziehung mit meinem Freund (mein erster). Trotzdem merke ich heute immer noch, dass ich immer noch nicht los bin von meiner Mutter. Dass sie immer noch Macht über mich hat. Das ist mir besonders stark bewusst geworden, nachdem ich das Buch "Vergiftete Kindheit" von Suan Forward gelesen habe. So viel passt wie die Faust aufs Auge.

Nachts habe ich sogar Alpträume von meiner Mutter mit Dingen, die so nie passiert sind. Ich drehe mich manchmal um diese Gedanken, besonders nachts. Ich schlafe nur noch sehr schlecht und merke, dass es mir immer schlechter geht. Teilweise habe ich nachts Panikattaken, weil ich Angst vor dem sprichwörtlichen Monster unter dem Bett habe. Ich darf keine Horrorfilme schauen, weil mich dann diese Ungeheuer nachts "besuchen" kommen.

Dies zu meiner Vorgeschichte. Ich merke, dass ich doch dringend wieder Hilfe benötige. Noch habe ich das nicht so deutlich mit meinem Lebensgefährten besprochen, weil es mir recht unangenehm ist. Habe es aber vor. Mein damaliger Therapeut meinte auch, dass ich zwar auf einem gutem Weg sei, aber noch lang nicht beednet hätte.

Das spüre ich jetzt immer mehr. Ich möchte aber nicht nochmal zu ihm, weil er damals nichts aus meiner Vergangenheit hören wollte, sondern nur was ich für die Zukunft verändern will. Ich habe jetzt aber das Gefühl, so manches aus meinem Leben aufarbeiten zu müssen, um damit klar zu kommen.

Doch ist da dann ein Verhaltenstherapeut überhaupt das richtige für mich? In dem Buch von Susan Forward beschreibt sie Therapiegruppen, wo Kinder "giftiger Eltern" bei einem Therapeuten zusammenkommen mit zusätzlichen Einzelgesprächen. Aber das ist in den USA.

Gibt es sowas in Deutschland auch? Speziell für erwachsener Kinder mit mißhandelnder bzw. emotional erpressender Eltern etc.? Was für eine Art Therapie wäre für mich das richtige?

Es ist mir schon klar, dass ich mein Verhalten ändern muss, um für die Zukunft etwas zu erreichen. Aber ich habe auch das Gefühl, das über Jahre heruntergeschluckte endlich mal zu erzählen und aufzuarbeiten. Da sind Dinge dabei, die kann ich nicht meinem Freund oder einer Freundin erzählen. Ich möchte dazu auch ein Konzept, wie ich damit umgehen kann.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen bzew. hat jemand einen Tipp, welcher Therapeut für mich geeignet wäre (Fachrichtung)?

Für Rückmeldungen wäre ich sehr dankbar!

Viele Grüße

Tiene

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saffiatou
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Beitrag Mi., 01.08.2012, 11:10

Liebe Tiene,

ich habe ähnliches wie Du durchmachen müssen und mache eine tiefenpsychologisch fundierte PT. Das ist ebenfalls
ein Verfahren, daß von den Krankenkassen zugelassen ist.

In dieser Therapieform geht es in die Vergangenheit zurück (nicht ausschließlich). Hier entscheidest Du, worüber Du reden willst,
was Dich gerade bewegt. Aber es wird die gesamte Biographie aufgearbeitet.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Tiene
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Beitrag Mi., 01.08.2012, 15:25

Hallo Saffia,

vielen Dank für Deine rasche und liebe Rückmeldung. Traurig und schön zugleich zu sehen, dass man nicht allein ist mit seinem Problem.

Gibt es dabei denn auch Gruppensitzungen oder ist das alles Einzeltherapie? Hast Du eine Ahnung, ob es zu so einem Thema auch Selbsthilfegruppen gibt?

Darf ich fragen, wie Dein Psychologe bei Dir vorgeht?

Sorry, wegen der vielen Fragen...

Viele Grüße

Tiene

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saffiatou
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Beitrag Do., 02.08.2012, 10:17

Liebe Tiene,

Du darfst gerne fragen!

Ich weiß von keiner TfP Gruppe (außerhalb von Kliniken), aber das muß nicht heißen, daß es sie nicht gibt.
Da ich keine Gruppensitzungen mag, mir fehlt einfach das Vertrauen, habe ich mich nie darum gekümmert.
Als ich im November letzten Jahres zur Reha war, gab es eine entsprechende Gruppe, die ich aber sehr
schlecht geleitet fand, da wurde nur sehr oberflächlich über das Wochenende und die Spaziergänge die
man da gemacht hat gesprochen. Kommt eben immer auf den Therapeuten an.

Vielleicht fragst Du in einer Klinik in Deiner Nähe mal, ob sie auch offene Gruppen anbieten oder weiterhelfen
können.

Ich denke jeder Therapeut hat so seinen eigenen Ansatz. Die ersten fünf probatorischen Sitzungen haben
wir so allegemeines über mich besprochen, warum ich eine Therapie machen will/muß. Welche Probleme
ich habe. Hat ein wenig nach meiner Familie gefragt....

Nachdem ich mich dann entschlossen habe, die Therapie bei ihm zu machen, hat er mir einen langen Fragebogen
gegeben, den ich beantworten mußte. Dann sind wir tief in die Familiengeschichte eingetaucht. In der ersten
Stunde hat er eine Achtsamkeitsübung gemacht und danach sollte ich alles malen, was in meiner Geschichte
wichtig war. Das war für mich anfangs schrecklich, weil ich nicht gerne gemalt habe (hat sich dadurch total
geändert und das Malen ist für mich DAS Ausdrucksmittel geworden). Ich habe einen sehr großen Bogen Papier
bekommen und zwei Stunden gemalt, anfangs sehr vorsichtig.

In der nächsten Stunde haben wir das Bild besprochen. Er hat damit genau den Nerv bei mir getroffen und so
viele Blockaden gelöst, die sonst vielleicht noch da wären.

Als ich merkte ich kann und darf vertrauen, tat das unglaublich gut. Immer wieder gibt er mir zu erkennen, daß
er mich versteht.

Nun ist es so, daß ich entscheide, worüber ich reden will, manchmal müssen noch die ganzen Dinge wieder und
wieder ans Licht gezerrt weden, die mich in die Therapie getrieben haben. Immer wieder brauche ich die
Bestätigung, daß ich richtig liege und nicht meine Eltern. Daß man eben nicht auf Kinder einprügelt.

Ich bekomme viele Erklärungen und immer Feedback. Manchmal provoziert er auch, sagt es dann aber
gleich wieder, wenn er merkt, daß ich damit nicht klar gekommen bin.

Wichtig ist für mich, daß er immer sehr vorsichtig ist, daß er aufpaßt, daß es nicht zu viel wird, dann
gleich ablenkt.

Von meiner Freundin weiß ich, daß ihre Therapeutin sie nicht malen ließ (falls es Dir Angst macht), sondern einfach
die Biographie aufgearbeitet hat.

Ab und zu läßt er noch Anteile aus der Gestalttherapie mit einfließen. Ich bekomme Buchtips.
Kann Dir nur die Bücher von Alice Miller empfehlen.

Hoffe, daß es nicht zu lang war und ich ein wenig helfen konnte.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Tiene
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Beitrag Fr., 03.08.2012, 10:33

Hallo Saffia,

das war überhaupt nicht zu lang. Habe mich sehr über Deine Antwort gefreut.

Das mit dem Malen kenne ich eigentlich nur aus stationären Einrichtungen (beruflich, nicht persönlich). Für mich wäre das wohl nichts. Meine Malkünste gehen über Strichmännchen und kindliche Zeichnungen nicht hinaus. Aber schön, dass es Dir hilft.

Ich bin eher der Schreiber. Das würde mir wohl eher helfen. Ich habe sogar Erlebnisse aus meiner Kindheit zu Papier gebracht und überlegt, ob ich mal eine Biografie schreiben soll. Falls die überhaupt jemand lesen möchte. Leider fehlt mir beruflich und privat momentan die Zeit.

Muss auch keine Gruppentherapie sein. Im Buch "Vergiftete Kindheit" wurde nur erwähnt, dass es sich sehr positiv auswirken kann zu hören, wie es anderen ergangen und dass man nicht allein ist. Aber wenn man nur über`s Spazierengehen erzählt, bringt das ja alles nichts. Das kommt wohl wirklich auf den Therapeuten an. Ist anscheinend hier in Deutschland nicht so üblich. Susan Forward (die Autorin des oben genannten Buches) erwähnte, dass sie Ihre Klienten sowohl in Einzel- als auch in Gruppensitzungen therapiert hat. Das klang für mich recht plausibel. Bei ihr wurde auch die Konfrontation mit den Eltern in die Therapie mit eingeschlossen (brieflich oder Face to Face). Besonders das Briefeschreiben (selbst wenn man es schlussendlich nicht abschickt, halte ich für sehr sinnvoll).

Vielleicht ist eine tiefenpsychlogische PT für mich diesmal genau das richtige. Ich werde mich mal umsehen.

Vielen Dank für Deine Hilfe!

Ganz liebe Grüße

Tiene

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Britt_Stadler
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 18:52

Ich habe auch mal eine Gruppentherapie gemacht und dort haben wir auch über eingemachtes geredet, je nachdem was uns so beschäftigt.
Gibt auch ambulante Gruppen. Meld dich bei kh oder bei Institutsambulanzen und frag dort mal nach.
"Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft."

Maria von Ebner- Eschenbach

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 24.09.2012, 19:24

Hallo Tiene,

oh je, das Thema Mutter steht bei mir in der Therapie jetzt auch noch an.
TfP ist sicher eine gute Wahl, gerade wo du ja weißt, wo "die Kacke am Dampfen" ist. Was saffiatou über ihren Therapeuten schreibt, zur Arbeitsweise, kenne ich von meinem auch. Allerdings, er ist VT´ler.
Es geht durchaus, auch in einer VT in die Vergangenheit zu gehen, an der Biographie zu arbeiten, kommt auf den Therapeut an, machen nicht alle VT´ler. Ich hab ihn gleich zum Anfang danach gefragt, da ich wusste, es geht in die Vergangen und ich wollte da auch hin. Aber ich brauchte ja auch Hilfen im hier und jetzt, Änderungsstrategien für meine eingefahrenen dysfunktionalen Verhaltensweisen, daher VT.
Musst du halt gleich nach fragen, ob der VT´ler das macht.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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gosa
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Beitrag So., 30.09.2012, 00:36

hallo,

ich glaube die zugelassene Therapieform ist nicht unbedingt so entscheidend, wichtig ist wie der Therapeut arbeitet, heute überlaben sich meist die Therapieformen. Was ich allerdings wichtig finden würden wenn der Therapeut Traumatherapeutisch arbeitet, da es noch nicht Kassenzugelassen ist, bieten die meisten eben noch eine kassenzugelassene Form an (VT, TP, analytik). Vom Ansatz würde wahrscheinlich bei dir die TP am besten passen, aber wie gesagt es ist mitlerweile überlabend und deshalb sollte lieber von Therapeut zu Therapeut gekuckt werden, wichtig ist ja mit wem du zurechtkommst, sprich für die individuell Hilfreich ist, da ist die Methode meist zweitrangig.

Also Therapeutische Gruppensitzungen habe ich auch noch nicht gesehen, denke für viele ist schon Einzelbehandlung sehr schwer. Was ich aber weiß das es angeleitete Gruppen teilweise über Beratungsstellen gibt, wobei es auch sehr schwer ist genügend Leute zu finden die sich bei dem Thema trauen, emothionale Gewalt ist noch ein recht grosses Tabu Thema, leider.

Weiterhin gibt es evtl. Selbshilfegruppen, aber da solltest du auf dein Bauchgefühl hören.

Sorry das erst so spät antworte, ich bin nur recht selten im Forum und lese kaum etwas.

LG

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Tiene
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Beitrag Fr., 19.10.2012, 11:01

Hallo gosa und an alle anderen,

herzlichen Dank für Deine Rückmeldung - und selbstverständlich auch an alle anderen!

Wie Du siehst, bin ich auch nicht so oft in diesem Forum unterwegs, deshalb habe ich Deine Antwort auch gerade erst gesehen.

Vielen Dank für Deine Worte. Leider bin bei der Therapeuten-Suche noch nicht wirklich voran gekommen.

Hatte mir welche herausgesucht und diese per Mail angeschrieben. Davon haben sich gerade mal zwei zurückgemeldet - eine konnte nicht und die andere hatte ein Problem damit abends zu telefonieren (bin ja voll berufstätig und während der Arbeitszeit geht gar nicht). Würde gern zu einer Frau gehen, weil ich auch einiges was meine Sexualität angeht besprechen möchte und da ist mir eine Frau halt lieber.

Wie habt Ihr denn eigentlich Eure Therapeuten gefunden?

LG

Tiene

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gosa
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Beitrag So., 21.10.2012, 02:15

Hallo Tiene,

versuche die anderen doch nochmal Telefonisch zu erreichen, finde ich immer persönlicher. Zumal viele Therapeuten recht viele Mails bekommen und eh voll sind. Finde es leichter am telefon meine Problematik zu erzählen und dadurch kommt ja auch gleich ein Fitbek. Vielleicht einfach beides versuchen und immer wieder nachhaken, wobei da natürlich abgewogen werden sollte in welchem Abstand, damit es der Therapeutin nicht zuviel wird.

Meine jetzige Therapeutin hatte ich durch Glück gefunden. Hatte erstmal Therapeutinen rausgesucht die Kassenzugelassen und Traumatherapie zusätzlich anbieten, alles ohne Erfolg bzw. mit mind. 1-2 Jahren Wartezeit. Zumal meine damalige Sachbearbeiterin bei der KK meinte im Kostenerstattungsverfahren würden sie nicht machen, weil die Therapeuten mind. das doppelte nehmen, was der reinste blödsinn ist. Da die KK aber unbedingt wolte das ich eine Therapie mache, hatte ich nach einen knappen Jahr den mut im Kostenerstattungsverfahren eine Therapie zu beantragen.

Heute weiß ich das die KK im Kostenerstattungsverfahren genehmigen müssen, wenn in absehbarer zeit kein Kassenzugelassener Therapeut Zeit hat. Wobei allerdings das weitere Genehmigungsverfahren ehr schwiriger ist. Trotzdem eine gute Möglichkeit eine gute Therapeutin zu finden, die evtl. nicht so extrem lange Wartezeiten hat.

Ruf doch auch noch mal bei Beratungsstellen an, häufig haben die auch listen mit Therapeutinnen wo sie gute Erfahrungen gemacht haben und teilweise geben sie da auch erstmal Therapie oder wenigsten Beratungsstunden.

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