Therapieabbruch bei Alkoholkonsum zulässig?

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Atlantis07
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Therapieabbruch bei Alkoholkonsum zulässig?

Beitrag So., 12.02.2012, 19:28

Guten Abend zusammen,
ich bin neu hier und brauche dringend einen Rat!

Wo fange ich an?
Nach 25-jähriger Drogenabhängigkeit, nenne ich mich, was meinen Suchtmittelmissbrauch HEROIN betrifft, seit Ende 2009 clean!

Das Drogenleben hat jedoch Spuren hinterlassen.
Meine Vergangenheit holt mich immer wieder ein!
Nun, da es viele Baustellen zu bewältigen gibt, hat sich mittlerweile, seit ca. 2 Jahren eine Suchtverlagerung in Richtung ALKOHOL eingestellt!

Eine Psychotherapie wurde zur Stablisierung, Unterstützung und Begleitung einer noch bevorstehenden Interferon Behandlung aufgrund einer Hep. C Erkrankung vorausgesetzt und von mir angestrebt.
Nach erfolgten Vorgesprächen wurde die Zusammenarbeit begonnen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieser Psychotherapeut seitens der hiesigen DROBS -Drogenberatungsstelle- empfohlen wurde. Ein gutes halbes Jahr musste ich auf den Platz warten.
Erleichtert und glücklich darüber, jemanden an meiner Seite zu haben, mit dem ich meine aktuelle Problematik u.a. Persönlichkeitsstörung, erhebliche familiäre und Beziehungs-Probleme bearbeiten kann.

Beginn der Behandlung erfolgte clean!
Aufgrund der vielen Baustellen, hat sich ein Entlastungstrinken eingeschlichen.
Dies habe ich offen thematisiert.
Mein Alkoholkonsum beschränkte sich darauf, dass ich allabendlich eine Flasche Rotwein konsumiert habe, tagsüber gelegentlich Zündkerzen.
Nie bin ich bei den morgendlichen Sitzungen angetrunken erschienen. Der Alkoholkonsum, das Entlastungstrinken bereitete mir Sorgen, da ich so auch nicht die angestrebte Interferon Behandlung beginnen kann.

Nach einigen erfolgten Sitzungen weigerte sich mein Therapeut, die Behandlung fortzuführen! Er schlug eine stationäre Rückfallaufarbeitung vor, danach dürfte ich gern wieder vorstellig werden!
Gesagt getan. - Leider wurde seitens der Kostenträgerschaft abgelehnt.

Ich komme gerade aus der freiwillig beendeten 2-wöchigen Entgiftung, um den Kopf frei zu kriegen.
Zurückgekehrt ins verlassene Chaos - fängt alles wieder von vorne an.
Die Entgiftung hätte ich mir sparen können, obwohl ich mich dort psychisch stabilieren konnte, der Aufenthalt hat mir sehr gut getan.

Die Probleme sind nach wie vor da, ebenso der Alkohol! ...
Ich verstehe mich selbst nicht mehr, kann mich nicht leiden.
Was ich fühle ist Ohnmacht, Hilf- und Machtlosigkeit, Verzweiflung, HASS auf mich selbst und meine Unfähigkeit, mich selbst zu retten.
Hinzu kommt eine Diagnose von Vorstufe von KREBS, aufgrund derer mein Minijob und Standbein neben Hartz IV fristglos gekündigt wurde!

Nun, ich brauche dringend fachmännische Begleitung, um das Ruder zu wenden, Bewältigungsstrategien zu erarbeiten, in eine unabhängige und frei bestimmte Lebensführung.

Bin alleinerziehende Mutter eines 18 jährigen Sohnes, Sklave meiner Familie, zu derer nur noch der alte Herr, mein schwieriger Vater von 80 Jahren gehört, mit dem wir unter einem Dach leben!
Beziehung untereinander gibt es nicht, hier herrscht einfach nur Krieg, ....jeeeeden Tag!

Nach langer Rede
....kurzer Sinn, meine Frage ist:

DARF EIN THERAPEUT DIE BEWILLIGTE WEITERFÜHRUNG DER BEHANDLUNG AUFGRUND DER OBEN GESCHILDERTEN PROBLEMATIK ABLEHNEN???

Unterstreichen möchte ich noch einmal, dass ich während der Besuche in der Praxis keinen Alkohol konsumiert habe und nicht konsumieren werde.
Ich bin schwach, mir fehlt es an Energie und Bewältigungsstrategien, ich sage mal, ein BURN OUT SYNDROM schleicht sich ein, ist bereits da!
Nichts geht mehr, aus lauter Ausweglosigkeit lebt alles Verhalten auf, es wird weiterhin täglich allabendlich konsumiert, Wein wechselt mit Wodka Coctails.
Selbstmord auf Raten also, destruktiver und verantwortungsloser könnte es kaum sein.

HILFE, wer kann mir einen Rat geben? Therapeutenwechsel?
Umschreibung der bewilligten Stunden kann ich mir sparen. Bis ich einen neuen Platz in den mehr als rar gesäten Psychoterapiepraxen erhalte, ist einfach ALLES zu spät!
Habe alle bereits durchtelefoniert, entweder Aufnahmestop oder Standard-Wartezeiten von 1 Jahr!
Das schaffe ich nicht mehr!
Sämtliche positive Energien sind abhanden gekommen, ich verliere mich immer mehr!

Guter Rat ist teuer!
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit, dankbar für jeden Tipp!

Guten Abend &
freundliche Grüße

Atlantis07

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münchnerkindl
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Beitrag So., 12.02.2012, 19:42

Zunächst mal finde ich es klasse daß du von der Droge weg bist!

Da du was von Persönlichkeitsstörung, Beziehungsproblemen usw schreibst gehe ich davon aus daß dein Suchtmittelkonsum so eine Art Selbstmedikation war (und ist) um mit überfordernden psychischen Zuständen klarzukommen?

Evtl wäre dann das hier für dich interessant:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dialektisc ... e_Therapie

http://www.dachverband-dbt.de/index.php


Ich würde DRINGEND raten von dem Alk zu lassen. Alk belastet die Leber zusätzlich zu der Hepatitis. Ich hab einen ex Junkie Bekannten trotz Interferon an Hepatitis C ins Leberkoma fallen und sterben sehen weil er nicht schnell genug eine passende Spenderleber bekommen konnte.

Evtl gibt es Psychopharmaka die dir Erleichterung verschaffen.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am So., 12.02.2012, 19:49, insgesamt 1-mal geändert.

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lamedia
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Beitrag So., 12.02.2012, 19:48

Hallo - ja, die Fortführung der Therapie kann aufgrund des Alkoholkonsums abgelehnt werden. Ich weiß nicht, ob sie sogar abgelehnt werden muß, habe aber gehört, dass die meisten Therapeuten bei Suchtpatienten die Behandlung ablehnen, bis diese clean sind. Auch in eine Klinik (Psychotherapie) kommt man nur "clean", soweit ich weiß. Der Hintergrund ist der, dass die Therapie nicht wirkt, weil man mit dem Suchtmittel den Problemen, die eigentlich in der Therapie bearbeitet werden sollen, aus dem Weg geht, also quasi mit den Suchtstoffen ein Hintertürchen offen hat...

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Stöpsel
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Beiträge: 978

Beitrag Mo., 13.02.2012, 18:09

Hallo Atlantis,

ich kenne mich mit Suchtproblematik überhaupt nicht aus, wollte Dir dennoch schreiben, was mir dazu einfällt.
Erstmal, bei allem Alkoholproblem, ist es ja schon mal toll, dass Du vom Heroin weggekommen bist. Dass es Dich jetzt, wo alles wieder schwieriger scheint, verstärkt zum Alkohol zieht, hat wohl mit den Umständen zu tun, dass Dir alles wieder so ausweglos erscheint. Mir fallen mehrere Ansatzpunkte ein:
- der Therapeut hat Dir ja Hoffnung gegeben und solange Du noch zu ihm gehen konntest, war es mit dem Alkoholproblem noch nicht so schlimm wie jetzt. Trotzdem gab es das alkoholproblem. Wäre eine Erhöhung der Stundenzahl zu dem Zeitpunkt möglich/sinnvoll gewesen? Einfach damit Du mehr die Steine aus dem Weg räumen kannst, die Dich da schon zum Alkohol gezogen haben.
Dass es jetzt wieder schlimmer ist, liegt ja vielleicht an der Hoffnung, die mit dem Ende der Therapie verloren ging. Aber (wie gesagt Laienmeinung) vielleicht kannst Du Dich schnell wieder auf das Niveau von davor bewegen, wenn Du wieder mit Therapie weitermachen kannst (und dadurch wieder mehr Hoffnung hast).
- kannst Du nicht in eine normale Klinik gehen (oder meintest Du das?)? Wieso kann die abgelehnt werden? Bzw. kann man dann nicht dagegen vorgehen? Vielleicht notfalls Krankenkasse wechseln.
- Auf jeden Fall würde ich mit dem vorigen Therapeuten sprechen, wie Du jetzt weitermachen kannst. Offenbar ist das, was ihr vereinbart habt, nicht möglich, er hat aber damit gerechnet, dass es klappt. Wenns nun nicht klappt, kann er die Situation ja auch wieder anders beurteilen oder hat nen anderen Tip an der Hand.

Vielleicht schreibt ja noch jemand, der sich mit rechtlichen Sachen besser auskennt. Es kann meiner Meinung nach nicht sein, dass Du in Deiner Situation nicht die Unterstützung bekommst, die Du brauchst.

Viele Grüße

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Anne1997
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Beitrag Di., 14.02.2012, 07:38

Liebe Atlantis,

das liest sich alles ganz schön bitter und verzweifelt, dennoch denke ich, dass es Wege gibt, die da herausführen können.
Ja, ein Therapeut darf eine Therapie unter diesen Umständen abbrechen und es kann sinnvoll sein, dass er es tut, wenn er zu der Überzeugung gelangt,
dass er Dich sonst nicht mehr richtig unterstützen könnte. Eigentlich ist nur dies ein ehrlicher Weg ....
Dennoch würde ich bei ihm nachhaken, wie es weitergehen könnte, ihn nochmals ansprechen, welche Möglichkeiten und konkreten Bedingungen er in Betracht zieht.

Ansonsten gibt es die Suchtberatungsstellen in kleineren und größeren Städten, die anonymen Alkoholiker usw., die Dir helfen können.
Auch Deinen Hausarzt bzw. einen Internisten oder Psychiater, Neurologen würde ich konkret darauf ansprechen.
Und: Deine Krankenkasse kontaktieren, notfalls mehrfach, um herauszufinden, wie sie Dich konkret unter welchen Bedingungen unterstützen kann bzw. was an Angeboten möglich ist.
Evtl. würde ich auch eine andere Krankenkasse kontaktieren und nachfragen, was diese anbieten kann.

Und: im Internet gibt es Hilfsmöglichkeiten von Leuten, die sich damit auskennen und Dir sicherlich noch den einen oder anderen Tipp geben können,
Dich auch in Deiner Verzweiflung verstehen können. Schicke Dir eine Adresse per PM zu.

Auch ich denke, dass es Dir nur hilft, wenn Du Deinen Umgang mit Alkohol geregelt bekommst, also aufhören kannst.
Du schreibst hier so offen - Du kannst es schaffen, auch wenn es ein harter Weg ist.

Wünsche Dir alles Gute für Deinen Weg,
Anne

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Ekel
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Beitrag Di., 14.02.2012, 15:34

Hallo Atlantis,

Hast du den Antrag auf stationäre Rückfallbearbeitung mit DROBS zusammen gestellt?
Wenn der Kostenträger (DRV?) die Kostenübernahme ablehnt, kann man meist noch einmal widerspruch einlegen und wenn dieser abgelehnt wird kann man (bei stationären Rehamaßnahmen die normalerweise über DRV bezahlt werden) mit der ablehnung noch versuchen über die Krankenkasse etwas zu erreichen. Was diesen Punkt angeht, empfehle ich dir auf jeden fall dringend dir von einem Sozialarbeiter in der Drogenberatung helfen zu lassen.

Was deine Frage angeht (wie schon von mehreren gesagt) ja das kann der therapeut. Wenn er ja auch dazu da ist um die interferon behandlung mit zu bgelieten ist das auch kein wunder, schließlich verhindert der Konsum die Behandlung zusätzlich.

Was kannst du sonst noch tun:
-Nochmal mit dem Therapeuten sprechen und um weitere hilfe bitten (und wenn es nur kontaktadressen sind)
- Zusätzlich sozialarbeiter aktivieren (Probleme wie Schulden, justiz ämter und dergleichen) können genauso gut mit deren hilfe in angriff genommen werden.
- nicht verzweifeln! Ja es ist ein riesen haufen arbeit, ja es ist klar das es hart wird, da hat sich ja auch über 25 Jahre etwas angehäuft. Aber wenn du erstmal hilfe gefunden hast bist du damit nicht alleine! meist dauert das lösen zwar aber mit ein wenig struktur und geplantem vorgehen ist es garnicht so kompliziert.
- Wenn du Freunde oder Bekannte hast die dir eine stütze sein können (und sei es nur zum reden) bitte sie um hilfe. Damit fühlst du dich nicht so allein.
- Selbsthilfegruppe (AA oder NA zum Beispiel) können auch ein Ort sein an dem man sich alles von der seele reden kann und wo man zuspruch und halt bekommt. Versuch da mal dein Glück!

Ansonsten wünsche ich dir viel Kraft! Durchhalten lohnt sich!

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